entlehen,
ent|
1
lenen, V.
1.
›sich von jm. etw. ausleihen, borgen, etw. entleihen‹; vornehmlich auf Geld oder bewegliche Gegenstände bezogen, die vom Verleiher unentgeltlich oder gegen eine Zahlung von Gebühren oder Zinsen für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung gestellt werden; vereinzelt auf Personen bezogen; im Part. Prät. mit Tendenz zum lexikalisierten Adjektiv, dann etwa: ›bei jm. / e. S. vorhanden, aber für ihn / es nicht wesentlich, nicht zu ihm gehörend‹; vereinzelt subst.; zu
ent-
6, lehenen
2.Bedeutungsverwandte:
abborgen
aufbringen
aufnemen
1
borgen
1
aufbrechen
entleihen
leihen
Gegensätze:
abzalen
ausleihen
1
borgen
darlegen
wiedergeben
Syntagmen:
jn
. (z. B. einen predicanten
) / etw
. (z. B. einen esel / mantel / pfenwert
›Ware‹ / zins, bücher, geld / gut / wein / wer
) e., etw. auf wucher, um zins, von jm
. (z. B. von den juden / nachbarn
) e
.Wortbildungen
entlehener
glaubnemer
schuldner
leiher
Belegblock:
Luther, WA
19, 562, 12
(1526
): Das er aber sagt ,Der gottlose borget‘, ist nicht zuverstehen, das die reichen von den menschen gut entlehnen, sondern [...].
Köbler, Ref. Wormbs
248, 10
(Worms
1499
): SO einer vnser Burger [...] dem andern ein ding luhe od’ entlehente einem andern zu verpfenden [...]. So soll der entlehener flyss haben vñ alle syn vermoͤge͂ thuͦn dem lyher die gelihen habe [...] wider zuloͤsen.
Ebd.
14
: ob auch zu der zyt des entlehens von keiner zyt des wid’gebbens geredt were.
M. Cunitia. Ur. Prop.
208, 41
(Öls
1650
): Der Mond aber / und die andern Planeten / als die mit von der Sonnen entlehntem Lichte leuchten.
Köbler, Ref. Nürnberg
304, 12
(Nürnb.
1484
): Von entlehenter habe inen beden zu nutz vnd frommen.
Sachs
21, 155, 27
(Nürnb.
1563
): Die ersten zwen pfenning mus ich [Schmied] han, | Daß ich darmit zal wider ab, | Was ich in jugend entlehent hab.
Dietrich. Summaria
27v, 29
(Nürnb.
1578
): Historia / wie der HERR Jesus kurtz vor seinem leiden zu Jerusalem auff einem entlehenten Esel eingeritten sey.
Bihlmeyer, Seuse
174, 23
(alem.
, 14. Jh.
): So heiss ich [Seuse] unweslich, dem daz lieht der tugent in entlenter, unsteter, unvolkomenr wise lúhtet.
Goldammer, Paracelsus
2, 139, 17
(1530
/5
): wer ist der ratherr, der ein heller auf seine witz endlehnen darf, ich geschweige nehmen?
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
1, 21, 6
(Straßb.
1466
): Der do eyscht von dir dem gib: vnd der do woͤl entlehen
[
borgenEmser
1527: ;
lehenEck
1537: ;
abborgenLuther
1545, Mt. 5, 42: ]
von dir nichten versags im. Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
1, 325, 19
(Straßb.
1522
): Uf einmal het einer Gelt entlehenet uff sein Truͤwe [...], uff ein Zil widerzuͦgeben.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen
240, 19
(halem.
, 1525
): welher gelt umb zins uslicht oder entlehnet, sol [...].
Köbler, Stattr. Fryburg
212, 18
(Basel
1520
): Wir ordnen [...] das vnßre inwoner [...] mit den Juden dhein gemeinschafft haben / noch ichts von jnen entlehnen.
Chron. Augsb.
5, 2, 16
(schwäb.
, 1523
/7
): auch die, so die biecher entlechnen, die leichen sy darnach andren leütten.
Chron. baier. Städte. Regensb.
194, 9
(moobd.
, 1542
): man hat einen predicanten von Nürnberg entlehet.
Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 22, 13
; Köbler, Ref. Wormbs
330, 23
; Kurrelmeyer, a. a. O.
3, 229, 12
; Barack, Zim. Chron.
1, 482, 8
; Chron. Augsb.
8, 222, 11
; Schöpper
84b
; 85b
; Maaler
104v
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
139
; Rwb
2, 1575
f.; Schweiz. Id.
3, 1240
; Schwäb. Wb.
2, 733
f.‒
Vgl. ferner s. v. abschätzig
1, a|we
1, icht
2.2.
›etw. (von jm. / e. S.) übernehmen, sich zu eigen machen‹; meist auf abstrakte Bezugsgrößen (z. B. Gedanken, Zitate) bezogen; in Fachtexten auch: ›etw. entnehmen‹; in 1 Beleg: ›etw. (als Abgabe) verlangen, beanspruchen‹; zu
ent-
6, vgl. lehenen
2.Späteres Frnhd.
Bedeutungsverwandte:
nemen
abborgen
Belegblock:
Österley, Kirchhof. Wendunmuth
1, 5, 1
(Frankf.
1563
): Darumb hab ich [...] mit diesem zeichen ☞ was auß dem Bebelio
[Heinrich Bebel]
entlehnet, gemercket. Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
18, 11
(Frankf./M.
1626
): Darauff antworten wir: Daß solche Freyheit von den Frantzosen mit gutem Fug entlehnet
(Kontext: Abweichungen vom vorgeschriebenen Versmaß).
Opitz. Poeterey
26, 35
(Breslau
1624
): So Heinsius in dem Lobgetichte des Weingottes / welches er auch zum theil von dem Ronsardt entlehnet.
M. Cunitia. Ur. Prop.
159, 51
(Öls
1650
): Es wird aber in solchem fall ein gantzer Zirckel / in seine 12 Signa zerfellet / entlehnet / und der gesambten oder kleineren Zahl zugesetzt.
Ebd.
161, 17
: Derowegen entlehne ich von den 18 Jahren als der Tage nechst groͤssern sorte 1. bleiben 17 [...]; und das entlehnte Jahr in seine 365 Tage auffgeloͤset / addire ich den 19 Tagen [...].
Opitz. a. a. O.
54, 17
; M. Cunitia. a. a. O.
161, 22
; 162, 1
.3.
›(ein Gut) als Lehen annehmen‹; Spezialisierung zu 1; zu
ent-
6, vgl. lehenen
2.Bedeutungsverwandte:
entnemen
nemen
Belegblock:
Welti, Stadtr. Bern
111, 30
(halem.
, 1343
): wenne dehein man [...] an sin alter komet, [...] das wir von dem von deshin [...] enkein sunder guͦt nemen noch entlechen suͥllen.
Winter, Nöst. Weist.
3, 15, 36
(moobd.
, 1581
): ob ainer zu dem winter ain lehen auf arbait entnäme, und wann dann der summer käme, das derselb wider von ainem andern entlechnen [...] wollt, soll [...].
Rwb
2, 1575
; Pfälz. Wb.
2, 910
.4.
›jm. etw. als Lehen geben, jn. belehnen‹; konversosem zu 3; zu
ent-
6, lehenen
3.Bedeutungsverwandte:
vgl. auspraktizieren
benennen
Belegblock:
Bernoulli, Basler Chron.
4, 423, 22
(alem.
, um 1454
): des hand im [kunig Sigmunt] geholffen die Switzer und richstette [...], deren maniger entlechnet was von hertzog Fridrichen.
Winter, Nöst. Weist.
3, 372, 27
(moobd.
, Hs. um 1545
): welicher sein hauß [...] ausserhalb der herschaft wissen versetzt [...] und dem aigen
[›Leibeigenen‹]
darinn er sitzt etwaß entlechet [...], sol [...]. Rwb
2, 1575
.