heidenschaft,
die
.
1.
›Gesamtheit der nichtchristlichen Völker‹; fließender Übergang zu 2; zu
heide
(
der
).
Gegensätze:
christenheit
 1.
Phraseme:
etw.
(Subj.)
in heidenschaft heissen
›etw. bei den Heiden nennen‹.
Syntagmen:
die h. gewinnen
;
die h.
(Subj.)
von jm. kommen
;
viel der h. bekert sein
;
der h. predigen
;
für die h. bitten, sich wieder die h. setzen
;
die arge / arme / elende / ganze / gemeine / grosse / unfruchtbare h.
;
die begängnisse / sitten, ein teil der h.
;
eine irrung in der h
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok.
2195
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
Der heidenschaft war vil bekart | Und den gelouben gelart.
Chron. Köln
1, 86, 19
(
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Were alsulcher stryt begonnen | ind also menche burch gewunnen | van al kirstenheit vp heydenschaff, | men solde da vmmer sagen aff!
Gerhard, Hist. alde e
443
(
omd.
,
um 1340
):
Ismahel Nabaioth irspan, | Cedar, Madan und Maddian. | Van disen quam di heidenschaft, | Daz verhing di gotes craft.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
2, 28
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
her Marcus spricht von vil und manchirleyge provincien unde [...] von begencnisse unde sittin der heydinschaft.
Gille u. a., M. Beheim
98, 58
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Daz ir euch turrend seczen | wider dy argen haidenschafft | und auch wider der Türken krafft.
Lauater. Gespaͤnste
24v, 5
(
Zürich
1578
):
ES waͤre aber lydenlich / wen̄ dise ding allein in der Heydenschafft furgangen / wo sy nit auch vnder den Christē selbs vil mal beschaͤhen waͤrind.
Morrall, Mandev. Reiseb.
72, 11
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
da gatt daz wasser umb daz da haisset Torrens Syon. In haydenschafft haisset es Padanin.
Turmair
4, 775, 11
(
moobd.
,
1522
/
33
):
Si wolten von Antiochia wider außziehen und der haidenschaft weiter predigen.
Holtzmann, Gr. Wolfdietrich
954, 1
;
Valli, Baldemann
290
;
Kehrein, Kath. Gesangb.
2, 412, 3
;
Sachs
18, 440, 23
;
Koller, Ref. Siegmunds
345, 16
;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
469
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
377, 26
;
Klein, Oswald
112, 6
.
Vgl. ferner s. v.
insel
 2.
2.
›das Land / Gebiet der Nichtchristen / Ungläubigen‹; metonymisch zu 1.
Bedeutungsverwandte:
heidenland
.
Syntagmen:
etw.
(Subj.) (z. B.
eine stat, ein bistum
)
in / zwischen der h. liegen, j.
(Subj.)
in der h. sein, in die h. faren / reiten, von jm. in der h. hören sagen
;
die stat, das königreich in der h., die provinzen der h
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok.
19028
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
So vert her mit hers craft | Verre in die heidenschaft.
Fischer, Brun v. Schoneb.
11499
(
md.
, Hs.
um 1400
):
Jherusalem zwuschen der heidenschaft lit | also ein tal zwuschen zwein bergen.
Wyss, Limb. Chron.
92, 16
(
mfrk.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
di cristen zogen ober di heiden vur eine stat in der heidenschaft, di ist genant Schiltawe.
Chron. Strassb.
249, 27
(
els.
,
A. 15. Jh.
):
do gingent uf vil künigriche in der heidenschaft, also das nuwe Babilonie, do herre ist der heidensche keyser genant der Soldan von Babilonie.
Ebd.
405, 18
:
so sint in der cristenheit hie dissit des meres uf 7½ hundert bistume, one die bistume die dise wyhebischofe hant: die zalet men nüt, wan sü das mereteil ligent in der heidenschaft.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
1, 132, 24
(
Straßb.
1522
):
Es was ein Kaufman zuͦ Venedig, der fuͦr etwan uß und bleib ein jar [...], als da man in die Heidenschafft fert.
Müller, Grafsch. Hohenb.
1, 128, 9
(
schwäb.
,
1380
/
1445
):
Hans von Linstetten hat ain vetter, der ist in der haydenschaft, der hat lehen von meyner herschaft von Oesterreich.
Wyss, Limb. Chron.
107, 34
;
Wunderlich, Fierrabr.
18, 28
;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
71, 8
;
Henschel u. a., Heidin
1056
;
Pyritz, Minneburg
1759
;
Päpke, Marienl. Wernher
3036
;
Voc. Teut.-Lat.
n iiijr
.
3.
›religiöse Vorstellungen und Sitten der nicht zum Christentum bekehrten Völker‹; metonymisch zu 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
heidentum
 1,
heidnischheit
.

Belegblock:

Anderson u. a., Flugschrr.
19, 7, 24
([
Eilenb.
]
1524
):
die Roͤmische kirche [...] meinte yre Ceremonien geperde / von vnd aus der heyde͂schafft zu sam͂en gestuppelt / solten die besten sein / vñ alle andere einn misfallender grewel.
Voc. Teut.-Lat.
o ijr
(
Nürnb.
1482
):
Heydenschafft. gentilitas paganismus idē heydnisch syte.
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 516
(
Augsb.
1509
):
ob das volck irre in dem unglauben der haidenschaft.
Niewöhner, Teichner
345, 4
(
moobd.
,
1360
/
70
):
ez ist worden haidenschaft | in der werlt hin und dar.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
6, 42
;
Bremer, Voc. opt.
41113
;
Schwäb. Wb.
3, 1339
.