heuer,
Adv.;
aus
mhd.
hiure
›in diesem Jahr‹
(Lexer
).1, 1310
1.
›in diesem (zum Zeitpunkt der Äußerung) gegenwärtigen Jahr, dieses Jahr‹.Gegensätze:
fert
im vorigen jar
über ein jar
zu jare
Syntagmen:
etw. h. verkaufen / versteuern
; vom zehenten h. etw. werden
; j.
(Subj.) h. ein meister sein
; h. an dem jar, das jar, zu jar
(jeweils als Pleonasmus); h. im früling, in dem meien, in des meien zeit, in dem fest
.Wortbildungen:
heuer
das
).Belegblock:
Luther, WA
21, 54, 29
(1544
): und handele ynn des das Euangelion am Sanct Johannes tag, wie es heuer ym xxviiji jare wol kan geschehen.
Lappenberg, Fleming. Ged.
289, 32
(1632
): Sie schaut nach dem lieben Freier, | der uns bringt ein neues Heuer.
Matthaei, Minner. I,
5, 43
(Hs. 15. Jh.
): Daz waz huͤr in dez meyen zit, | die mancher hand wuͦnne git.
Ziesemer, Marienb. Konventsb.
88, 18
(preuß.
, 1402
): Der treszler hat huwir von dem spicher vorkoufft 29 leste rocken und 8 scheffel.
Wyss, Limb. Chron.
75, 18
(mfrk.
, Hs. 2. H. 16. Jh.
): wer huwer ein meister was von dem snede, der wart ober ein jar ein knecht.
Meisen u. a., J. Eck
7, 8
(Leipzig
1520
): heure in dem grossen fest, das er
[Luther]
helt auff unßer frawen verkundung tag, wan er sibentzig frummer junckfrawen mit einem heuratgut außsteurt. Mathesius, Passionale
35r, 7
(Leipzig
1587
): wir haben euch im vorigem Jahre zur Passionspredigt den 22. Psalm [...] erkleret / Hewer nu haben wir fuͤr vns [...] das 53. Capitel des Propheten Esaiæ zu nemen.
Skála, Egerer Urgichtenb.
152, 11
(nwböhm.
, 1575
): Heuer In frilling Zu Woga sej er Zum fenster eingrochen dem Nunner Enders.
Loose, Tuchers Haushaltb.
122, 8
(nürnb.
, 1515
): Item adi 11 abrilis des Granles hern par, fur das er vert und hewr die 2 knaben [...] in der charbochen pei 9 tagen in seiner kost gehalten.
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Ayrer. Franciscus
306, 202
(Nürnb.
1618
): So solt ir wol die witfrau sein, | der heur ist gstorben ir man.
Welti, Urk. Rheinfelden
803, 76
(halem.
, um 1390
): der dritt hoͤwet vnd empdet huͥr kostet 4 lb.
Müller, Grafsch. Hohenb.
2, 180, 40
(schwäb.
, 1443
/44
): Von dem zehenden an korn ist worden hewer 29 m. ze 24 ß.
Dirr, Münchner Stadtr.
596, 22
(moobd.
, 1377
): daz nu fürbaz yederman all sein hab [...] hewer daz jar verstewern sol.
Luther, WA
47, 558, 12
; Joachim, Marienb. Tresslerb.
201, 27
; 594, 27
; Frantzen u. a., Kölner Schwankb.
1, 1, 1
; Boos, UB Aarau
206, 11
; Rennefahrt, Statut. Saanen
40, 26
; Müller, Grafsch. Hohenb.
2, 157, 2
; Sappler, H. Kaufringer
3, 484
; Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
217, 12
; Klein, Oswald
116, 23
; Herzog, Landsh. UB
350, 36
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
237
; Stieler
1, 836
.2.
Verallgemeinerung zu 1: ›zu dieser Zeit, in der Gegenwart, heute, jetzt‹; die Belege erlauben nicht immer eine klare Unterscheidung zu 1.Phraseme:
heuer wie / als fern / fert
›heute wie gestern, immer, stets‹; jm. heuer als fert sein
›jm. gleichgültig sein‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. heint
heute
taglang
Gegensätze:
fert
fern
Belegblock:
Luther, WA
41, 759, 1
(1543
): Weil [...] wir solche predigt wol hoͤren mit den ohren, aber nicht zu hertzen nemen, das sie [...] frucht bringen kuͤndte, bleyben wir heur wie fert und heut wie gestern, da es imer und ewig schad und schand ist.
Goedeke u. a., Liederb.
36, 15
(Nürnb.
1540
): bulens ist gleich heur als fert, | hat einer vil gelt, so ist er wert.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
254, 33
(Nürnb.
1548
): War man fert zu Rom gewesen / hewer zoge man zu Sanct Jacob.
Spanier, Murner. Narrenb.
2, 100
(Straßb.
1512
): Vnd blyb ein narr ich hür als fern.
Chron. Augsb.
8, 230,
Anm. 1 (schwäb.
, zu 1595
): Diß wunderseltsam abenthewer | Mag jederman noch sehen hewer.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 216, 2
([Augsb.
] 1548
): Wer heüre were frümmer danne ferdt | der were wol lobens und ehre wert.
Kehrein, Kath. Gesangb.
2, 547, 10
(München
1586
): Erbarm dich [Jesus] vber deine Kindt, | Die hewr zu dir kommen seynd.
Luther, WA
49, 636, 2
; 52, 18, 36
; Fischer, Brun v. Schoneb.
5310
; Spanier, Murner. Schelmenz.
22, 21
; Rennefahrt, Stadtr. Bern
174, 7
; Fuchs, Murner. Geuchmat
91
; Klein, Oswald
123, 59
.‒
Vgl. ferner s. v. art
(die
) 10, äz
.3.
›kürzlich, unlängst, vor nicht langer Zeit‹.Bedeutungsverwandte:
jüngst
jung
kürzlich
nächstmals
nähist
neulich
unlängst
zunächst
Belegblock:
Schöpper
46a
(Dortm.
1550
): Nuper. Jüngst nähist vnlangst vor vnlangem zu nechst newlich kuͤrtzlich nechstmals hewer.