bestand,
der / das
;
-e(s)/
auch
+ Uml.
1.
›Bestand, Dauer, Haltbarkeit (von konkreten Gegenständen); Gültigkeit (von Vereinbarungen u. ä.)‹;
vgl.
bestehen
 7; 8; 9.
Bedeutungsverwandte:
bestendigkeit
 3,
kraft
 7,
wesen
.
Wortbildungen:
bestandhaft
1 (a. 1616),
bestandlos
›ohne Dauer, flugs‹ (1. H. 17. Jh.).

Belegblock:

Luther, WA
23, 572, 6
(
1527
):
das solcher rhum und schweren keinen bestand haben werden.
Ders. Hl. Schrifft.
Hiob 20, 21
(
Wittenb.
1545
):
Darumb wird sein gut Leben keinen bestand haben.
Ebd.
2. Makk. 2, 30
:
wie ein Zimmerman / wenn er ein newes Haus bawet / nicht weiter denckt, denn das ers also mache / das es einen bestand habe.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
67, 5
(
Frankf./M.
1568
):
Gut / daß sie [Vhr] haben langen bestandt.
Lemmer, Brant. Narrensch.
37, 26
(
Basel
1494
):
Wer gerechtikeyt halt jn der hant | Des gwalt mag haben gůt bestant.
Köbler, Stattr. Fryburg
94, 8
(
Basel
1520
):
Es mag aber dieselb Conue͂cion wol sunst sin bestand haben / wie ein dwsch / oder sunst wie andre gemeine überkomnuß.
Maaler
63v
(
Zürich
1561
):
Bestand / Dz kein enderung nit nimpt. Immutabilitas, Firmitas.
Henisch
330/1
(
Augsb.
1616
):
Getheilet macht hat kein bestand [...]. Gottes werck hat grund vnd bestand. Lugen hat keinen bestand / sie muß allzeit wider sich selbst reden. Manch boͤser Mensch offt gut vnd gelt / Zusamen bringt in diser Welt / Vnd hat doch solches kein bestand / Weil er Gott nicht recht hat erkant. Newe amptleut / vnd hohe leimene wand / Hat selten eins langen bestand. Was hoch ist in der Welt / das hat kein bestand. Was durch boͤse wege forth kompt / dz hat keine͂ bestand. Was ist gebawet auff einen Sand / Das hat im sturm wind kein bestand.
Turmair
4, 381, 25
(
moobd.
,
1522
/
33
):
das es gar pald urbaring mit inen aus sei, kainen bestand hab.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
63
(
mslow. inseldt.
,
1537
):
so wil doch selliche satzung kainen lanngen bestannd haben.
Luther, WA
23, 695, 12
;
34, 1, 72, 12
;
Jörg, Salat. Reformationschr.
229, 6
;
Henisch
330
;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 55
;
Rwb
2, 165
;
Dietz, Wb. Luther
1, 279
;
Schwäb. Wb.
1, 932
;
Schweiz. Id.
11, 1013
;
1015
.
Vgl. ferner s. v.
aufklieben
.
2.
›Beständigkeit, Beharrung, Standhaftigkeit‹;
vgl.
bestehen
 11.
Wortbildungen:
bestandhaft
2 ›standhaft‹ (a. 1549/50),
bestandhaftig
(a. 1630),
bestandhaftigkeit
(a. 1645).

Belegblock:

Luther, WA
39, 1, 13, 9
(
1535
):
Die löbliche stad hat einen feinen Namen ,Constantia‘, das heisst Bestand oder Fest.
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Krüger
12, 67
(o. O.
1580
):
ein frommer christ kan durch bestand | den tot und teufel machn zu schand.
Mayer, Folz. Meisterl.
1, 49
(
nobd.
,
v. 1496
):
wie der geist so gare | Fleissig wer, das fleisch on bestant.
Ukena, Luz. Sp. 
4374
(
halem.
,
1575
):
ich bsonder bitten dich / | Vmb gedullt mins leyds vnd bstand.
Schwäb. Wb.
1, 932
;
6, 1625
;
Schweiz. Id.
11, 1015
.
3.
›Gewohnheit, Brauch‹;
vgl. am ehesten
bestehen
 11.

Belegblock:

Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
168, 33
(
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Er starb sitzennd an ainem tisch zwischen zwain frawn an alle rew. Solhs het er allzeit gern phlegen und was an sein ennd sein bestanndt.
4.
›Bürgschaft, Sicherheit, Kaution als zu erbringende Haftungsverpflichtung wie (metonymisch) als tatsächlich verbürgte Leistung‹;
vgl.
bestehen
 17.
Gehäuft Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
bürgschaft
,
caution
,
gewisschaft
(s. v.
gewis
 5),
sicherheit
,
sicherung
,
verbürgung
,
versicherung
,
verspruchnis
.
Syntagmen:
b. begeren / fordern, (jm.) b. tun
;
sich zu b. erbieten, jn. zu b. zulassen
;
genugsamer b
.

Belegblock:

Schöpper
95a
(
Dortm.
1550
):
SATISDATIO. Bestandt verbuͤrgung.
Köbler, Ref. Franckenfort
7, 12
(
Mainz
1509
):
so in solchem fürgebott durch den Cleger an den antwurter sich an recht zu stellen bestant vnd caution begert würde.
Kohler u. a., Peinl. GO Karls V.
12, 1
(o. O.
1532
):
so balldt der angeclagt zu gefenngknuss Angenomen ist, soll der anclager oder sein gwallthaber mit seinem leip verwart werden, biss er mit burgenn, Caution vnd bestanndt vnd sicherung, die der Richter [...] fur genugsam erkennt, gethan hat.
Schwartzenbach
E iijv
(
Frankf.
1564
):
Buͤrgschafft. Bestandt. Fuͤrstandt. Versicherung. Verbuͤrgung. Caution, Gewißschafft.
Müller, Nördl. Stadtr.
89, 11
(
schwäb.
,
1510
):
den frembden, so alhie nicht seshaft noch bürger weren, ir aufgelegt strafen von stundan zu betzalen, darumb genugsamen bestand zuthun.
Henisch
330
(
Augsb.
1616
):
Bestand thun / buͤrgen stellen / versichern / satisdare, dare fideiussorem, dare prædem alicui.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
35, 29
(
smoobd.
,
1625
):
Welcher nit ain angeseßner gerichtsman ist und ze rechten hete, es sei clager oder antworter, ist zum rechten ain bestand oder porgschaft ze thuen schuldig mit zwaien angeseßnen gerichtsmänern.
Ebd.
36, 1
:
ist aber der gwalthaber ain angeseßner gerichtsmann, so ist er des bestands ze thuen nit schuldig.
Laufs, Reichskammergo.
106, 29
;
231, 18
;
Kohler, a. a. O.
154, 16
;
Köbler, Ref. Wormbs
49, 17
;
152, 29
;
Hör, Urk. St. Veit
223, 20
;
Siegel, a. a. O.
229, 5
;
Rwb
2, 165
.
5.
›Pacht, Miete als Rechtsverhältnis‹; als Metonymie: ›Pachtzins‹;
zu
bestehen
 18.
Obd.; vorwiegend Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
mietung
(s. v.
mieten
 3).
Syntagmen:
b. geben, den b. reichen
;
etw. in (einem) b. haben, etw. zu einem b. geben, gut
(Subst.)
zu b. sein, etw. für einen b. verstehen, jm. am b. etw. nachlassen
;
b. der ungelt
;
blosser / gewönlicher b
.
Wortbildungen:
bestandacker
›gepachteter Acker‹ (a. 1558),
bestandarbeit
›gemietete Arbeit‹ (a. 1598),
bestandbauer
›Zeitpächter‹ (17. Jh.),
bestandbehausung
(a. 1595),
bestandfal
›Verpachtung‹ (a. 1619),
bestandvieh
›gegen Miete zum Auftrieb auf die Alm angenommenes Vieh‹,
bestandfischer
›Pächter von Fischgründen‹,
bestandfrist
›Pacht-, Mietzeit‹ (a. 1573),
bestandgerechtigkeit
›befristetes Aufenthaltsrecht (z. B. in einem Spital)‹,
bestandgericht
›Pacht-, Mietvereinbarung‹ (15. Jh.),
bestandgrund
›Pachtgrund‹,
bestandhabung
›Innehabung von etw. im Pachtverhältnis‹ (a. 1599),
bestandhauer
›auf Zeit bezahlter Arbeiter im Weinberg‹,
bestandhaus
›gemietetes Haus‹,
bestandherberge
(a. 1536),
bestandherre
›Pachtinhaber eines Gutes‹,
bestandinhaber
,
bestandjar
›Pachtjahr‹ (a. 1609),
bestandlehen
›zeitlich befristetes Lehngut‹,
bestandman
›Pächter‹,
bestandmautner
›Mautpächter‹,
bestandsinwonung
(a. 1550),
bestandverlas
›Verpachtung von etw.‹ (a. 1599),
bestandverlasser
(a. 1573),
bestandverschreibung
›Pachtvertrag‹ (a. 1573),
bestandwasser
›gepachtetes Fischwasser‹,
bestandwerk
›Arbeit eines Tagelöhners‹,
bestandzehent
›gepachteter Zehnt‹ (a. 1595),
bestandzeit
›Pachtzeit‹ (a. 1564),
bestandzimmer
›gemietetes Zimmer‹.

Belegblock:

Brinkmann, Bad. Weist.
234, 10
(
rhfrk.
,
1539
):
An gemeinen wiesen und gärten 2 ¼ morgen, so ein zeitlicher bestandschäfer, teils der gemeine hirt im genuß hat.
Mon. Boica, NF.
1, 541, 16
(
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
dy padstuben hat vortzeitten gegeben zu eynem bestant jerlichen 1 lb. pfenninge.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 120, 33
(
schwäb.
,
1554
):
(sollen) diejenige personen, so darwider handlen und in ainich vertrag, vergleichung oder abkommens begeben und sich einlassen, dardurch ir bestandsgerechtigkait verloren haben und sonsten auch abgestrafft werden.
Ebd.
287, 11
(
1592
):
welliche [güeter] von der herrschaft zue lehen oder im bestand seind.
Ebd.
479, 21
(
1570
):
diejenigen aber, so nit bestand- oder fahllehen, sonder erbgüetter inhaben.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu.
2, 202, 16
(
schwäb.
,
1611
):
Auch einer sein bestandwerck oder taglohn in baugüthern [...] ohntreulich vollbracht.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
13, 6
(
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
der het des kaysers munß in ainem pestanndt.
Mell u. a., Steir. Taid.
8, 7
(
m/soobd.
,
1523
):
den alten gewondlichen bestant von berurter eisenmaut, so si bisher den verwesern zu Aussee in das ambt geraicht haben.
Ebd.
20, 11
(
1568
):
burger, so aigen gründ und schwaigwerch, auch saz- und bstandgründ haben.
Ebd.
40, 11
(
1523
):
haben auch das vischwasser [...] von dem landgericht zu Wolkenstain in bestant.
Ebd.
61, 40
(
n. 1590
):
das die von Schlädming [...] ain bstantwasser von der Mändling bis auf die Auerpruggen zu vischen gehabt haben.
Ebd.
136, 21
(Hs.
17. Jh.
):
dass nur der Lindecker und Collischann als bestand herrn mer ußergelegt haben dan von der grundobrigkeit vor im brauch gewesen.
Ebd.
216, 24
(
1688
):
welhe alle düse obbeschribene bestandmautner iren bestand und leikauf gegen St. Georgi tag ainen jeden herrn marktrichter abrichten.
Rintelen, B. Walther
22, 16
(
moobd.
,
1552
/
8
):
Wan aber ein Grundtherr einen Grundt auf gewisse Jar oder auf etlich Leib yemandts ausgelassen hat, [...], so wierdet solche Auslassung in disem Landt für einen plosen Bestandt und für kein Erbgerechtigkeit verstanden.
Winter, Nöst. Weist.
1, 201, 25
(
moobd.
,
um 1532
):
ist auf solchen pännigen wasser verbotten ainem ieglichen gemainen mann zu fischen, ausgenomen er hab gunst oder willen aines ieglichen burggraven zu Püttnberg oder sein bestantfischer.
Ebd.
1, 795, 17
(
1520
):
er hab ein bestanthaus oder aigen haus.
Ebd.
3, 470,
Anm. 1 (
nöst.
,
1490
):
Georgen abbten zu Göttweig [...] alß verweser und bestantinhaber der vogtei.
Ebd.
4, 201, 21
(
um 1580
):
soll auch kein bestantman seinem pawherren [...] die weingartarbait [...] aufsagen.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
6, 22
(
smoobd.
,
17. Jh.
):
solche verwendung, versäcz, wechsl und beständ sollen [...] craftlos sein.
Starzer, Qu. Wien
1, 5, 5816, 85
(
moobd.
,
1624
):
dargegen solle der bestandthauer dz. schneiden, reben klauben, [...] binden und abgipfeln zu rechter zeit zuverrichten schuldig sein.
Seuffert u. a., Steir. Landtagsakten
2, 197, 6
(
m/soobd.
,
1480
):
hiet daz der schuldiger von dem Juden in ainem bestand.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
124, 33
(
m/soobd.
,
n.  1618
):
da mit sie den körmisst, [...], unflaterei in häussern, bstantzimmer, kuchel, krautkeller, und stallen, [...] nit auf den blaz oder gassen schitten.
Ebd.
316, 29
(
15.
/
16. Jh.
):
Es soll kainer bestantvich seinen sünnen, knechten, [...] auf die schwaig oder albm nicht aufnemen oder zuetreiben lassen.
Fuchs, Kart. Aggsbach
409, 2
(
moobd.
,
1499
):
Weinzehet bestandtverlasz zu Stuͤffern betr(effend) unterschiedliche brieffscopien de anno 1499.
Chron. Nürnb.
5, 504, 14
;
Rennefahrt, Gebiet Bern
612, 28
;
Mell, a. a. O.
216, 23
;
Rintelen, a. a. O.
61, 7
;
Siegel, a. a. O.
211, 40
;
Bischoff, a. a. O.
277, 15
;
388, 30
;
Wopfner, Bauernkr. Tirol
28, 34
;
Fuchs, a. a. O.
293, 15
;
Henisch
333
;
Rwb
2, 166
f.;
Preuss. Wb. (Z)
1, 569
;
Pfälz. Wb.
1, 734
;
Vorarlb. Wb.
1, 1631
;
Schwäb. Wb.
6, 1625
;
Öst. Wb.
2, 1090
.
Vgl. ferner s. v.
aufnemen
 11.
6.
›Jagdgebiet, Revier‹;
vgl.
bestehen
 18; 19.

Belegblock:

Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
31, 15
(
m/soobd.
,
1478
):
es soll auch kain waidman dem andern in seinem bstant und gjaid geen.
7.
›Waffenstillstand, Übereinkommen mit dem Zweck, die Waffen schweigen zu lassen‹; vereinzelt auch allgemein: ›Bündnis, Übereinkommen‹;
vgl.
bestehen
 22.
Gehäuft chronokalische Texte.
Bedeutungsverwandte:
aufhaltung
 9,
friede
,
richtigung
,
richtung
.
Gegensätze:
feindschaft
,
1
krieg
 1.
Syntagmen:
den b. bereden / beteidigen / gebieten / machen / tun / halten / brechen
;
um einen b. handeln, in b. gehen, jn. in einen b. bringen, sich gegen einen b. legen
;
dreimonatiger / freundlicher / schädlicher b
.

Belegblock:

Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
2731
(
Köln
1476
):
also ys dayr dat bestant | Vestlych gehalden.
Chron. Köln
2, 546, 22
(
Köln
1499
):
he hadde gemacht ein bestant 10 jair lank mit dem soldain, ind die broder des vurß ordens [...] machten, dat dat bestant gebrochen wart.
Buch Weinsb.
4, 7, 9
(
rib.
,
1588
):
Gegen dissen bestant lachten sich die geistlichn und weltlichn seir, meinten, das (were) ein schetlicher bestant.
Cirullies, Rechtsterm. Anh.
1981, 114
(
rhfrk.
,
1392
):
daz hie furrede hat gedan in eyme bestande.
Chron. Nürnb.
2, 164, 2
(
nobd.
,
1449
/
50
):
damit dieselben parteien gütlich mit einander vereint und solche krieg (und) veintschefte gancz hingelegt oder verricht oder ein gütlich bestant und fride auf ein zeit doran gemacht werden.
Ebd.
28
:
so hat daz doch in der gütikeit nit sein wöllen und (wir) darinne nichtz zu ende, fride, richtigung oder bestand haben geton noch bringen mügen.
V. Anshelm. Berner Chron.
1, 69, 19
(
halem.
,
n. 1529
):
wider alle hofnung, trost und manung der Eidgenossen, machet er drimoͤnigen bestand mit dem Burgunner.
Turmair
4, 378, 15
(
moobd.
,
1522
/
33
):
verpflichteten si sich auf ein neues zam, verknüpften bestätteten solchen bestant auch mit hairat.
Meisen, a. a. O.
2728
;
Chron. Köln
2, 173, 28
;
Tobler, Schilling. Bern. Chron.
1, 4, 3
;
Edlib. Chron.
15, 7
;
V. Anshelm. a. a. O.
1, 39, 9
;
4, 11, 1
;
17, 24
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 569
;
Schweiz. Id.
11, 1014
.
8.; 9.; 10.; 11.; 12.,
s.
bestehen
 6; 7; 10; 22; 24.