bedächtig,
bedächtiglich
(vor allem halem. Schreibungen mit -a-
), Adj.,
die -lich
-Bildung in den meisten Belegen als Adv.,
vereinzelt als Adj. gebraucht.1.
›andächtig, etw. zutiefst verinnerlichend‹; vgl.
bedacht
(Adj.) 1.Belegblock:
Gille u. a., M. Beheim
121b, 329
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Da dy juncfraw Mareie | dise ding alle merken und | pedehtigleich pehielt all stund.
2.
›besonnen, bedächtig, überlegt, umsichtig‹; zu
bedacht
(Adj.) 2.Bedeutungsverwandte:
bedachtsam
erfaren
fürsichtig
geschikt
gewis
klug
scharfsinnig
sinreich
vernünftig
verständig
weise
weislich
Gegensätze:
leichtfertig
närrisch
Belegblock:
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
99, 15
(thür.
, 1474
): habin danne dy geczugen […] yr gezcügkeniß geluttert unde baß bedechteclichin ußgesaget.
Luther, WA
48, 119, 9
(1541
): Man solle Furstenbrieue dreymal lesen, Darumb das sie muͤssen bedechtig reden, das sie nicht Narren geacht werden.
Ebd.
49, 104, 6
(1540
): Weiber sind gar verdustert gewest, und Amptman ist auch nicht so bedechtig.
Mathesius, Passionale
41r, 23
(Leipzig
1587
): Ein ding dapffer / scharff / gnaw / fleissig vnd bedechtiglich außrichten.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
96, 10
(Nürnb.
1548
): dz andere […] mit wortẽ bedechtiger / vñ nit so leichtfertig sollẽ sein.
Henisch
229
(Augsb.
1616
): Ein bedaͤchtiger hasset es. […]. Herren / Jungkfrawen / vnd junger Gesellen wort / sollen kurtz / bedaͤchtig vnd gewiß sein. Junge leut sind kuͤn / alte bedaͤchtig. […] scham in augen / vnd ein bedaͤchtige rede / zieren die Knaben wol. […] Klugs hertz handelt bedaͤchtigklich. […]. Jm lauffen soll man schnell sein / im kauffen bedaͤchtigklich.
Klein, Oswald
114, 21
; Hulsius
C iijv
; Henisch
229/30
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
60
; Dietz, Wb. Luther
1, 219
; Preuss. Wb. (Z)
1, 448
; Schwäb. Wb.
6, 1604
; Öst. Wb.
4, 66
.3.
›vorsätzlich, gezielt‹; vgl.
bedacht
(Adj.) 3.Bedeutungsverwandte:
bewegenlich
mutwillig
williglich
wissentlich
Belegblock:
Gille u. a., M. Beheim
143, 67
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): [Daz er] wolt hy in diser friste | Ungern pedehtiglichen | yecz wirken wider dy lieb gacz.
Bell, G. Hager
181, 3, 11
(nobd.
, 1597
): last in [feint] hollen betechtig, | Das er vor vns kurczweil dreib in dem landte.
Henisch
230
(Augsb.
1616
): Jrren vnd sündigen gehet hin / aber mutwillig vnd bedaͤchtig suͤndigen / das ist zuuil.
Winter, Nöst. Weist.
3, 644, 6
(moobd.
, 1. Dr. 16. Jh.
): ob es im in zorn sei widerfaren, […] oder niechtern, oder ob es sei gewesen bedächtlich oder unbedächtiklich.
Rwb
1, 1335
; Schweiz. Id.
12, 367
.4.
›mit einem guten Gedächtnis ausgestattet‹; vgl.
bedacht
(Adj.) 5.Belegblock:
Henisch
229
(Augsb.
1616
): Ein lugner muß bedaͤchtig sein / oder ein gut gedechtnuß haben / mendacem oportet esse memorem.
5.
›etw. meinend, bedenkend, für möglich haltend‹; vgl.
bedenken
(V.) 12.Belegblock:
Pyritz, Minneburg
5338
(nobd.
, Hs. um 1400
): Ja waz ich niht bedechtig | Daz er mocht haben an im den orden.