begeren,
V.
1.
›(einen Partner) erotisch begehren, erotisch nach jm. Verlangen haben‹; meist vom Mann auf die Frau gerichtet, mehrfach aber auch umgekehrt; mit Verschiebung auf die erotische Beziehung: ›Verlangen (auf eine erotische Bindung oder ein Erlebnis) haben‹.
Bedeutungsverwandte:
brennen
 15,
bulen
 2,
1
geilen
 4,
1
gieren
 3,
minnen
 7,
unkeuschen
.
Syntagmen:
ein weib, einen man b., die schöne
(›Schönheit‹)
b
., (verschoben:)
die ehe / geselschaft / minne, einen umfang
(›Umarmung‹)
b
.;
des weibes, der frauen
, (verschoben:)
e. S
. (Gen., z. B.
der schöne
)
b
.
Wortbildungen:
begererin
.

Belegblock:

v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
34, 21
(
omd.
,
1487
):
das weÿp begertt den man. […]. Weÿber au̇ß natürlicher zcu neÿgúng begern geselschaft der menner vmb ÿrer vnuolkõmenheitt willen.
Ebd.
63, 27
:
Wehr ein weip sÿhet dÿe zcubegeren. vornÿm Jn vnehlicher weise. hat itzu̇ndt den ehbruch Jn seÿnem hertzen mitt ÿr vorbracht.
Dubizmay, kurß zu Teutze
90, 14
(
hess.
,
1463
):
Häre tochter vnd sich vnd neyge deyn ore wan der kungk hat deyne schone begert.
Jostes, Eckhart
65, 23
(
14. Jh.
):
Sunderlich lieb on hůte die ist ein valsch minnerin […] und ist ein begererinne der untugent.
Neumann, Rothe. Keuschh. 
2723
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
des sin [mannes] unkusches hertze begert, | des wirt bewilen gewert.
Luther. Hl. Schrifft. 
Mt. 5, 28
(
Wittenb.
1545
):
Wer ein Weib ansihet jr zu begeren / Der hat schon mit jr die ehe gebrochen.
Dasypodius
328r
(
Straßb.
1536
):
beGaͤren mit vnzüchten.
Fuchs, Murner. Geuchmat 
691
(
Basel
1519
):
Ein yede ouch nit mer begeret, | Denn allein ein lieb zů han, | Begert ouch sunst keins andren man.
Schmidt, Rud. v. Biberach 
173, 18
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Dv́ dritte ist tempurnissi, si ordenot die búgererin. Dv́ vierde heist gerechtikeit, dv́ rechtigot alle krefte der sel.
Lindqvist, K. v. Helmsd. 
636
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
nit úber gang din ee, | Beger och kainer frowen me | Denn der dinn.
Maaler
80r
(
Zürich
1561
):
Brunst […] die zeyt […] da das weyble des mennleins begaͤrt.
Lauater. Gespaͤnste
22r, 7
 (
Zürich
1578
):
wie diser jung mann in liebe der edlen frouwen gantz vnd gar entzündt / an sy fründtlichen begaͤrte / sy woͤltind so wol thůn vñ helffen daß er mit jren der liebe pflaͤgen moͤchte.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
229, 6
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
Unde (daz) ist da von, wan einre ieklichen creaturen natürlichen ist, daz ez begeret unde minnet etwaz, nach dem unde ez zimlich geborn ist zesin.
Henisch
245
(
Augsb.
1616
):
Der Buler weiß wol was er begert.
Kehrein, Kath. Gesangb.
2, 719, 15
 (Hs. wohl ˹
sböhm.
,
15. Jh.
˺):
Wye daß ain junckfraw mug geperñ | dy kainen man nye thet pegerñ.
Dubizmay, a. a. O.
69, 6
;
Neumann, a. a. O.
2767
;
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt.
5, 28
;
Sachs
12, 415, 34
;
Roloff, Brant. Tsp. 
710
;
Wiessner, Wittenw. Ring
1836
;
3994
;
Klein, Oswald
107, 15
;
Sappler, H. Kaufringer
7, 139
;
Diefenbach
46
c;
60b
;
416
c.
Vgl. ferner s. v.
anbringen
 5.
2.
›jn. zur Ehe begehren, um jn. werben‹.
Bedeutungsverwandte:
freien
,
werben
.
Syntagmen:
mit Gen. und Dat.

Belegblock:

Schöpper
70b
 (
Dortm.
1550
):
Procari. Werben freyen zur ehe begeren.
v. Birken. Erzh. Österreich
82, 49
(
Nürnb.
1668
):
was massen die 3 Churfuͤrsten jeder eine von Rudolph Toͤchtern begehret.
Lemmer, Brant. Narrensch. 
52, 32
(
Basel
1494
):
Es sindt gar wenig Boos me | Die Ruth begeren zů der ee.
Roloff, Brant. Tsp. 
700
(
Straßb.
1554
):
ein reicher ehren mann | Der begert dich zů seim gemahel han.
Henisch
245
(
Augsb.
1616
):
Wer eines Kind zun Ehren begert | der ist sein Feind nicht.
Turmair 4, 
306, 19
 (
moobd.
,
1522
/
33
):
der [tochter] begert zue der ê Dareios.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
45, 48
.
3.
›(Hunger, Durst) als natürliches Verlangen nach / auf etw. verspüren‹; bei Übermaß des Verlangens: ›von etw. besessen sein‹.
Syntagmen:
das essen, den tropfen wasser b
.;
des wassers, eines fisches b
., mit Subjektschub:
bauch des essens / trinkens b
.;
auf geitigkeit b
.;
b., zu […]
.

Belegblock:

Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk.
15, 16
(
osächs.
,
1343
):
her begerite sînen bûch zů fullene von den hulsin di die swîn âzin.
Gille u. a., M. Beheim 
194, 18
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
das ein iglich unkeüsch person | aintweder ist unsauber | Oder auf geitikait peger.
Ebd.
195, 14
:
alle mal pegert sein pauch | essens und trinkens und darnauch | leipliches lustes.
Henisch
244
(
Augsb.
1616
):
Die mutter begeren / wollen saugen / uberibus inhiare.
Ebd.
245
:
Ein […] Hirsch begert des kuͤlen wassers.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
65, 48
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
wann ainr nach dem hunger oder vasten pegert das essen vnmaͤssleich.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
149, 19
(
m/soobd.
,
16. Jh.
):
ob aber wer […] ein kranker mensch, der eines fisch begehret.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
24, 21
(
tir.
,
1464
):
ir werdet pegëren mit dem reichen mann […] den minsten tropffen wasser in dem leiden der ewikhait.
Volkmar
597
.
4.
›nach e. P. verlangen, jn. zu sprechen, zu konsultieren bitten, jn. um etw. angehen‹.
Syntagmen:
js
. (z. B.
des herren / gehilfen
)
b
.;
jn. um etw
. (z. B.
den mangel
)
b
.

Belegblock:

Grossmann, Unrest. Öst. Chron. 
2, 34
 (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Da pegerten die lanndtlewt ires herrn, den in der kunig Fridreich antwuertet.
Mollay, H. Kottanerin 
14, 7
 (
moobd.
,
1439
/
40
):
Vnd willigat mich der swëren rais […], vnd begerat ains gehilfens.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
2
 (
mslow. inseldt.
,
1492
):
pergmeister: wo man seÿner pe gerth do soll er helff(e)nn.
Ebd.
38
(
1537
):
d(a)s er […] einfar, Vnd die mengel, darumb in d(er) Waltpurg(er) begert hat, Vleÿsig besech.
Schlosser, H. v. Sachsenh. 
1492
.
5.
›etw. aufgrund der dem Menschen eigenen Habgier, ohne moralischen Grund als Besitz, zur angenehmen Verfügung begehren, aus Besitzgier, Ruhmsucht, sexuellem Verlangen oder ähnlichen, negativ bewerteten Gründen nach etw. streben‹; offen zu 6.
Phraseme:
der bärenhäuter leinen begeren
›etw. Nebensächliches, nicht die Hauptsache begehren‹;
etw. mit dem schwanz begeren
›etw. beiläufig begehren‹;
wes / was das herz begert
.
Bedeutungsverwandte:
lüstern
(V.),
senen
,
wünschen
.
Syntagmen:
an jn
. (›von jm.‹)
e. S
. (Akk. oder Gen.)
b., ere / geld / gold / silber / reichtum / gut / wollust, den preis b., etw. von herzen b
.;
der ere / mächtigkeit / welt, des geltes / gutes / hauptes / hauses / landes / lones / nutzes b
.
Wortbildungen:
begerer
1.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred.
1, 107, 11
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Ir eigen êre, ir nuz und swaz ir ist, des ensol si niht mêr begern […] dan eines vremden.
Ebd.
2, 296, 13
:
Daz ist gar ein swæriu rede, daz wir niht lônes begern sölten!
Froning, Alsf. Passionssp. 
4845
(
ohess.
,
1501ff.
):
du magest wol viel des begeren, | des der nymmants magk geweren!
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann 
20, 30
 (Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Was schöne ist, ist mit tegelicher besorge swerlich zu halten, wann sein alle leut begeren.
Anderson u. a., Flugschrr.
27, 6, 30
([
Erfurt
1522
]):
yr sollen euerem nechsten zcu hilff kum̃ vnnd nit daruon begeren.
Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 34, 24
(
Wittenb.
1545
):
Wenn ich die Heiden fur dir ausstossen / vnd deine Grentze weitern werde / sol niemand deines Landes begeren.
Ebd.
5. Mose 5, 21
:
DV solt nicht begeren deines Nehesten Haus / Acker / Knecht / Magd / Ochsen / Esel.
Banz, Christus u. d. minn. Seele 
2048
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Ich han begriffen alles das, | Deß min hertz ie begeren was.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
557, 22
(
els.
,
1362
):
Hette aber die dochter ires vatters oder der můter hǒbet begeret, one zwifel Herodes hette ir dis fúrseit.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel 
2, 436, 15
Var. (
Straßb.
1466
; Var.
Augsb.
um 1475
):
leyden als der manschlaͤchtig oder als der dieb, oder als der verflůcher, oder als der begerer der frembden guͤtter.
Lindqvist, K. v. Helmsd. 
643
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
du nit begeren solt | Dins neben menschen silber ald gold.
Goldammer, Paracelsus
2, 89, 23
(
1530
/
5
):
man soll dem hund nit alles geben, so er mit dem schwanz begert.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew.
21, 29
(
Straßb.
1650
):
aber wisset, der Teuffel begehrt der Bernhäuter leinen, dann der meiste theil vnder ihnen ist viel ärger als der Teuffel.
Henisch
244
(
Augsb.
1616
):
Er hat was das hertz begeren mag […]. Du begerest võ mir die Landschafft Arcadiam / das ist / […] vnnutze ding […]. Er hat gebraten oder gebacken meel begert / das ist / er ist mit seim haußmaͤlin nicht vergnuͤgt.
Ebd.
245
:
Arm ist der vil begert / Wer vil begert dem gehet vil ab […]. Drey ding begeren die Menschen / Ehr / Reichthumb / Wollust. Du solt ehe dein eigen Gut verzehren / Dann das wollst frembdes begeren. […]. Kein Reichthumb begeren ist das groͤste Reichthumb.
Klein, Oswald
83, 37
(
oobd.
,
1431
/
2
):
von irem kloben mich bevilt, | des gümpels er zu dick begert.
Bauer, Zist.-Pred. Haller 
47, 127
(
tir.
,
1466
):
Die lieb der welt die pegert der ganczen welt vnd würt nimmer ersatt.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. 
127, 5
 (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Wer der machtigkeit und vorgangs begertt auff erttreich, der vindt nyderung.
Kohler u. a., Peinl. GO Karls V.
205, 6
 (o. O.
1532
):
Das die Richtere, […], sonndere belonung vonn dem Ancleger begern vnd Nemen, das gantz widder das ampt […] eines Richters.
Turmair 4, 
4, 917, 25
 (
moobd.
,
1522
/
33
):
Wen ainer etwas an den kaiser begern, etwas von im haben wolt, so lief er und kam zu disem Veturio.
Quint, a. a. O.
2, 464, 5
;
ders., Eckharts Trakt.
23, 5
;
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 318, 4
;
2, 402, 10
;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
41, 30
;
Gille u. a., M. Beheim 
99, 645
;
Sachs
14, 94, 7
;
Lemmer, Brant. Narrensch. 
10, 26
;
59, 1
;
Thiele, Minner. II,
6, 75
;
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
111, 35
;
Klein, a. a. O.
30, 33
;
Kummer, Erlauer Sp. 
2, 171
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
114, 1
;
Maaler
53v
;
Ulner
71
;
Henisch 
245/6
.
6.
›etw., auf das man ein Recht hat oder auf das man ein Recht in Anspruch nimmt, fordern, verlangen, gebieterisch einfordern; jm. etw. abverlangen‹; offen zu 8; 10.
Bedeutungsverwandte:
fordern
,
heischen
(V.) 3,
1
heissen
 5.
Syntagmen:
an
(oft)
/ auf jn., von
(oft)
/ zu jm. e. S
. (Akk. oder Gen.)
b
.;
absonderung / abtrag / antwort / ausrichtung / steuer / tribut / wandel / weisung, die erbschaft, eine copie, ein zeugnis, einen bürgen, sein teil b
.;
des briefes / urteils / friedes b
.;
b., das […] / zu […]
;
begerende partei
›klagende Partei‹.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred.
1, 92, 7
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Nû begert got niht mê von dir, wan daz dû dîn selbes ûzgangest […] und lâzest got got in dir sîn.
Toeppen, Ständetage Preußen
2, 633, 15
(
preuß.
,
1444
):
so begeren wir eyne rechtfertige wicht als am steyne, am zcentener.
Reichert, Gesamtausl. Messe
5, 32
(
Nürnb.
um 1480
):
das er nuer seines guttes beger und nicht den tod des diebes.
Köbler, Ref. Wormbs
255, 26
(
Worms
1499
):
so moͤgen sie alle gemeinlich […] begeren das die schulden vnder sie verteilt werden.
Ders., Stattr. Fryburg
197, 31
(
Basel
1520
):
Weñ ein erb vom gůt ein Copy begert.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
103a
 (
schles. inseldt.
,
1455
):
ist kommen Hannus Weysbar vor gehekte bang vnd hot begart dan reyster czu lasen.
Ebd.
682
(
1481
):
Greger Schẅberth […] hot begaret eyn geczeẅgnos aws gehegtem dinge.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
153, 18
(
els.
,
1362
):
Diz werte sant Johannes vnd begerte daz man der kirchen gůt solte vnder die armen cristen teilen.
Roloff, Brant. Tsp. 
670
(
Straßb.
1554
):
Ich beger zů ir khein ehsteur meh.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. 
181, 32
 (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
darumb der kunig von Vngern von den lanndlewten von Kerndten ains fridbrif begertt.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. 
61, 13
(
moobd.
,
1478
/
81
):
edler künig, ich beger von euch ainer urteil umb ain sach.
Ebd.
225, 18
:
von den seinen Geistlichen und weltlichen Stewer zu pigern und zu nemen.
Moscouia
B 3r, 22
(
Wien
1557
):
vnd hat von jnen ain Tribut […] begert vnd genumen.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
20, 8
(
mslow. inseldt.
,
1568
):
Sie hat für die 3 Rinder begert nur ein Khu vnnd ein Khalb.
Ebd.
108, 3
(
1615
):
Weil er die giltin śchon Zalt begerts Zue protocolliren.
Qu. Brassó
5, 496, 19
(
siebenb.
,
1614
):
Sein die Schueller […] auf dem Rathaus, weil der Herr Simon mit Recht auf sie begehret, gestrechen worden mit Rueten.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck 
180, 32
;
Köbler, Ref. Franckenfort 
82, 2
;
Ders., Ref. Wormbs
78, 12
;
184, 14
;
222, 11
;
256, 8
;
Ders., Stattr. Fryburg
92, 19
;
200, 12
;
Küther, UB Frauensee 
223, 25
;
Edlib. Chron.
7, 8
;
14, 7
;
Roth, E. v. Wildenberg 
19, 22
;
84, 14
;
Siegel u. a., Salzb. Taid. 
78, 46
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
38, 2
;
Winter, Nöst. Weist.
4, 284,
Anm. 2;
Maaler
53v
;
Schwartzenbach
C vjv
;
Dietz, Wb. Luther
1, 229
.
Vgl. ferner s. v.
absonderung
 2,
abtrag
 3,
ausheben
 3,
ausrichtung
 6.
7.
›etw. aus Sachgründen erfordern, verlangen; etw. voraussetzen‹ (mit sachlichem Subj.).

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred.
1, 9, 2
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
diu wârheit begert dekeiner koufmanschaft.
M. Cunitia. Ur. Prop. 
224, 42
(
Öls
1650
):
Wird darauff begehrt / die in der laͤng und breite verantheilte parallaxis.
Rupprich, Dürer 
2, 127, 13
 (
nobd.
,
v. 1513
):
dy kunst der malerey, dy nit alain begert der geometrei.
Sachs
15, 163, 17
(
Nürnb.
1562
):
Das gsetz aber begeren thut | Ein geystlichs hertz.
M. Cunitia. a. a. O.
201, 18
;
203, 8
;
239, 2
.
8.
›(jn.) um etw. bitten, etw. als Geschenk, Gnadengabe erbitten‹.
Bedeutungsverwandte:
bitten
(V.) 1,
ersuchen
(V.) 2,
flehen
,
supplizieren
.
Syntagmen:
an jn. / etw
. (z. B.
die erbärmde
)
, von / zu jm. etw. b., für jn. b
.;
etw. ernstlich / heftig / brünstig b., ablas / audienz / barmherzigkeit / gnade
(mehrfach)
/ hilfe / regen b
;
b., das […] / zu […]
;
des rates / urlaubes, der fürderung / huld / seligkeit b
.

Belegblock:

Reu, Süddt. Kat. 1, 
718, 24
 (
Leipzig
1595
):
Fr. Was begerstu denn im heiligen Vater vnser? Ant. Geistliche vnd Leibliche, zeitliche vnd ewige güter.
Asmussen, Buch d. 7 Grade 
504
(
nobd.
, Hs.
A. 15. Jh.
):
daz du alle di wollest gewern, | di gnoden piten oder pegern.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
66, 5
(
Nürnb.
1548
):
das es ein hohes / grosses werck seye / fuͤr Gott tretten […] / vnd hilff begern.
Ebd.
173, 27
:
ich […] begere auch nichts / denn das du mir woͤllest gnedig sein.
Lauchert, Merswin
5, 20
 (
els.
,
1352
/
70
):
do von begere ich hv́te an dine grundelose v́rbermde, daz […].
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
221, 7
(
els.
,
1362
):
kam dirre mensche aber zů sant Gregorien vnd begerte das almůsen von ime mit erbermiger stimme.
Ebd.
322, 5
:
do von bitten wir die heiligen daz sú fur vns begerent gegen gotte.
Ebd.
392, 9
:
do begerte er in dem anefange daz ime die stimme wurde wider geben.
Koppitz, Trojanerkr.
15526
(Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Gerüch ich üch, fürsten, bitten | Daz ir nitt keren für bas. | Des beger ich önne hass.
Steer, Schol. Gnadenl.
1, 20
 (
noschweiz.
,
15. Jh.
):
Jch begere, daz du mir betútest vnderscheid diser gnaͮd ieglich sunderlich.
Brandstetter, Wigoleis
193, 22
 (
Augsb.
1493
):
Herr des jr an mir begeret. soelt jch mit hoechstem fleiß von eüch begeren vnd bitten.
Henisch
244
(
Augsb.
1616
):
Ernstlich von einem etwas begeren.
Ebd.
245
:
Hat von mir begert / das ich mit […] jhm taͤglich sein solte. […]. Das Goͤttlich Recht widerfehrt wenigen / denn es begeren sein nicht vil.
Bastian u. a., Regensb. UB
200, 34
(
oobd.
,
1361
):
und růfften an unser herre von der stat rat ze R. und begerten ires rates und fuderůnge.
Froning, Alsf. Passionssp. 
919
;
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
118, 9
;
Vetter, Pred. Taulers
50, 19
;
Williams u. a., a. a. O.
204, 11
;
376, 19
;
509, 11
;
659, 16
;
817, 3
;
Steer, a. a. O.
1, 141
;
584
;
Reu, a. a. O.
1, 164, 29
;
Weber, Füetrer. Poyt.
121, 4
;
248, 2
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
64, 17
;
Alberus
Tt iijv
;
Maaler
53v
;
Ulner
106
;
Henisch
244
;
Dietz, Wb. Luther
1, 229
;
Schwäb. Wb.
1, 761
.
Vgl. ferner s. v.
ablas
 5,
ächzen
,
audienz
 1.
9.
›muten, die Genehmigung zur Aufnahme des Erzabbaus beantragen‹.

Belegblock:

Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
21, 170, 27
 (
schles.
,
1615
):
e. f. g. soll ich … nicht bergen, wie das ich an e. g. muten und begeren thue.
Piirainen, Igl. Bergr. 
28b, 29
(
slow. inseldt.
,
16. Jh.
):
der das ärz vindet, vnd d(er) mass zumessen beg(er)t.
Ders., Stadtr. Kremnitz
1
 (
mslow. inseldt.
,
1492
):
so er also wurdt beger(e)nn gerechtikeith Einer fundgrueb(e)nn.
Ebd.
11
:
der do pegerth seine(n) schacht sein gerechtikeith czuweÿss(e)nn.
Ebd.
16
:
ßo bede teil begertt(e)nn Iren schecht(e)n das leh(e)nn czu weÿsß(e)nn.
Ebd.
1
;
Schmitt, Urkundenspr.
1936, 154
.
10.
›wünschen, wollen, daß ein erstrebter Zustand, moralischer, geistiger, religiöser Besitz oder ein erstrebtes Ereignis eintritt, etw. haben wollen, etw. anstreben, auf etw. Gewolltes hinwirken; ein Rechtsverfahren anstreben‹; offen zu 11; 12.
Bedeutungsverwandte:
trachten
(V.) 3,
wollen
,
wünschen
; rechtlich:
anrufen
 4,
appellieren
.
Syntagmen:
an jn. e. S
. (Akk. oder Gen.)
b., an jn. der frage b
. ›die Frage an jn. richten‹;
ein lied / zeichen, die bescheidenheit / ehe / ordnung / seligkeit, den ablas, einen brief, recht b
.;
des feuers / gerichtes / lobes / reiches / streites b., sterbens b., der eren b., js
. (z. B.
des Ambrosius
)
zu einem bischof b
.;
in den orden b., zu jm
. (z. B.
der künigin
)
b
.;
b
. + Infinitivsatz mit
zu
(vereinzelt ohne
zu
)
/ das […] /
Hauptsatz;
begerte gesundheit
.
Wortbildungen:
begerer
2.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred.
1, 68, 4
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
der muoz sînen ebenmenschen minnen als sich selben […] und sîner êren als sêre begern als sîner eigener êren.
Ebd.
2, 361, 2
:
ein guot mensche begert keines lobes, ez begert wol, lobes wert ze sînne.
Ebd.
364, 3
:
Die wîle man der dinge begert, sô enhât man ir niht.
Ebd.
494, 2
:
sol der mensche arm sîn von willen, sô muoz er als lützel wellen und begern, als er wolte und begerte, dô er niht enwas.
Ebd.
634, 2
:
Sint sie aber siech, sô begernt sie, daz got wölte, daz sie gesunt wæren.
Ders., Eckharts Trakt.
283, 3
 (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Man sol sich selber […] in einem lûtern entwerdenne willen und begerennes legen in den guoten und liebesten willen gotes.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk.
22, 31
(
osächs.
,
1343
):
Sathanas hât begerit ouch daz her dich rêde alse den weisze.
Opitz. Poeterey
11, 13
(
Breslau
1624
):
Dieser begehret ein Lied auff eines andern Weib / jenem hat von des nachbaren Magdt getrewmet.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
117, 34
(
Nürnb.
1548
):
wen̂ sie [kinder] ehelich begerẽ zu werden.
Ebd.
129, 28
:
begerst du ein fridsame / freuntliche / enige ehe mit deinem gemahel zubesitzen.
Vetter, Pred. Taulers
7, 10
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
wie wir […] verloͤuckenen aller eigenschaft wellendes, begerendes und wúrckendes.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
284, 5
(
els.
,
1362
):
daz er das folk do mitte erschreckete daz sú sin zů einem bischofe […] begerten.
Ebd.
386, 28
:
Dez begerte er ein zeichen.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 238, 4
(
Hagenau
1534
):
Der pfaf ward auch noch nie so alt | Daß er des fewers begert / | Die weil daß das opffer wert.
Roloff, Brant. Tsp. 
1320
(
Straßb.
1554
):
die sach geht wie ichs hab begert.
Adrian, Saelden Hort 
1085
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
er dik sterbendes begerot.
Brandstetter, Wigoleis
226, 16
 (
Augsb.
1493
):
Sy begerten zuo der jungen künigin. vnnd wurden von stundan zuo jr gebracht.
Chron. Augsb.
7, 478, 15
(
schwäb.
, zu
1559
):
daß die vom tumbcapitl an meine herrn begert, sant Lenharts capellen zuͤ eröffnen.
Rot
290
(
Augsb.
1571
):
Appelliern, […] Jtem in dem rechten / ein andern Richter anruͤffen vnnd begern. Von einer wenigern Obrigkeit zu einer mehrern waͤgern / vnd daselbs recht begern.
Henisch
244
(
Augsb.
1616
):
Er begerte vnd trachtet darnach mit fleiß / daß er mich moͤchte zu ehrn bringen […]. Deß tods begeren.
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
101, 21
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
vnd pegert alle zeit sein im gegenwurtichleich.
Bauer, Zist.-Pred. Haller 
45, 99
(
tir.
,
1466
):
Pegërstu aber got czue sehen, so soltu dein hercz rainigen.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. 
261, 24
(
moobd.
,
1478
/
81
):
[sy] begeret ir zu geben in das Selhaus Järlich […] Tausent gulden.
Mollay, H. Kottanerin 
20, 35
 (
moobd.
,
1439
/
40
):
mein gnedige fraw die begerat an mich, Ich solt auch iren gnaden gevëtrInn werden.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
71, 25
;
Quint, Eckharts Pred.
2, 360, 6
;
618, 41
;
Kurz, Waldis. Esopus 
4, 72, 9
;
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann 
19, 22
;
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 203, 90
;
233, 9
;
Köbler, Stattr. Fryburg
198, 29
;
Opitz. a. a. O.
33, 24
;
Reichmann, a. a. O.
76, 28
;
124, 13
;
Williams u. a., a. a. O.
157, 30
;
181, 9
;
386, 26
;
Rudolf, Peuntner. Sterbek.
150va, 17
;
Lemmer, Brant. Narrensch. 59, Vorspruch Z.
1
;
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr. 
6, 39, 5
;
Wiessner, Wittenw. Ring
1890
;
3322
;
7795
;
Sappler, H. Kaufringer
23, 88
;
Eschenloher. Medicus
67, 16
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
25, 20
;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
852
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. 
158, 15
;
Munz, Füetrer. Persibein
158, 2
;
Bremer, Voc. opt.
37013
;
Maaler
484v
;
Schwartzenbach
C ijr
;
Dietz, Wb. Luther
1, 229
;
Rwb
1, 1412
;
Goertz, Liturgie.
1977, 310
.
11.
›etw., das aus eigener Kraft erreichbar ist, wünschen, wollen, etw. beabsichtigen, vorhaben, nach etw. trachten‹; offen zu 12.
Syntagmen:
das handwerk b.
;
des eigenen willens b
. ›auf etw. bestehen‹;
b., zu […]
(vereinzelt ohne
zu
).

Belegblock:

Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
132, 27
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Wan ich beger keyn gude cleyder me zü dragen.
Feudel, Evangelistar 
23, 4
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
dyn muter unde dyne brudere sten do vore unde begeren dir czu sprechene.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck 
192, 39
(
thür.
,
1474
):
zcwene tuchmecher belangende, dye daz hantwerg von den meystern in eyner stat begernde sind.
Luther. Hl. Schrifft. 
Hiob 9, 21
(
Wittenb.
1545
):
Jch begere keines Lebens mehr.
Opitz. Poeterey
8, 33
 (
Breslau
1624
):
gemeinet / es begehre kein Poete durch vnterrichtung / sondern alle bloß durch ergetzung sich angeneme zue machen.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
92, 30
(
Nürnb.
1548
):
Alle begeret ers zu sich zu zehen vnd sie ewig selig zu machẽ.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
415, 3
(
els.
,
1362
):
Paulus wart von den erdoͤtet, die er mit flisse begerte vs allem úbel zů erloͤsende.
Köbler, Stattr. Fryburg
118, 27
(
Basel
1520
):
der ist nit schuldig / vndervoͤgten oder pflegern zůsin / er begere dañ des eigens willens.
Lemmer, Brant. Narrensch. 
107, 37
;
Roloff, Brant. Tsp. 
2403
;
Goldammer, Paracelsus
2, 171, 24
;
Ralegh. America
12, 35
;
Reichmann, a. a. O.
258, 33
;
Williams u. a., a. a. O.
769, 16
;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew.
50, 15
;
Dreckmann, H. Mair. Troja
50, 22
;
Fischer, Eunuchus d. Terenz 
32, 3
;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
34, 8
;
Maaler
53v
.
Vgl. ferner s. v.
absolvieren
 2,
aufhalten
 22,
aufnemen
 8.
12.
›religiöses Verlangen, Sehnen nach jm. (Gott) / etw. haben, (Gott, mystische Heiligung) suchen, mit seinen religiösen Kräften nach jm. / etw. trachten‹.
Gehäuft Texte religiösen Inhalts.
Syntagmen:
jn
. (
got
)
/ etw
. (z. B.
die liebe
)
b
.;
js
. (
gottes
, mehrfach,
des herren
),
e. S
. (Gen., z. B.
des guten / trostes / wesens / paradieses
)
b
.; mit Subjektschub:
sele e. S
. (Gen.)
b
.;
b
. + Inf. mit
zu
(vereinzelt: ohne
zu
)
/ das […]
;
begerende sele
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred.
1, 134, 2
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Ez enist kein crêatûre sô snœde, sie enbeger des wesens.
Dubizmay, kurß zu Teutze
7, 13
(
hess.
,
1463
):
von | deynem leybe ist er kumen des | alle die werlt begeret hat.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
11, 3
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
wen si denne irwachtin, so begertin si abir des paradys.
Jostes, Eckhart
56, 5
 (
14. Jh.
):
der sol haben […] ein rein, dymutig begernde sel zu got.
Vetter, Pred. Taulers
93, 29
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
das er nút anders enwil noch enbegert danne Gottes.
Lauater. Gespaͤnste
34v, 11
 (
Zürich
1578
):
es werend seelen der abgstorbnẽ / die begaͤrend daß man sy vß der grossen not […] woͤlte erloͤsen.
Eschenloher. Medicus
79, 16
(
Augsb.
1678
):
als das heilig Wunderbarlich Sacrament denen Begehrenden zusehen vnd anzubetten vorgestelt worden.
Steer, K. v. Megenberg. Sel
465
(Hs. ˹
moobd.
,
1411
˺):
das ist begir, da die sel mit begert […] ewiger ding.
Ebd.
472
:
So ist ir [kraft] isleichew aintweder begreiffent vnd erkennent des warn oder begerent des gůten.
Steer, Schol. Gnadenl.
6, 56
 (
moobd.
,
15. Jh.
):
das er nichcz ausser got sücht oder begert.
Bauer, Zist.-Pred. Haller 
75, 593
(
tir.
,
1466
):
das ich kchain andre lieb suechen oder pegeren müg denn dein lieb.
Quint, a. a. O.
1, 245, 4
;
2, 342, 8
;
343, 8
;
492, 2
;
ders., Eckharts Trakt.
433, 9
;
Froning, Alsf. Passionssp. 
7162
;
Feudel, Evangelistar 
119, 25
;
Steer, W. v. Herrenb. Büchl. 
7
;
Strauch, Par. anime int.
18, 8
;
Vetter, a. a. O.
410, 31
;
Langen, Myst. Leben 
175, 17
;
218, 30
;
Schmidt, Rud. v. Biberach 
45, 24
;
Lauchert, Merswin
14, 5
;
13, 15
;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
1529
;
4189
;
Rudolf, Peuntner. Sterbek.
150rb, 43
;
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
234, 4
;
Hohmann, H. v. Langenstein. Untersch.
69, 115
;
Bauer, Imitatio Haller
54, 2
;
dies., Haller. Hieronymus-Br.
26, 24
.