geschlos,
das
;auch
-Ø
(Ekthlipsis)/auch -Ø
und schlösser
.1.
›Schloß, Schließvorrichtung, Riegel (z. B. an Türen); Fessel, Band‹; als pars pro toto auch: ›Gefängnis‹.Oobd.
Bedeutungsverwandte:
vgl. anwerf
1
band
grendel
inschlos
klause
klauster
riegel
schlos
Belegblock:
Sachs
17, 505, 13
(Nürnb.
1562
): Die göttin Juno frewt zu mal | Der güldin sessel so zierlich, | Hochmütig darauff setzet sich, | Zu-hand sich das geschloß einschlug.
Drescher, Hartlieb. Caes.
50, 33
(moobd.
, 1456
/67
): Das auch in chrafft der anrúffung desselben aller heyligisten namen Maria die geslosz und pannt der gevangen leúte auffgelószt [...] werden.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
201, 23
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): Der kunig gab in antwurtt, sy warn da nicht, doch woltn sy, so mochtn sy suechen, man solt in alle gschloss aufthuen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
16, 20
(tir.
, 1464
): ob sich seczët wider in das geschlos, das würt sein hercz nicht fürchten.
2.
›Hüftgelenk; weiblicher Schoß‹; speziell: ›Schoß Mariens‹.Bedeutungsverwandte:
beindicke
diech
schlos
gelenk
das
) 1.Belegblock:
Kehrein, Kath. Gesangb.
3, 41, 3
(Köln
1583
): Do die Welt zu dem abend kam, | Da giengstu auß dem keuschen gschloß, | Deiner Mutter, wie ein Breutgam | Außgeht auß dem Brautbeth seines gnoß.
Bremer, Voc. opt.
1262
(schwäb.
, 15. Jh.
): Coxa beindicki [...] dich [...] geschloß [...] schloss [...] Coxa est pars superior femori contigua, ad quam femur coligatur.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
7, 59
(oobd.
, 3. Dr. 14. Jh.
): Salve, mueter gueter rete, | der gedreiten trinitete | edels, schöns, gedreits geslos. | gotes sun, got vater worte | sunder magenkreftig porte, | übergehews dein maidelich schos.
Voc. rerum
14v
; Brack
a 6v
.3.
vereinzelt in tropischen oder poetischen Verwendungen; mit genitivus explicativus für den Inhalt des Genitivausdrucks, z. B. ›Berg‹; ›Mund‹; als Ütr.: ›Schlüsselpunkt, Schlüsselstelle eines Textes‹.Belegblock:
Hübner, Buch Daniel
775
(omd.
, Hs. 14.
/A. 15. Jh.
): Biz daz ein stein behende | Gebrochen wart ane hende | Uz eines berges gesloz. | Niederwart zu tal er vloz.
Sachs
3, 364, 24
(Nürnb.
1541
): Die red in eyl | Die fleugt dahin gleich eynem pfeyl | Unnd verlast des mundes geschlos.
Ranke, Umgangsspr.
1951, 182
(oobd.
, um 1400
): das aber du dich in der maisterleichen frage wol chünnest ausrichten, so must du sechs gesloz merkchen, da der schrifft uil innen besteet.
4.
›befestigte Wehr- und Wohnlage des Mittelalters zu Zwecken des Schutzes der umwohnenden Bevölkerung vor Angreifern, der Verteidigung gegen diese und der mit diesen Funktionen verbundenen Wirtschafts- und Verwaltungsorganisation‹. Das (häufige) Vorkommen in Aufzählungen mit stat
(die
) 3, dorf, flecke, markt, stift
belegt die enge Verbindung der Wehr- mit der Wohnanlage und der Wirtschaftsfunktion. Seit dem 15. Jh. weicht das geschlos
als Wehr- und Wohnanlage zunehmend dem auch der Herrschaftsdokumentation dienenden festen Schloß.Zur Sache:
Lex. d. Mal.
ff.2, 957
Obd.
Bedeutungsverwandte:
burg
burgfeste
feste
herberge
kastel
Syntagmen:
ein g. bauen / machen / abschleichen / besetzen / einnemen / gewinnen / ausbrennen / (zer)brechen / entschütten / verkaufen / verlieren / umlaufen, jm. ein g. abtreten / (ein)antworten / geben
; dem g. zol geben
; auf das, aus dem g. fliehen, in das g. laufen, jn. in ein g. füren / fordern, in dem g. hin- und herlaufen, etw
. (z. B. die habe
) in das g. bringen, sich für ein g. schlagen, sich für das g. legen, vor dem g. liegen, von dem g. schiessen, zu dem g. kommen, etw
. (z. B. brenholz
) zu dem g. füren, etw
. (z. B. weinberen
) zu dem g. geben, etw
. (z. B. robat
) zu dem g. fordern / nemen
; das alte / eigene / heidnische / offene / zerbrochene g
.; die behütung / nötung, der pfleger des geschlos(es)
.Belegblock:
Gille u. a., M. Beheim
328, 775
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Die wurden all perâbt. | [...]. | die mörder lieffen ser | In dem gslass hin und her | die leng und ach die zwirche.
Leisi, Thurg. UB
6, 407, 9
(halem.
, 1366
): [daz wir] aynen zoll dem geslozze und der stat ze Dyessenhoven, [...] gegeben haben.
UB ob der Enns
9, 741, 19
(moobd.
, 1379
): in weliche vest oder geslozz er infordert oder mont, da sol er im vnuerczogenlich hin laisten dar nach in acht tagen.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
79, 16
(moobd.
, 1429
): das iedermann sein hab und gut ungehindert in die geschloss bringe, damit die veint nicht narung aus dem land gehaben mugen.
Roth, E. v. Wildenberg
9, 15
(moobd.
, v. 1493
): da pauwten sie das lande je furbas und machten von tag zuͦ tag je furbas stet, geslösser und dörfer in diesem lande.
Roth, E. v. Wildenberg
19, 26
(moobd.
, v. 1493
): wolt der keiser wissen, wievil er land, gegent, stet, gslösser, märckt, dörfer und menschen hiet.
Ebd.
128, 17
: die reichstet mit gewalt und hereskraft zuͦgen durch das land [...] und tetten grossen schaden mit rawb und prant und prachen dem adel vil geslösser.
Ebd.
158, 26
: er hett auch etlich stet und geschlösser gewunen.
Turmair
4, 322, 25
(moobd.
, 1522
/33
): Sex monat lagen si vor dem sloß und stift, capitolium [...] genant.
Gille u. a., a. a. O.
328, 265
; 453, 225
; Kurrelmeyer, Dt. Bibel
3, 151, 11
Var.; 5, 136, 10
Var.; 8, 126, 11
Var.; Chron. Augsb.
1, 120, 7
; 2, 291, 31
; 292, 8
; Karnein, de amore dt.
246, 61
; Drescher, Hartlieb. Caes.
165, 26
; Uhlirz, Qu. Wien
2, 2, 247, 43
; Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
32, 20
; 81, 38
; Leidinger, V. Arnpeck
536, 10
; 611, 9
; ders., A. v. Regensb.
647, 19
; 653, 21
; Turmair
4, 25, 11
; Winter, Nöst. Weist.
1, 305, 44
; 3, 651, 19
; A. à S. Clara. Deo Gratias
27, 25
; Mell u. a., Steir. Taid.
2, 6
; 314, 43
; Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
63, 14
; Zingerle, Inventare
37a, 11
; Schmitt, Ordo rerum
38, 28
; Brack
b 6v
; Rwb
4, 450
; Schweiz. Id.
9, 785
; Schwäb. Wb.
3, 478
.‒
Vgl. ferner s. v. 2
abschleichen
1, antworten
8, aufhalten
9, ausbrennen
2, begeren
(das
) 6, behalten
(V.) 20, behauren
2, beholzen
2, 4
bas
(Adv.) 1, behütung
3.