bekentlich
(im Gesamtgebiet),
bekantlich
(gehäuft wobd., seltener oobd.), Adj.
1.
›bekannt (von Personen, Sachen und Sachverhalten)‹; als Hypallage: ›in Kenntnis e. S. (z. B. des Gesetzes)‹; zu
bekant
1; 2, bekennen
(V.) 1; 2.Belegblock:
Köbler, Ref. Wormbs
43, 11
(Worms
1499
): so die parthy der Sigel an den Briefen so bygelegt weren. nit bekentlich. sonder abredig stunde.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
3339
(˹wohl Straßb.
˺ 1509
): Do mit wil ich [...] | [...] | [...] sagen das, | So yederman bekantlich was.
Golius
129
(Straßb.
1579
): Res confessa, ein sach die bekandtlich ist / die am tag ligt.
Koppitz, Trojanerkr.
4262
(Hs. ˹noschweiz.
, 15. Jh.
˺): Hie ward gefragett aber ze stund | Daz raine wib der mere | Ob er ir bekantlich were.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
4, 26
(oobd.
, 1349
/50
): deu pilderinne, dar umb daz si aller bekantleicher ding pild [...] in sich samnet.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
258, 40
(m/soobd.
, 1629
): frembt leut die nicht bekändlich sein.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
70
; Dietz, Wb. Luther
1, 248
; Rwb
1, 1498/9
.2.
›erkennbar; ersichtlich; unterscheidbar; bemerkbar; anschaulich faßbar‹; vgl.
bekant
3, bekennen
(V.) 3.Bedeutungsverwandte:
befindlich
klar
offenbar
verständlich
Gegensätze:
verborgen
Syntagmen:
etw. b. sein / werden
; sich b. erfinden, jn. b. sehen
; bekentliche kraft / weise
.Belegblock:
Chron. Köln
3, 938, 39
(rib.
, um 1482
; Hs. E. 16.
/A. 17. Jh.
): welch sich auch nach ahn Wernher von Liskirchen und mehr anderen bekentlich und klarlich erfunden hat.
Strauch, Par. anime int.
27, 37
(thür.
, 14. Jh.
): dise zitlichen geburt haben [...] gepredigit di engle [...], und di ist uns bekentlich worden.
Ebd.
90, 16
: nicht inist so offinbar noch so bekentlich alse gotlich wesin.
Ebd.
95, 28
: ez sint zwo bekentliche crefte noch deme ubersten der sele.
Vetter, Pred. Taulers
238, 24
(els.
, 1359
): als der mensche denne im selber gelossen wirt und Gotz werks in bevintlicher oder bekentlicher wise nút me in im gewar enwirt.
Bihlmeyer, Seuse
177, 16
(alem.
, 14. Jh.
): daz sich daz oge únser bekentnús von siner krankheit halte zů dem wesene, daz an im selber aller bekantlichest ist.
Tobler, Schilling. Bern. Chron.
1, 50, 1
(whalem.
, 1484
): meintent, ir wiber [...] koͤndent sich anders niendert uszeichnen noch sich bekantlich machen.
Morgan u. a., MHG. Transl. Summa
280, 12
(schwäb.
, 14. Jh.
): wan ein ieklich ding ist also vil bekentlich, alse vil es in der getat ist.
Höver, Bonaventura. Itin. A
30
(moobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Wann der daygen aller schöpffer mag bekhantleich gesehen werden von grösz der gestallt.
Rauwolf. Raiß
2, 4
([Lauingen
] 1582
): damit mir jre [Gewaͤchs] beschreibungen inn ansehung vnd betrachtung deren [...] bekandtlicher vnd verstendtlicher wurden.
Schweiz. Id.
3, 372
.3.
›erkennend, mit der Fähigkeit des Erkennens ausgestattet‹; als Hypallage anschließbar an 2; vgl.
bekant
4, bekennen
(V.) 5.Belegblock:
Strauch, Par. anime int.
97, 1
(thür.
, 14. Jh.
): di selbe bekentliche nature di in deme sone ist, di ist auch in deme vadere.
Morgan u. a., MHG. Transl. Summa
169, 5
(schwäb.
, 14. Jh.
): daz ist eigen dez sinnes, daz ez bekentlichen ist der dinge gegenwertikeit.
4.
›sich zu etw. bekennend, unter Ablegung der Profeß‹; vgl.
bekennen
(V.) 6.Bedeutungsverwandte:
gelübdlich
Syntagmen:
sich b. in ein kloster begeben
.Belegblock:
Rwb
1, 1499
(a. 1528
).5.
›(einer Schuld) geständig‹; vgl.
bekant
5, bekennen
(V.) 7.Belegblock:
Opel, Spittendorf
438, 44
(osächs.
, um 1480
): und baten, das sie in solcher rede bekentlich wolden sein.
Skála, Egerer Urgichtenb.
84, 5
(nwböhm.
, 1571
): Er sej noch gestendig vnd Bekhentlich Das er [...] an dem (Christoff Amman) Georgen Leppoldinger die mordt Thadt begangen.
Kohler u. a., Peinl. GO Karls V.
48, 9
(o. O. 1532
): so der gefragt der anngezognen Missenthatt durch dy martter [...] Bekenntlich ist.
Tobler, Schilling. Bern. Chron.
1, 151, 8
(whalem.
, 1484
): Was das nit ein gros úbel und verreterie, der er bekantlich was.
Lauater. Gespaͤnste
24r, 19
(Zürich
1578
): Als er aber bekanntlich was / daß er mit buͤbery vnnd betrug vmbgangen were.
Kohler u. a., Bamb. Halsger.
57
; 81
; 105
; ders. u. a., Peinl. GO Karls V.
9, 12
; 13, 2
; 46, 8
; Rennefahrt, Staat/Kirche Bern
902, 10
; Lauater. a. a. O.
32r, 9
; Chron. Augsb.
2, 274,
A. 2; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
70
; Rwb
1, 1498
.6.
›etw. (oft: die klägerische Behauptung) anerkennend, als richtig bestätigend‹; vgl.
bekant
5; zu
bekennen
(V.) 8.Rechts- und Wirtschaftstexte, Chroniken.
Bedeutungsverwandte:
angichtig
anhellig
einhellig
anrede
bekant
Gegensätze:
abrede
Syntagmen:
(jm.) des lehens, der schuld, des zinses b. sein, b. sein, das [...], b. werden
; bekentliche schuld, bekentlicher schuldner
›Person, die Schulden anerkennt‹; dazu als Hypallage: bekentliche benügung / schuld
›Erstattung, Schuld, die anerkannt wird‹.Belegblock:
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
311, 6
(thür.
, 1474
): der denne der guter eyn lehenhere ist unde ym der lehen bekenttlichen ist.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
184
(Nürnb.
1517
): Was die beschwerung vermögen [...], bin ich bekentlich, das ichs nit weis.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
92, 10
(nobd.
, 1536
/49
): het yhn macht zu pfenden one laub hern und vogt umb bekentliche schult.
Chron. Nürnb.
5, 790, 24
(nobd.
, 1516
): darumb müssen sie [...] bekenntliche schuldner zuer bezalung halten.
Köbler, Stattr. Fryburg
82, 2
(Basel
1520
): Wie vmb bekantlich schulden angriff beschehen sol.
Welti, Stadtr. Bern
605, 8
(halem.
, 1539
): vnnd denn der, dem dieselbige zehen jaͤrige geltschuld angeuordert würt, derselbenn schuld nit bekanntlich ist.
Rennefahrt, Recht Laupen
261, 3
(halem.
, 1582
): ob sy nun gelouben und bekantlich syn wellten, das der zeenden von Ey [...] miner gn. herren mannlächen sige.
Chron. Augsb.
8, 36,
A. 2 (schwäb.
, 1553
): Würde ... jemandt über 200 guldin redlicher, bekanntlicher, verschribner oder erwisener schuld schuldig sein.
Rot
286
(Augsb.
1571
): Acceptilation [...] / wañ einer bekent / das er vmb ein verheissen ding zu friden sey / ein bekantliche benuͤgung.
Winter, Nöst. Weist.
3, 743, 32
(moobd.
, E. 16. Jh.
): sover sie anderst bekänntlich und kain vorher gehenden beweiß erfordern.
Köbler, Ref. Nürnberg
65, 14
; Küther, UB Frauensee
186, 40
; Grosch u. a., a. a. O.
154, 4
; Berthold u. a., Zwick. Stadtrref.
162, 16
; Kohler u. a., Bamb. Halsger.
23, 23
; Mon. Boica, NF.
2, 1, 91, 28
; Chron. Nürnb.
1, 458, 27
; Merk, Stadtr. Neuenb.
66, 16
; Bernoulli, Basler Chron.
6, 491, 29
; Rennefahrt, a. a. O.
166, 13
; Winter, a. a. O.
524, 9
; Schwäb. Wb.
1, 823
; Rwb
1, 1498/9
; Schweiz. Id.
3, 372
.‒
Vgl. ferner s. v. angichtig
.7.
›mit etw. einverstanden, e. S. zustimmend‹.Belegblock:
Müller, Alte Landsch. St. Gallen
159, 2
(halem.
, 1525
): als die obgenannten zwo parthigen sich also vor uns anzögten, bekanntlich und gůtwillig warend, umb ir spen [...] uf uns als ordenlich richter zekomen.
Ebd.
238, 29
: Alsdann wären si bekantlich, söllich lehen widerumb zůenpfachen.
Küther, UB Frauensee
397, 10
; Müller, a. a. O.
159, 32
; Schweiz. Id.
3, 372
.8.
›etw. verbindlich bestätigend, erklärend‹; vgl.
bekant
5, bekennen
(V.) 10; 11.Belegblock:
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
132, 20
(thür.
, 1474
): worde des der rath [...] zcufellig unde bekenntlichin sin.
Ebd.
248, 28
: Sintdemal yn daz gerichte der furderunge, hulff unde gewere bekenttlich ist.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
88, 23
(omd.
, um 1559
): ader der berckmeister ihme bekendtlich, das er ihm ein zupusbrife hat geben.
Baumann, Bauernkr. Rotenb.
180, 34
(nobd.
, n. 1525
): als umb ewig zinsgelt, leybgeding, dienstgelt, darumb verbrieft und bekenntlich urkunden sein.
9.
›jm. (auch: einer Herrschaft) erkenntlich, förderlich, zum Nutzen‹.Belegblock:
Chron. Köln
2, 525, 25
(Köln
1499
): konink Philips [...] was [...] ein sere kriechber man ind was den, die eme hulpen, bekentlich ind hulplich.
Chron. Nürnb.
4, 334, 28
(nobd.
, 15. Jh.
): solch [...] begern hat der Venediger haubtman ire schiffung der herschaft fuͤrderlich und bekentlich verkuͤndt.
10.
›anerkennenswert‹; vgl. am ehesten
bekennen
(V.) 13.Belegblock:
Gille u. a., M. Beheim
139, 356
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): er nur ainig suchen tut | dy er und lob gacz. das ist gut | und darumb ist bekentlich.
11.
›beharrsam, auf etw. bestehend‹.Belegblock:
Opel, Spittendorf
111, 18
(osächs.
, um 1480
): und wolden auch uff dem verslahen also blieben und des bekentlich seyn.