hergehen,
V.,
unr.1.
›gehen, sich (in eine bestimmte Richtung) bewegen; einher-, umhergehen‹; seltener auch: ›(aus einer bestimmten Richtung) herbei kommen‹; vgl.
her
(Adv.) 1; 3; 6, gehen
1.Bedeutungsverwandte:
vgl. hertreten
Belegblock:
Luther. Hl. Schrifft.
Jos. 6, 3
(Wittenb.
1545
): Las alle Kriegsmenner rings vmb die Stad her gehen ein mal.
Mone, Adt. Schausp.
1, 477
(Hs. ˹omd.
, 1391
˺): get her ich wil [uch] sundirn frist | touffen und machen von sunden vry.
Goedeke, Fischart. Mucken
296
(Straßb.
1610
): Alsdann sie da um in herging, | Schwetzt und pappelt viel unnütz ding.
Chron. Augsb.
7, 194, 1
(schwäb.
, zu 1550
): wann er ainen bekam, der in fraget, wo er hergieng, sagt er allwegen: von der kay. mt.
Weber, Füetrer. Poyt.
189, 3
(moobd.
, 1478
/84
): der künig zw im her ginge | mit seiner amey.
Luther. a. a. O. 2. Sam.
15, 18
; Perez, Dietzin
1, 408, 8
; Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 232, 25
.2.
›vor einer Sache / Person her ziehen, einer Sache / Person vorangehen‹; auch bildlich.Belegblock:
Luther. Hl. Schrifft.
Jes. 58, 8
(Wittenb.
1545
): Als denn wird dein Liecht erfur brechen wie die Morgenröte / vnd deine Besserunge wird schnell wachsen / vnd deine Gerechtigkeit wird fur dir her gehen / vnd die Herrligkeit des HERRN wird dich zu sich nemen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
622, 3656
(Magdeb.
1608
): Biß man die Oberst Heuptfahn / Auch fuͤr dem Koͤnig sahe hergahn.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
146v, 13
(Leipzig
1588
): im Ianuario hat man zweene Cometen gesehen / Der eine ist des Morgens vor der Sonnen hergangen / Der ander auff den Abend der Sonnen nachgefolget.
Luther. a. a. O. Jos.
3, 11
.3.
von Gegenständen: ›sich an / um etw. befinden; sich an etw. hinziehen‹.Belegblock:
Luther. Hl. Schrifft.
1. Kön. 7, 20
(Wittenb.
1545
): an dem reiffe der vmb den bauch des knauffs hergieng [...] auff beiden seulen.
4.
›einer Sache vorausgehen, zeitlich vor etw. liegen‹; Ütr. zu 2.Belegblock:
Peil, Rollenhagen. Froschm.
241, 6085
(Magdeb.
1608
): An seines Vettern Heintzen tage / | Der vor S. Margreten hehrgehet.
Kehrein, Kath. Gesangb.
2, 623, 6
(Leipzig
1537
): du kyndt [...], | Des hoͤchsten prophet wuͤrst du sein, | Jm geyst von dem Herren hergon, | Vnd seine weg bereytten fein.
5.
vor allem von Naturerscheinungen und gesellschaftlichen Ereignissen: ›herbeikommen, hereinbrechen, sich nähern‹; Ütr. zu 1; fließender Übergang zu 6.Bedeutungsverwandte:
vgl. anfallen
daherbrechen
herbrechen
herkommen
Belegblock:
Mieder, Lehmann. Flor.
837, 1
(Lübeck
1639
): Es gehet ein new Wetter her / es scheinet ihme kein Sonn / kein Stern.
Luther, WA Tr.
4, 309, 23
(1539
): Wie ich aus seinem Schreiben merke, so dünkt mich, es werde ein Krieg werden. [...] Nu wolan, so lassets hergehen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
174, 14
(oobd.
, 1349
/50
): sô der tôt her gêt, sô fleuht er [swan] sein pein in dem hirn.
Langmantel, Schiltb. Reiseb.
86, 25
(oobd.
, n. 1427
): die ersten tagzeitt müssen sie verpringen, wenn der tag herget.
Luther. Hl. Schrifft.
Sir. 37, 5
; Reichmann, Dietrich. Schrr.
175, 20
; Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
97, 36
.6.
›geschehen, passieren, sich ereignen, vor sich gehen‹; anschließbar an 5.Bedeutungsverwandte:
vgl. beikommen
bekommen
beschehen
dargehen
gefallen
gegan
geschehen
herkommen
passieren
Belegblock:
Luther, WA Tr.
1, 172, 23
(1532
): Vnser Herr Gott mus vor ein guten platz regen mit eim tonner lassen hergehn.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew.
21, 14
(Straßb.
1650
): Dan da vor diesem dem Niemand alles zugeschrieben worden, wo es wider sinnes hergegangen.
Heidegger. Mythoscopia
73, 5
(Zürich
1698
): Man macht sich im Kopff vil imaginierte Umstaͤnd / und Gemaͤhld / wie alles ist hergegangen.
Memminger Chron. Zuschr.
2, 8
(Ulm
1660
): Daß demselbigen doch seyn Memmingen also lieb / daß er gern hoͤret / wann es wol darin̄en hergehet.
Rosenthal. Bedencken
14, 34
; Eschenloher. Medicus
80, 6
; Stieler
1, 627
.‒
Vgl. ferner s. v. 1
base
5.7.
›hervorgehen, sich entfalten, sich entwickeln‹.Belegblock:
Peil, Rollenhagen. Froschm.
565, 1868
(Magdeb.
1608
): Fried sol fuͤr Krieg / vnd Sieg hergehen.
Kehrein, Kath. Gesangb.
3, 139, 5
(Köln
1582
): wie ein grab das offen stehet, | Daraus ein boͤser stanck hergehet.
8.
von Personen: ›sich benehmen, sich verhalten, sich in einem bestimmten äußeren Zustand befinden‹.Belegblock:
Luther. Hl. Schrifft.
1. Kön. 21, 27
(Wittenb.
1545
): DA aber Ahab solche wort höret / zureis er seine Kleider / vnd legt einen Sack an seinen Leib / vnd fastet / vnd schlieff im Sack / vnd gieng jemerlich her.
Opitz. Poeterey
30, 29
(Breslau
1624
): wie ein anderer habit einem koͤnige / ein anderer einer priuatperson gebuͤhret / vnd ein Kriegesman so / ein Bawer anders / ein Kauffmann wieder anders hergehen soll.
Luther. a. a. O. Bar.
2, 18
.9.
›sich auf etw. konzentrieren, in einem bestimmten (gedanklichen) Zustand bleiben‹.Belegblock:
Reichmann, Dietrich. Schrr.
146, 24
(Nürnb.
1548
): Denn da treybet dich die not / das du Gott anruͦffest / an sein wort vnnd zusagung dich haltest / vnd jmmerdar in dem befelh auff das reinest bleibest / und hergehest / welchē Got dir hat auffgelegt.