dienstbar,
(selten:)
dienstbarig,
Adj.
1.
›in einem (rechtlichen) Abhängigkeitsverhältnis stehend und damit zu Leistungen an die Obrigkeit verpflichtet‹ (von Personen gesagt); vgl.
dienst
1; 10.Bedeutungsverwandte:
unterworfen
diensthaft
Belegblock:
Mon. Boica, NF.
2, 1, 118, 15
(nobd.
, 1464
): Peter Rwͦdell [...] ist dienstbar der herrschaft.
v. Birken. Erzh. Österreich
79, 2
(Nürnb.
1668
): Auf seinen ausspruch / wurde Einer herrschen / und die andern alle dienstbar und unterworfen seyn muͤssen.
Winter, Nöst. Weist.
1, 109, 1
; Rwb
2, 877
.2.
›abgabepflichtig, zinspflichtig; mit Frondiensten, Zinsen belastet‹ (von Gütern, Besitzungen usw. gesagt); vgl.
dienst
2.Gehäuft obd.; Rechtstexte.
Bedeutungsverwandte:
zinsbar
dienstpflichtig
Belegblock:
Rintelen, B. Walther
3, 4
(moobd.
, 1552
/8
): Was ein dienstbar oder zinßpar Guett [...] sey.
Ebd.
4, 18
: Von Unterschidt der dienstbaren oder zinsparen Güetter. [...]. Die dienstbaren oder zinsparen Güeter sein unterschiedlich; dann etlich sein behausst, etlich unbehausst.
Winter, Nöst. Weist.
2, 26, 2
(moobd.
, E. 16. Jh.
): Mehr gegen dem Aigner velt 13 joch äcker deren ietweder jährlichen mit 5 ₰ dienstbarig.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
6, 4
(m/soobd.
, 1423
, Hs. A. 15. Jh.
): die ibrigen [...] gruntherrn; haben alle burgerliche freihaiten (außer aines hoffs der Herymayr hof genant so dem stift Admont dienstbar ist).
Köbler, Ref. Wormbs
281, 12
; Rintelen, a. a. O.
3, 1, 4, 20
.3.
›aus christlicher Freiheit heraus oder aus juristischen, gesellschaftlichen, moralischen Gründen zum Erbringen von Leistungen bereit, gehorsam, hilfreich, untertänig‹; vgl.
dienst
4; 7; 8; 9; 10.Zur Sache:
Lobenstein-Reichmann, Freiheit bei Martin Luther.
.1998
Bedeutungsverwandte:
botmässig
frei
geflissen
gehorsam
getreu
1
gewärtig
steuerbar
züchtig
dienstlich
dienstwillig
Syntagmen:
(jm.) dienstbar sein / werden / wesen
; sich d. halten
.Belegblock:
Luther, WA
7, 21, 3
(1520
): Eyn Christen mensch ist eyn freyer herr uͤber alle ding und niemandt unterthan. Eyn Christen mensch ist eyn dienstpar knecht aller ding und yderman unterthan.
Luther. Hl. Schrifft.
Röm. 9, 3
(Wittenb.
1545
): Der Grössest sol dienstbar werden dem Kleinen.
Ebd.
1. Tim. 6, 2
: Welche aber gleubige Herrn haben / sollen die selbigen nicht verachten (mit dem schein) das sie brüder sind / sondern sollen viel mehr dienstbar sein
[
fleissig dienenEck
1537: ].
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
316
(pfälz.
, 1436
): So verr aber die sele edeler ist dann der lyb vnd der lip dinstbar sin sol der selen.
Knape, Messerschmidt. Bris.
3, 44
(Frankf./M.
1559
): vnser son Brissonetus / sich [...] in allen vnsern [...] gebotten / geheissen vnd verbotten / so gar dienstbar / gehorsam / zuͤchtig / vnd geflissen gehalten.
Sappler, H. Kaufringer
5, 781
(schwäb.
, Hs. 1464
): er wolt im darumb fürbas | [...] | laisten guot gesellschaft | und im darzuo dienstper wesen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 633, 27
(schwäb.
, um 1570
): erstlich werden ir seiner Vest zuegehörige undertonnen, [...] schweren ainen aid seiner Veste als irer oberkait getrew, gewertig, pottmessig, gerichtbar, steurbar, raißbar, dienstbar und gehorsam zue sein
(auch zu 2 stellbar).
Luther, WA
7, 328, 4
; v. Ingen, Zesen. Rosenw.
40, 9
; Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
447
; Thiele, Minner. II,
11, 32
; Lindqvist, K. v. Helmsd.
597
; Sappler, a. a. O.
4, 110
.4.
›aufgrund sozialer oder soziohistorischer Gegebenheiten unfrei‹; als Metonymie: ›durch Unfreiheit / Knechtschaft verursacht‹; vgl.
dienst
1; 8; 9; 10.Gegensätze:
frei
Belegblock:
Anderson u. a., Flugschrr.
8, 7, 27
([Nürnb.
] 1524
): Herwiderumb gottes kinder seind frey vnd nicht dienstpar / als der magt kinder.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
343
(halem.
, Hs. um 1435
): Taͤtt Got her Moÿsenn bekannt | Das er [...] | Woͤlt loͤsen gar von schmertzen | Und auch von dienstbaren we | Die juden in der alten ee.