bedauern,
betauern,
V.;
erstere Schreibung gehäuft wmd. (als Folge des Lautverschiebungsstandes) und alem. (hier als Folge der binnendeutschen Konsonantenschwächung); mehrfach subst.1.
›jn./etw. bemitleiden, bedauern‹.Bedeutungsverwandte:
beherzigen
erbarmen
jamern
Syntagmen:
mit persönlichem Subj.Belegblock:
Schöpper
12a
(Dortm.
1550
): Misereri. Sich etwas Erbarmen behertzigen bethauren jamern lassen.
Lappenberg, Fleming. Ged.
182, 32
(1638
): Bist du nur, Vaterland, nicht gar so übel dran, | daß du noch einen hast, der dich betauren kan.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
515
(rhfrk.
, um 1405
): Das du das nit habest getaen | Aen die milde salbonge vor zu haen | Des bedurens und mitlidens!
Allg. Schau-Buͤhne
43, 15
(Frankf.
1699
): Dieser Graf ist […] von vielen sehr bedauret worden.
M. Cunitia. Ur. Prop.
147, 21
(Öls
1650
): Weil ich dann solches […] hefftig betawret.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew.
47, 1
(Straßb.
1650
): wie ist […] der gute Mann zu bedauren vnd betrauren, daß er in ein so grosses Haußcreutz gerathen.
Lappenberg, a. a. O.
16, 17
; Maaler
52r
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
60
; Schwäb. Wb.
1, 747
; Schweiz. Id.
13, 1310
.2.
›jn. zum Mitleiden bewegen, js. Mitleid erregen; jm. nahegehen, jn. betrüben, jn. seelisch schmerzen; jn. kränken, jn. ärgern; jm. wehtun‹.Bedeutungsverwandte:
beherzigen
erbarmen
jamern
Syntagmen:
mit sachlichem Subj.Belegblock:
Schöpper
12a
(Dortm.
1550
): Miseret me. Es Erbarmt behertzigt bethaurt jamert mich. Gehet mir zů hertzen.
Gille u. a., M. Beheim
453, 998
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): die Venediger daz begund | Ser petaurn und verdriessen.
Bachmann, Haimonsk.
196, 34
(halem.
, 1530
): hand ir inn lǎssen fachen, daz uns nun bedurret, die wil er ǔch ǔwere kronnen […] wyder geben hat.
Jörg, Salat. Reformationschr.
241, 16
(halem.
, 1534
/5
): bedurett das […] den vatter der cartus […] gar hertzlich.
Ebd.
379, 2
: darab jr biderben lüt gros beduren und truren haͤttend.
Lemmer, Brant. Narrensch.
96, 6
(Basel
1494
): So jn syn schenck so fast bedürt.
Chron. Augsb.
7, 128, 2
(schwäb.
, zu 1548
): [das
, die Kriegführung
] die von der erberkeit […] zum höchsten betauret hat. Roloff, Brant. Tsp.
1101
; Henisch
231
; Schwäb. Wb.
1, 747
; Schweiz. Id.
13, 1309
; West, Dasypodius.
1989, 274
.3.
›vor etw. zurückschrecken, (Mühe o. ä.) scheuen, jn. reuen‹, meist in negativer Ausdrucksweise.Syntagmen:
etw
. (z. B. die arbeit / müe, das geld / leben
) jn. b., etw. jn. übel b., sich nichts b. lassen, sich arbeit / kosten / müe b. lassen
; sich der arbeit / zeit b. lassen
; sich an etw. b. lassen, sich mit handeln / arbeiten b. lassen
.Belegblock:
Adrian, Saelden Hort
6406
(alem.
, Hss. E. 14.
/15. Jh.
): och an den aventúren | wil ich mich nit betúren | lan redliches kosten.
Kurz, Murner. Luth. Narr
3447
(Straßb.
1522
): Laß doch dein leben dich beduren; | Dan wiltu nit das schloß vff geben, | So gilt es dir fürwar dein leben.
Bachmann u. a., Volksb.
22, 7
(alem.
, 15. Jh.
): Und beduret in kein kost noch arbeit.
Jörg, Salat. Reformationschr.
64, 10
(halem.
, 1534
/5
): achte mir das niemand für übel / so jch dis secter ettwan allso nemm / oder hab niemand verdruß und beduren darab.
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 58, 3
(halem.
, 1498
): und syen damitt gott bevolhen […], uns des, so üch begegnot, ân beduren und abbruch zůzekünden.
Maaler
52r
(Zürich
1561
): Sich der arbeit Bedauren lassen / Vngern oder vngeflyssen arbeiten.
Lauater. Gespaͤnste
28v, 30
(Zürich
1578
): Ein Eersamer Radt ließ sich kein kosten můy noch arbeit beduren.
Schöpper
18a
; Meisen u. a., J. Eck
35, 32
; Gagliardi, a. a. O.
2, 121, 1
; Jörg, a. a. O.
687, 14
; Tobler, Schilling. Bern. Chron.
1, 44, 21
; Bächtold, H. Salat
104, 20
; Bachmann u. a., a. a. O.
243, 22
; Schwäb. Wb.
1, 747
; Schweiz. Id.
13, 1308
; Öst. Wb.
4, 1050
.