bestendig,
beständig
(letzteres erst gegen Ende der Epoche),
bestendiglich
(letzteres überwiegend adverbial), Adj.
1.
›ständig, dauerhaft, existent; ewig; fortwährend (jeweils unter Betonung der Zeitkomponente)‹; vgl.
bestand
1, bestehen
7; 8.Bedeutungsverwandte:
beharlich
bleiblich
ewig
langwierig
unwandelbar
werhaftig
Gegensätze:
vergänglich
Syntagmen:
j
. (got
) / etw
. (z. B. der friede, das regiment
) b. sein, lange b. sein
; etw. b. (er)halten / einbilden, b. bei etw. bleiben
; etw. b. machen
; der bestendige friede / trost, die bestendige ehe / gesundheit / münze / regierung / ruhe / sichtbarkeit / steuer, das bestendige gesinde / gewissen / lehen
.Wortbildungen:
bestendigen
bestendigkeit
Belegblock:
Luther, WA
17, 1, 226, 33
f. (1525
): Da weiset er uns, wo wir den rechten und bestendigen trost suchen [...] sollen, [...], so ist er [der welt trost] doch nicht werhafftig und bestendig, sondern vergenglich.
Toeppen, Ständetage Preußen
4, 557, 31
(preuß.
, 1457
): so varre zye [gesichte der menschliche wirkunge] nicht mit geczewgnisse der schrifft besteendiget und bestetiget werde.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
257, 18
(Magdeb.
1608
): Gott / vnd Weißheit machts gar allein / | Das Regiment bestendig sein.
Gropper. Gegenw.
21v, 22
(Köln
1556
): das Christi letster wil / nit vff ein bestendige warheit der besetzter Güter / sonder nur vff ein blosse Figur vnd Gedenckzeiche͂ derselbigen / gericht [...] erbauwet sei.
Reu, Süddt. Kat.
1, 241, 33
(Heidelberg
1563
): daß die blüende jugend [...] zu keinem bestendigen, gewissen vnd einhelligen Catechismo [...] vnderwiesen worden.
Ebd.
241, 41
: Weñ nun beid Christliche vn̄ weltliche ämpter, [...] nit bestendiglichen erhalten werden.
Mathesius, Passionale
53r, 7
(Leipzig
1587
): Christus [...] liebet vnnd meinet vns bestendiglich vnnd hertzlich als seine Bruͤder.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
138, 23
(Nürnb.
1548
): das dennoch auch vnter den Heyden feine bestendige / zuͤchtige Ehe gewesen / vn̄ bliben sind.
Ebd.
254, 36
: das sie zu friden werden / vnd einen rechten bestendigen trost koͤnnen finden.
Ruh, Bonaventura
345, 11
(schwäb.
, 2. V. 15. Jh.
): wann got ist ain gegen wertige ewigkait, ain erfullende ainfeltikait vnd ain bewegenliche bestendikait.
Chron. Augsb.
7, 497, 33
(schwäb.
, zu 1563
): Was [...] für nutz, [...] aus ainer gůten, bestendigen müntz ervolge.
Ebd.
9, 154, 26
(1544
/5
): dieweil und aber ain erbere gemaind dohin beschlossen, ain bestendige zunftliche regierung in diser statt hinfüro zu halten.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu.
1, 305, 15
(schwäb.
, 1643
): waß die gemaind jörlich an bestendigen gülten [...] einzunemmen.
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
2114
(moobd.
, A. 15. Jh.
): Seind nu got vnwandelbertig ist vnd allew czeit bestendigk so vellet er nymmer in chainen presten.
Turmair
4, 340, 7
(moobd.
, 1522
/33
): Das reich, so under eines verwaltung lenger bestendig wär gewesen.
Ebd.
5, 33, 5
: herzog Dieth [...] machet landsordnung, damit er [...] durch gerechtigkait den baierischen nam beständig und ewig machet.
Qu. Brassó
5, 467, 32
(siebenb.
, 1613
): Hat der Ehrwürdig Herr Farr [...] gebeten umb Gottes und seiner Ehrn wegen zur Einigkeit, solche beständiglichen zu erhalten.
Luther, WA
21, 113, 38
; Köbler, Ref. Franckenfort
6, 24
; Schein, NA
2/1, 10a, 15
; zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
113
; Chron. Augsb.
7, 148, 23
; Mell u. a., Steir. Taid.
62, 14
; Turmair
4, 622, 12
; Maaler
63v
; 64r
; Dietz, Wb. Luther
1, 279
f.; Rwb
2, 169
; Schweiz. Id.
11, 1018
; Schwäb. Wb.
1, 932
.‒
Vgl. ferner s. v. ampt
(das
) 4, angeben
7.2.
›fest (z. B. von Fundamenten); gesichert (von Bauzuständen); festgefügt; dauerhaft, haltbar (von Materialien, Speisen)‹; vgl.
bestehen
6; 7; 8.Bedeutungsverwandte:
baulich
Belegblock:
Luther, WA
21, 420, 37
(1544
): damit werre kein gewisser noch bestendiger grund, darauff sich die gewissen verlassen moͤchten.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Sam. 2, 35
(Wittenb.
1545
): Dem wil ich ein bestendig Haus bawen.
Rosenthal. Bedencken
5, 7
(Köln
1653
): gleich sey einem weysen Mann / welcher einen bestaͤndigen Baw auff einem Felsen auffuͤhret.
Weise. Jugend-Lust
140, 15
(Leipzig
1684
): daß die getreuen Dienste [...] als ein bestaͤndiges Fundament kuͤnftiger Freundschaft angenommen werde.
Ermisch, Freib. Stadtr.
285, 30
(osächs.
, um 1450
): und sullen darczu ouch nemen gut und bestendigk holcz.
Maaler
63v
(Zürich
1561
): Bestendig oͤpffel / die lang ligend vnd waͤrend / die gůt sind zu Behalten. Mala stabilia. Bestendig weyn / die lang moͤgend ligen.
Henisch
332
(Augsb.
1616
): Die Gottesheuser in baͤwlichen vnd bestendigen wesen erhalten.
Dietz, Wb. Luther
1, 279
; Schweiz. Id.
11, 1017
.3.
›ununterbrochen, auf große Länge gleich stark (von Mineralien, Erzgängen)‹.Belegblock:
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
21, 97, 18
(schles.
, 1542
): dass dasselbe aufm gebirge bergwerk fündig oder der eisenstein bestendig bliebe.
4.
›rechtskräftig, gültig‹; vgl.
bestand
1, bestehen
9.Bedeutungsverwandte:
kräftig
volmächtig
Gegensätze:
vgl. 1
ab
Syntagmen:
etw
. (Subj.) b. bleiben / sein, im rechten b. sein
; bestendiger kauf
.Wortbildungen
bestendigen
bestetigen
bestendigkeit
Belegblock:
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
84, 1
(thür.
, 1474
): dye gabe bliebet billich bestendig, wo eß solliche gutter belanget.
Ebd.
110, 30
: also danne in deme rechtspruche behalden ist umbe dy bestendigkeyt des kouffis.
Ebd.
169, 27
: so ist sollich orteyl, [...], crefftiger unde bestendiger danne der schepphin orteyl.
Köbler, Stattr. Fryburg
194, 11
(Basel
1520
): was sy also fürnimpt / das sol [...] mit vnser erkantnuß vffgericht werden / sunst nit krefftig noch bestendig sin.
Turmair
1, 426, 3
(Augsb.
1517
): sancio sanxi, etiam sancivi ,setzen, orden, approbirn, pesteten, bestendigen‘.
Mollay, Ofner Stadtr.
356, 4
(ung. inseldt.
, 1. H. 15. Jh.
): was anders gescheͤch, das schoͤl nicht pestendig seÿn.
Grosch, a. a. O.
108, 6
; 116, 34
; 135, 40
; 224, 36
; 311, 15
; Rwb
2, 169
.5.
›zuverlässig, stichhaltig, verläßlich, überzeugend, erweislich‹; vgl.
bestand
10, bestehen
10.Bedeutungsverwandte:
warhaftig
Syntagmen:
etw
. (z. B. einen verdacht
) b. dartun / sagen
; etw. bestendiglich war sein
; der bestendige grund, die bestendige antwort / auslegung / not / ursache, das bestendige exempel / mittel
.Belegblock:
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe
270, 28
(Wolfenb.
1593
): wenn jhr etwas mehr bestendigs erfaret, so berichtet es mir doch auff vertrawen.
Luther, WA
49, 175, 4
(1540
): Qui vult veritati non credere und hat kein bestendig ursach dawider.
Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
120, 18
(osächs.
, 1542
/70
): wo der vordacht bestendig dargetan, sal die vordachte gerichtsperson [...] sich des gerichts eusern.
Anderson u. a., Flugschrr.
1, 4, 2
(Leipzig
1520
): ob Bruder Martinus Luther etwas bestendigs dargegen aufftzubringen [...] hab.
Barack, Zim. Chron.
1, 140, 5
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): das mag lenge halber der zeit [...] bestendigclichen nit gesagt werden.
Chron. Augsb.
7, 282, 19
(schwäb.
, zu 1552
): (was) in ewig zeit (nit) erwisen noch mit kainem bestendigen grundt gesagt werden mag.
Ebd.
299, 3
(zu 1555
): Und sagen demnach anfangs bestendigclich war sein, daß [...].
Kurz, Waldis. Esopus
2, 14, 18
(Frankf.
1557
): Zu vnderhalt des menschen leben | Hat Gott bestendige mittel geben.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
133, 13
; Baumann, Bauernkr. Rotenb.
282, 18
; Chron. Augsb.
7, 281, 11
; Dietz, Wb. Luther
1, 280
.6.
›standhaft (als Charaktereigenschaft), unerschütterlich, fest (z. B. im Glauben)‹; vgl.
bestand
2, bestehen
11.Phraseme:
bestendig als das aprillenwetter
.Bedeutungsverwandte:
beharlich
bleiblich
fest
standhaft
stäte
aufrichtig
erlich
inbrünstig
keusch
treu
Gegensätze:
abwendig
wankelmütig
Syntagmen:
b. (bei etw.) bleiben / sein, im glauben / leiden / wort, in liebe / treue, in der not, in den eiden b. sein
; jn. b. machen
; der bekantnis b. sein
; der bestendige glaube / prediger, die bestendige liebe / stat, das bestendige gemüt
.Wortbildungen:
bestendigen
Belegblock:
Schöpper
40a
(Dortm.
1550
): Perseuerans. Bestendig Standthafftig beharrlich bleiblich stätt väst.
Luther, WA
8, 490, 27
(1521
): Darumb sollen wyr unßer gewissen stercken und den wortten gottis fest und bestendig anhangen.
Ders. Hl. Schrifft.
1
Makk. 2, 16 (Wittenb.
1545
): Matathias vnd seine Söne blieben bestendig.
v. Keller, Amadis
7, 6
(Frankf.
1571
): ehrliche, keusche vnd bestendige liebe.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 274, 4
(Bautzen
1567
): Das wir bstendig bleiben bis in bittern Todt.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
63
(Nürnb.
1517
): Die höchsten barmherzikeit glouben wir mit bestendigstem gemuet die menschwerdung des herren sein.
Dietrich. Summaria
4, 38
(Nürnb.
1578
): Er sey ein bestendiger Prediger / der nicht wie ein Rhor hin vnd her wancke.
Maaler
63v
(Zürich
1561
): Bestendig / Nit wanckelmuͤtig / staͤt / steyff.
Bauer, Geiler. Pred.
79, 2
(Augsb.
1508
): wie gar bestendig und stanthaftig sy [Martrer] gewesen seind in allen irem leiden.
Chron. Augsb.
7, 386, 24
(schwäb.
, zu 1563
): gemelter graf ist noch bis zuͤ endt des 63. jars bestendig und auf seinem fürnemen beliben.
Eschenloher. Medicus
52, 19
(Augsb.
1678
): mit rechtem wahren vnd bestaͤndigen Glauben / mit grosser vnd innbruͤnstiger Lieb.
Henisch
330
(Augsb.
1616
): Jm reden sey bestendig. Nichts ist bestendig auff der Erden / Nach frewd mag bald ein vnmuth werden. Hasen art / im ernste nie bestendig ward. Es wechsselt vnd kehret sich alles vmb / vnd bleibet nichts bestendig.
Schmitt, Ordo rerum
673, 23
(oobd.
, Hs. M6: 1468
): Perseuerare [...] beharren [...] pestetigen [...] härren bleiben bestentig sein [...] bestentigen.
Turmair
1, 361, 6
(Nürnb.
1541
): Eckhart, stark und bestendig wie ein eck oder horn.
Luther, WA
8, 526, 36
; 31, 1, 10, 16
; Kehrein, a. a. O.
1, 274, 6
; Gille u. a., M. Beheim
449, 122
; Sachs
6, 346, 37
; Roder, Stadtr. Villingen
230, 9
; Heydn. maister
38v, 14
; Chron. Augsb.
7, 45, 6
; Schweiz. Id.
11, 1016
; Henisch
332
; Dietz, Wb. Luther
1, 280
; Preuss. Wb. (Z)
1, 569
.‒
Vgl. ferner s. v. abstelen
1, abwendig
2, achtsam
, anklopfen
.7.
›geständig, etw. zugebend‹; vgl.
bestehen
24.Belegblock:
Luther, WA
10, 3, 147, 8
(1522
): aber der teüfel was jm sollichs nit bestendig, sonnder sprach [...].
Siegel u. a., Salzb. Taid.
26, 20
(smoobd.
, 1625
): ist aber ainer nit bestendig, soll der richter nit schaffen.
Dietz, Wb. Luther
1, 280
; Rwb
2, 170
; Schweiz. Id.
11, 1017
; Schwäb. Wb.
1, 932
.8.
›jm. behilflich, jm. Hilfe leistend, jm. beistehend‹; vgl.
bestehen
26.Bedeutungsverwandte:
hülflich
nütze
rätlich
behilflich
beiständlich
Belegblock:
Toeppen, Ständetage Preußen
4, 29, 3
(preuß.
, 1453
): der [...] homeister ouch die [...] stette anrif also seine geholdigete manne, em ouch retlich, hulflich und bestendig zu sein.
Schmidt, UB Halberst.
4, 2729, 14
(1367
): deme schoͤlde we bestendech sin al eres rechten.
Drescher, Hartlieb. Caes.
387, 6
(moobd.
, 1456
/67
): Ist dir nit hilfflich und beständig gewest sand Johanns.
Wackernell, Adt. Passionssp. Pf. III, 1497 Var.,
19
(tir.
, Var. 1495
/1514
): uns gott wel vergebn | Unser missetat und pos lebn | Und pestendig bleybn an unserm lestn endt.
Rwb
2, 170
; Schwäb. Wb.
6, 1625
.