handhaft,
handhaftig,
Adj.
1.
›mit der Hand geleistet‹;
vgl.
hand
 4.

Belegblock:

Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
21, 84, 13
(
schles.
,
1539
):
Wann ein gewerck [...] die gruben mit handhaftiger arbeit belegen will, so soll er dieselbe mit einem oder zwen geschwornen befaren.
2.
s.
hand
 5.
3.
von einer (meist gewaltsamen) rechtswidrigen Tat gesagt, deren Täter bei der Ausführung erwischt und gefaßt, danach beschrien, und unverzüglich (am nächsten Tag) angeklagt wird; der Fluchtversuch des Täters und das Vorhandensein von größerem Diebesgut gelten als Kriterien für das Vorliegen der Tat, im umgekehrten Falle für die Nichterfüllung der Tatkriterien; vgl. die Definitionen in den Belegtexten;
vgl.
hand
 6.
Beleghäufung im Nrddt. / Omd.; Rechts- und Wirtschaftstexte.
Phraseme
(im größten Teil der Belege begegnend):
die handhaft(ig)e tat
.
Syntagmen:
jn. h. beklagen; die handhaftige tat erkennen / zeugen; die handhaftige tat
(Subj.)
etw. heissen; jn. an / auf der handhaft(ig)en tat begreifen, in der handhaft(ig)en tat erwischen / betreten / an / in der handhaft(ig)en tat fangen, in / mit handthaft(ig)er tat vor gericht bringen, einen richter um handhaft(ig)e tat kiesen; die handthaft(ig)e tat des totschlages, der wunde; der angrif, die klage / strafe in handhaft(ig)er tat
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok.
24502
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
An den hanthaften teten | Vienc her [Crist] den ungetruwen schalc.
Große, Schwabensp.
112a, 26
(Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
of eyn man begriffen wart an der hanthaften dat, / den schirmit dichein buͦnden tac.
Leman, Kulm. Recht
2, 3, 33
(
Thorn
1584
):
Wirt eyn man der [...] notiget eynes andirn mannes elych wyb begryffen vnd gevangen yn vryschir tat. vnd wirt vor gerichte brocht yn hanthaftiger tat vnd myt gerufte.
Behrend, Magd. Fragen
190, 7
(
omd.
,
um 1400
):
Geschit eyne hanthaffte tat totslagis ader kampirwunden unde wirt des unvornecht geclagit, so mag man sulchen fredebrecher dez andern tagis, [...], mit rechtir clage volgen.
Ebd.
192, 7
:
Dy forderer sulden dy hanthaffte tat zcu hant gezcuget habin, do sy dy lute hanthafftig beclageten.
Ebd.
16
:
Was hanthaffte tat sey unde wy man dy irkennen sulle in allen ungerichten [...].
Behrend, Magd. Fragen
192, 16
(
omd.
,
um 1400
):
Dy hanthaffte tat ist, wen eyner ungerichtis in der vrischen tat der stat gefangen wirt, adir wenne man dube adir roup in eynis mannis were vindet, do her selbir den slussel zcu tret unde sulcher habe keynen geweren hat, is en sey denne also cleyne, das man is in eyn fenster gewerffen mochte.
Goerlitz u. a., Magd. Schöff./Schweidnitz
67, 6
ff. (
omd.
,
1363
):
Allirhande clage, di vor gerichte vmme vngerichte in eynir hanthaften tat bracht wirt, di sal man clagen mit gerufte durch di hanthafte tat, di man da bewisen sal. Di hanthafte tat ist, da man eynen man mit dube odir mit roube gevangen vor gerichte brengit mit gerufte. Di hanthafte tat ist ouch da, da man wafen in der hant begrifet, da her den vride mite gebrochin habe odir ob her an vlucht der tat begrifen wirt vnd geuangen vor gerichte mit gerufte bracht wirt.
Küther, UB Frauensee
414, 2
(
thür.
,
1540
):
Wo [...] eyn angrieff der sehischen leuthe nicht in handhaftiger that ader flucht sondern alleyn uff inditia [...] furgenomen werden wolt.
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
184, 26
(
osächs.
,
1542
/
70
):
Wan man sich nun der tat aigentlich erkundet hat, nemlich das [...] der gefangene sich gutwillig, das er ihne ermordet habe, bekant [...] ader aber auf handhafter tat ader auf fluchtigem fueße ergriffen.
Ebd.
185, 7
:
so were er des nicht uberweiset, auch auf handhafter tat ader auf fluchtigem fuße nicht ergriffen, die nahm raup ader deube bei ime nicht funden.
Unger, Richtes Stig
3, 24
(
1408
):
Hastu dein dieb gefangen mit dieberei inn handhafter that, so ist daz ein recht, daz du in also für gericht bringest.
Piirainen, Stadtr. Sillein
45r, 6
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Waz dy hanthaft tat heyset.
Behrend, a. a. O.
193, 16
;
Goerlitz, a. a. O.
52, 5
;
71, 13
;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
173, 35
;
Opel, Spittendorf
145, 41
;
498, 27
;
Ermisch, Freib. Stadtr.
252, 12
;
Kisch, Leipz. Schöffenspr.
785, 7
;
Hertel, UB Magdeb.
3, 16, 12
;
607, 3
;
Berthold u. a., a. a. O.
191, 22
;
Brinckmeier
957
;
Rwb
5, 76
.
Vgl. ferner s. v.
a|schrot
.
4.
›standhaft, tapfer‹.
Bedeutungsverwandte:
handfest
 4,
tapfer
 3; vgl.
degenlich
,
geherzt
,
hart
(Adj.) 8,
starkmütig
.

Belegblock:

Euling, Kl. mhd. Erz.
813, 1097
(
nobd.
,
E. 15. Jh.
):
In deinem namen hendhaft, | geformet ewigleichen, | plode glider sterckt ir kraft; | welche den namen reichen | gehort haben, die geben flucht.
V. Anshelm. Berner Chron.
4, 75, 11
(
halem.
,
n. 1529
):
erdacht, uwer vest, handhaft gemuͤet [...] abtrinnig zemachen.
Rwb
5, 76
.