hemd,
das
;
–/-e, -er
.
1.
ein einfaches Kleidungsstück für Männer und Frauen: ›Kleid, Kittel, Überwurf (als Teil der Oberbekleidung); unter dem Mantel getragenes Gewand‹; in den Texten meist nicht näher beschrieben; fließender Übergang zu 2, davon nicht immer deutlich zu unterscheiden.
Bedeutungsverwandte:
kleid
 1,
pfeit
; vgl.
kittel
,
taphart
.
Syntagmen:
ein h. anhaben / anziehen / antun, jm. ein h. reichen
;
das h. mit etw. durchziert sein
;
sich mit einem h. bekleiden, im h. reiten, leinwad zu hemden nemen; notdurft an hemden; das geweihte / lange / reine / saubere / seidene / weisse / weltliche / wollene h
.
Wortbildungen:
hemdenmacher
(a. 1396),
hemderkragen
.

Belegblock:

Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
61, 17
(
preuß.
,
1437
/
8
):
In der trapenie. [...], item 600 elen sagk leiwand, item hemde, bruche uff 1 jar, item 100 par leyner hosen.
Luther, WA
19, 289, 37
(
1526
):
Jn Cloͤstern sitzen sie muͤssig und broten sich mit boͤsen gedancken tag und nacht, meynen darnach mit eynem wollen tuch oder hembd sich keusch zu machen.
Perez, Dietzin
2, 538, 2
(
Frankf.
1627
):
sintemal derjenigen sehr wenig / so reine vnd saubere Hembdter anhaben / vnnd vnter denselbigen bin ich auch einer.
Allg. Schau-Buͤhne
27, 60
(
Frankf.
1699
):
man schreibt von der Ertz-Hertzogin / Sie haͤtte ein Geluͤbd gethan. kein ander Hembd anzuziehen / Ostende waͤre dann erobert.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
36, 5
(
omd.
,
1487
):
dÿe weÿber wollen gemeinlich tantzen und bülen Schone hawben, hembde, badekappen schnüre guldene reÿffe rc. vorschenken vnd selbist [...] als dÿe gemaltten tockenn irscheinen.
Gille u. a., M. Beheim
99, 632
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Das sy im [irem man] nicht an machen was | ain lang hembt oder pfaiten, das | man im dy pruch nit sehe.
Rupprich, Dürer
1, 159, 29
(
nobd.
,
1520
):
Jch hab kaiser Heinrichs arm, unser Frauen hembd, gürtel und ander ding von heilthum gesehen.
Roder, Hugs Vill. Chron.
200, 28
(
önalem.
,
1531
):
600 und 42 man, die beklaitend sich all mit wißen hemdern uber den harnasch.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
502, 20
(
els.
,
1362
):
Hie zwischent hettent in [den nouicien] sine frúnt vs den geistlichen kleidern gezogen vnd leiten ime ein weltlich hemede an.
Chron. Strassb.
414, 16
(
els.
,
A. 15. Jh.
):
do entschuldigete sü sich, [...] das sü noch eine reine maget were. und das bewerte sü domitte, das sü ein gewihsset hemede ane det und domit ging in ein für und bleip unversert in dem füre.
Spanier, Murner. Narrenb.
34, 2
(
Straßb.
1512
):
Das man an den hembder kragen | Getter / leitern neget an.
Päpke, Marienl. Wernher
12581
(
halem.
,
v. 1382
):
si [Maria] truͦg an ir rainú klait: | Ain hemd und ain rok, dar ob | Ainen gaistlichen mantel Got zelob.
Koppitz, Trojanerkr.
3897
(Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Mitt manger listen raine, | Vine perlan klaine, | Iettlich hemed besunder wol | Durch zierett was.
Ebd.
20275
:
Ainen mantel trüg sy an, | Daz waz ain pliantt wunnesan, | Dar under ain rylich hemd, | Armütt waz ir frömd.
Schulte, Rav. Handelsges.
3, 341, 45
(
schwäb.
,
1479
):
verges nit, das ier linwat nemen zu hemder fúr Nore, den wier kaine haben und lond machen.
Chron. Augsb.
8, 356, 5
(
schwäb.
, zu
1548
):
die kay. mt. [...] hat darnach ainem ieglichen [der armen mitburger] 8 ellen parbianischen tuͦchs zuͦ ainem rock und 6 ellen leinwat zuͦ ainem hemmat [...] geschenckt.
Weber, Füetrer. Poyt.
155, 2
(
moobd.
,
1478
/
84
):
SI pat den helld, ir raichen | paid hembd vnnd auch den mandel.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
90, 14
;
705, 11
;
Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
471, 2
;
Ermisch, UB Chemnitz
434, 12
;
Skála, Egerer Urgichtenb.
148, 15
;
237, 11
;
Henschel u. a., Heidin
371
;
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
48, 32
;
Goedeke u. a., Liederb.
158, 7
;
Lemmer, Brant. Narrensch.
4, 17
;
Chron. Augsb.
5, 275, 10
;
Voc. inc. teut. l vr;
Voc. Teut.-Lat. o iijv;
Maaler
205v
;
Bücher, Berufe Frankf.
1914, 57
.
2.
›Unterhemd; von Männern und Frauen unmittelbar auf dem Körper getragenes Kleidungsstück‹.
Phraseme:
das hemd jm. näher als der rok sein
›eigene Interessen sind jm. wichtiger als fremde‹;
jm. das hemd zum rok her reichen
›eine Sache bis zur Vollendung weiterführen‹;
jm. das hemd heis machen
›jn. in Angst versetzen‹.
Bedeutungsverwandte:
1
leiblein
(s. v.
1
leib
 2).
Syntagmen:
ein h. anhaben / tragen, jm. das h. über sich fliegen
;
jn. bis auf das h. ausziehen, j.
(Subj.)
im h. laufen, nakt im h. gehen
;
ein h. von seide / zwilch, hose und h.
;
das härene h
.
Wortbildungen:
hemdlein
.

Belegblock:

Luther, WA
33, 423, 30
(
1531
):
Also wirdt auch vom Jungsten tage gesagt, da sie werden gestrafft sollen werden: O, sprechen sie, haben wir noch so lange frist, so lange mir das hembdt hehr zum rock.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
125, 7
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Da bereyte man einen deppich bij das füre / dar vff furt man die konnigynne / vnd zoch sij vß bis vff ire hemde.
Loose, Tuchers Haushaltb.
126, 25
(
nürnb.
,
1515
):
Item adi 8 ottobris dem Obermair gewontschneider beczalt fur 3 firtel rott stammet tuch mir czu einem hembd untter das wammeß.
Sachs
22, 418, 24
(
Nürnb.
1547
):
Zwo junckfrawen mit schneweis zarten, | Durchsichtig weisen hemetlein, | Dardurch ir leib sam plos erschein.
Bihlmeyer, Seuse
39, 7
(
alem.
,
14. Jh.
):
Ein herin hemde und ein isnin keten truͦg er neiswi lange.
Vetter, Pred. Taulers
353, 22
(
els.
,
1359
):
Der keiser viel balde von sime rosse und zoch sine kleider ze mole us uf sin hemde.
Maaler
218r
(
Zürich
1561
):
Man hatt jm das Hembdle heiß gemacht.
Barack, Zim. Chron.
2, 63, 15
(
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
so muest der gedacht Steffan hosen und wamas abziehen und wan er schon hosen und hemedt [...] behedelt hette.
Ebd.
111, 37
:
Wiewol er nit beklaidt, allain das hemmat anhet, nochdann ist er für die mülle hinaussgangen.
Chron. Augsb.
5, 274, 19
(
schwäb.
,
1502
):
Anno dni. 1502 im aprillen kamen 5 man her, die hetten nichtz an, dann ain hemet von zwilch gemacht, und hetten kain schuͦch an und truͦgen nichtz auff dem habt.
Turmair
4, 8, 19
(
moobd.
,
1522
/
33
):
All menschen sein mêr genaigt zu tadeln dan zu loben, ain ieder günt im selber mêr guets dan seinem nechsten; eim ietlichen ist das hemmet nêhner dan der rock.
Luther, WA
32, 112, 29
;
Karnein, Salm. u. Morolf
7, 2
;
Bell, G. Hager
425, 2, 8
;
Kehrein, Kath. Gesangb.
2, 509, 2
;
Lauchert, Merswin
8, 9
;
Vetter, Pred. Taulers
64, 26
;
Chron. Augsb.
8, 224, 12
.
Vgl. ferner s. v.
abziehen
 14,
affensprung
 1.