begerde,
die
;-Ø/-Ø
;-e-
des Wurzelmorphems vgl. Schweiz. Id.
: „wohl aus dem V[er]b herüber genommen“.2, 416
1.
›Triebhaftigkeit des Menschen, sinnliches Begehrungsvermögen, Trieb‹; speziell: ›Hunger‹; vgl.
begeren
(V.) 3; 5.Belegblock:
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
1792
(rib.
, 1444
): Ir gelijchet wale dem wilden swijn | […]; | Id heldt beide ougen ind houft in de erde, | Zo den eichelen is alleyne syne begerde.
Neumann, Rothe. Keuschh.
856
(thür.
, 1. H. 15. Jh.
): di begerde in den sinnen alles bliben | unnd hindern den menschen lange zyd | das her ir nicht kan werden quid.
Ebd.
1229
: [der] crutzige nu uf disser erden | sine laster unnd bosen begerden.
2.
›natürlicher Wunsch, Ersuchen, Bitte‹; vgl.
begeren
(V.) 8; 10.Bedeutungsverwandte:
1
bete
sin
wille
Belegblock:
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
438
(rib.
, 1444
): off du des haves eynche begerde: | Dat wiste ich gerne zo deser stunt.
Ebd.
471
: So dat ich hadde begerde ind syn | Dat ich komen mochte dar yn.
Wolf, Norm im sp. Ma.
25
(omd.
, v. 1496
): Der bebistlich stuͤl phlegit czu volborten den milden gelobden vnnd den hobischen begherden der bether gutwillige gunst medeteylen.
Gille u. a., M. Beheim
125, 26
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Wie gut aber ain sölches werk | und arbait sei, ach mensch, daz merk | und hab in deinn pegerden.
Sachs
14, 71, 17
(Nürnb.
1550
): Doch ist unser aller begerdt: | Wolt uns die kurtzweil habn vergut.
Chron. Köln
3, 930, 5
; Gille u. a., a. a. O.
80, 226
; Sachs
12, 261, 16
.‒
Vgl. ferner s. v. anmühen
.3.
›Antrag auf ein Rechtsverfahren oder einen Verfahrensteil‹; vgl.
begeren
(V.) 8.Belegblock:
Köbler, Ref. Wormbs
44, 11
(Worms
1499
): So […] die widerparthy in soͤlichem den anforderer diser begerd halb geuerde beschuldigt.
Ebd.
77, 17
: soll die begerde wes der cleger meindt das ym der beclagt syner clag oder zuspruch nach zuthůn pflichtig sy. ende der clag by gesetzt […] werden.
4.
›Ernst, Nachdruck; Eifer‹.Belegblock:
Mayer, Folz. Meisterl.
10, 146
(nobd.
, v. 1496
): ich ger | Zu unter wisen werden | Mit innigen begerden | […] | In meins lebes zukunffte.
Bell, G. Hager
76, 3, 7
(nobd.
, 1594
): sant paulus vergleicht mit begerde | das al mus geben mit den henden | Einen samen, den man wierft zwar | jn einen acker offen bar.
Sachs 15,
62, 18
(Nürnb.
1557
): So wil ich denn auch mit begerden | Der aller nechste umb dich sein.
5.
›religiöse Sehnsucht‹; zu
begeren
(V.) 12.Belegblock:
Neumann, Rothe. Keuschh.
2388
(thür.
, 1. H. 15. Jh.
): das ir [kusche maget] nach iren begerden | fruchte werden nach ir zu vorsicht | in dem ewigen leben uss gericht.
Gille u. a., M. Beheim
139, 425
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): so er hat auff diser erd | ain solche senung und pegerd | und hafft czu kummen eine | Czu dem ewigen leben.
Mayer, Folz. Meisterl.
14, 140
(nobd.
, v. 1496
): loß unß ausß jamers we | Von dem elend | Nach unser sel begerden.