drohe,
dro,
dräuwe,
die
oder
der
;
–/-en
(1 Beleg).
1.
›Ankündigung, Androhung von (moralisch, juristisch legitimierter) Strafe‹; häufig speziell auf den Gott des Alten Testaments bezogen: ›paränetische Warnung‹; ›(Zorn, Unzufriedenheit zum Ausdruck bringende) Drohgebärde‹; ›Prophezeiung kommenden Übels (als Strafe)‹;
zu
drohen
(V.) 1.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
abmanung
 2,
bedrauung
,
drohen
(
das
) 1,
drohung
 1,
gewarnis
,
propheceiung
.
Gegensätze:
verheissung
.
Syntagmen:
j. die d. fürchten / verachten / versönen
;
der bindeschlüssel eine d. sein
;
aus js. d. zukünftige beschwerung fliessen
,
die sünde durch gottes d. lassen
,
got dem bapst etw. mit d. verbieten, der herzog das volk mit d. gestillen
;
die d. gottes, des herren / richters
;
die götliche d
.

Belegblock:

Luther, WA
30, 2, 459, 6
(
1530
):
Vnd sind eigentlich der bindeschlussel eine gottliche drawe vnd der loseschlussel eine Gottliche verheissung.
Schönbach, Adt. Pred.
13, 10
(
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
aber der sundere die sunde niht lazzen wil durch gotes liebe noch durch sin drowe.
Schade, Sat. u. Pasqu.
2, 227, 1129
(
nobd.
,
1524
):
Unangesehen, daß im [dem bapst] got | Solichs mit tröu verboten hot.
Sachs
20, 184, 28
(
Nürnb.
1560
):
Wos [das weiblich gschlecht] nit zeitlich verheyrat wern, | So hilffet weder dro noch hut
(gegen unehelichen Geschlechtsverkehr).
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
131, 36
(
moobd.
,
1478
/
81
):
Dise drö
[Prophezeihung der Rache Gottes]
veracht er gar.
Turmair
1, 202, 7
(
moobd.
,
1529
):
die droe gottes des almechtigen ist, da er spricht [...].
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe
303, 12
;
Klein, Oswald
2, 5
;
Turmair
4, 493, 17
;
Rwb
2, 1136
.
2.
›Androhung von (moralisch verwerflicher, juristisch nicht legitimierter bzw. aus Sicht der Betroffenen zu Unrecht ausgeübter) Gewalt gegen Personen oder Sachen‹; auch: ›Nötigung, Erpressung; Nachstellung; Einschüchterung‹;
vgl.
drohen
(V.) 2; 3.
Phraseme:
durch drohe und furcht
›mittels Einschüchterung‹;
nach der drohe leben
›sich als Gewaltherrscher gebärden‹;
jm. nachhut und drohe legen
›jm. nachstellen‹.
Bedeutungsverwandte:
1
befel
 2 (mit Tendenz zu der dort nicht gebuchten Bedeutung ›Willkür‹),
geschäft
 2,
gewalt
(
der
) 9; vgl.
abdrang
,
argwillung
,
bedrang
,
bedrangnis
 2,
bedrauung
,
beschädigung
 3,
beschwerde
 3,
beschwernis
 4,
betrübnis
 3,
bezwang
 4,
drohung
 2.
Syntagmen:
die d. bezeugen / hören / tun / vergeben / verstehen, die teufel jm. d. legen
;
die d
. (Subj.)
jn. erschrecken / irren, an etw. verhindern
;
jn. durch d. beschätzen / bewegen / dringen, jn
. (z. B.
das volk
)
mit d. erschrecken / strafen / zwingen, von etw. abkeren, jm. mit d. etw. abschrecken, j. von d. wegen in fangnis kommen, nicht warten können, jn. vor einer d. beschirmen
;
die d. des teufels
;
die tumliche d
.

Belegblock:

Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
10950
(
rib.
,
1444
):
Beschirme mich vur des duvels drowe.
Laufs, Reichskammergo.
93, 35
(
Mainz
1555
):
Es sollen auch die beysitzer an söllichem sich weder forcht, drawe, gewalt, befelch, geschefte [...] daran verhinderen lassen.
Hübner, Buch Daniel
8078
(
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Als disse drowe swinde | Horte der kunic werde | [...] | Gab er Danyelen hin.
Gille u. a., M. Beheim
229, 94
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Haissent Job fur euch piten, so | vergib ich eu, das ir in do | habt gestrafft mit tumlicher dro.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
16, 54
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
so legen mir nachhut und droe die tewfel und veinten mich an.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
2, 316, 18
(
Straßb.
1466
):
Saulus der lebt nach der droe
[Var. 1475-1518:
der droungen
;
Luther
1545, Apg. 9, 1:
Mit Drewen
]
vnd in der schlachung der iunger des herrn.
Jörg, Salat. Reformationschr.
496, 8
(
halem.
,
1534
/
5
):
sy sind unstanthafts gmuͦtz / licht zuͦ bewegen wohin man wil / durch troͤw / oder ander ding.
Hauber, UB Heiligkr.
2, 38, 27
(
schwäb.
,
1409
):
daz wir
[ein Ehepaar]
etwas drow getaͧn habent von Kraͤyenrietz erbs wegen [...] von der selben drow wegen wir kament in vanknuͥst.
Chron. Augsb.
3, 439, 3
(
schwäb.
,
1478
):
des gleich hat er die leut beschetzt durch drau, das er sy [...] an iren leiben straffen lassen wöllte.
Barack, Zim. Chron.
4, 61, 7
(
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
das mögte ime [dem graf] allain mit dem traw und einem kleinen costen abgeschreckt werden.
Laufs, a. a. O.
192, 2
;
Hübner, a. a. O.
1280
;
Kurrelmeyer, a. a. O.
171, 10
;
Chron. Augsb.
2, 51, 7
;
Piirainen, Stadtr. Sillein
127b, 7
;
Rwb
2, 1136
f.;
Schweiz. Id.
14, 1574
.
Vgl. ferner s. v.
2
abkeren
 10,
aufschliessen
 1.
3.
›gegen Personen, Kollektive gerichtete Aggression; militärischer Angriff, Übergriff‹; auch: ›verbale Attacke, Provokation, Reizrede‹; als Metonymie von 2 auffassbar;
vgl.
drohen
(V.) 4; 5.
Älteres und mittleres Frnhd.; überwiegend narrative Texte, teils gebundener Form.
Phraseme:
drohe von jm. reden
›jn. verleumden, über jn. herziehen‹.
Bedeutungsverwandte:
fehde
,
pochen
 5; 6 (subst.),
schmähen
 1 (subst.),
truz
(
der
) 1,
zorn
; vgl.
and
 5,
anfertung
,
anforderung
 2,
anreizung
 3,
ansaz
(
der
) 6,
anschlag
 4,
anzug
 8,
benötigung
 2,
1
gereiz
 1,
grim
(
der
) 1,
grimmigkeit
 2,
invection
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
12048
(
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Mit den sach man sî sô hin varn | [...] | mit vîentlîchir drowe | und irslûgin al dî man.
Ebd.
14865
:
dô Diwanis drouwerûf | an den brûdrin nicht inschûf, | er richte zû mit drouwe | al sin sturmgezouwe.
Ebd.
16844
:
herzoge Leske von Krakow, | hatte kegn der vîende drow, | [...] | besamint manic tûsint man.
Gerhard, Hist. alde e
5017
(
omd.
,
um 1340
):
Da nu Alexandri dro | Gewunnen hatte Jericho, | Zu Jerusalem er sante | Und sich vintlich dar wante.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
128, 15, 16
(
schles.
,
1361
):
Des wart also lange mit in geteydingt, daz di vede vnd drew allir zache bericht worden.
Sachs
14, 162, 14
(
Nürnb.
1551
):
Trieb mich von im mit tro und schmehen.
Jörg, Salat. Reformationschr.
520, 5
(
halem.
,
1534
/
5
):
so wettends das gotzhus daselbst ouch zerstoͤren [...] mitt so vil trutz / troͤw / und bochens / das ein herr von S(ant) Gallen raat suͦcht.
Sappler, H. Kaufringer
7, 388
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
das si kaine dro | noch kain übel von im rett, | als si vor getaun het | gen dem münich mit irer sag.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
177, 4
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Den Chriechen ser verschmachte | die potschaft gar mit all. | Jahen zue ringer achte: | „Hab wir sein dro! Sagt, wie im das gevall: [...]“.
Ebd.
448, 6
:
Ir ritterschaft acht ew̄r dro | nicht vesen gross, was ir thuett gen in schallen!
4.
›(durch Bezugsgrößen unterschiedlicher Art verursachte) Bedrohung, Drangsal‹; ›Zustand der Bedrängnis; davon ausgehende Gefahr‹; generalisierend: ›das (als negativ bewertete) und als bedrohlich empfundene Bevorstehende‹;
zu
drohen
(V.) 6.
Gehäuft älteres und mittleres Frnhd.
Phraseme:
˹
aus drohe und furcht
;
von drohe und sorgnis wegen
˺ ›aus Angst vor der Bedrohung‹;
jm. / e. S. drohe tun
›jn. / etw. in Gefahr bringen‹.
Bedeutungsverwandte:
warnung
; vgl.
bedrangnis
 1,
bedrauung
,
gefar
(
die
) 2,
gefärde
(
die
) 2,
gefärlichkeit
 2.
Syntagmen:
jn. von der d. losen, jn. vor der d. sichern, j. vor der d
. ›angesichts der Bedrohung‹
den harnasch anziehen, jm. vor der d. helfen
;
die d. des morgens / sturmes / tadels
;
die falsche / freisame d
.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
13629
(
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Nâch dirre vreisin drouwe
[der Belagerung]
| nâch holze und nâch houwe | soldin varn vîrzic man.
Mayer, Folz. Meisterl.
11, 148
(
nobd.
,
v. 1496
):
Die [muter Gots] unß lost von der trawe, | Auff das wir dem ewigen we | Entgen.
Ebd.
13, 138
:
Do man gesichert ist vor aller tro.
Baumann, Bauernkr. Rotenb.
215, 14
(
nobd.
,
1525
):
das wir [...] aus teglicher warnung und trohe unser selbst aigen leyb, lewt, guter und geschutz von unsern widerwertigen [...] ewer bitt und beger mit nichten statt oder volg tun mögen.
Ebd.
489, 25
:
Darauf hab ich aus trohe und forchten euch, ainem erbern rat, geschriben.
Fischer, Folz. Reimp.
39, 816
(
Nürnb.
,
1479
):
Das du [herr] uns welst mit gnad begegnen, | Alls [...] | [...] Abrahamen vor der traw | Der Kaldeyischen hallffest sider.
Menge, Laufenb. Reg.
2442
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Das [große übunge nach der spis] tuͦt der nature troͮwe | Vnd möchte bringen vil gebresten.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
475, 9
(
oobd.
,
1349
/
50
):
alsô erkennent die nahtengel, wenn in der tak des morgens drô anlegen wil
(im Sinne von: ›wenn der Tag anzubrechen beginnt‹; vgl. auch
anlegen
12).
Klein, Oswald
80, 2
(
oobd.
,
1409
?):
Ain rainklich weib, durch jugent schön, | klain aufgedrät an tadels dro
(im Sinne von: ›ohne Beeinträchtigung durch einen Makel‹).
Strehlke, a. a. O.
12671
;
15283
;
Mayer, a. a. O.
97, 148
;
Haltaus, Liederb. Hätzlerin
2, 11, 122
;
Rwb
2, 1136
.
Vgl. ferner s. v.
panzer
.
5.
phras.:
ane / sunder (alle) drohe
›wahrhaftig, ohne Zweifel, unmissverständlich‹ (überwiegend aus Reimgründen bzw. zur Versfüllung).
Verstexte.

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm
2833
(
preuß.
,
1331
):
Der in [den namen Jesus] wil irkennen sus, | Sait di schrift an alle dro [...].
Gerhard, Hist. alde e
4587
(
omd.
,
um 1340
):
Vort nu merket sunder dro, | Under demselben Dario | Neemias brive nam.
Ebd.
4899
:
Si santen gabe sunder dro | So zuhant Alexandro.
Sappler, H. Kaufringer
9, 190
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
das swaißpad ward vergolten do | mit cluoger weis oun alle dro.
Gerhard, a. a. O.
5293
;
5457
.