eichel,
die
;–/-(e)n
.1.
›Eichel, Frucht der Eiche‹; vornehmlich als Schweinefutter verwendet; auch als Bestandteil von Arzneimitteln eingesetzt; zu
1
eiche
.Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Phraseme:
etw. in eicheln abteilen
›etw. in zwei gleiche Teile teilen‹ (Rechtsformel); an vielen feiertagen eicheln essen
›lange leben‹; etw. wie eine eichel auf ein balkenloch passen
›etw. wie die Faust aufs Auge passen‹.Bedeutungsverwandte:
ackeram
buchecker
1
buchel
ecker
die
); vgl. atzung
Syntagmen:
eicheln ausschütten / essen / klauben / lesen / niessen / sammeln / schälen / schlagen
; die e
. (Subj.) blühen / geraten / wachsen / werden
›reifen‹, reif sein, auf der eiche stehen, zu klauben frei sein, der same der eiche sein
; etw
. (z. B. schweine
) in die eicheln treiben
; die dürre / gute e., x eicheln
.Wortbildungen:
eichelbaum
eichelbrief
eichelbusch
eicheleckerich
eichelein
eichel
), eichelganz
eichelgarten
eichelgeld
eichelhaube
eichelklauben
eichellesen
eichelsamlung
eichelmast
eichelmästung
eichelnschut
eichelnuz
eichelrecht
eichelschale
eichelschelfe
eichelschwein
eichelträgig
eichelweide
eichelweise
Belegblock:
Pfefferl, Weigel. Gn. S.
61, 19
(um 1571
, Hs. 1615
): Eine eichl ist ein kleiner Samme, darinne ist ein grosser tröffliher eichbaum verborgen.
Beckers, Bauernpr.
55, 29
(Köln
1515
/8
): im vßganck des Meyen so bloyen die eychelboum.
Struck, Joh. Pfannstiel
256, 39
(mosfrk.
, 1608
): ein walt hinder Heffdrich, darinen holtzwerg zu gebrauchen, aber kein viehe darine zu treiben, sondern vir wochen eycheln darin zu lesen.
Kollnig, Weist. Schriesh.
63, 9
(rhfrk.
, 1628
): Wann ein aicheläckerich ist, so ist das aichelleßen verbotten.
Ebd.
279, 28
(o. J.): Es solte auch dem closter Schonaw [...] das eckern- oder aichelgelt von frembden schweinen [...] zum halben teil zustehn.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
21, 40
(osächs.
, 1570
/7
): Wo aber wilde [körner] oder eichelmast vorhanden, so lesset man sie [schweine] darinnen, so lange sie gefresse haben.
Ebd.
252, 22
: Am ende dieses monats pflegen die eicheln zu bluen.
Ebd.
257, 24
: Seind eicheln und buchecker zeitig und reif zu samen zu samblen.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 248, 7
(nobd.
, 1464
): solt man auch kein aychelrecht und holzrecht geben.
Sachs
17, 493, 17
(Nürnb.
1563
): Von dem streich erschütt sich die eich, | Ir laub und zweig die wurden bleich | Sampt den eicheln, so darauff stunden.
Hulsius
D iiijv
(Nürnb.
1596
): Eychelsamlung [...]. Eychelmestung.
Sudhoff, Paracelsus
10, 90, 4
(1536
): bind safran in ein seklin auswendig zwischen die gemecht oder dürre eichlen zu essen
(zur Förderung des Stuhlgangs).
Müller, Nördl. Stadtr.
548, 5
(schwäb.
, 1483
): das sweinin flaisch von mastschwinen ie 1 ₰ umb 5 hlr. und söllen aicheln swein nit darunder gemischt gemetzget noch hingeben werden.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu.
2, 25, 21
(schwäb.
, 1552
): soll jedweders sein vermügen [...] mitainander ligends und varends in aichelen abthailen.
Ebd.
27, 23
: so mögen sie die varende hab [...] zusammenwerfen und das alles gleich under sie in aichlenweis abthailen und ir jedem ir gepürend erbthail darvon gedeihen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 47, 41
(schwäb.
, 1639
): Welcher vor der zeit aichelein schlegt, schölt oder klaubt, der kompt [...] umb 2 [...] gulden.
Henisch
33
(Augsb.
1616
): Er hat an vilen feirtaͤgen Eichel gessen / das ist / er hat lange gelebt [...]. Ein jung Roß / das noch aichel gantz / vnd vnaußgearbeitet ist.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
16, 33
(oobd.
, 1349
/50
): Daz aichelein oder daz weinperl ist ain klainez flaischel hinten in dem mund und ist sinbel als ain aichel oder ain weinper.
Nyberg, Birgittenkl.
1, 194, 29
(oobd.
, 1544
): Ich
[hab]
[...] unruͤ gehabt, ausß vrsach, das dy Hagenhausßer einen fydrib vnd aichellweid an vnsserm closterpergk wollen haben. Winter, Nöst. Weist.
3, 8, 10
(moobd.
, 1489
): sullen die aicheln frei sein ze klauben unserm vich ân alle irrung.
Luther, WA
49, 7, 27
; Kollnig, a. a. O.
28, 16
; 254, 29
; Brinkmann, Bad. Weist.
286, 11
; Karsten, Md. Paraphr. Hiob
11301
; Ermisch u. a., a. a. O.
76, 11
; Merz, Urk. Lenzb.
54, 11
; Schib, Urk. Laufenb.
196, 19
; Pfeiffer, a. a. O.
121, 28
; Nyberg, a. a. O.
1, 49, 43
; Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
140, 26
; Maaler
122r
; Mylius
E 1v
; E 5r
; Henisch
33
; 819
f.; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
151
; Rwb
2, 1297
f.; Pfälz. Wb.
2, 744
f.; Schwäb. Wb.
2, 556
f.; Stedtfeld, Roger-Glosse
58
f.; Lehmann, Rezeptb.
170
.‒
Vgl. ferner s. v. ackeram
1, anblümen
, begerde
1.2.
›vorderer Teil des Penis‹.Belegblock:
Henisch
34
(Augsb.
1616
): Aichel der manligkeit.
3.
›Farbe im deutschen Kartenspiel‹.Belegblock:
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl.
73, 12
(Hs. ˹pfälz.
, M. 16. Jh.
˺): Wie wol sie doch in henden hätt | herz, schellen, gras und eichel, | gar baldt sie schellen auß wärfen thett.