geruch,
der
;
-s/-e
+ Uml.
1.
›Geruch, wie er von etw. / jm. ausgeht und von jm. wahrgenommen wird‹; Belege eher auf den lieblichen Geruch, Duft, als auf üblen Geruch bezogen; auch ütr.; vereinzelt generell: ›Wahrnehmung‹.
Phraseme:
von geruch sat werden
.
Bedeutungsverwandte:
dampf
 1,
geschmak
(
der
) 1,
rauch
(
der
) 5,
1
ruch
 1.
Gegensätze:
gestank
 1,
stank
.
Syntagmen:
(einen) g. empfangen / haben / riechen / durch die nase anschnaufen, bäume / kräuter g. (von sich) geben
;
der / ein g
. (Subj.)
lange
[wo]
bleiben, jn. durchziehen / verdriessen, von jm. gehen
›ausgehen‹,
den schwindel vertreiben
;
dem g. nachtrachten
;
nach dem g. ankommen, das gehirn mit g. stärken
;
der g. der katze / salbe / speise / welt, des gebotes / feldes / weines / wassers
;
der anmütige / edle / gute / köstliche / künstliche / liebliche
(mehrmals)
/ natürliche / schwache / starke / böse / sauerliche / süsse g.
;
der g. vom brot / geiste, von lavendel / myrhen / rosmarin
;
die pforte des geruchs
.
Wortbildungen
gerüchig
1 ›(wohl)riechend‹ (dazu bdv.:
wolriechig
),
geruchmacher
,
geruchspürer
›Spürhund‹,
geruchwerk
.

Belegblock:

Luther, WA
12, 43, 7
(
1523
):
das er mit dem zeychen deiner weisheyt bezeichnet, aller boser lust gestanck on sey, und nach dem sussen geruch deyner gepott, dyr ynn der Christenheyt frolich dyene.
Ebd.
18, 203, 14
(
1525
):
Das hiesse vom geruch satt werden und vom sehen ans glas truncken werden.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Mose 8, 21
(
Wittenb.
1545
):
Der HERR roch den lieblichen Geruch
[
Mentel
1466:
geschmack
].
Ebd.
Jes. 3, 24
:
Vnd wird stanck
[
Mentel
1466:
geschmack
,
Eck
1537:
gschmack
]
fur gut geruch sein / vnd ein lose band fur ein gürtel / vnd eine glatze fur ein kraus har.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
2088
(
rhfrk.
,
um 1405
):
In dem huse da ich [Busse] eine magt bin | Und Gnade Gots da ist meisterynne, | Sint sehs porten, der da funffe sint | Dar durch die unreynikeit inn gande sint: | Die eine ist die porte des gerochs, | Die ander des horens und horichens.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn
380, 32
(
Wolfenb.
1594
):
Wann ichs [Gifft] nur an jhre Kleider köndte bringen Das sie nur den geruch dauon emphinge, so müste sie vnd die frucht beiderseits vmbkommen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
72, 986
(
Magdeb.
1608
):
Einer setzt die Katz auff den Schoß / | Dem andern auch jhr geruch verdros.
Ebd.
547, 1297
:
Die Katz sagt / ich sitz auff dem Herd / | Ob mir ein Meußlein wer beschert / | Das nach der Speiß geruch ankem.
Palmer, Tondolus
1190
(
Speyer
um 1483
):
aller hand edel gekruter die sussen vnd wolrichenden geschmack vnd edeln geroch gabent.
Wunderlich, Fierrabr.
147, 21
(
Simmern
1533
):
von jr
[Dornenkrone]
ging eyn wolschmackender geruͦch.
Böhme, Morg.R.
151, 27
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
darinnen ist liebe / freude und wonne / da ist liecht und klaarheit / da ist lieblicher geruch.
Sachs
12, 379, 37
(
Nürnb.
1555
):
Macht gut geruchwerck in den sal | Und ziert die wendt uberal.
Dasypodius
154v
(
Straßb.
1536
):
Gerüchig / wolriechig / das võ jm ein geschmack gibt. Aliquãdo significat, Gerüchspuͤrig. [...]. Odorisequus, Der dem geruch nach gehet / ein geruch spuͤrer / Spuͤrhund.
Päpke, Marienl. Wernher
9595
(
halem.
,
v. 1382
):
Da belaib es [holcz] och vil lange zit | Als das unachtberklichen lit | Ân aller mængkliches geruͦch
[›Wahrnehmung‹].
Haszler, Kiechels Reisen
324, 19
(
schwäb.
,
n. 1589
):
von wegen vül und mancherley blüeh, lüeblichen und ahnmüetigen geruchs, so düe böm von sich gaben.
Henisch
1524
(
Augsb.
1616
):
Ein Schalck kennt man bey den wortten / wie ein kraut bey dem geruch. Manchem schreckt der Bı͂sem geruch / der vom Saͤwmist munter wurd.
Luther, WA
10, 2, 247, 5
;
31, 1, 255, 27
;
41, 212, 4
;
46, 786, 21
;
J. W. von Cube. Hortus
77, 27
;
Buch Weinsb.
2, 372, 10
;
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
68, 3
;
162, 17
;
Dedekind/Scheidt. Grob.
140, 9
;
Strauch, Par. anime int.
56, 21
;
Gajek, Köler. Maÿen-Lust
64, 5
;
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
105, 2
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 38
;
Maaler
170v
;
Henisch
1504
;
1523
;
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
188
;
Harsdoerffer. Trichter
3, 230, 19
;
Schwäb. Wb.
3, 429
.
Vgl. ferner s. v.
angelica
.
2.
›Geruchssinn (als Wahrnehmungsvermögen)‹; Metonymie zu 1.
Wortbildungen
gerüchig
2 ›mit gutem Geruchsinn ausgestattet‹ (dazu bdv.:
geriechig
,
geruchspürig
,
gespürig
),
geruchspürig
.

Belegblock:

Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
13505
(
rhfrk.
,
um 1405
):
Das sij [kranke Menschen] von essen verlieren den gesmag | Und vom drincken haben keinen gerog!
Franck, Decl.
353, 40
(
Nürnb.
1531
):
Derhalb sey der eben so wol incontinens / der seinem geruch / geschmack / gehoͤr vnd gesicht volge / vnd die herschung verguͤnn / als der mit greüffen vnd tasten sich vergreyff.
Schade, Sat. u. Pasqu.
3, 12, 22
(
orhein.
1520
):
Zuͦm XIII. hat ein wolf fast einen guͦten geroch der nasen, daß er einen keiben oder ein hert schmeckt von ferren.
Dasypodius
154v
(
Straßb.
1536
):
Gerüchig. [...]. Aliquando significat, Geruͤchspuͤrig.
Henisch
1523/24
(
Augsb.
1616
):
Gerüchig / geriechig / gespürich wie ein Jaghundt / der wol spüret / oder dem gespier nachgehet.
Dietz, Wb. Luther
2, 88
.
Vgl. ferner s. v.
anmütigkeit
.
3.
›Herd, Ausstrahlung, Ort der Verbreitung einer Bestimmung‹, mit Tendenz zu ›Aufruf, Ruf, Verpflichtung zu etw.‹; Ütr. zu 1.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
2. Kor. 2, 14
f. (
Wittenb.
1545
):
Gott sey gedancket / der vns [...] offenbaret den geruch
[
Mentel
1466,
Froschauer
1530:
geschmack
]
seiner Erkenntnis / durch vns [...]. Denn wir sind Gotte ein guter geruch Christi / beide vnter denen die selig werden / vnd denen die verloren werden / Diesen ein geruch des tods zum tode / Jnen aber ein geruch des lebens zum leben.
Fischer, Brun v. Schoneb.
12693
(
md.
, Hs.
um 1400
):
alsus ist amen ein geruch; | amen vlut der schanden struch, | amen hat an im logene nicht.
4.
›Ruf, Leumund e. P.‹; Ütr. zu 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
gerücht
 5,
leumund
 1,
1
lob
 1.
Syntagmen:
den g. stinken machen; ein g. ausbrechen; am g. schaden nemen; der g. der ere, des rumes, des gotseligen lebens
.
Wortbildungen:
geruchhaftig
›übel beleumdet‹.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 5, 21
(
Wittenb.
1545
):
Der HERR [...] richte es / das jr vnsern Geruch
[
Mentel
1466:
geschmack
,
Froschauer
1534:
lob
,
Dietenberger
1534:
gerucht
]
habt stincken gemacht fur Pharao.
Voc. Teut.-Lat.
kk jv
(
Nürnb.
1482
):
Verwarlosiger geruchafftiger.
Sachs
13, 241, 32
(
Nürnb.
1556
):
Biß man nimbt schaden an gruch und ehr.
Byland, Wortsch. Zürcher AT
44
;
Schweiz. Id.
6, 192
.
5.
›aufruhrähnlicher Zustand‹.
Bedeutungsverwandte:
aufbruch
 6,
gerödel
.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
453, 2357
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Es wart aber besunder | in dem ainen veld under | Den umidern ain gross geruch, | gerödel und starker auff pruch. | Sy wolten numen pleiben mer.