beutel,
der
;-s/–
.1.
›tragbarer Beutel aus Stoff, Leder o. ä. für unterschiedliche Zwecke‹.Phraseme:
die augen in beutel stecken; jm. einen beutel an den hals henken
.Bedeutungsverwandte:
büchse
1
tasche
Belegblock:
Luther, WA
51, 657, 342
(um 1535
): Jch habs ym synn, hett ichs ym beutel.
Ebd.
54, 247, 9
(1545
): WEr nu hie augen hat, der stecke sie nicht in beutel.
Joachim, Marienb. Tresslerb.
241, 9
(preuß.
, 1403
): 4 m. vor szemische hosen und butel zu voreren gekouft.
Fischer, Brun v. Schoneb.
2762
(md.
, Hs. um 1400
): als eines goukeleres budel | stet manches menschen munt offen.
Buch Weinsb.
5, 476, 7
(rib.
, 1576
): Warumb hat die traub vil budelger, darin sie den most erhelt?
Struck, Marienst. Wetzlar
1158, 33
(hess.
, 1495
): in eym syden budelgin ist en wenig brach silber inn und tzwene silbern leffel darbii.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe
687, 27
(thür.
, 1421
): das gemeyne volk zeich sie, das sie die wasser unde borne vorgifftiget hetten unde das man leynen buttil mit der vorgifft dor ynne funden.
Fastnachtsp.
762, 13
(n. 1450
): Die [güldein] werden im von dem künig und von der künigin geschenkt | Und in eim seiden peutel an seinn hals gehenkt.
Chron. Augsb.
1, 304, 27
(schwäb.
, E. 15. Jh.
): da tets si [weib] es [sacrament] haimlich aus irem mund in ain beitel und trůgs haim.
Winter, Nöst. Weist.
1, 132, 4
(moobd.
, um 1630
): soll richter und ganz gmain [...] denselben schandlichen man nemben und ihme ainen peidl an halß henken und zweenundsibenzig pfening zu zeugnus, und sollen den hinauß antworten.
Ebd.
4, 143, 9
(1670
): hett ihn dan dießer nit zu bezahlen, so vermag daß recht daß er ihn ein beitl kaufen und ihn an halß henken kan.
Luther, a. a. O.
41, 722, 32
; Ziesemer, Gr. Ämterb.
167, 8
; ders., Marienb. Ämterb.
18, 12
; Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
3166
; Sappler, H. Kaufringer
13, 272
; Rechn. Kronstadt
3, 250, 24
; Maaler
65v
.2.
›Geldbeutel‹; Spezialisierung zu 1.Phraseme:
beutel und maul füllen
; den beutel dün machen
›sich als arm ausgeben‹; dem beutel am boden kratzen
›mit leeren Taschen dastehen‹; jm. zu beutel kommen
›jm. zugutekommen‹; in seinen eigenen beutel liegen
; in seinen beutel fronen
›in die eigene Tasche wirtschaften‹; die augen in den beutel stecken
; jm. in seinen beutel schweren
›eine Angabe über das Vermögen eines anderen machen‹; die zeche alleine aus dem beutel bauen
›nur Unkosten haben‹; es geht über deinen beutel
›es kostet Dich Einiges‹; zu den Sprichwörtern mit beutel
vgl. Tpma 1, 456
-463.Bedeutungsverwandte:
säckel
sak
1
tasche
Syntagmen:
den b. abreissen / abschneiden / füllen
(oft) / zerkiefeln / haben / tragen
; der b. ler sein
; des b. denken / hüten
; etw. in dem b. haben, in den b. greifen, etw. in den b. stecken, etw. aus dem b. nemen / zalen
; der karge / ledige / volle b
.Wortbildungen:
beutelabschneider
beuteldrescher
beutelerbe
beutelgabe
beutelknecht
beutelmacher
beutler
burserer
säkler
beutelmelker
beutelsame
Belegblock:
Luther, WA
10, 3, 127, 22
(1522
): Ja wenn man das prediget, wer wil ins kloster tzihen ader geben? Solt wol der beůttel welck, die kůchen schmal und gering werden.
Ebd.
13, 359, 18
(1525
): Der beuttel ist dir zu schwer, ich wil dir yhn leichter machen.
Ebd.
30, 3, 571, 20
(1533
): Habt das spiel jnn guter acht und steckt die augen nicht jnn beutel.
Ebd.
41, 422, 5
(1535
): schoner beutel und nicht 1 heller drinn.
Ebd.
46, 245, 14
(1538
): Jst ein dieb erbe und beutel erbe. Er ist ein armer betler gewest.
Ebd.
49, 477, 27
(1544
): die Amptleut gehen recht mit den fursten umb, machen ihren beuttel dunn gnug, das er nit one runzel bleybe.
Ebd.
54, 293, 21
(1545
): Da lies er mit dem ablas etliche Beuteldresscher ausgehen, der leute geld zu erheben, das nicht sein war.
Ders. Hl. Schrifft. Joh.
12, 6
(Wittenb.
1545
): er war ein Dieb / vnd hatte den Beutel
[
bûtelînBeheim
: ;
säckelFroschauer
, Eck
: ].
Peil, Rollenhagen. Froschm.
156, 3496
(Magdeb.
1608
): Das meins beutels auch werd gedacht / | Vnd ich groß gut moͤge erlangen.
Leman, Kulm. Recht
2, 5, 35
(Thorn
1584
): das eyn man by luten sytzet vnd hot pfennynge in synem butyl. vnd snydet synes selbis butyl abe. vnd vorbyrget yn. vnd tzyget des andir lute [...]. Adir her nymmet sy ym selbir vs deme butyl.
Loesch, Kölner Zunfturk.
2, 48, 5
(rib.
, 1390
/1
): hait der rait eine alde broiderschaf up dem Hoyve, [...], van den budelmecheren nedergelacht.
Ebd.
551, 33
(1396
): dat eme alleine zo nůtze ind zo bůdel comen is.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
10069
(rib.
, 1444
): [de tzunge] zo keren up allen enden | Dat recht zo kromme ind krom zo rechte, | Up dat mir dat gelt zo budel brechte.
Buch Weinsb.
3, 341, 18
(rib.
, 1586
): dan alles nehewirk stunde innen nit zu, [...], sunst moisten es wapensticker, hanschenmecher, kussenmecher, budelmecher, teschmecher, [...], von innen kaufen.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
158, 12
(rhfrk.
, um 1435
): Da greyff Warakir jn sinen budele / vnd gab syme kinde eyme gelt.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
14, 9
(Frankf./M.
1568
): Schlecht aber zuletzt vngluͤck zu | Daß mein Parthey ligt vnterm gaul | Hab ich doch offt gfuͤllt beutl vnd maul.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
157, 11
(omd.
, 1554
/1633
): wer will alßdann die zeche untern stolln alleine außm beutel bauen.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
167, 2
(thür.
, 1474
): Stegke myr myne phenige wedder in myn buttel.
Opel, Spittendorf
121, 9
(osächs.
, um 1480
): das yrgent berurt wurde, das yr in uwer buttele fronen mochtet.
Skála, Egerer Urgichtenb.
119, 9
(nwböhm.
, 1574
): sagt er habe Sontags vfm Margkt Zu Eger einem Weib ein Peutel Abgeschnitten.
Schnurrer, Urk. Dinkelsb.
5, 1557
(nobd.
, 1486
): Der A. spricht dem Kläger die Fähigkeit ab,
mir in meinen pewttel zu swern. Hampe, Ged. v. Hausrat
2, 6, 14
(nürnb.
, 1544
): Erst getz ueber den pewtel dein | Die Hebam mustw zalen par.
Voc. Ex quo B
246
(böhm.
, 1416
): Bursarius [...] Paytlchnechtz.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 59, 5
(Hagenau
1534
): Auß vil beutteln / ist gut gelt zelen.
Ebd.
15
: Man zurreysset eben so mer einen beuttel als vil.
Ebd.
2, 95, 2
([Augsb.
] 1548
): Er leüget in seinen aigen Beütel.
Bächtold, N. Manuel. Zugabe N. Manuel
400, 298
(Zürich
1523
/6
): Man wirt s’ [die falsch geistlichen] aber noch wol fatzen, | So s’ dem pütel am boden kratzen!
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
83
(Genf
1636
): Beutel abschneider [...] Loculum, Crumenam abscindere.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
1564
(schwäb.
, 1453
): Wie wol im was der bütel ler, | So wond er doch, er weͣr der man.
Henisch
204
(Augsb.
1616
): Bawen macht ledige beutel.
Ebd.
356
: Beuteler / beutelmacher / Saͤckler / burschenschneider [...]. Wenn grosse Herren bawen / so gehets vber deß gemeinen Manns beutel. Beutelsamen / gelt. Jn der armen tasche vnd flasche / muß vil weißheit vmbkommen [...] / denn sie koͤnnen nicht leichtlich herfuͤr brechen / weil es jhnen am beutelsamen mangelt. [...] Beutelmelcker / loculorum emunctor. [...]. Beutelschneider / beutelmacher / Saͤckler.
Ebd.
357
: Man find nicht gelt in allen beutteln / die zugebunden sind. Alte beutel schliessen vbel / sie wollen nicht gern auff oder zu [...]. Reiche register / arme beutel. Auff ander leut beutel einkauffen / Vnd wein auffn kerbholtz sauffen / Hat nie lang gelauffen. [...] Huͤt dich fuͤr dem / der mild ist auß eines andern beutel. [...]. Grosse hendel woͤllen grosse beutel haben. Spieler selten ehe abließ / Biß jhn der ledig beutel hieß. [...]. Der gute Montag macht volle kroͤpff / Leere beutel / vnd tolle koͤpff. Es ist kein kunst ziegen in molden baden / aber auß ledigen beuteln gelt zehlen / das ist ein kunst. [...]. Wer will gefallen schnoͤden Weibern / Dem wirt nichts in seinem beutel bleiben. [...]. Da mein beutel auffgehet / da raucht mein kuche / sprechen die kein eigen haußhaltung haben. [...]. Edelgsteine haben grosse krafft / sie koͤnnen einem den beutel leeren. Man soll die Augen nicht in beutel stecken.
Bastian, Runtingerb.
2, 377, 41
(oobd.
, 1401
): in dem paͤutel, den er an ym truͤg, 61 R.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
62, 33
(moobd.
, 1401
): daz ich aim frumen arm man sein pewtl mit phenning diebleich ab gesniten han.
Kummer, Erlauer Sp.
3, 433
(m/soobd.
, 1400
/40
): huͤtt der peutl alsant, | oder ıͤr wert uͤbern aͤrs geprant.
Luther, WA
16, 455, 34
; 17, 2, 513, 28
; 22, 225, 25
; 31, 2, 202, 21
; Meijboom, a. a. O.
9394
; Opel, a. a. O.
120, 16
; 128, 4
; Ermisch, Freib. Stadtr.
231, 17
; Schultheiss, Achtb. Nürnb.
124, 10
; Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 202, 40
; Koller, Ref. Siegmunds
198, 3
; Wiessner, Wittenw. Ring
3362
; 4434
; Morrall, Mandev. Reiseb.
96, 10
; Klein, Oswald
18, 5
; 123, 55
; Voc. Teut.-Lat. y vjv;
Bremer, Voc. opt.
8014
-6; Voc. inc. teut. s vv;
Dietz, Wb. Luther
1, 293
; Rwb
2, 243
/4; Preuss. Wb. (Z) 1, 585;
Öst. Wb.
2, 710
.‒
Vgl. ferner s. v. antriefeln
, auge
8.3.
›Kasse einer Gemeinde oder staatlichen Organisation (als Einrichtung der Finanzverwaltung)‹.Bedeutungsverwandte:
kamersak
Belegblock:
Chron. Köln
1, 302, 25
(rib.
, Hs. 1. H. 15. Jh.
): allet up der gemeinden budel und schaden.
Schwartzenbach
40r
(Frankf.
1564
): Fiscus Jst nach Rechtlicher außlegung ein Koͤniglicher oder Fuͤrstlicher Beutel oder Kammersack / darein der Vervrtheilten und Verraͤther guͤter gelegt werden.
Baumann, Bauernkr. Rotenb.
175, 10
(nobd.
, n. 1525
): dieweyl derselbig [stattschreyber] aus gemainer statt bewtel besoldet wurd.
Ebd.
200, 18
: hat dem gemainen bewtel on ir yedes beschwernuss zu schaden und nachtail geraicht.
Anderson u. a., Flugschrr.
2, 9, 27
([Augsb.
] 1523
): man wirt vil mer in den gemaine͂ beütel der armen gelt legen / deñ in die stoͤck / do man dz gelt auß dem land fuͤrt.
Chron. Nürnb.
4, 432, 24
; Öst. Wb.
2, 710
f.4.
›Stoffsack, durch den das Mehl gesiebt wird‹.Syntagmen:
den b. bessern
; achtung auf den b. geben, mel durch den b. reden
; der gute / reine / subtile b
.Wortbildungen:
beutelloch
beutelrucker
beutelzarge
Belegblock:
Ziesemer, Gr. Ämterb.
49, 26
(preuß.
, 1476
): 1 bewtel, do man mel durch retet.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
158, 2
(osächs.
, 1570
/7
): So bleibet alsdann durch solche beutel das kleine mehl im kasten.
Sachs
9, 75, 24
(Nürnb.
1551
): Du bist ein rechter beutel-rucker. | Heb dich nauß!
Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
103, 3
(halem.
, 1346
): ain hebisen, ain fiertel und ain imi (und ain) imi kasten, ain búttelzarge.
Ebd.
128, 34
(1360
): sehs kornkesten, ain hebeisen, dry hemmer, zwo beitelzarg.
Rennefahrt, Wirtsch. Bern
304, 32
(halem.
, um 1465
): Die pfister soͤllend ouch ir buͥtel fuͥrwert hin bessren und suptiler halten.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 80, 35
(schwäb.
, 1587
): Die rädzüber, mehlkästen, beüteltrög, wannen oder schwingen, sib, beütel und alle korn- oder getreidmeß sollen ganz unschadhaft sein.
Ebd.
577, 35
(1588
): wa beitlmülinen seien, sollen die kasten ordenlich uff die trög gemacht werden, daß die geheb in ainer nueten und hert an dem biet anstanden und uber 4 1/2 zoll lang und 2 1/2 zoll hoch und darzu innwendig ain secklin umb daß beitlloch und den stecken gemacht, damit daß melb niendert außstieben möge.
Henisch
355
(Augsb.
1616
): Beutel / Syb / sieb / rennen / reuter / beutel / dardurch man sichtet.
Ermisch u. a., a. a. O.
147, 9
; 135, 27
; Rennefahrt, a. a. O.
313, 4
; Gehring, a. a. O.
3, 716, 2
; Voc. Teut.-Lat. y vijr;
Voc. inc. teut. s vv;
Schwäb. Wb.
1, 982
f.; Vorarlb. Wb.
1, 320
; Öst. Wb.
2, 710
.5.
›Hodensack‹.Belegblock:
Stedtfeld, Roger-Glosse S.
48
: der butil do dÿ eyer in uesen.
Sappler, H. Kaufringer
11, 460
(schwäb.
, Hs. 1464
): er graif an die hoden sein. | er wont, da hieng ain pütenlein; | das wolt er geoffnet han.
Klein, Oswald
70, 9
(oobd.
, v. 1408
?): Gretel, wiltu sein mein treutel? | so sprich, sprichs! [...] | Ja, koufft du mir ainen beutel, | [...] | Und reiss mir nit das heutel
(Wortspiel mit Bedeutung 2).