inner,
Adj.;
Bedeutungen 1-3 raumbezogen, 4-5 nur z. T. mit Raumaspekten assoziierbar.
1.
›an der Innenseite von Körpern, Gegenständen befindlich‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
inne
(Adv.) 1,
inwendig
 1.
Syntagmen:
innere haut, innere waden
.
Wortbildungen:
innerhand
›Höhlung der Hand‹ (a. 1468),
innerhirn
(a. 1432),
innerhirnfel
(15./16. Jh.),
innerhirnschal
(a. 1478),
innerteil
›Oberschenkel‹ (a. 1536).

Belegblock:

Rupprich, Dürer 
2, 176 
(
nobd.
,
1512
):
Peim ent des jnnern wadens ein 22 teill.
Ebd.
2, 174, 214
;
175, 12
;
Bremer, Voc. opt.
301
;
Dasypodius
70r
;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 155
.
2.
›innerhalb eines Bezugsraumes oder einer Bezugsfläche befindlich (von Sachen), mitten in etw. gelegen‹; subst. ›Inhalt‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
inne
(Adv.) 1,
inwendig
 1.
Gegensätze:
ausser
(Adv.) 4.
Syntagmen:
innerer altar / konvent / turm, innere furche / mauer / rinde / stat / wüste, inneres feld / gemach.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok.
11794
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
der inner [altar] waz mit sinnen | […] Geziret als her solde.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
207v
, 9 (Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Nim des velwen inren rinde ain hand voll / und súd das mit altem win.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen
218, 7
(
halem.
,
1449
):
wond sich harinne die erwirdigen geistlichen herren und fröwen […] die samnung des indrent conventes.
hail. altvaͤter
73r
, 7 (
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
wan er hat můt in die inren wuste da der hailig vater anthonius was.
Müller, Nördl. Stadtr. 
553, 8
(
schwäb.
,
1481
):
dartzů alle die, die in der indern statt sitzend.
Chron. Augsb.
4, 458, 11
(
schwäb.
, zu
1508
):
selber kam zů ainem grossen fischreiß und schnit das inder heraus.
Langmantel, Schiltb. Reiseb. 
63, 8
(
oobd.
,
n. 1427
):
in der indern rinckmaur sein VI thausent heuser.
Buijssen, Dur. Rat.
10, 19
(
moobd.
,
1384
):
im innern tail des tempels waz der alter dez rauchz.
Höver, Bonaventura. Itin.
2, 561
(
moobd.
,
1450
/
60
):
ain andechtige sel, der […] jn dem jnnern Jerusalem saligkleich rwͤet.
Drescher, Hartlieb. Caes. 
372, 2
(
moobd.
,
1456
/
67
):
furtten sein seel mit freuden zu den indristen hellen.
Turmair
4, 462, 1 
(
moobd.
,
1522
/
33
):
Nach dem zogen die Baiern ab in ir indrest land.
Siegel u. a., Salzb. Taid. 
244, 9
(
smoobd.
, Hs.
17. Jh.
):
bei dem indern thurn ain verpotten holz und ain offner weg.
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz.
62, 18
;
hail. altvaͤter
 75v
, 6;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. 
61, 35
;
Roth, E. v. Wildenberg 
19, 11
;
Siegel a. a. O.
303, 23
;
Mell u. a., Steir. Taid.
1778, 27
;
Voc. inc. teut. m iiijv;
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
260
.
3.
›innerhalb eines Bezugsraumes wohnend, sich innerhalb eines Bezugsraumes aufhaltend‹; oft subst.
Bedeutungsverwandte:
eingesessen
 1; vgl.
inbürger
,
inman
 2,
insässe
.
Gegensätze:
ausbürger
, (s. v.)
ausser
(Adv.) 3.
Wortbildungen:
innerbürger
(a. 1539),
innergericht
›Gericht für die Eingesessenen‹ (14. Jh.),
innerländer
(a. 1413).

Belegblock:

Welti, Stadtr. Bern 
82, 10
(
halem.
,
um 1400
):
wa ein vsser, der nit burger were, einen indren an rentzet mit worten.
Ebd.
401, 23
(
1353
):
was ime da denne der inder tůt vnd die ime denne des beholfen weren, die soͤllent vrfecht sin von der stat.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen
160, 14
(
halem.
,
1430
):
Were aber das ein inderr von dem andren indren ouch semliche ligende guͤtere koufte.
Rennefahrt, Zivilr. Bern
752, 12 
(
halem.
,
1615
):
Kein innerer soll eines usseren vogt werden wider ein ingeseßnen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. 
110, 5 
(
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
als er […] in tayding mit den inderen was, do khamen die Turkhen.
Winter, Nöst. Weist.
3, 591, 27
(
moobd.
,
E. 15. Jh.
):
ob iemant aines gedings not beschäch in der herschaft schrann, es sei ain inder oder ausserr.
Welti, a. a. O.
45, 23
;
87, 33
;
Rennefahrt, Stadtr. Bern  
336, 1
;
775, 8
;
Winter, a. a. O.
1, 676, 34
.
4.
›innerlich, sinnlich nicht wahrnehmbar; geistig, seelisch, überirdisch, himmlisch‹.
Texte religiösen (gehäuft), mystischen und (seltener) didaktischen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
innerlich
 3,
inwendig
 2.
Gegensätze:
ausser
(Adv.) 1,
äusserlich
 2,
aussenwendig
 1.
Syntagmen:
innerer friede / grund / herzensgrund / mensch / sin / wille
,
innere andacht / barmherzigkeit / form / heiligkeit / herzensfreude / kraft / lust / minne / reue / senftigkeit / süsse / weisheit / wonunge / zunge
,
inneres bild / gesicht / werk / wort
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred.
1, 109, 10
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
In dem innersten quelle dâ quille ich ûz in dem heiligen geiste.
Ders., Eckharts Trakt.
38, 6 
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
dar umbe ist ein inner werk, daz noch zît noch stat besliezen noch begrifen enmac.
Ebd.
291, 4
:
Nicht daz man dem inneren sül entgân […] sunder in dem […] sol man lernen.
Jostes, Eckhart
91, 19 
(
14. Jh.
):
der mensch sei zu versten in zwuͤ weis: von eim auzzern und noch eim innern menschen.
Ebd.
92, 3
:
daz werk dez innern menschen, daz da heizt schawen in bekennen und in minnen.
Fischer, Brun v. Schoneb. 
8885
(
md.
, Hs.
um 1400
):
ja sal uch jehen min innere sin | wie got trinket milch und win.
Steer, Schol. Gnadenl.
3,
O 1, 183 (
rhfrk.
,
1375
):
Die gnade get vz gode […] nach dem inren bilde vnd nach dem vzern werke.
Strauch, Par. anime int.
38, 36
(
thür.
,
14. Jh.
):
wan got ist der sele innirste innekeit.
Gille u. a., M. Beheim 
75, 125
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Auch wart der mensch gepeinigt mit | […] das der inner frit | auch da von in was wenken.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
198
(
Nürnb.
1517
):
idoch ist die euser [zunge] anderst nichts dann ein zeichen der innern.
Thiele, Minner. II, 
13, 369 
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
das ich sie noch mitt innern augen schawe.
Vetter, Pred. Taulers
70, 15
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
alsus lerest du den ussern menschen zů einem innern menschen machen.
Päpke, Marienl. Wernher 
11292
(
halem.
,
v. 1382
):
Das tempel tůch rais und brach | Das man die inre hailikait sach.
Steer, Schol. Gnadenl.
5, 98 
(
halem.
,
15. Jh.
):
doͤrt schenket er daz inre marg sines libes vnd sines lebens.
Schmidt, Rud. v. Biberach 
12, 25
(
whalem.
,
1345
/
60
):
enhein creatǔr mag vns vertriben von der inren inwanung Cristi.
Morgan u. a., MHG. Transl. Summa
333, 22
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
wie doch daz ist, daz wir von inrem willen niht mer minnen.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
23, 152
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
sie wand vor laid ir weissen hend | mit innerm seufzen ser.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
57, 18
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
habnuͤss macht pesunder naignuͤss in den inristen tuͤgenden.
Höver, Bonaventura. Itin.
2, 17
(
moobd.
,
1450
/
60
):
mag nicht zuͤ jm selbs widerkeren durch glangung ynnerer suͤsse.
Ebd.
2, 347
:
das es ist das aller ainualtigist vnd aller groͤssest, dar vmb ist es gancz ynner vnd gancz ausser.
Kochendörffer, Tilo v. Kulm
5771
;
Fischer, a. a. O.
6450
;
7280
;
Quint, Eckharts Pred.
1, 66, 4
;
87, 6
;
2, 229, 4
;
ders., Eckharts Trakt.
109, 18
;
420, 8
;
Helm, H. v. Hesler. Apok.
4774
;
Dubizmay, kurß zu Teutze
40, 4
;
Strauch, a. a. O.
14, 18
;
29, 12
;
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
16
va, 33;
Asmussen, Buch d.
7
Grade 762;
Gille a. a. O.
73, 82
;
Schmidt, a. a. O.
4, 8
;
41, 7
;
70, 2
;
138, 8
;
146, 22
;
Vetter, a. a. O.
42, 32
;
144, 6
;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel 
1, 334, 22
;
Steer, a. a. O.
5, 170
;
Morgan u. a., a. a. O.
67, 29
;
76, 11
;
364, 32
;
Buijssen, Dur. Rat.
29, 15
;
Hohmann, a. a. O.
85, 39
;
Schles. Wb.
2, 586
;
Schwäb. Wb.
4, 40
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 56
.
5.
›vertraut, intim, nahestehend‹; subst. ›Vertrauter‹.
Phraseme:
innerer rat
›kleiner Rat als Verfassungsorgan in Städten, geheimer Rat eines Fürsten‹.
Syntagmen:
i. förster / freund
.

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm
2466
(
preuß.
,
1331
):
Kung Davidis ritter gut | Wart […] | Des selben kunges inner rat.
Chron. Strassb.
1042, 20
(
els.
, o. J.):
ich wil uch sagen minen heimlichen rot, wan ir mir die inresten und die liebsten sint.
Chron. baier. Städte. Regensb.
17, 21
(
noobd.
,
1512
):
heten dy herren vom indern rath gern all umb leib und leben bracht.
Sappler, H. Kaufringer
4, 94
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
mich haund mein herren von der stat | der inner und der ausser rat | ietzo gesant.
Drescher, Hartlieb. Caes. 
232, 14
(
moobd.
,
1456
/
67
):
von einem andern priester hort, der sein innerister frewnt ward.
Turmair
4, 314, 3 
(
moobd.
,
1522
/
33
):
sind die gehaimsten und indristen rät kaisers Alexandri gewesen.
Chron. Nürnb.
3, 372, 13
;
Chron. Augsb.
7, 169, 1
;
Turmair
5, 104, 13
;
280, 16
;
Voc. inc. teut. m iiijv;
Rwb
6, 256
/7.
Vgl. ferner s. v.
ausser
(Adv.) 6.