ausschneiden,
V., unr. abl.
1.
›(Bäume) ausschneiseln, das Astwerk von Bäumen abschlagen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. abschneiteln
abstümmeln
ausschneiteln
ausschneiten
ausschneizen
Belegblock:
Mell u. a., Steir. Taid.
137, 40
(m/soobd.
, 17. Jh.
): Wan einer gron holz niderhackte und schnaids nicht aus.
2.
›etw. mit Schnitzwerk verzieren‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. aufbutzen
ausgraben
ausschmücken
Belegblock:
Kehrein, Kath. Gesangb.
3, 199, 4
(Köln
1582
): Die schoͤne thuͤr an deinem haus, | Mit kunst gar herrlich ausgeschnitten, | Jst von ihn schendlich vberaus | Verwuͤst.
3.
›etw. ankerben, auf die Rechnung setzen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. anschneiden
Belegblock:
Toeppen, Ständetage Preußen
5, 541, 11
(preuß.
, 1508
): er hab dan zuvor solhs dem schulczen [...] angesagt und ausschneiden lassen.
4.
›(Waren) zu verkaufsfertiger Größe zerschneiden, kleinschneiden‹; als Synekdoche: ›(Waren) verkaufen, Tuch im einzelnen verkaufen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. anschneiden
ausschroten
ausstechen
abgeben
alienieren
anwenden
anweren
auszapfen
Syntagmen:
gewand / käse / zieger a.
Wortbildungen:
ausschnit
Belegblock:
Rwb
1, 1093
(a. 1463
; a. 1573
für ausschnit
); Schweiz. Id.
9, 1111
(a. 1520-1581
); 1356 (a. 1695
für ausschnit
); Schirmer, Kaufmannsspr.
1911, 23
.5.
›etw. (ein Fertigprodukt) zuschneiden‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. anschneiden
Syntagmen:
schuhe a.
Wortbildungen:
ausschnit
Belegblock:
Schweiz. Id.
9, 1111
(a. 1527
); 1356 (a. 1615
für ausschnit
).6.
›etw. aus seinem Zusammenhang herausschneiden‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße: ›etw. durch Entfernung von Makeln säubern, von Unreinheit befreien‹; auch ütr.Bedeutungsverwandte:
vgl. 1
abkeren
1
abschleichen
Syntagmen:
den cancer / ein kind a., jm. die gurgel / zunge, einen kloz
(Art Kugel) a., die haut / farbe a.
; ausgeschnittene arche.
Wortbildungen:
ausschneidung
Belegblock:
Diefenbach
116a
: geschnitten kint von der muter, ausgesniten kinde.
Luther. Hl. Schrifft.
2. Makk. 7, 4
(Wittenb.
1545
): Man solt dem Eltesten die Zunge ausschneiten / vnd Hende vnd Füsse abhawen.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
27, 3
(osächs.
, 1570
/7
): soll mans [fleisch] nemen [...] und die grüne abgeliferte haut oder farbe rein ausschneiden.
Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
239v, 22
(md.
/oobd.
, 1446
/8
): Wer / aber der canccer an einer stat, da mon / in mocht wol auß gettun, so sneid / in aus mit allenn synnen wirczel.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
338, 28
(oobd.
, 1349
/50
): dû auzerwelteu edleu arch [...], ain auzgesniteneu arch von allem unadel.
Maaler
41v
; 45v
; Rwb
1, 1093
; Schweiz. Id.
9, 1110
.7.
›jm. (auch: Tieren) die Hoden, vereinzelt auch: die Genitalien, herausschneiden, verschneiden‹; mit Verschiebung der Bezugsgröße: ›jn. kastrieren‹.Bedeutungsverwandte:
aushauen
verschneiden
abklemmen
ausklopfen
ausleichten
Syntagmen:
jm. die hoden, das gemächt a., jm.
(z. B. dem cardinal
) / einem Tier (z. B. dem schwein
) a.
(Ellipse der Bezeichnung für das betroffene Organ); (verschoben:) jn. /
ein Tier (z. B.: das pferd
) a.
; ausgeschnittener hengst / ochse
; subst.: ausgeschnittener
›Eunuch‹.Wortbildungen:
ausschneidung
Belegblock:
Diefenbach, Mlat.-hd.-böhm. Wb.
112
(o. O. um 1470
): Ewnuchus der aus geschniten ist (dem die hoden sint vß geschnitten).
Joachim, Marienb. Tresslerb.
84, 35
(preuß.
, 1400
): 3 firdung eyme manne gegeben, der des meisters pferde hat usgesneten.
Sachs
17, 162, 33
(Nürnb.
1554
): Er macht uns unsre weiber schellig, | [...] | Jch wolt, im wer geschnitten auß!
Ebd.
16, 321, 34
(1563
): [Haraldus] den köng darnach | Fieng und beyde augen außstach | Und liß ihm auch darzu außschneiden, | Forthin leibserben zuvermeiden.
Maaler
45v
(Zürich
1561
): Außschneydung. (die) Exectio, Euiratio, Castratio.
Sappler, H. Kaufringer
13, 498
(schwäb.
, Hs. 1464
): dem haun ich mit cluogem sitten | baid sein hoden ausgeschnitten.
Seemüller, Chron. 95 Herrsch.
74, 29
(oobd.
, Hs. 1. H. 15. Jh.
): welichem aus gesniten ist, daz der nicht priester möcht werden.
Karnein, de amore dt.
179, 731
(moobd.
, v. 1440
): ain ausgeschnitter vnd kasstrawnnter ist den frauen vasst wider zu der lieb.
Turmair
1, 328, 8
(Nürnb.
1541
): welicher der jüngst unter seinen brüdern seinem vatter das gemächt mit einer sichel außschnitt.
Ebd.
4, 468, 9
(moobd.
, 1522
/33
): haben die kriegsleut wie die junkfrauen müessen leben, drum haissen si ir g’leger ‚castra‘, das ist ‚die keusch, rain zuchtburg der außgeschnitten‘.
Ebd.
1112, 15
: Eutropius, ein außgeschnitner, was mechtig [...] an des kaisers hof.
Ziesemer, Marienb. Konventsb.
290, 19
; Stedtfeld, Roger-Glosse
125
; Sachs
16, 320, 2
; Sappler, a. a. O.
11, 475
; Turmair
4, 912, 18
; Schmitt, Ordo rerum
278, 15
; 300, 8
; Voc. Teut.-Lat.
c ijr
; c iiijr
; Maaler
45v
; 216r
; Dietz, Wb. Luther
1, 184
; 769
; Dief./Wü.
133
; Schwäb. Wb.
1, 510
; Schweiz. Id.
9, 1111-1113
; v. Bahder, Wortwahl.
1925, 155
.8.
im Part. Perf.: ausgeschnitten
1 ›einen Ausschnitt habend, mit einem Ausschnitt versehen‹ (von Kleidungsstücken).Syntagmen:
ausgeschnittenes hemd / wams, ausgeschnittener ärmel / kittel / kragen / schuh.
Wortbildungen:
ausschnit
Belegblock:
Apherdianus
48
(Köln
1575
): außgeschnieden / lege schuch.
Golius
199
(Straßb.
1579
): außgeschnittene schůh.
Schweiz. Id.
9, 1111
.9.
im Part. Perf.: ausgeschnitten
2 als ausgeschnittener zettel / brief
›ein in der Mitte gezackt durchgeschnittenes Dokument, dessen obere und untere Hälfte den gleichen Text enthalten‹; die gezackte Durchschneidung diente als Beweisstück für die Echtheit des Dokumentes.Zur Sache:
H. Bresslau, Handb. der Urkundenlehre, Bd.
ff.1, 503
Belegblock:
Chron. Magdeb.
2, 159, 11
(nrddt.
, Hs. 1601
): daruber sie einer den andern außgeschnitten Zedeln versiegelt gegeben haben.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
89, 29
(preuß.
, 1428
): dorkegen hot der hoffeman eyn usgesneten briff.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 31, 13
(nobd.
, 1464
): das [...] ein halbpawer [...] die rechanung machet, und auszgesnytten zettel mit einander nemen, an der rechnung fuͤrzwͤbringen.
Ziesemer, a. a. O.
747, 33
; Löscher, Erzgeb. Bergr.
75, 7
; Rwb
1, 1093
; Vorarlb. Wb.
1, 195
; Schweiz. Id.
11, 1112
.