berespen,
statt der Konsonantenfolge
sp
vereinzelt ps, fs, fz, ff
:
berepsen,
berefsen,
berefzen,
bereffen,
nd. im Wurzelvokal auch -i-
, V.
– Älteres und mittleres Frnhd.; Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
1.
›jm. den rechten Weg weisen, jn. leiten‹; offen zu 2.Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
2312
(nrddt.
, 14. Jh.
): Schrib wibe und ouch dem manne, | Den burgeren dar von Effese, | Drowe, zerte, bereffe se.
Thiele, Minner. II,
30, 271
(Hs. ˹md.
/rhein.
, 1. V. 15. Jh.
˺): da umb duͤnct mich vuͤgen bas | das lyf berispe leif alleyne, | so pruͤiftman of id minne meyne.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
12825
(rib.
, 1444
): De vijle de sij in dem munde drait, | Is Berispen van quader dait. | Sij en leest neit ungecorrigiert.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 1107
(els.
, E. 14. Jh.
): Dis verklerte mensche sol wisen vnd leren, berespen vnd dienen in truwen vnd nach bescheidenheit allen menschen.
2.
›jn. tadeln, rügen, zurechtweisen; etw. kritisieren; jn. strafen (verbal bis hin zur körperlichen Züchtigung); etw. bestrafen‹.Bedeutungsverwandte:
begreifen
schelten
strafen
Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
2671
(nrddt.
, 14. Jh.
): Die diete dich berefsen | Mit valschen redenden lefsen.
Reissenberger, Väterb.
29772
(md.
, Hs. 14. Jh.
): Er berefzende aller meist | Die irren, die bosen.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
1947
(rib.
, 1444
): So wil ich heven weder an | Ind wil uch berispen in uren worden.
Sievers, Oxf. Benedictinerr.
4, 15
(hess.
, 14. Jh.
): waz sie [ebdisse] ir jungersen leret zu vermiden, des insal sie selbe nit began, daz sie an ire lerungen berespet nit inwerde.
Ebd.
5, 7
: Die gezogene und die vernumstige mude sal sie berespen mit worten eins und anderwerbe manende.
Ebd.
17, 1
: so musz man sie scherpelichen berespen, daz sal syn mit slegen der bessemen.
Ebd.
33, 16
: obe sie dede redelich und mit otmutkeit der mynnen it berespet obe zeugit, daz sal die ebdissen wisliche handeln.
Ebd.
38, 15
: Die da missedunt, die sal man vor in allen berespen, dar umme daz die andere vochte haben.
Eggers, Psalter
7, 15
(thür.
, 1378
): Herre, berespe mich nicht an dime heizen mute, noch an dime zcorne straffe mich nicht.
Rieder, St. Georg. Pred.
162, 21
(Hs. ˹önalem.
, 1387
˺): daz die mentschen da von wol sint zů berefzenne die sich gern sundrent [...] mit sundren dingen.
Ebd.
323, 2
: Daz erste waz daz er die juden berrefzet und zů in sprach: ,ir herten adren und ir unbeschnitnú hertzen!‘
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 121
(els.
, E. 14. Jh.
): also das der mensche hie mitte bewilen also geschlagen wurt vnd berespet vnd erschreckt vnd in angest kummet.
Ebd.
2, 797
: Ander menschen wellent sv́ leren, vnd noͤte wellent sv́ geleret oder berespet sin.
Ders., Ruusbr. steen
34, 11
(els.
, sp. 14. Jh.
): er [herre] berespete Marthen nv́t von irme dieneste, [...], svnder er berespete sv́ von ir sorgveltikeit.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
1, 69, 4
(Straßb.
1466
): Wann ob dein brůder súnt wider dich: gee vnd beresp in zwischen dir vnd im allein.
Adrian, Saelden Hort
6135
(alem.
, Hss. E. 14.
/15. Jh.
): merk daz nit wol gezeme | untugentlich berepsen | mit roͤselichen lepsen.
Sievers, a. a. O.
161, 27
Ü; 38, 11
; 39, 2
; Palm, Veter Buoch
34, 4
; Diefenbach
493b
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
30
; Bad. Wb.
1, 150
; Schweiz. Id.
6, 1486
; Ahldén, Bibel-Frühdrucke.
1937, 172
; Pfeiffer, Kölner Ma.
1854, 306
.‒
Vgl. ferner s. v. abkerung
1.3.
›jn. anfechten‹.Belegblock:
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 542
(els.
, E. 14. Jh.
): Wan er nút berespet wurt von totsv́nden, dar vmbe ist im liht alles, daz got mit im gebútet.
4.
›sich / etw. (die Seele o. ä) prüfen, demütig in sich gehen‹.Wortbildungen:
berespung
Belegblock:
Reissenberger, Väterb.
18901
(md.
, Hs. 14. Jh.
): Wil ein man sich selbe ansehen, | Bereffen an im sine unzuht.
Palm, Veter Buoch
6, 8
(schles.
, Hs. E. 14.
/A. 15. Jh.
): Swer sich selber berespet, der ist wol an allen steten.
Ebd.
24, 19
: Hete ein mensche berespunge in sinem herczen, das er berespet sine sele.
Rieder, St. Georg. Pred.
157, 17
(Hs. ˹önalem.
, 1387
˺): daz sie [sele] nach der erkennung sich berespet und nach der berihtung sich uͤbet an gůten werchen.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 2143
(els.
, E. 14. Jh.
): daz sv́ in iren sv́nden svnder berespen von consciencien
[›ohne Gewissensqual‹]
lebent. Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
29
; Scherzius
124
.