geschweigen,
V.;
Causativum zur 2. Hochstufe von geschweigen
(V., unr. abl.).1.
›jn., der zu viel, zu laut, zu unartikuliert, unsinnig redet, zum Schweigen bringen; etw. (z. B. das Klagen) zum Verstummen bringen‹; zu
geschweigen
(V., unr. abl.) 1.Bedeutungsverwandte:
beschweigen
betüsten
eintreiben
erstillen
gelegen
gesetzen
gestillen
mund stopfen
stopfen
stäuken
stillen
verstummen
Syntagmen:
jn
. (z. B. das kind, die räte / schreier
) / etw
. (z. B. die zunge, den mund, das maul, js. klagen
) g., jm. das maul g., jn. mit argumenten, mit geld, mit obs, mit einem wort, gleich dem vieh g., jn. der bosheit g
.Belegblock:
Schöpper
37a
(Dortm.
1550
): Obturare os alterius. Geschweigen ein treiben beruͤsten verstuͤmmen mund stopffen.
Luther. Hl. Schrifft.
Ps. 31, 18
(Wittenb.
1545
): die Gottlosen müssen [...] geschweigt werden in der helle.
Helm, H. v. Hesler. Apok.
13701
(nrddt.
, 14. Jh.
): Lazet uch nicht brechen, | Gesweigen noch betouben, | Stet vaste an dem gelouben.
Schwartzenbach
H vjv
(Frankf.
1564
): Gestillen. Erstillen. Geschweigen. Gesetzen. Gelegen. Einem das maul verstopffen.
Perez, Dietzin
1, 205, 6
(Frankf.
1626
): da hatte ich keine Zaͤne mehr im Maul / vnd auff solche weiß hat er mich geschweigt.
Sachs
16, 506, 3
(Nürnb.
1563
): Daß er an dem find einen mann, | Der ihm weislich geschweygen kan | Mit warheit sein gespöttig maul.
Ebd.
18, 204, 16
(1566
): Da [hell] in [man] der tod thut ewig nagen, | Und wird geschweigt geleich dem viech.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
4522
(˹wohl Straßb.
˺ 1509
): das man toͤdt die sachen faul | Vnd gschweyg der schoͤlmen boͤses maul.
Wyss, Luz. Ostersp.
10808
(Luzern
1545
): wie wol sy [Juden] gschgweigten vil mit gellt.
Maaler
174r
(Zürich
1561
): Einen Geschweygen vnnd jm das maul zuͦ thuͦn. [...]. Er Geschweygt jn mit einem wort das er kein weytere antwort kan gaͤben. [...]. Er hat jn Geschweygt / Er hat jn zuͦ einem stummen gemacht. [...] Er ist mit gaͤlt Geschweygt worden / Weñ man eim gaͤlt in dz maul wirfft vnd verschoppet das er schweyge.
Ebd.
196r
: Einen Gschweigen / oder heissen schweygen. Silentium alteri imponere.
Barack, Zim. Chron.
3, 215, 30
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): Mit sollichen und dergleichen argumenten geschweigt er den blauderer.
Klein, Oswald
26, 92
(oobd.
, 1427
): den kund ich nie geswaigen; | der snarcht recht als ain hafenreuss.
Mayer, Folz. Meisterl.
5, 92
; 40, 34
; Sachs
16, 465, 34
; 21, 155, 11
; Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 178, 21
; Qu. Schweiz. Gesch.
1, 161, 21
; Bächtold, N. Manuel. Barb.
151, 487
; Barack, a. a. O.
2, 117, 132
; 3, 545, 11
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
138
; Schweiz. Id.
9, 1773
; Schwäb. Wb.
3, 505
.2.
›jn. (der in politisch oder persönlich motivierter Unruhe ist), js. Zorn / Unruhe besänftigen, beruhigen, beschwichtigen‹.Bedeutungsverwandte:
gezämen
rühigen
begütigen
besänftigen
1
gelinden
gemilten
leschen
linden
stillen
Belegblock:
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
1708
(preuß.
, um 1330
/40
): Want er iren argin zorn | dâmite nicht gesweigete.
Helm, H. v. Hesler. Nicod.
911
(nrddt.
, 14. Jh.
): als er [Jesus] for daz gerihte trat | und daz volc gesweigte, | ein ieslich vane sich neigte | zu unses herren vuzen.
Sachs
14, 146, 10
(Nürnb.
1551
): Der nicht so mit dem schwerdt rumort, | Sonder durch senfftmütige wort | Die burgerschafft zu Rom geschwaigt, | Die gar zu kriegen war geneigt.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
2215
(halem.
, Hs. um 1435
): Als och nieman dich [Maria] geschwaigen | Kund noch mocht ze trost genaigen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
155, 27
.3.
›etw. (das in stärkerer Ausprägung vorhanden ist) schmälern, schwächen, lindern, zum Erliegen bringen, aufheben; jm. etw. nehmen‹.Belegblock:
Reissenberger, Väterb.
4952
(md.
, Hs. 14. Jh.
): Inder vrouden wunne: | Da nieman inne veiget, | Da vil gar ist gesweget | Swas dem vride widersaget.
Ebd.
39535
(Hs. v. 1400
): Das uns der gar genäm | Noch her wider chäm | Und gesweiget unser not, | So wär all unser jamer tot.
Sachs
22, 526, 13
(Nürnb.
1550
): Das die wag gen dem gelt sich naiget. | Dardurch wirt den [juristen] der arm geschwaiget.
Löffler, Columella/Österreicher
1, 272, 20
(schwäb.
, 1491
): schletzs ietz mit der hand ab und geschwaigt die schatten und vertript die uberfluͤssigen winrebpletter.
Ebd.
2, 39, 13
: Die selb sach
[Absengen der
waid]
gibt zarteri waid und geschwaigt die vor den hertten dornen und heggen. Müller, Nördl. Stadtr.
154, 16
(schwäb.
, 1481
/3
): das ist der will Gots, das man mit wol und recht thun der unweisen mentschen unwissent soͤlle geschwaigen.
Klein, Oswald
57, 2
(oobd.
, 1402
?): Ain mensch von achzehen jaren klüg, | das hat mir all mein freud geswaigt.
Schwartzenbach
H vjv
.