gadem,
das
;-(e)s/-Ø
, auch -en,-er
,gaden,
das
; -s/-Ø
(+ Uml.);zu
mhd.
gadem, gaden
›Haus von nur einem Gemach, Kammer, Stockwerk‹
(Lexer
); Herkunft unklar (1, 723
Kluge/S.
).1995, 294
1.
›Raum, Zimmer, Kammer, Zelle (eines Klosters), Gemach‹; auch ütr.: ›Sitz‹.Bedeutungsverwandte:
gemach
das
) 2, kamer
kemenate
stube
Syntagmen:
ein g. auftun / kül machen / öfnen; in ein g. gehen, in einem g. sitzen; der sele, des herzens g
.Wortbildungen:
holzgadem
rittergadem
speisgadem
Belegblock:
Sievers, Oxf. Benedictinerr.
30
(hess.
, 14. Jh.
): Obe sie dan vollensteit, so leide man sie wyder in daz gadem der nuwen sustere.
Ettmüller, Heinr. v. Meißen
274, 8
(md.
, Hss. 14.
/15. Jh.
): Mir tet ir lachen süeze | in mines tumben herzen gaden.
Fastnachtsp.
1010, 4
(nobd.
, 15. Jh.
): ich het ein hübschen pulen gewonnen, | Den bracht ich zu mir in mein gaden, | Das mir viel guts wer widerfaren.
Sachs
10, 196, 7
(Nürnb.
1556
): Wir wöllen essen im hintern gaden.
Hampe, Ged. v. Hausrat
4, 10, 17
(Straßb.
um 1514
): Das [Hirtzhorn] hencke dann mittel in das Gaden.
Sappler, H. Kaufringer
10, 2
(schwäb.
, Hs. 1464
): Ain stolzes weib das het geladen | haim ze haus in ir gaden | ainen jungeling.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin
1, 125, 62
(schwäb.
, 1471
): Trost, fräd mit allen gnaden | Kam in deins hertzen gaden.
Ebd.
2, 76, 155
: Der herre dem knecht kaum entran. | Er kam in sein schlauf gadem.
Menge, Laufenb. Reg.
5207
(Hs. ˹nalem.
, um 1470
˺): Ouch ze sumer heissen tagen | Soltu din huse als ich dir sagen | Oder din gaden küle machen | Mit smake der kumpt von kalten sachen.
Koppitz, Trojanerkr.
21090
(Hs. ˹noschweiz.
, 15. Jh.
˺): Der zarten lip waz liste vol | Und sy yltte getrautte | Von gadem ze kemonatte.
Schmidt, Rud. v. Biberach
99, 20
(whalem.
, 1345
/60
): der goͤtlich geist gesicht alle die gaden vnd wonungen der sel.
Päpke, Marienl. Wernher
2188
(halem.
, v. 1382
): Maria altersaine was | In ierm gademe und las.
Bihlmeyer, Seuse
76, 16
(alem.
, 14. Jh.
): des dorfes vogt [...] hiess in besliessen in ein gaden.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
184, 38
(smoobd.
, Hs. 17. Jh.
): Ich frag dich auf den aid, was und wie viel die herbergleit, so verdingte gaden haben, im land gerechtigkait migen haben.
Jaksche, Gundacker
3339
(oobd.
, Hs. 1. H. 14. Jh.
): daz liecht schain so vaste | daz allez daz gadem erlouhte.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
74
(schles. inseldt.
, 1454
): wÿ das Jocusch Wberman hot vormant den richter [...] vm eyn geczeugnis von rede twen, dy do ist geschan in eynem godem.
Bremer, Voc. opt.
264
; Voc. inc. teut.
h ir
; Dasypodius
355r
; 475r
; Henisch
1551
; Ahnert, Verbr. mhd. Wörter.
1942, 28
; Wiessner, Wortsch. Wittenw. Ring.
1970, 61
; Henne, Hochspr.
1966, 77
; Stieler
1, 591
f.; Martin/Lienhart
1, 198
; Brinckmeier
874
; Vilmar
113
; Pfälz. Wb.
3, 8
; Shess. Wb.
2, 1054
f.; Schwäb. Wb.
3, 13
f.; Schweiz. Id.
2, 114
; Vorarlb. Wb.
1, 1046
.2.
›kleines, meist nur aus einem Raum bestehendes Gebäude, Haus, Hütte‹; allgemein: ›Behausung, Ort‹; auch ütr.Bedeutungsverwandte:
hütte
Syntagmen:
ein g. bauen / mauern; der hölle g.; das götliche g
. ›Marias Schoß‹.Belegblock:
Ziesemer, Proph. Cranc
254, 32
(preuß.
, M. 14. Jh.
): daz eyn gadin was uf der phortin der uzsirn muyrn so hoch und so breyt bynne synin muyrn.
Stackmann u. a., Frauenlob
7, 1, 10
(Hs. ˹md.
, M. 14. Jh.
˺): durchtrechtic wart der gotlich gadem.
Bauer, Geiler. Pred.
321, 15
(Augsb.
1508
): yetz beschauwet er das / denn luͤget er was in dem gaden sey.
Bächtold, H. Salat
146, 18
(Freiburg
1537
): Da nun der sun dem vich sin gewonlichen rat anthet in der schür oder gaden, wolt der vater [...] studen und dorn ußhowen.
Geier, Stadtr. Überl.
72, 8
(nalem.
, um 1400
): daz er ain gadem úber daz ertrich muͦren wil des ersten jaures.
Päpke, Marienl. Wernher
2204
(halem.
, v. 1382
): Die andern mægde och also | Worchtend vor dem gademe do.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
2223
(halem.
, Hs. um 1435
): wie gern ich woͤlt | Das ich zuͦ minem kinde soͤlt | Ab gǎn hin in der helle gaden.
Auer, Stadtr. München
352, 4
(moobd.
, 1347
): Und swer auf alten maur, die gemain ist, wil mauren, der sol auch ain gadem pauen, als lanch diu maur ist.
Rechn. Kronstadt
3, 328, 46
(siebenb.
, 1560
): Mer gebenn dem Meÿster Stoffen schlosser 24 schÿnen Eÿssen czü denn gadem vnnd fensternn.
3.
›Vorbau eines Hauses zum Warenverkauf, Laden, Verkaufsladen, Verschlag als Verkaufsort, Werkstatt eines Handwerkers als Stätte der Arbeit, Dienstleistung und des Verkaufs‹.Syntagmen:
ein g. aufschliessen / haben / machen
.Wortbildungen:
feilgadem
kaufgadem
werkgadem
Belegblock:
Frantzen u. a., Kölner Schwankb.
1, 18, 3
(Köln
um 1490
): Truwen, gait in den gadem all zu hant: | Tast selber zo, nympt uwer genoegen.
Chron. Mainz
1, 5, 21
(rhfrk.
, 15. Jh.
): welicher abeget von dodes wegen, der der kamern oder gaden eins hat, den sal die kamer oder daz gaden of sin nesten erben fallen.
Ebd.
34, 5
: Wir sprechen auch zu einem rechten umb die gaden, wan wir uns des irfaren han an guden wisen luden, paffen und leien, daz die gaden han, die gaden inhaben sullent.
Schmidt, Frankf. Zunfturk.
1, 231, 30
(hess.
, 1377
): auch ensal nymand, der zu gaden stet, die gaden vor pryme uffslißen, is enwere dan in der messe.
Spanier, Murner. Narrenb.
70, 59
(Straßb.
1512
): Der tuͦchman kan syn huß verblenden, | Das im das liecht kein tuͤcher schenden | Moͤg / das nieman kenn den faden, | Darumb sindt vinster ire gaden.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
2, 27, 33
(Straßb.
1538
): Als nun der Pfarrer in das Gaden gieng, da dann die Meßgewand innen feyl warend, nam er ein seer huͤbsches und leget es an.
Müller, Nördl. Stadtr.
104, 39
(schwäb.
, 1423
): Auch sprechen sie, das sie in der messe niman kein isen verkawfen, dann die, die isen hie haben, die stenn selber in die gadem.
Roder, Stadtr. Villingen
101, 35
(önalem.
, 1492
): es sol dhain tuͦch scherer [...] in dhains gwandtschniders hus noch gaden wider den andren nit lǒffen noch gan.
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
298, 41
(halem.
, 1403
): die, so in des kamermeisters hus gaͤdmer hant, die mugen in ir gaͤdmer veil han, und súllent aber fúr ir gaͤdmer us nicht setzen noch stellen weder zeinen noch tisch noch kein ander ding.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
571, 23
(halem.
, 1495
): Es sol ouch deheiner mit geverden ze lang vor einem gaden also stan.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 209, 6
(halem.
, 1508
/16
): uff das selb jar ward das nüw hus mit den gedmeren gemacht uff dem platz vor dem rathus.
Hulsius
F ijr
; Schmid, Pilgerreisen.
1957, 412
; Schirmer, Kaufmannsspr.
68
.4.
›Vorratshaus, Vorratskammer, Speicher, Scheune‹.Bedeutungsverwandte:
bank
speicher
stadel
Belegblock:
Franz u. a., Qu. hess. Ref. Bd.
2, 41, 38
(hess.
, 1527
): Heisters Ludwigs gaden sal im gekauft und gebaut werden.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
25, 7
(nobd.
, um 1430
): so sole keiner kein gadem in dem kirchofe haben.
Sachs
21, 149, 11
(Nürnb.
1563
): Die weinfässer abladen, | Gelassen in der keller gaden.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu.
2, 911, 33
(schwäb.
, Hs. 1587
): Welcher den andern [...] in seiner behaußung, stadl, speicher, gaden oder herberg [...] angreifet.
Dirr, Münchner Stadtr.
439, 12
(moobd.
, um 1365
): Man sol auch chain flaesch slahen newr under der panch oder in den gaedmern, ân swein, pey der selben puͦzz.
Ebd.
462, 2
: swer nicht gadems hat, ob der puͦzwirdich wirt, der geit zwir als vil ze puͦzz dann einer, der ze gadem stet.
Zingerle, Inventare
38b, 36
(tir.
, 15. Jh.
): i czynen gießvaß vnd ander mer eysengeschmeid, verschlossen in ain gadem.
Dasypodius
28v
.5.
›Stockwerk (eines Hauses), Geschoss (eines Gebäudes)‹; auch als Höhenmaß.Syntagmen:
von / aus einem g. fallen; das untere / obere g.; (ein gebäude) 2 g. höher / 3 g. niedriger bauen, die mauer dreier g. hoch machen
.Belegblock:
Große, Schwabensp.
134a, 19
(Hs. ˹nd.
/md.
, um 1410
˺): Man buͤwet doch wol an sinen orloff dri gadem hoch von holte oder von steynen ane tynnen.
Lexer, Tucher. Baumeisterb.
281, 7
(nürnb.
, 1464
/75
): und sullen auch die maur machen drewer gaden hoch.
Chron. Nürnb.
4, 166, 16
(nobd.
, 15. Jh.
): da prach oben vier gaden hoh ein ziegl, darauf das sail lag, unter dem dach.
Ebd.
5, 550, 3
(nobd.
, E. 15.
/A. 16. Jh.
): da pran es auf dem platz hinter sant Lorentzen, des Rithausers haus [...] das gesperr und das öber gaden.
Ebd.
5, 619, 6
: da viel der Hohennetel zum Plancken hinter dem rathaus auß dem dritten gaden.
Sachs
23, 170, 3
(Nürnb.
1560
): Zuhant die fraw in hinauff-zoch | In dem korb auf drey gaden hoch.
Chron. Strassb.
730, 4
(els.
, A. 15. Jh.
): donoch wurdent die glocken eines gademes hoͤher gehenket.
Baumann, Bauernkr. Oberschw.
46, 20
(schwäb.
, v. 1542
): dieweyl ain rat zu Weyssenhorn das umbgelt einnam, liessen sy den thuren, darin die keich stat, um zway gedem höcher machen.
Chron. Augsb.
4, 359, 4
(schwäb.
, v. 1536
): Den kirchenthuren zuͦ sant Moritzen hat man abgehept und um 3 gadem niderer gemacht.
Dierauer, Chron. Zürich
38, 4
(halem.
, 1415
/20
): wer wider buwen wolt, der muͦst eines gadems hocher muren sin hus.
Dirr, Münchner Stadtr.
417, 22
(moobd.
, um 1365
): Swer gantzew maurstat geit seinem nachtpawren, dem sol jener, der da maurt, die maur auffuͤren aus dem grunt und ob der erden ein gadem.
Turmair
4, 244, 17
(moobd.
, 1522
/33
): darumb starb er im andern jar, fiel den hals ab von einem gätter ab einem gaden herab.
Sachs
8, 136, 12
; 17, 248, 30
; 344, 27
; 22, 484, 4
; 497, 17
; Chron. Augsb.
2, 35, 29
; 208, 2
; 215, 9
; 3, 516, 17
.6.
ein Maß für Bauholz.Syntagmen:
ein g. holz
.Belegblock:
Winter, Nöst. Weist.
1, 62, 42
(moobd.
, 1566
): welcher zu der herrschaft gehört und nit aigen holz hat, dem soll man geben zu ein gadem holz, das mag er verkaufen.
Rwb
3, 1135
.