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barmung,die
;-Ø/–
;Barmherzigkeit, Erbarmen
.1.
›Barmherzigkeit als Wesensqualität Gottes‹, auch Maria, der Mutter Gottes, zugeschrieben.Texte religiösen und didaktischen Inhaltes, meist Verstexte.
Bedeutungsverwandte:
barmherzigkeit
erbärmung
gnade
güte
milte
die
) 3, miltigkeit
mitleiden
das
) 1.Syntagmen:
b. abwenden / bitten / gewinnen / loben, jm. die b. mitteilen, die b. von jm. ziehen, b. über jn. haben
; b
. (Subj.) gnade tun, schein werden, jm. wiederfaren, b. ane mas / gewicht / zal sein, b. gros sein, b. jm. hilflich sein
; jm. der b. preis sagen
; jn. mit b. ansehen, mit b. über jn. bewegt werden, jn. von b. auserschälen
; grundlose / unerschepfte / grosse / breite / tiefe / milte / heilige b
.; gottes b
. (mehrfach); mutter / flus / gnade / reis / schrein / zol der b
.Belegblock:
Hübner, Buch Daniel
2294
(omd.
, Hs. 14.
/A. 15. Jh.
): Sluz uf der barmunge schrin | Mit gebetis vlizekeit.
Ebd.
6297
: O herre Got, du walden | Mac wol der barmunge zol, | Aller gute bistu vol.
v. Groote, Muskatblut
15, 17
(nobd.
, 1. H. 15. Jh.
): Ich lobe die arke, den kufschen sark | gotlichen glantz die permunge gantz | trost aller creaturen!
Gille u. a., M. Beheim
84, 202
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Maria, ich dich ane rieff | durch dein grundlasen permung tieff.
Sachs
4, 84, 27
(Nürnb.
1557
): Vor dem Got all Christen behüt | Durch sein barmung, miltreiche güt, | Durch Cristum.
Lemmer, Brant. Narrensch.
14, 21
(Basel
1494
): Gott ist keyn boͤhem / oder Datt | […] | Wie wol syn baͤrmung ist on moß.
Roloff, Brant. Tsp.
1996
(Straßb.
1554
): O Herr Gott dein barmung ist so groß | Das sie hett weder end noch moß.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
1, 117
(oobd.
, 3. Dr. 14. Jh.
): wie leicht dein parmung in entwich, | so wär der teufel fro.
Klein, Oswald
29, 28
(oobd.
, 1431
/2
): So tail dein barmung köstlich gross | mit unser sel.
Mollay, H. Kottanerin
30, 13
(moobd.
, 1439
/40
): Da trat ich ain klaine weil naher […]. Vnd rueffat zu der muͤter aller parmmung, daz Si vns gnad erWurf.
Wackernell, Adt. Passionssp. St. II,
2469
(tir.
, v. 1496
): Von gantzem hertzen des pit ich dich, | Das dw auch parmung habst über mich.
Kehrein, Lieder 14./15. Jh.
5, 5, 19
; 8, 1, 20
; Helm, H. v. Hesler. Apok.
754
; Dubizmay, kurß zu Teutze
42, 17
; Hübner, a. a. O.
1371
; Gille u. a., a. a. O.
79, 244
; 80, 98
; 84, 6
; 134, 288
; 162, 277
; 441, 24
; Gerhardt, Meister v. Prag
66, 4
; Mayer, Folz. Meisterl.
14, 137
; 24, 200
; 58, 137
; 72, 159
; Sachs 15,
243, 20
; 394, 1
; 507, 7
; Kurrelmeyer, Dt. Bibel
10, 165, 1
; Jaksche, Gundacker
630
; Niewöhner, Teichner
99, 40
; Primisser, Suchenwirt
20, 145
; 38, 112
; Spechtler, a. a. O.
10, 123
; 36, 94
; 38, 9
; Klein, a. a. O.
4, 31
; 36, 25
; Wackernell, a. a. O. Pf. I,
465
; Piirainen, Stadtr. Sillein
36a, 24
; Mollay, a. a. O.
16, 24
; Schwäb. Wb.
6, 1592
.2.
›Barmherzigkeit als Haltung des Menschen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. barmherzigkeit
Belegblock:
Pyritz, Minneburg
2622
(nobd.
, Hs. um 1400
): Wann got an dem jungisten tag | Legt unser barmung uff die wag, | Die wir haben hie gehabt.
Gille u. a., M. Beheim
148, 146
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): das [puch Thobie] vil von seiner tugent ret. | wie er den toten parmung tet.
Mayer, Folz. Meisterl.
52, 55
(nobd.
, um 1480
): Leb stet in widerdrucze, | Keinr parmug dich bekucze, | Gedenk nit wan du sterben must!
Sachs
1, 134, 12
(Nürnb.
1533
): Weil sie [histori] ist der eleut ein spiegel, | […] | Der mildten barmung wol ein schild, | Der geduld ein schönes fürbild, | Der thugend ein liechte lucern.
Niewöhner, Teichner
2, 46
(Hs. ˹moobd.
, 1360
/70
˺): wer di parmung achten chan, | der waeg auch der weishait hort.
Ebd.
129, 39
: der im nieman laet erparm, | dem ist auch dw parmung tewr.
Klein, Oswald
39, 32
; Schwäb. Wb.
6, 1592
.3.
›Nachsicht, Gnade, Rücksicht auf mildernde Umstände‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. barmherzigkeit
Belegblock:
Lemmer, Brant. Narrensch.
20, 26
(Basel
1494
): Achor behielt das nit was syn | […] | Zů letst wart jm / das er nit meynt | Do man on baͤrmung jn versteynt.
Niewöhner, Teichner
165, 76
(Hs. ˹moobd.
, 1360
/70
˺): ‘ir sullt hin gan! | ir wolt nie chain parmung han’.
Drescher, Hartlieb. Caes.
125, 30
(moobd.
, 1456
/67
): [der] stiesz in fúr die túr on parmunge.
Wackernell, Adt. Passionssp. Br. I,
1213
(tir.
, 1551
): greifft in Nur gar tapffer an | On alle barmung, last in nit Entgan.
4.
›Not, Elend, mitleidenswürdiger, erbarmungswürdiger Zustand‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. barmherzigkeit
barmkeit
Belegblock:
Fischer, Brun v. Schoneb.
3084
(md.
, Hs. um 1400
): da her vor uns dorte zu zolle | sin blut an dem vronen cruze goz, | do was vrouwe barmunge husgenoz.
Klein, Oswald
114, 46
(oobd.
, 1431
/2
): Wol was die barmung michel gross | von menikleich zü sehen an, | das man den höchsten fürsten bloss | an ainer seul solt gaiseln lan.
Gierach, Märterb.
9139
(Hs. ˹moobd.
, A. 15. Jh.
˺): mann hort da manigen menschen chlagen | die grozzen parmunge.
Ebd.
9973
: die barmung wart beweint vil | mit hertzen sere ane zil.
Ebd.
4561
.