gelassen,
(kontrahiert:)
gelan,
V., unr. abl.;
zu den Bedeutungsansätzen vgl. die Ausführungen unter lassen
.1.
›etw. zulassen, dulden‹; zu
lassen
1.Belegblock:
Mayer, Folz. Meisterl.
1, 236
(nobd.
, v. 1496
): Wer kunt und mocht ymer gelan | Nicht ein starck hoffnung zu han.
2.
›jm. etw. überlassen‹; zu
lassen
4.Belegblock:
Winter, Nöst. Weist.
1, 966, 20
(moobd.
, 1512
): Si ertailent auch das all zeit ain brobst das urfar und die marktzüllen gelassen müge wem er wil.
3.
›sich jm./sich (vollständig) überlassen‹; zu
lassen
5.Belegblock:
Pfefferl, Weigel. Gn. S.
110, 5
(um 1571
, Hs. 1615
): denn bistu dier selber gelassen, nach deinem aigenen willen, So hatt der Teüffel alle gewalt vber dich.
4.
›sich auf jn. / etw. verlassen, sich jm. anvertrauen‹; zu
lassen
6.Syntagmen:
mit präpositionalem Anschluss (an
).Belegblock:
Chron. Nürnb.
1, 150, 18
(nobd.
, 1388
): daz wir uns doran gelassen mugen.
Pyritz, Minneburg
4253
(nobd.
, Hs. um 1400
): daz er sich gelaßen tar | An in, wann sie zwor gebar | Ein muter mit ein ander.
Lexer, Tucher. Baumeisterb.
69, 35
(nürnb.
, 1464
/75
): soll der stat paumeister [...] bestellen einen redlichen walthawer, der getrew, warhaft und frum sei, doran er sich gelassen und dem getrawen mug.
Chron. Augsb.
1, 110, 11
(schwäb.
, zu 1397
): man mocht sich an ditz folk nit gelazzen.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
936
(alem.
, 1. H. 15. Jh.
): Won an den kan sich nieman gelan, | Weder wib noch man.
5.
›jn. / etw. verlassen, zurücklassen‹; vgl.
lassen
8; 10.Belegblock:
Feudel, Evangelistar
136, 31
(omd.
, M. 14. Jh.
): In der czit hiz Jhesus syne jungeren stygen in daz schif unde varen vor ym ubir mer, biz her gelyze dy schar.
Vetter, Pred. Taulers
109, 7
(els.
, E. 14. Jh.
): daz ist unmúgelich das Gott disen menschen iemer gelasse.
Ebd.
255, 5
: Der mensche, als er alle ding gelies und sich selber in allen dingen, so sol er Gotte volgen.
Bihlmeyer, Seuse
79, 30
(alem.
, 14. Jh.
): wer im gebihtet, wie súndig er ist, daz den got niemer well gelassen.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1241
(alem.
, 1. H. 15. Jh.
): Vor er mich geließ nie, | Weder tag noch nacht.
Päpke, Marienl. Wernher
11164
(halem.
, v. 1382
): Das ich dich ie geliess allein | In dinen noͤten also gross.
Kummer, Erlauer Sp.
3, 844
(m/soobd.
, 1400
/40
): das si euch nit mag gelaßen | pei ckainem guͦten muͦt.
6.
›einen Ort verlassen‹; zu
lassen
9.Belegblock:
Feudel, Evangelistar
121, 18
(omd.
, M. 14. Jh.
): do wolde her [Jhesus] daz iz nymant woste. do mochte her iz [hus] nicht gelazen.
7.
›jn. loslassen, gehen lassen, wegschicken‹; vgl.
lassen
15.Syntagmen:
mit präpositionalem Anschluss (von
).Belegblock:
Kurz, Waldis. Esopus
4, 39, 55
(Frankf.
1557
): wir hetten ghofft, | Weil wir dich han gestrafft so offt, | Soltest das Weib von dir gelassen.
Mayer, Folz. Meisterl.
62, 30
(nobd.
, um 1480
): Einß mols wollt sie | Den pfaffen nie | Von ir gelan.
8.
›etw. (eine Handlung) unterlassen, mit etw. aufhören‹; zu
lassen
19.Syntagmen:
mit Akk. d. S., vereinzelt mit Gen. d. S.Belegblock:
Froning, Alsf. Passionssp.
1866
(ohess.
, 1501ff.
): Nu hore umb die alde thoren! | kan sie nicht yr kibbeln gelan? | ich wel myn freude han.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
61, 39
(omd.
, 1487
): Vmb des will entlich vnd forderlich vor andern sachen dÿsse wergk zcú gelasßen.
Vetter, Pred. Taulers
57, 22
(els.
, E. 14. Jh.
): er [Got] enmag das nút gelassen noch verloben, er muͤsse do sin von not do man in luterliche meinet und in alleine suͦchet.
Sappler, H. Kaufringer
17, 111
(schwäb.
, Hs. 1464
): es ist pesser die sünd gelaun | dann alle tag ze peichten gaun.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
172
(alem.
, 1. H. 15. Jh.
): O herr, ich mag das wol gelăßen; | Ich müß ain wile schlăffen.
Klein, Oswald
116, 18
(oobd.
, 1428
/30
): mein singen mag ich nicht gelän.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
29, 3
(moobd.
, 1478
/81
): Diser beired mocht ich auch nit gelassen.
9.
›von etw. ablassen, auf etw. verzichten, etw. aufgeben‹; zu
lassen
20.Syntagmen:
mit präpositionalem Anschluss (von
), Akk. oder Gen. d. S.Belegblock:
Mone, Adt. Schausp.
2, 581
(Hs. ˹omd.
, 1391
˺): ich gebe em eyn grint-hotelin | und eyne alde hoße, | der konde ich nye gelose.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
206, 18
(els.
, 1362
): Wie sulten wir gelossen daz wir von kint uf hant gehalten.
Stammler, Berner Weltger.
787
(ohalem.
, 1465
): Sy wolten doch nie buͦsse enpfan | noch ir sünd vor dem tode nie gelan.
Merk, Stadtr. Neuenb.
56, 15
(nalem.
, 1527
): daselbs ze Núwenburg in eins offenen wurts hus soͤllen inziehen zuͦ leisten und von soͤlicher leistung niemer gelassen.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
33, 90
(oobd.
, 3. Dr. 14. Jh.
): wann laider seind die werlt anvie | gelies der mensch sein sünden nie.
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 34
.10.
›jm. etw. lassen, es ihm nicht nehmen‹; vgl.
lassen
23.Belegblock:
Froning, Alsf. Passionssp.
6067
(ohess.
, 1501ff.
): o we! was hat hie uch gethan? | moget er em nicht syn leben gelon | und nemmet mer den lipp.
11.
›sich gelassen verhalten, sich gedulden‹; vgl.
gelassen
(Adj.) 2.Belegblock:
Vetter, Pred. Taulers
39, 9
(els.
, E. 14. Jh.
): wie wenig lúte hant dise edel tugent daz sú sich kunnent gelossen und geliden.