baret,
beret,
biret
(teilweise mit initialem p-
und medialem -rr-
), bei Schwund des vortonigen Vokals vereinzelt 2
bret,
das
,die
;–/-et(t)en
, auch -Ø
sowie -et(-t)er
;aus der Wortfamilie von
mlat.
biretum, ber(r)et(t)a
, ital.
barretta, -o
, mfrz.
barrete
(Pfeifer, Etym. Wb. d. Dt.
).1993, 99
1.
›Barett, flache, schirmlose, runde oder viereckige Kopfbedeckung überwiegend der Männer, seltener der Frauen‹; sie war oft mit Seide oder anderen Stoffen, auch Fellen kostbar verziert, wurde deshalb vorwiegend von vermögenden Leuten getragen, den niederen Ständen mehrfach untersagt; das Barett war Amtstracht geistlicher und weltlicher Würdenträger sowie von Gelehrten.Zur Sache:
Lex. d. Mal.
.1, 1459/60
Phraseme:
das baret für jm.
(auch: einer Instanz, z. B. der theologia
) abziehen
›js. höheren Rang anerkennen‹.Bedeutungsverwandte:
haube
hut
1
kappe
mütze
Syntagmen:
ein / das b. aufsetzen / aufhaben / tragen / abnemen / abschwingen / abtun / abziehen / machen / futtern, das b. auf dem haupt haben, das b.
(metonymisch für den Barettträger bzw. seine Gelehrsamkeit) angreifen, jm. das / ein b. vom haupt schlagen, vom kopf zucken
; des b. klein achten
; jn. auf js. b.
(ansatzweise metonymisch für das Lehramt) weisen, etw. am b. tragen
; braunes / graues / rotes / scharlachenes / schwarzes / grosses / hübsches / schönes / geschmüktes / gefuttertes / hohes / niederes / samtenes / lappetes / lederenes / märdernes
(›aus Marderfell) b.
; b. mit oren, b. von sammet
; doctor im roten b., oren am b.
Wortbildungen:
baretlis|krämer
Belegblock:
Toeppen, Ständetage Preußen
5, 700, 14
(preuß.
, 1522
): s. f. g. wolt in vorgonnen die marder baret neben gewonlicher cledung zcu tragen.
Chron. Magdeb.
2, 132, 4
(nrddt.
, Hs. E. 16. Jh.
): hat er Philippum Melanthonem wider zuruck geschickt mit einem geschenk als CC. fl. ein Sammet baredt.
Buch Weinsb.
2, 377, 25
(rib.
, 1578
): Etliche mines standes tragen flawilen, sametten und siden bonetten, bereten und hoede.
Ebd.
4, 257, 7
(1596
): (Man trogt) manchen fatzun von bereten, mutzen, sclepgern, hoeden.
Thiele, Chron. Stolle
323, 22
(thür.
, 3. Dr. 15. Jh.
): hatte einen knaben vor ome stene unde syn birret abe genomen.
Ermisch, UB Chemnitz
434, 12
(osächs.
, 1522
): die ordenspersonen mit ehrlichen als priestern gehoeren kleidungen vorsehen und vorsorgen, als rock, hosen und wammes, hembden und pareten.
Luther, WA
17, 2, 79, 32
(1525
): weysen uns auff yhre birret und sagen: Wyr sind die hochgelerten doctores.
Pyritz, Minneburg
436
(nobd.
, Hs. um 1400
): Sin haubt waz gar wol bewett | Mit einem pirriet.
Gille u. a., M. Beheim
99, 878
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): under seinem hute | het ir yeglicher ain peret | und heublein.
Chron. Nürnb.
4, 193, 5
(nobd.
, 15. Jh.
): sein piretlein, daz er auf seinem heiligen haubt lebendig und tod het gehabt.
Hampe, Nürnb. Ratsverl.
1, 194, 34
(nobd.
, 1520
): den hanndel mit der seyden und pirretmachen hie anzerichten.
Sachs
2, 388, 21
(Nürnb.
1541
): Der waren etwas auff zway hundert, | [...], | In samaten wammes und pireten.
Hampe, Ged. v. Hausrat
2, 4, 29
(nürnb.
, 1544
): Darein dw henckst, rock, mantl vnd schauben | [...] | Hemat, piret, huet, slaider vnd stauchen.
Sachs
17, 230, 13
(Nürnb.
1560
): Thund sie von irem haubt abschwingen | Zu einer reverentz, versteht! | Ire schlappen oder bireth.
Schade, Sat. u. Pasqu.
2, 139, 31
(els.
1521
): wie ir so erber ains tails geklaidt da her gond mit außgeschnitten schůchen und lappeten baretten wie die landsknecht.
Kurz, Murner. Luth. Narr
2765
(Straßb.
1522
): Wolten eim verdienten man | Sein baretlin greiffen an?
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
2, 20, 6
(Straßb.
1533
): Dann das Baret fellt mir offt ab, so der Wind fast wehet.
Ebd.
25, 33
(1538
): nam dem Koͤnig sein Hůt oder Birret, satzt es dem Wirt auff.
Dierauer, Chron. Zürich
204, 20
(halem.
, 15. Jh.
): das man behielt des herzogen von Burgun pater noster, da was fil heiltům in, [...], trůg er alwaͤg am barret.
Schib, H. Stockar
14, 6
(halem.
, 1519
): die Juden dra(gen) zu Jerusalhem gel docken und brett.
Anderson u. a., Flugschrr.
10, 8, 30
(Zürich
1524
): ich wil die faͤder wider sy offenlich bruchen [...] vngeacht wie gelert der klein finger oder dz baret gefarw sye.
V. Anshelm. Berner Chron.
6, 28, 29
(halem.
, n. 1529
): trůg [...] der herzog von Safoy die kron, in kappen und hochen birreten, mit hermlin uberlizt und gfuͤetret.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern
947, 22
(halem.
, 1664
): dieweilen die hochen und nideren barähtli der kleinen und großen rahtsgliederen - - - ein althergebrachter, nit minder wolanständiger habit sind.
Roder, Hugs Vill. Chron.
200, 29
(önalem.
, 1531
): stackt ain ietlicher man [...] ain grůnen tanast uff sin hiernhuben oder uff sin parrett.
Österley, Steinhöwels Äsop
316, 18
(Ulm
1474
/82
): Do er im dieselben ouch nit geben wolt, zukt er im daz piret von synem kopff.
Chron. Augsb.
4, 83, 3
(schwäb.
, v. 1536
): die kingin hat angehept ain schwartzen samatin rock und ain schwartz samatin baret auff.
Ebd.
182, 22
: ist [...] der teuffel komen in ainem weissen klaid und hat ain rots piret auffgehept.
Henisch
190
(Augsb.
1616
): Es sind nicht alle Doctor / die (rote) baret aufftragen. [...]. Das recht soll fũr der Theologia das baret abziehen.
Leidinger, V. Arnpeck
614, 20
(moobd.
, v. 1495
): und achtet der roten pirrett gar klain.
Zingerle, Inventare
184b, 23
(tir.
, 1491
): Ain gutz, brauns, doplett pyrret.
Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
460, 11
; Lemmer, Schernb. Frau Jutte
373
; Struck, Joh. Pfannstiel
181, 8
; Thiele, a. a. O.
470, 23
; Luther, WA
41, 484, 14
; Gille u. a., a. a. O.
99, 885
; Hampe, Ged. v. Hausrat
1, 4, 22
; Fischer, Folz. Reimp.
40, 100
; Mayer Folz. Meisterl.
31, 4
; Loose, Tuchers Haushaltb.
136, 12
; Hampe, Nürnb. Ratsverl.
1, 260, 31
; Chron. Nürnb.
5, 697, 15
; Sachs
17, 359, 17
; Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew.
34, 13
; Geier, Stadtr. Überl.
271, 35
; Rennefahrt, Staat/Kirche Bern
313, 26
; Chron. Augsb.
4, 301, 29
; 5, 20, 19
; 8, 239, 25
; Baumann, Bauernkr. Oberschw.
77, 13
; Barack, Zim. Chron.
4, 178, 40
; Diehl, Dreytw. Essl. Chron.
54, 2
; 157, 20
; Schnyder, Qu. Zürcher Wirtsch.
648, 31
; Zingerle, a. a. O.
196a, 2
; Turmair
1, 407, 20
; 425, 29
; Voc. Ex quo B
143
; Schmitt, Ordo rerum
61, 14
; Voc. Teut.-Lat.
z ijr
; Voc. inc. teut.
t iijr
; Dasypodius
81v
; Alberus
I iijv
; Serranus
37
; Maaler
50v
; 246v
; Golius
197
; Volkmar
245
; Dict. Germ.-Gall.-Lat.
356
; Giustiniani, Adam v. Rottw.
244
; Scherzius
97
; Dietz, Wb. Luther
1, 209
; 306
; Preuss. Wb. (Z)
1, 409
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
21
; Schwäb. Wb.
1, 642/3
; Schweiz. Id.
3, 815
; 4, 1442/3
; Schmeller/F.
257
; Öst. Wb.
2, 329
; 3, 197
; Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 29
; 37
; Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 492/3
; Rosenqvist, Frz. Einfluß.
1943, 195
; Foltin, Kopfbedeckungen.
1963, 159
.2.
›Stoff, aus dem Barette hergestellt werden‹; Metonymie zu 1.Belegblock:
Helbig, Qu. Wirtsch.
2, 68, 18
(md.
, 1464
): Engelisch vnde Prandisch tuch etc., messir butel bireth vnde alle ander ware.
Ebd.
3, 40, 37
(1522
): Lumpe zu Erffurt furt Niclao Lotringer auß Erffurt 1 c. parit etc. auf Bottelstadt.
Geier, Stadtr. Überl.
466, 10
(nalem.
, 1552
/1609
): ain walch, der seiden, baret, samet und dergleichen tregt und fail hat.
Ebd.
470, 19
: trög, darin specerei, isenkran, messer, seiden, silber, gold, baret, růche und was dergleichen wahr ist.
Rennefahrt, Gebiet Bern
702, 9
(halem.
, 1540
): kouflüt, si handlind tůchgewerb, kreͣmeri mit pareten, siden, sammet.
Helbig, a. a. O.
2, 24, 12
; Rennefahrt, a. a. O.
700, 34
; Straus, Juden Regensb.
1100, 43
.