grauslich,
gräuslich,
grausenlich,
(in 1 Beleg:)
gräuselecht,
Adj.
1.
›grauenvoll, schrecklich, furchteinflößend, beängstigend (von Gegenständen und Sachverhalten); brutal, grausam, gnadenlos (von Handlungen); ungemütlich (vom Wetter)‹; häufig intensivierend: ›schlimm; sehr, extrem, übermäßig‹; zu
graus
(Adj.) 1.Bedeutungsverwandte:
peinlich
scharf
unbarmherzig
ungeheuerlich
Syntagmen:
jm. etw. g. sein; g. fallen, etw. g. erzünden, sich g. beklagen, jn. g. anfallen / ansehen / anspiessen / umschleppen, jn. g. von sich weisen; der grausliche auflauf / gesang / mord, die grausliche helle / hertigkeit / not / pein / sorge, das grausliche gesicht / her / kreuz / wetter, die grauslichen exempel / schwerter / wogen / wölfe / worte
.Wortbildungen:
grausliche
Belegblock:
Ziesemer, Proph. Cranc Joel
2, 31
(preuß.
, M. 14. Jh.
): da kumt der tag des herren groz und gruslich.
Quint, Eckharts Trakt.
59, 16
(E. 13.
/A. 14. Jh.
): diu sælige vrouwe [...] sach wunderlîche und ouch ze hœrenne unmenschlîche und griuslîche pîn.
Wackernell, H. v. Montfort
40, 91
(Hs. ˹wmd.
, 15. Jh.
˺): eyn gruszlichs wetter get darin.
Rueff, Rhein. Ostersp.
348
(rhfrk.
, M. 15. Jh.
): [ich] det als mir die slange riet, | die mich nu grußlichen ane siet.
Froning, Alsf. Passionssp.
5993
(ohess.
, 1501ff.
): ich sach die grymmigen dyn kynt fahen | und eß an eyn grußlich crucz slahen.
Thiele, Chron. Stolle
449, 38
(thür.
, 3. Dr. 15. Jh.
): do was gar eyner grosser trefflicher mechtiger wint, fele grussslicher danne ditcz wasser; wir meynten, wir musten alle sterbe, also grusslichen thed der wintd.
Lemmer, Schernb. Frau Jutte
69, 1143
(Eisleben
1565
): So wollen wir mit euch singen und lesen | Den greuslichen teuflischen gesang.
Mayer, Folz. Meisterl.
5, 53
(nobd.
, v. 1496
): Dort weist er sie grauslich von ym, | Das sie zu gnad nymer werden genomen.
Gille u. a., M. Beheim
36, 32
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Da vorcht er sich. | im was grauslich | czu varen dare.
Ebd.
82, 571
: es was ir [Maria] grauslich und hart, | das sy hie zugesellet wart | der gotlichen persanne.
Ebd.
99, 232
: Zu hant nam der Trakel den man | und liess in grauslich spissen an.
Voc. Teut.-Lat.
kk vijr
(Nürnb.
1482
): Unbarmhertziger vngehewrlicher scharpffer peinlicher grauslicher.
Vetter, Schw. zu Töß
14, 21
(Hs. 15. Jh.
): und schlůgent denn als gar fast, das ain grusseliche vor dem capitelhuss was.
Strauch, Schürebrand
49, 8
Var. (els.
, E. 14. Jh.
): pin der grüssenlichen vinstern hellen.
Vetter, Pred. Taulers
391, 6
(els.
, E. 14. Jh.
): [Die bredige] stroffet alle můtwillige lustsůcher weltliche und geistliche grusenliche sere bi ewiger verdampnisse.
Wickram
4, 13, 33
(Straßb.
1556
): fieng der Tůchbereiter an / mit greußlichen worten zů reden.
Schade, Sat. u. Pasqu.
3, 24, 27
(orhein.
1520
): so si grüselich exempel sagen, so in kürz geschehen sind.
Adrian, Saelden Hort
2096
(alem.
, Hss. E. 14.
/15. Jh.
): Got erbarme | dirr grúsellohte mort!
Qu. Schweiz. Gesch.
1, 94, 16
(halem.
, 1470
): als grüsenlich under minen herren burgeren nach der umfrag ist gestritten.
Wyss, Luz. Ostersp.
9581
(Luzern
1545
): die Juden vielend in grüselich an.
Barack, Zim. Chron.
4, 118, 30
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): Graf Wilhaln [...] hat [...] ein greusenlichen fahl daselbs mit eim pferdt gethon.
Klein, Oswald
7, 42
(oobd.
, 1427
): graussliche sorg mir dick den slauf erwert.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
54, 22
(moobd.
, 1478
/81
): [er] machte das gräuslich her Karmosaris flüchtig aus dem landt.
Roloff, Brant. Tsp.
912
(Straßb.
1554
): Die alten Priester thůnd sich graußlich beclagen.
Froning, a. a. O.
3413
; Gille u. a., a. a. O.
328, 394
; Sachs
18, 180, 7
; Schade, Sat. u. Pasqu.
3, 14, 37
; Adrian, Saelden Hort
10804
; Kehrein, Kath. Gesangb.
3, 122, 7
; Fischer, Eunuchus d. Terenz
109, 12
; Heydn. maister
36r, 23
; Barack, a. a. O.
1, 6, 2
; 3, 7, 29
; 4, 120, 32
; Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
300, 27
; Klein, a. a. O.
27, 76
; 32, 8
; 34, 33
; Spiller, a. a. O.
210, 20
; Panzer, Seifrid Füetrers
298, 4
; Martin/Lienhart
1, 283
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
158
; Schweiz. Id.
2, 809
; Schwäb. Wb.
3, 814
.‒
Vgl. ferner s. v. anfaren
6, parricidium
.2.
›häßlich, schrecklich aussehend, ekelerregend, widerlich‹; zu
graus
(Adj.) 2.Bedeutungsverwandte:
erschrockenlich
greulich
scheuslich
Belegblock:
Schöpper
21a
(Dortm.
1550
): scheutzlich greulich greußlich erschrockenlich.
Gille u. a., M. Beheim
30, 55
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Ir lieplich pild | [...] | wart da verwarchte, | Verkeret palt, | grauslich gestalt | noch grosser vorchte.
Sachs
21, 20, 25
(Nürnb.
1552
): Sie sicht heßlich, so bin ich scheußlich; | Sie sicht dückisch, so sih ich greußlich
(möglicherweise zu 1 stellbar).
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
526, 14
(els.
, 1362
): Ich bitte dich das [...] ich ǒch fri si der grusellichen gesiht der tufel an minem ende.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin
1, 105, 34
(schwäb.
, 1471
): Wann ich bin grüsenlich gestalt.
Löffler, Columella/Österreicher
1, 39, 7
(schwäb.
, 1491
): das sol mit grossen vliß ver sin von bedern [...] und andern unrainikaitten, die da scharpfen grúsenlichen schmack uffblǎsend.
Ebd.
2, 4, 21
: so [...] mer schad nach volgt dem grússenlichen, traͤgen hiertten den nutzs dem wyssen und vlissigen.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
2, 128, 10
(schwäb.
1493
/4
): kam der boͤß Gaist fuͤr in grad in der gruͤselichen Form und Gestalt, wie er am Byld gemalet was.
Klein, Oswald
43, 34
(oobd.
, um 1408
): Wann ich bin grauselich gestallt, | von vier und zwainzig jaren alt.