hake,
der
;
-n/-n
;
zur formalen und etymologischen Problematik s.
Schweiz. Id.
2, 1092
;
Dwb
4, 2, 177
.
1.
›gekrümmtes kleineres Werkzeug zu verschiedenen Zwecken (z. B. zum Aufhängen, Befestigen von etw., zum Fangen, Festhalten von jm.); Hakenförmiges (z. B. der Vogelschnabel)‹; im einzelnen: ein Werkzeug bei der Feuerbekämpfung (Feuerhaken); ›Nachschlüssel‹; ›kleines Häkchen am Gewand zum Einhängen in eine Schleife‹, ein als Waffe brauchbares Schlaggerät, ›Angelhaken‹; ›Widerhaken (z. B. an Waffen)‹; ein Geräteteil zum Gatter der Mühle.
Phraseme:
einen haken schlagen
›durch rasche Schwenkung ausweichen‹;
einen haken werfen
›in eine andere Richtung streichen (vom Erzgang)‹.
Bedeutungsverwandte:
2
krapfe
,
steft
 1.
Syntagmen:
h. machen
;
wie ein h. gestaltet sein
;
jn. / fische mit dem h. fangen, jn. an einem h. hangen
;
der glühende / goldene / lange h.
;
der h. des schnabels
;
der h. an dem heftlein, der h. von metal
.
Wortbildungen:
hakenmesser
›hakenförmig gekrümmtes Messer‹ (a. 1525),
hakenpfeil
›Pfeil mit Widerhaken‹,
hakenschlüssel
›Nachschlüssel, Dietrich‹,
hakenspies
›Spieß mit Haken am Klingenende, um den Feind zu erfassen‹,
hakenwerk
›Trödlerei; Trödel‹ (hierher oder zu
höker
?; vgl.
hakenkretschmer
; dazu bdv.:
hökerei
,
krämerei
 1),
hakig
(dazu bdv.:
krum
, Adj., 1),
häkleinmacher
›Hersteller von Gewandhäkchen‹.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc
266, 15
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
wo sulen sten, di beduten di turme, wo hekechin sten, di beduten di halle.
Ders., Gr. Ämterb.
77, 11
(
preuß.
,
1384
):
im gebite czum Elbinge 1412 hoken, io czwene hoken geben 13½ sc.
Volkmar
268
(
Danzig
1596
):
Hamatus, krum / hackig.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
644, 4313
(
Magdeb.
1608
):
Apffelschmack fieng in grosser eil / | Mit einem Haken den Fehnrich.
Ettmüller, Heinr. v. Meißen
125, 6
(
md.
, Hss.
14.
/
15. Jh.
):
swaz werden welle ze hage, daz krümbe sich bi zite.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
2263
(
Köln
1476
):
Myt groyssen heick an boumen vast | Ruckten sy vmb des bolwercks last.
Voc. inc. teut.
k vijr
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Heckel an de͂ heftle͂ Pastole.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
102, 6
(
Frankf./M.
1568
):
Auch mach ich Hackn vnd schleifflein gut | Gschwertzt vnd geziert / darmit man thut | Sich eynbruͤsten.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
71r, 34
(
Leipzig
1588
):
Da jemand einem Diebe / Schluͤssel / Dittrich / Haken / Hammer / Zangen / [...] zurichtet.
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
64, 24
(
osächs.
,
1542
/
70
):
dem sal furder in dieser stadt vorpoten sein, hakenwerk zu treiben ader ein furkaufer zu sein.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
114, 25
(
omd.
,
um 1559
):
obgleich der gang in eczlichen maßen einen hacken wurfe ader aus oberzelten ursachne ein ander streichens gewonnen hette.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
20, 259, 29
(
schles.
,
1528
):
aus den stucken blei soll der wagmeister zimliche hagken ausschlahen.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
70, 19
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
merck, wie mann die langen spies mit den hackenn ann dem sturm der vorrigen heimlichen prauchenn sol.
Lexer, Tucher. Baumeisterb.
122, 30
(
nürnb.
,
1464
/
75
):
vier new verkeilt hacken, darinnen der gatter geet, die sein der stat.
Gille u. a., M. Beheim
449, 541
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
feurin rat, | des spaichen und ach velgen | val scharpfer glewendiger hǎken hing.
Chron. Nürnb.
4, 301, 2
(
nobd.
,
15. Jh.
):
Es zug auch mit der Linhart hekleinmacher, den man nent den toͤreten Linhart.
Sachs
17, 372, 15
(
Nürnb.
1558
):
Der has loff in dem garten rümb | Und schlug vil hacken, schlemb und krümb.
Sudhoff, Paracelsus
10, 152, 5
(
1536
):
von ordnung der hakenpfeil und anderen verlornen eisen [...] wunden [...]. Sovil und bisher von den hakenpfeilen, so hindersich zugon gezwungen werden, mag nit wol beschehen, dan die haken greifen in das fleisch.
Bihlmeyer, Seuse
43, 19
(
alem.
,
14. Jh.
):
ein krumber steft an der geisel, der waz gestalt als ein heggli, waz der ergreif fleisches, daz zarte er da hin
[Rahmen: Kasteiung].
Chron. Strassb.
689, 19
(
els.
,
A. 15. Jh.
):
und worent die schiffe gemaht hyndenan mit langen hocken und querchhöltzern, domit sü gehangen soltent an den pfylern.
Lemmer, Brant. Narrensch.
13, 27
(
Basel
1494
):
Jn eym [kocher] / hat er [Cupido] vil hocken pfil | Do mit trifft er der narren vil.
Schib, Urk. Laufenb.
169, 36
(
halem.
,
1491
):
wie si fisch vachen moͤgen, es sige mit dem haggen, mit schopffen oder mit ruͥschen.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 264, 6
(
halem.
,
1508
/
16
):
verzugend si und muͦstend ein haggen schlachen und wider hinder sich ziechen.
Maaler
202v
(
Zürich
1561
):
Haack (der) Darmit man etwas helt fasset oder außhin zeucht.
Ebd.
204v
:
Hack (der) Harpago. pfeyl beschlagen in Hackens weiß.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 424, 16
(
schwäb.
,
1600
):
es soll sich kainer kaines ungerechten gewichts, maß, meß, dieterich, hackenschlissel [...] gebrauchen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
166, 29
(
oobd.
,
1349
/
50
):
er [Adler] [...] kürtzt den hâken seins snabels, unz er im eben wirt.
Bastian, Runtingerb.
2, 249, 7
(
oobd.
,
1392
):
1 eisnein schaufel und 1 eisnein haken, chost 10 R.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
271, 31
(
smoobd.
, Hs.
18. Jh.
):
sollen die burger alhie, [...] zu fürfallenden feuers rödten mit gueten laitern und häggen versechen sein.
Zingerle, Inventare
67b, 20
(
tir.
,
1472
):
ain alte, pöse helempartt vnd ain alter hakhenspies.
Schmidt, Frankf. Zunfturk.
1, 117, 14
;
Wutke, a. a. O.
21, 173, 4
;
Gille u. a., a. a. O.
449, 758
;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
1, 141, 3
;
Diehl, Dreytw. Essl. Chron.
47, 12
;
Qu. Brassó
5, 426, 10
;
Voc. inc. teut.
k vijr
;
Maaler
207r
;
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
215
;
Dietz, Wb. Luther
2, 204
;
Rwb
4, 1438
;
Schweiz. Id.
2, 1089
f.;
Schwäb. Wb.
3, 1045
;
1048
;
6, 2094
.
Vgl. ferner s. v.
anhenken
 1,
1
band
 9.
2.
in bildlicher und metaphorischer Redeweise, auch mit
genitivus explicativus
je nach Kontext für ›Bedenklichkeit, Hemmung‹; ›Haken, Hindernis, Angel (ütr.)‹; ›Band‹.
Phraseme:
etw. ist der hake (an etw.)
;
es hat ein häklein mit jm
.;
es komt ein häklein nach dem anderen
;
hie ein hindernis, dort ein häklein vorwerfen
;
sein häklein in etw. schlagen
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
4268
(
preuß.
,
um 1330
/
40
):
der hâte einen hâkin | an im sulchir irrekeit, | daz er nicht wîzir pferde reit.
Reissenberger, Väterb.
36046
(
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Vil sere sie ez erschraken, | Iren zornes haken | Wurfen sie gemein dar um | Uf bruder Pelagium.
Bauer, Geiler. Pred.
317, 25
(
Augsb.
1508
):
Von dem ersten hacken. oder eselhefft / die da ist. flaischlicher trost. (D)er erst hack / an dem dyßer esel (/) des menschen seel. gebunden ist / der haisset. Flaischlicher trost.
Ebd.
320, 17
:
Wie mag ich ledig werden von disem hagken?
Niewöhner, Teichner
83, 36
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
waiz er indert ain gewin, | so slecht er sein haekel drin.
Ebd.
302, 38
:
so ist daz der hakkel dran | daz dw miet hintz hell trait.
Schwäb. Wb.
3, 1045
.
3.
ein primitiver, die Erde mittels eines Hakens aufreißender Pflug; als Metonymie für ein Ackermaß gebraucht: ›von zwei Pferden pro Tag pflügbare Fläche‹.
Gehäuft Wirtschaftstexte.
Zur Sache u. a.:
Gutzeit, Wortsch. Livl.
1, 470
f.
Bedeutungsverwandte:
pflug
 1; vgl.
arl
 1.
Wortbildungen:
hakebürger
(Motivation und Bedeutung unklar; hierher?),
hakeisen
entweder verdeutlichend für
hake
 3 oder ›Schar des Hakenpfluges‹,
hakenbauer
(a. 1545),
hakenland
(dazu bdv.:
streuland
) ›auf litauischen Gütern liegende Nutzflächen‹, wohl so benannt nach dem dort gültigen Ackermaß (a. 1561);
hakenzins
›von den Bewohnern im alten preuß. Gebiet zu zahlender Zins im Gegensatz zum deutschen Hufenzins‹,
hakeschar
(Bw auch ohne
-e
) ›Schar am Hakenpflug‹.

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Ämterb.
12, 27
(
preuß.
,
1392
):
10 par pfluckysen, item 4 hockeschar, item 4 grendelczochten.
Ebd.
34, 10
(
1423
):
11 yserynne pfluge, 10 hackeise, 15 mistgabiln.
Ebd.
79, 17
:
5 hoken mit allem ysenwerke und 10 eyden.
Ders., Gr. Ämterb.
317, 37
(
1392
):
hokenczins obiral 83 m vor 310 hoken.
Toeppen, Ständetage Preußen
2, 600, 18
(
preuß.
,
1444
):
dorvor Hans Westevael, Hans Rabe und andere hakeborger der Jungen stat Danczik [...] borge gewurden woren.
Lohmeyer, K. v. Nostitz
188, 12
(
preuß.
,
1578
):
das er für 10 jaren ein freygut vom heuptman gekeufft, 5 hogken innenhaltende.
Hübner, Buch Daniel
2695
(
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Du hast dich ouch verzigen | Des haken und der eyden.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
52, 2
(
osächs.
,
1570
/
7
):
also halten die Gebürger den hahken fur den besten feltbau, wan solcher zur dritten art gebraucht werden kann und allemal demselben eine gutte scharfe schwere 6- oder 7-bälknichte ayde volget.
Ebd.
55, 27
:
pfleget man die felder [...] nach der ernte mit dem hahken wiederumb umbzureißen.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
114, 23
;
461, 11
;
ders., Marienb. Ämterb.
147, 28
;
ders. Marienb. Konventsb.
124, 39
;
281, 31
;
Loose, Tuchers Haushaltb.
152, 18
;
Rwb
4, 1436
f.;
Gutzeit, Wortsch. Livl.
470
f. (Nachtr.
h-l
, 1).
4.
›Hakenbüchse, Büchse mit einem Haken am Schaft zur Auflage auf einer Mauer oder einem Gestell, um den Rückstoß zu verhindern‹; Bild im
Öst. Wb.
3, 1278
.
Bedeutungsverwandte:
büchse
 3,
geschos
 1,
geschüz
I, 1,
handbüchse
,
stük
 15,
wer
; vgl.
hakenbüchse
.
Syntagmen:
mit dem h. schiessen
;
bliz der haken
;
der halbe / ganze / einfache / doppelte h
.
Wortbildungen:
hakengülden
ein Preisgeld für das Schießen mit der Hakenbüchse,
hakenkarren
›Karren mit Hakenbüchsen‹ (um 1600),
hakenknecht
(a. 1620),
hakenmacher
›Hersteller von Hakenbüchsen‹ (15. Jh.),
hakenpulfer
(a. 1557),
hakenschanzer
›der Schanzen für Geschütze aufwirft‹ (a. 1542),
hakenschauampt
wohl Aufsicht über das Hakenbüchsenwesen,
hakenschus
(1. H. 17. Jh.),
hakenschuz
(dasselbe).

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged.
482, 47, 10
(
1636
):
der Haken dunkler Plitz, der Stücken trübe Glut | [...] | das mach euch keine Furcht.
Bobertag, Schwänke
395, 2
(
Frankf.
1563
):
bei einem dorff wolten die hauptleut die schützen lassen umb den hackengülden, [...], schiessen.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
84, 7
(
Frankf./M.
1568
):
Allen Harnisch zu Fuß vnd Roß / | Halb vnd gantz Hacken / zum geschoß.
Mylius
I 4v
(
Görlitz
1577
):
Sclopetta Handtbuͤchsen / hacken.
Gille u. a., M. Beheim
453, 1238
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
lieffen sy den mauren zu | Mit haken, keüln und spiessen, | allen wern wie sy hiessen.
Hampe, Nürnb. Ratsverl.
1, 347, 34
(
nobd.
,
1540
):
Wolfen Dhanner, den püxenschmid, des hackenschauampts erlassen [...] komen lassen.
Sachs
2, 411, 29
(
Nürnb.
1529
):
sie schossen ungehewer | Tag unde nacht mit halben hacken.
Jörg, Salat. Reformationschr.
782, 27
(
halem.
,
1534
/
5
):
lag dis hüfflj mit vj stuck büchsen / zwüschend dem dorf Baar / grad dar gegen uf ein haggenschutz wytt.
Maaler
207r
(
Zürich
1561
):
Haggen / Doppelhaggen / Gantz haggen / Geschütz für fuͦßknaͤcht.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
215
(
Genf
1636
):
haaken pulffer / gross pulffer so man in die haacken thut.
Qu. Brassó
5, 524, 40
(
siebenb.
,
1615
):
die Buschsen-Schuetzen (!) so mit den Hocken geschossen.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
206, 14
;
Chron. Magdeb.
2, 32, 5
;
Geier, Stadtr. Überl.
409, 14
;
Bernoulli, Basler Chron.
6, 47, 6
;
Chron. Augsb.
8, 360, 15
;
Qu. Brassó
4, 37, 15
;
Schweiz. Id.
3, 723
;
4, 51
;
Schwäb. Wb.
3, 1047
ff.;
6, 2094
.
5.
eine Art Dachziegel mit hakenähnlichem Wulst.
Wortbildungen:
hakenziegel
(a. 1618),
hakstein
, jeweils ›Dachziegel mit hakenförmiger Erhöhung, in die ein anderer Ziegel eingehakt wird‹.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb.
303, 35
(
preuß.
,
1404
):
1 m. 8 scot vor 16 par hocksteyne ken Ragnith.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 595, 47
(
schwäb.
,
1588
):
die riglstain per 5 ₰ hlr, die haggen 6 ₰ hlr.
Vorarlb. Wb.
1, 1296
.