gebür,
gebor(e),
gebürde,
die
;-Ø/–
;zu
mhd.
gebür
›das, was sich gehört‹
(Lexer
).1, 764
1.
›das jm. als Anteil, Gabe, Lohn, Beute, als Abgabe, Leistung, Zahlung Zukommende‹; zu
gebüren
2.Vorwiegend Urkunden, Rechtsschriften.
Syntagmen:
die g. bezalen / empfangen / geben / reichen / verbürgen / zuschicken; die gewönliche / rechte / zuständige g
.Belegblock:
Ziesemer, Gr. Ämterb.
690, 35
(preuß.
, 1410
): Her gap dem snitzmeister, deme schumeister ire gebur, sy goben wedir das sie geben sulden.
Dat nuwe Boych
434, 14
(rib.
, 1396
): ind bezailden sich selue also mallich syn gebuͤr, dat eme Johan schuldich was.
Kollnig, Weist. Schriesh.
281, 42
(rhfrk.
, 1655
): An türkensteyer, schatzung und dergleichen anlagen, alß palyumgelt, belanget, geschicht von gnedigster herrschaft: der es auch billich gehöret und würdt des dorfs gebühr vom ambt zugeschickt.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
109, 26
(omd.
, um 1559
): Wurde einer wassergelt aufsagen wollen laßen, das mogen die geschwornen umb ihre gebuhre wol thuen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
70, 19
(thür.
, 1474
): yre tochter metsampt yrem teyle unde gebore aneerstorbin vatergutis.
Weizsäcker, Graupn. Bergb.
227, 23
(osächs.
, 1541
): Zu stetter, vester haldong haben beite bart dem bergmeister sein gebir dorum geben, solchen schidt ins bergbuch zu vorleiben.
Ebd.
100, 14
(osächs.
, 1540
): hott auch bekant, das her alle gebür von ime entpfangen hott einzuschreiben.
Sachs
3, 482, 7
(Nürnb.
1535
): man dinget und ab bricht | Den arbaytern, saugt auß das blut, | Ihn ir gebür nicht geben thut.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
133, 11
(halem.
, 1675
): den amm- und weisenkinderen in disem hauß [...] mit speiß, kleidung und geliger gebühr nach zu versehen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
378, 11
(m/soobd.
, 1584
): wo aber ainer ime sein gepür nicht die selben zeit geben wurt, solle er dem hueter sollichs dopelt geben.
Henisch
1397
f.; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
181
; Stieler
1, 861
; Schmid, R. Cysat
6, 35
; Dietz, Wb. Luther
2, 28
; Dief./Wü.
605
; Bad. Wb.
2, 315
; Schwäb. Wb.
3, 138
; Schweiz. Id.
4, 1531
; Öst. Wb.
3, 1426
; Vorarlb. Wb.
1, 1076
.2.
›das Angemessene, Gebührliche, sich Geziemende‹; zu
gebüren
3.Phraseme:
nach gebür
›angemessen, wie es sich gehört‹.Syntagmen:
die g. erzeigen; die rechte / schuldige g
.Belegblock:
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn
347, 33
(Wolfenb.
1594
): Souiel meine Fraw Mutter belanget, Wil ich mich gegen dieselbigen aller schüldigen gebühr erzeigen.
Wyss, Limb. Chron.
75, 23
(mfrk.
, Hs. 2. H. 16. Jh.
): gewonnen under sich diner, iglicher stat nach geburde unde nach ire vurmoge unde vursolden di.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 107, 33
(Köln
1619
): Hiemit bin ich vom Schlaff erwacht, | Wolt Gott der Traum kaͤm alle nacht, | Ich wolte biß siebne schlaffen, | Daß ich das Kindlein nach gebuͤhr | Von hertzen moͤcht vmbfahen.
v. Keller, Amadis
410, 9
(Frankf.
1571
): Daß ich mich ferner gegen E. G. enthalten, oder der schüldigen gebür vnnd bescheidenheit gebrauchen könden.
Gajek, Seidelius. Tych.
14, 20
(Breslau
1613
): Es wird auch Stamatus herfuͤr / | Gefuͤhrt das Er nach der Gebuͤhr | An Galgen werd gebunden bhend / | Vnd nehme da sein schmelich end.
v. Keller, Ayrer. Dramen
41, 6
(Nürnb.
1610
/89
): Die Ehrenschender wöllen wir | Ingleichen straffen nach gebür.
Memminger Chron. Beschr.
12, 8
(Ulm
1660
): ein Straffampt / die Einung genandt / allwo Schlaͤg vnd Schmachhaͤndel hingehoͤren / vnd nach Gebuͤhr abgestraffet werden.
Eschenloher. Medicus
56, 2
(Augsb.
1678
): Ein getrewer Vatter hatte gar ein straͤfflich vnd vngezogenes Kind / welches ihme nicht allein die Gebuͤhr vnd schuldige Ehr / Reverenz vnd Lieb nicht erzeigete.
Köbler, Stattr. Fryburg
122, 24
(Basel
1520
): wo sy daran sumig sin / so wurden wir sy diser ir hinlessigkeit halb / nach gepür straffen.
A. à S. Clara. Deo Gratias
4, 21
(Wien
1680
): fuͤr welche grosse Gutthat die Schwiger Petri sich wolt Gebuͤhr und Schuldigkeit halber danckbar erzeigen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
493, 16
(m/soobd.
, 16.
/17. Jh.
): wan die im pautäding von der obrigkait erwält- und gesezten offizierer oder ambtler jeder seinem ambt, zeit und gebür nach was zu bevelchen und zu verrichten hat.
Schorer, Sprachposaun
14, 25
(o. O. 1648
): Jedem die Gebuͤhr erzeige.