garn,
das
;-s/-e
, auch -Ø
.1.
›aus Fasern gesponnener Faden, Garn‹.Phraseme:
jm. auf das garn sehen
›jm. auf die Finger sehen, ihn genau beobachten‹.Syntagmen:
g. (auf)kaufen / bleichen / machen / schneiden / spinnen / verkaufen / verwirken / winden; flachsenes / flämisches / gutes / hanfenes / langes / leinenes / rohes / wollenes g
.Wortbildungen
garnstal
spule
Belegblock:
Mieder, Lehmann. Flor.
503, 23
f.(Lübeck
1639
): Wie das Garn ist / so gibt es Tuch. Gut Garn gut Tuch / grob Garn grob Tuch.
Joachim, Marienb. Tresslerb.
173, 17
(preuß.
, 1402
): 20 pf. vor nolden und garn, die secke zu neen.
Toeppen, Ständetage Preußen
2, 689, 16
(preuß.
, 1446
): und treyben kowffenschatcz und kowffen flasch und garne und lynwant den inwonern dis landis.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
333, 2279
(Magdeb.
1608
): Machten auch viel Schleufflein vnd Garn / | Von Linden Bast / vnd Pferde Haarn.
Große, Schwabensp.
60a, 12
(Hs. ˹nd.
/md.
, um 1410
˺): nach deme totlibe sal de vrowe nemen ire morgengabe vnde alle, daz zuͦ deme varende guͦde hored [...] Garn, lachen vnde tislachen.
Helbig, Qu. Wirtsch.
4, 11, 24
(md.
, 1357
): Ouch sal derselben bleiche zcu nütze nymant keinerleige linyn garn, smale linwat, rohen goltzsch, zcwirn nach flachs uz unsern landen furen.
Scholz-Babisch, Klev. Rheinzollw.
428, 41
(rib.
/westf.
, 1597
): Druege war, ist specerie, kupfer, glaß, schweveln, weidt, hanf, flachs, garn.
Schmidt, Frankf. Zunfturk.
1, 294, 23
(hess.
, 1421
): waz man vorter in diesem hantwercke lijnen garns dut blaferwen, daz sal man tun ferwen mit weyde und mit keiner andern farwe.
Ebd.
1, 305, 7
(hess.
, 1482
): Es sal auch keyn meister dem andern garn oder wollen verkeuffen, damit er mehe duche, barchen, decklachen oder linen hinder sich brenge.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
95, 5
(Frankf./M.
1568
): Ich kan auch machen Garn vnd Netz / | Zur Jaͤgerey vnd zu der Hetz.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe
12, 26
(thür.
, 1421
): Seyne swester die hiess Nema, die span garn unde machte das erste tuch unde cleidt.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
9, 31
(osächs.
, 1570
/7
): soll eine jede magd winterzeit des abends unter licht fumf gebind garn spinnen.
Ebd.
252, 21
: Man bleichet garn, zwirn und leinwath.
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
109, 3
(nobd.
, 1383
): Peterin von Regenspurg sich geurteilt von der stat 10 jar [...] daruͤmb daz sie den verbern und lodern wollen und garn verstal.
v. Keller, Ayrer. Dramen
1876, 14
(Nürnb.
1610
/8
): Das Ramus bey jhr Mayestat | Mich etwan eintrag vnd verraht | Der mir hat gsehen auff die garn.
Spanier, Murner. Schelmenz.
48, 186
(Straßb.
1512
/3
): So waiß ich wol, wer ful garn spint, | das er zuͦ knipffen vil gewint.
Chron. Augsb.
8, 384, 12
(schwäb.
, zu 1550
): ob yemandt für sich und sein haushaltung garen kauffen und verwürcken lassen woͤllt, das soll ime frei sein.
Barack, Zim. Chron.
3, 464, 38
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): Er liess auch darneben der saugamma etwas genawer uf die garn sehen, damit sie in irer bueberei etlich zeit ufgehalten ward.
Karnein, Salm. u. Morolf
709, 1
(srhfrk.
, Hs. um 1470
): wer git mir spillen und nadeln, | ein kremer wolt ich gern wesen, | gurtel, bendel, seckel und garn, also ein kremer, der uff daz mere wil farn.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
367, 20
(halem.
, zu 1414
): ein zentner henffis oder flaͤsins garns her in xvj den. und ij. den. ze legerlon.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen
90, 23
(halem.
, 1562
/4
): Dergestalt das er roß, küe, kelber, win, korn, klaider, gwand, höw, strow, garn [...] und derglichen waren angenomen.
Fuchs, Murner. Geuchmat
1787
(Basel
1519
): Der muͦß ouch hechten lecken künnen, | Weschen, buchen oder spynnen, | Mit garn vff winden gelt gewynnen.
Deinhardt, Ross Artzney
158
(oobd.
, 1598
): Nimb vngesaten griens garn vnd seudt es in aschen. Vnd bindt ims über die geschwulst.
Dirr, Münchner Stadtr.
460, 28
(moobd.
, um 1365
): Ez sol niemant chain wullein garn ze pfant nemen, oder er geit dem richter 60 dn, der stat als vil.
Piirainen, Stadtr. Sillein
80b, 18
(sslow. inseldt.
, 1378
): vnd levͤchter vnd leyn vnd flachz vnd leinein garen vnd leinein gewant.
Chron. Augsb.
9, 224, 13
; 230, 7
; 238, 2
; 246, 11
; 247, 1
; Bremer, Voc. opt.
265
; Voc. rerum
21v
; Voc. Teut.-Lat.
k ijr
; Brack
b 2v
; Voc. inc. teut.
h ijv
; Maaler
157r
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
177
; Henisch
1357
f.; Stieler
1, 610
f.; Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 55
f.; Wielandt, Leinengewerbe.
1950, 169
; Dietz, Wb. Luther
2, 10
f.; Dief./Wü.
602
; Schwäb. Wb.
3, 68
; 6, 1979
; Schweiz. Id.
2, 419
.2.
›(aus Garn gewirktes) Netz (bes. für den Fischfang)‹; ütr. ›Falle‹.Phraseme:
ein garn stellen
›eine Falle stellen, Intrigen spinnen‹; jn. in sein garn bringen
›jn. in seine Gewalt bringen‹.Bedeutungsverwandte:
nez
Syntagmen:
ein g. (auf)spannen / auswerfen / setzen / spinnen / stelen / ziehen; mit g. fische / vögel / fische fangen, ein gebiet mit g. umziehen
›einzäunen‹; ein enges / grosses / verbotenes g
.Wortbildungen:
garnmacher
Belegblock:
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
36, 30
(preuß.
, 1427
): Vischgerethe: czum ersten 1 gros garn uff die Czingersche lache, 1 garn uff die Mutlouw.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
191, 16
(preuß.
, 1516
): Vischtucher: 13 weite tucher, 3 enge tucher, 5 ancker, 6 schiffe, 2 keiperkahn, 2 grosze garn.
Luther, WA
22, 423, 20
(1544
): Also sehe ich auch, das Gott ein garn gesponnen uber Deutschland.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
184
(mrhein.
, um 1335
): Peter vnd andreas, komment. | Vnd volgen ir mir sollent. | Stellent nach luden vwer garn. | Vnd lazent daz vischen varn.
Kollnig, Weist. Schriesh.
90, 35
(rhfrk.
, 1369
): wer anders lendet in Videnheimer marg mit garnen, danne der von Videnheim ist, der ist minem herren verfallen umb funftehalp pfunt heller.
Schmidt, Frankf. Zunfturk.
1, 195, 1
(hess.
, 1489
): man soll auch des nachts keyn garn setzen, auch nit leuchten.
Kurz, Waldis. Esopus
3, 100, 121
(Frankf.
1557
): Solch grosse Visch han sie gefangen | Mit Buͤberey vnd boͤsem Garn, | Damit die gantze Welt durchfahrn.
Perez, Dietzin
1, 43, 7
(Frankf.
1626
): meine Gedancken gar nicht sind / der welt Netz vnnd Garn zu stellen.
Ebd.
406, 11
: nach dem sie einen dicken Wald mit jhren Garen vnd Tuͤchern vmbzogen / liessen sie die Hunde lauffen.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob
7269
(omd.
, 1338
): diz recht er liz | Und sinen vuez von willen stiz | In diz netze und in diz garn | Der sunden.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
140, 35
(Nürnb.
1548
): wo zwey ehlich werden / dem Teuffel auß dem garn lauffen.
Sachs
17, 454, 7
(Nürnb.
1557
): Der vogler list, darmit sie fiengen | Die waldvögel, die umb-zu-bringen | Mit garen.
Vetter, Pred. Taulers
171, 11
(els.
, 1359
): nu werfent aber us dis garn, und ir súllent vohen.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
1, 19, 30
(Straßb.
1522
): da sahen sie ein Menschen, ein Jäger, der spant die Garn uff und wolt das Gewild jagen.
Roloff, Brant. Tsp.
1468
(Straßb.
1554
): das wir hant disen hasen gefangen / | Allein über halß on garn und hag.
Müller, Welthandelsbr.
296, 37
(schwäb.
, 1514
/5
): die vischer, die visch haben, verlegen all cost, volck, parcken und garn.
Bauer, Geiler. Pred. 474f.,
26
(Augsb.
1508
): So mache dir ain enges garn oder noͤtze / dadurch sy nit mügen kommen.
Thiele, Minner. II,
7, 281
(Hs. ˹nalem.
/sfrk.
, 1470
/90
˺): sust bin ich umbgeben | mit ungluͤcks garn.
Welti, Stadtr. Bern
131, 26
(halem.
, E. 14.
/A. 15. Jh.
): daz nieman mit garnen zam tuben vachen sol.
Bachmann, Haimonsk.
218, 15
(halem.
, 1530
): Nunn gsich ich yetz wol, daz mich Karly so lang gejagt hat, untz daz er mich inn sine garnn brăcht hat.
Fuchs, Murner. Geuchmat
1633
(Basel
1519
): Wenn Venus eym das garn thuͦt stellen.
Wyss, Luz. Ostersp.
3, 95, 8
(Luzern
1616
): Ein vischen wend wir heben an | daß garn ich nach wol füeren kan.
Klein, Oswald
19, 194
(oobd.
, 1431
/2
): In grossen wassern michel visch | facht man mit garnen strecken.
Skála, Egerer Urgichtenb.
97, 5
(nwböhm.
, 1573
): 4 lebendig Gens vnd Ailff Ellen garn dem fritzschen Zu hagengrun gestollen.
Sachs
2, 174, 21
; 4, 276, 1
; 14, 77, 16
; 95, 20
; 319, 20
; 16, 82, 7
; 17, 64, 11
; 486, 11
; 20, 169, 27
.3.
›Eingeweide, bes. Gedärme von Tieren‹.Syntagmen:
g. abkaufen / sieden / verkaufen; gesottenes / rohes g
.Belegblock:
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
76, 17
(osächs.
, 1570
/7
): Laß daz viech vom erlenlaub oder lauge von neuen gesottenem garn saufen.
Müller, Welthandelsbr.
125, 11
(schwäb.
, 1506
): daby verkouft man leder, federn, flaisch, garen, kaß, schmaltz und flachs.
Chron. Augsb.
8, 383, 24
(schwäb.
, zu 1550
): doch sol inen, die rohen garen herzubringen, verbotten sein.
Ebd.
8, 383, 28
(schwäb.
, zu 1550
): doch sollen alle kauderer und fürkeuffel an kainem andern ort ire garen verkauffen, dann auf dem verordenten garenmarckt.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 777, 19
(schwäb.
, 1622
): Deßgleichen soll auch niemandts in den häusern, es habe dan darzu gute sondere eingemawerte kessel, bauchen oder garn sieden.