erblenden,
V.
– Gehäuft obd.
1.
›eine Person oder ein Tier (meist dauerhaft, seltener zeitweilig) seines Augenlichts, seiner Sehkraft berauben, blind machen (z. B. als Rache, Strafe)‹; zu
er-
4, blenden
1.Meist erzählende Texte.
Bedeutungsverwandte:
berauben
henken
köpfen
ausmachen
Gegensätze:
sehen
Belegblock:
Jörg, Salat. Reformationschr.
260, 21
(halem.
, 1534
/5
): wurdend die [...] lutersch pfaffen übel gstraaft, ettlich entkoͤpftt / ghencktt / erblendtt.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
163, 4
(oobd.
, 1349
/50
): wenne man den pern væht, sô erplent man in alsô.
Leidinger, A. v. Regensb.
609, 6
(oobd.
, um 1430
): Anderswo list man, das herczog Tassilo [...] mit zwain glüenten pekchen, dy er stätz must ansehen, sey erplent warden.
Munz, Füetrer. Persibein
33, 5
(moobd.
, 1478
/84
): ich pin et sehens auch doch nicht erplenndet.
Leidinger, V. Arnpeck
482, 11
(moobd.
, v. 1495
): da erplent sy got, das si [...] mit offen augen den perg zu Freising nit sachen.
Argovia
1, 39, 5
; Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
52, 9
; Leidinger, V. Arnpeck
483, 21
; Rwb
3, 98
; Schweiz. Id.
5, 108
.2.
›js. Sehvermögen und Erkenntnisvermögen (durch intensive Lichteinwirkung) zeitweilig außer Kraft setzen, um ihn für eine höhere Wahrnehmung aufnahmefähig zu machen, zu erleuchten‹; zu
er-
5, blenden
2.Bedeutungsverwandte:
erkennen
erleuchten
Belegblock:
Sachs
15, 333, 17
(Nürnb.
1562
): [der heylig geist] Ihm [menschen] sein drey krefft wider erleucht, | Erstlichen sein vernunfft erblendt, | Daß
[›damit‹]
sie die gottes güt erkennt. Williams u. a., Els. Leg. Aurea
158, 21
(els.
, 1362
): Sant Paulus ist nider geschlagen daz er erblendet wurde. Er ist erblendet daz er erlúhtet wurde.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
52, 33
(tir.
, 1464
): das selbig liecht das erplenttët ire augen, daz si nicht sölten sehen sterben den heiligen man.
Williams u. a., a. a. O.
159, 13
.‒
Vgl. ferner s. v. patron
2.3.
›jn. (auch: sich) / etw. (z. B. die Seele) verführen, verleiten‹; auch: ›jn. / etw. täuschen, unfähig zur Einsicht machen‹; mit Gott als Subj. speziell: ›jn. mit der Unfähigkeit zur Einsicht strafen‹; häufig im Zustandspassiv, dann: ›verblendet, verstockt, uneinsichtig (sein)‹; Ütr. zu 1; vgl.
er-
2; 5, blenden
3; 4.Meist Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
erstocken
gebösern
treiben
verblenden
verstocken
zerstören
betauben
betriegen
erblinden
triegen
Gegensätze:
erleuchten
Syntagmen:
j. / etw
. (Subj.) jn. / etw. e
. (z. B. got die herzen der ungetreuen, die gaben die witzigen, die unlauterkeit die augen der menschen, der geiz / streit jn
.), j. den haufen
[wie] (z. B. hoch
) e
.; j
. (z. B. die menschen
) erblendet sein / werden, j. in seinem gutdünken, die kreatur von der finster der sünden erblendet sein / werden
; ein erblendeter mensch
.Wortbildungen:
erblendung
Belegblock:
Luther, WA
10, 2, 48, 28
(1522
): Wir mussen (unns) bekennen, das wir [...] weyt von der lauttern ewangelischenn warheyt gedretten, [...] erblendet in unßerm guetduncken.
Sachs
22, 306, 35
(Nürnb.
1504
): Auf das uns kein erplendung wachs | Durch frawen-list, wünscht uns Hans Sachs.
Bihlmeyer, Seuse
136, 2
(alem.
, 14. Jh.
): dú [tohter] waz so vast dar inne erblendet, daz si den selben diener der wisheit alle zit floh.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
2, 44, 18
(Straßb.
1466
): wann die anderen seind erplent
[
verblendtEck
1537: ;
verstocktLuther
1545, Röm. 11, 7: ].
Ebd.
117, 7
: in den got dirr welt hat erplennt
[
verblendetLuther
1545, 2. Kor. 4, 4: ]
die hertzen der vngetrauwen. Ebd.
3, 296, 1
Var.: Nicht enpfach die gabe
.
die ioch verblenden [Var. 1475
erblenden2
–1518: ;
blendenLuther
1528: ; 1545, 2. Mose 23, 8:
machen [...] blind]
die witzigen. Rieder, St. Georg. Pred.
210, 4
(Hs. ˹önalem.
, 1387
˺): [dú creatur] wirt denne erlúhtet von der vinstri der súnden, da von si waz erblendet.
Jörg, Salat. Reformationschr.
194, 15
(halem.
, 1534
/5
): Da sichtt man wie hoch er den eergytigen huffen triben / und erblennt hatt.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
33, 7
(tir.
, 1464
): si [vnlauterkait] erplentt die augen aller menschen.
Rieder, a. a. O.
209, 2
; Jörg, a. a. O.
35, 21
; Anderson u. a., Flugschrr.
25, 6, 1
; Turmair
4, 167, 32
; Schweiz. Id.
5, 108
; Öst. Wb.
3, 358
.4.
›etw. (ein Wappenbild) blind, unkenntlich machen‹; vgl.
er-
4, blind
4.Bedeutungsverwandte:
durchschänden
befinstern
leschen
töten
Belegblock:
Tobler, Schilling. Bern. Chron.
1, 396, 7
(whalem.
, 1484
): dem [Burgunnen] hast du
[Gott]
sin cronen abgesnitten | und hast im alle sin wappen erblent, | loͤwen, gilgen ganz durchschent.