demut,
die
;-Ø/–
;›bewußte und freiwillige Selbsterniedrigung und Unterwerfung (gegenüber Gott und dem Nächsten); dienende Gesinnung‹; zu den christlichen Grundtugenden gehörig, exemplarisch aufgezeigt am Leben von Jesus Christus (z. B. die Fußwaschung der Jünger durch Jesus als Zeugnis vorbehaltlosen Dienstes am Nächsten).
Zur Sache vgl.
Rgg
.1999, 2, 653-660
Besonders späteres Frnhd.; Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
armgeistigkeit
armut
demütigkeit
einfältigkeit
furcht
geduld
1
glaube
hoffnung
leutseligkeit
liebe
niedrigkeit
niederträchtigkeit
reinigkeit
reue
tugend
zucht
Gegensätze:
hochmut
hoffart
reichtum
Syntagmen:
in d. fallen, sich in d. bekennen, jm. in d. vorstehen, jm. aus d. die füsse waschen, jm. seinen dienst in d. anbieten, etw. mit d. büssen, jn. zur d. bewegen
; die christliche / grosse / keuschliche / kindliche / niedergeschlagene / niederste / reine / tiefste / untertänigste d.
; die d. Jesu
.Belegblock:
Mieder, Lehmann. Flor.
117, 4
(Lübeck
1639
): Demuth macht Menschen zu Engeln / Hoffart zu Teuffeln.
Ebd.
118, 1
: Demuth ist so freundlich vnd anmuthig / daß auch die Stoltzen sich schmuͤcken vnd stellen / als weren sie gar demuͤtig.
v. Ingen, Zesen Rosenw.
65, 22
(Hamburg
1646
): Ich ward uͤberwunden [...] und des uͤberwuͤnders waffen waren demuth / geduld / weinen / seufzen und gnadtfloͤhen.
Alberus, Barf.
103, 2
(Wittenb.
, 1542
): Franciscus saget zu seinen Bruͤdern [...] / Gott hat mich beruffen / durch den Weg der demut vnd Einfeltigkeit.
Luther, WA
17, 2, 114, 20
(1525
): Demuͤt, meyn ich, sollt nuͦ fast bekand seyn, was sie sey, nemlich, das eyn iglicher sich fur den geringsten hallte und den andern hoͤher denn sich.
Ebd.
50, 659, 10
(1539
): knie nider in deinem Kemerlein und bitte mit rechter demut und ernst zu Gott, das er dir durch seinen lieben Son wolle seinen heiligen Geist geben, der dich erleuchte, leite und verstand gebe.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
609
(mrhein.
, um 1335
): Er
[Jesus]
wuͦsch auch zuͦ der selben plith | der iungern vuͦze bit siner hant. | Do bide det er vns irkant, | daz wir demuͦt sollen plegen, | wollen wir daz ewige leben. Quint, Eckharts Pred.
2, 565, 6
(E. 13.
/A. 14. Jh.
): Er huop von unden ûf sîniu ougen mit rehtem grunde der nidersten dêmuot.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
24, 12
(Frankf./M.
1626
): Biß ich [...] auff mein Andlitz mich zu seinen Fuͤssen neig / | Mit Demuth / Glauben / Lieb Furcht / Hoffnung angethan.
Hübner, Buch Daniel
4898
(omd.
, Hs. 14.
/A. 15. Jh.
): Ich meine reine demut | Uz des herzen innekeit.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
183v, 5
(Leipzig
1588
): Man sol auch sonderlich auff feine / demuͤtige / gesittige Leute sehen. Denn die Regel ist gewis: Demuth macht Freundschafft gut: Hoffarth / keinem Freunde gut ward.
Harsdoerffer. Trichter
3, 165, 22
(Nürnb.
1653
): Demut ist der Diamant / der die frommen Hertzen ziert / und zu Gott in Gnade fuͤhrt. Demut ist der Tugend Grund / darauff alle sicher fussen.
Rieder, St. Georg. Pred.
340, 3
(Hs. ˹önalem.
, 1387
˺): Ir sont daz wissen daz nah der hailigen lere verdirbet kúnschi in jugend, demuͦt in richtuͦm, miltekait in geschaͤfte, warhait in vil rede.
Illing, Albert. Sup. miss.
1745
(els.
, n. 1380
): Die hohe edel tugent rehter demuͦt, die do ein pfuntgemuente ist cristens lebendes vnd aller tugende.
Roloff, Brant. Tsp.
1577
(Straßb.
1554
): Doch als im leid ward sein hochmuͦt | Wider bekannt sich in demuͦt.
Schmidt, Rud. v. Biberach
13, 5
(whalem.
, 1345
/60
): dar vmbe so sol der mensche tvgend minnen vnd in leben vnd nach in krigen als armuͦt vnd diemuͦt.
Bauer, Geiler. Pred.
91, 11
(Augsb.
1508
): wenn ain mensch sein arbeitsaͤligkaitt / unnd die vile seiner gebresten betrachtet / [...] / denn falt er in ain nidergeschlagne demuͦt in welcher demuͦt er sich underwirffet got und allen creaturen.
Ebd.,
103, 29
(Augsb.
1508
): Darumb ist aim menschen nichts noͤtter / der zuͦ der volkommenhait goͤtlicher lieb kommen wil / dann rechte nidergeschlagne demuͦt.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
352, 21
(oobd.
, 1349
/50
): der wein [...] wandelt der sêl laster in tugent, er kêret von unmilt in milt, von unsänft in sänften muot, von hôvart in diemuot.
Turmair
4, 269, 24
(moobd.
, 1522
/33
): dieweil der künig sich gediemüetiget, hiet das puech hören lesen, wär dadurch zue diemuet bewegt, das er erkent den zorn gottes.
Reissenberger, Väterb.
4041
; Rosenthal. Bedencken
21, 28
; Hübner, a. a. O.
2669
; Gerhard, Hist. alde e
3199
; Eggers, Psalter
66, 18
; Göz. Leichabd.
177, 3
; Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 172, 8
; Opitz. Poeterey
50, 1
; Gille u. a., M. Beheim
262, 70
; Franck, Decl.
352, 28
; Reichmann, Dietrich. Schrr.
97, 29
; v. Birken. Erzh. Österreich
74, 9
; Trunz, Meyfart. Tub. Nov., Vorrede
3, 21
; Illing, a. a. O.
264
; 2817
; Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew.
9, 20
; Kottinger, Ruffs Adam
6369
; Lindqvist, K. v. Helmsd.
400
; Chron. Augsb.
5, 400, 27
; Sappler, H. Kaufringer
17, 208
; Anderson u. a., Flugschrr.
29, 15, 29
; Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 210, 13
; Eschenloher. Medicus
20, 25
; A. à S. Clara. Glori
50, 25
; Schöpper
11a
; Dietz, Wb. Luther
1, 421
.