austilgen,
V.;
die wobd. (v. a. halem.) Belege mit -k-, -ck-
gehen auf eine -jan-
Bildung zurück (Schweiz. Id.
).12, 1734
1.
›etw. (Konkretes) beseitigen, entfernen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. abblössen
2
abkeren
abnemen
abraumen
2
abrechnen
abstecken
abtun
amovieren
aufheben
Wortbildungen:
(hierher oder zu 2 oder 3, kaum monosemierbar): austilger
austilgig
austilgung
zerstörung
unaustilgig
Belegblock:
Dasypodius
438r
(Straßb.
1536
): außTilgig. Delebilis, e. vnaußTilgig. Indelebilis.
Maaler
47r
(Zürich
1561
): Außtilcker. Deletor.
Ebd.
:
Außtilckung (die) Zerstoͤrung. Obliteratio. Deletio.
Winter, Nöst. Weist.
1, 206, 28
(moobd.
, 1724
): wo ainer ain marchstain außtilget.
Schwartzenbach
A vjr
.2.
›etw. (auf einer Unterlage Haftendes, meist: Geschriebenes) austragen, löschen, tilgen‹; ütr.: ›(die Erinnerung an etw./jn.) löschen‹, als Synekdoche: ›(eine eingetragene Schuld) löschen‹.Bedeutungsverwandte:
abschaben
abwischen
durchtun
abblenden
ableinen
abschreiben
abtilgen
ausstreichen
austun
Wortbildungen:
austilgung
Belegblock:
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
74, 9
(thür.
, 1474
): unde habe sich der sechczigk schogk, dy ir vorschrebin waren, vorczogen unde dy in deme statbuche laßin ußtelgen.
Ebd.
74, 24
: der frouwen ist unhulfflichin, ap dy vorczicht addir ußtelgunge ane yrer formunden [...] bywesin geschen were.
Luther. Hl. Schrifft.
5. Mose 29, 20
(Wittenb.
1545
): der HERR wird seinen namen austilgen vnter dem Himel / vnd wird jn absondern zum vnglück.
Ebd.
Kol. 2, 14
: [Gott] hat vns geschenckt alle sunde / vnd ausgetilget die Handschrifft so wider vns war.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
3, 332, 14
Var. (Straßb.
1466
; Var. Augsb.
1507
/18
): vertilge
[OOa:
austilge]
mich von deinem bůch das du hast geschriben. Dasypodius
438r
(Straßb.
1536
): vßTilgen eyn schrifft.
Maaler
47r
(Zürich
1561
): Einsi nam̃en oder gedaͤchtnus Außtilcken. [...]. Geschriben ding Außtilcken oder durchthůn.
Barack, Zim. Chron.
1, 348, 17
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): so ist das unschuldig Blut des alten grafen etlich hundert jar uf der stegen gesehen worden, das es nit het mögen ussgedilket werden.
Ebd.
394, 22
: das sie [...] auch beinahe den zimbrischen namen ausgetilkt.
Dietz, Wb. Luther
1, 190
; Rwb
1, 1121
; Schweiz. Id.
12, 1735
.3.
›jn. (auch: Gruppen) physisch vernichten, (Tiere) ausrotten; etw. (Herrschaftsgebilde, Bräuche, Instanzen o. ä.) zerstören, abschaffen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. abkolen
aböden
annihilieren
abschaben
aufarbeiten
ausraufen
Syntagmen:
das geschöpf / recht / wort / reich, den leib / stam, die kirchweihe / oberkeit, die bauern / ketzer a.
Belegblock:
Luther. Hl. Schrifft.
Ri. 21, 17
(Wittenb.
1545
): Die vbrigen von BenJamin müssen ja jr Erbe behalten / das nicht ein Stam ausgetilget werden von Jsrael.
Baumann, Bauernkr. Rotenb.
14, 1
(nobd.
, n. 1525
): die undertanen [...] wolten [...] kainer mer leybaigen, sonder des alles frey sein, ja auch die oberkaiten gar zu erschlagen und auszudilgen sich understeen.
Schade, Sat. u. Pasqu.
3, 16, 37
(orhein.
1520
): noch den ist glouben vil nützen, ja wol vast ergern und ußdilken.
Goldammer, Paracelsus.
4, 273, 20
(1530
): dann der den leip hat auszudilgen und [...] der ihm hat sein anfang geben, der hat ihm auch sein end zu geben.
Turmair
4, 473, 23
(moobd.
, 1522
/33
): Dergleichen haben die Römer außgetilgt nachvolgende künigreich.
Ebd.
750, 15
: das si [...] die abtrünnigen ketzer vom leben zum tod prächten, ab dem erdrich außtilgten.
Goldammer, a. a. O.
5, 101, 19
; 6, 193, 6
; 7, 259, 14
; Turmair
1, 420, 11
; 4, 51, 12
; Voc. inc. teut.
b vijr
; Dasypodius
300r
; 307v
; Hulsius
C iiijr
; Dietz, Wb. Luther
1, 190
; Schweiz. Id.
12, 1735
.4.
›(Licht oder Schatten) aufheben; (Flammen) löschen‹; Interpretation des einzigen Beleges unsicher.Bedeutungsverwandte:
ausdämpfen
ausleschen
abtun
aufgiessen
Belegblock:
M. Cunitia. Ur. Prop.
230, 32
(Öls
1650
): Licht und finsternuͤß (dehrer ie eines deß andern staͤrcke zwar schwaͤchet / aber nicht gaͤntzlich außtilget).
Schöpper
82a
(Dortm.
1550
): Extinguere. außdempffen außloͤschen außtilgen.
5.
›etw. (Belastendes, meist: die Sünde) löschen, tilgen, überwinden, aufheben‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. ablegen
ableschen
abschneiden
abwaschen
abwerfen
abwischen
austun
Belegblock:
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
21, 6
(Hs. ˹omd.
, 1465
˺): wie ich so unsegelich leit [...] aus den sinnen ausgraben, austilgen und ausjagen sülle.
Luther. Hl. Schrifft.
Ps. 109, 14
(Wittenb.
1545
): Seiner Veter missethat müsse gedacht werden fur dem HERRN / Vnd seiner Mutter sünde müsse nicht ausgetilget werden.
Mathesius, Passionale
46r, 2
(Leipzig
1587
): werden freilich die Suͤnden nicht durchs geweihete Wasser außgetilget vnd abgewaschen.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
81
(Nürnb.
1517
): Von wegen der gleichheit mit got mag er verurteilen, wegknemen, außtilgen und abwischen aller menschen ubeltat und sünd.
Ebd.
104
: das leiden Christi [...] tilgt gar leichtlich auß die hell.
Ebd.
83
; Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 310, 75
; 2, 610, 4
.