aufsagen,
V.
1.
›etw. (ein Vertrags- oder sonstiges Rechtsverhältnis) aufkündigen, widerrufen; jm. kündigen‹; offen zu 2.
Bedeutungsverwandte:
abkündigen
 1,
absagen
 1,
abstehen
 3,
1
auflösen
 4,
zurükfallen
; vgl.
abkünden
 1,
absprechen
 5,
abtun
 4,
aufkündigen
 1,
auflassen
 7,
aufsellen
 2,
aufschreiben
 3,
aufsenden
 2;
aufsetzen
 19.
Syntagmen:
(jm.) den frieden / gehorsam
(mehrfach)
/ anstand / eid / kauf, das bündnis / lehen, die e / geselschaft / huldung a.
Wortbildungen:
aufsagbrief
(a. 1461),
aufsage
1.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. v.
8710
(
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Wî Swantopolc den vride ûfsaite und herte daz lant zu Kujaw.
v. Birken. Erzh. Österreich
706, 31
(
Nürnb.
1668
):
nachdem die Buͤrger ihrem angebohrnen Herrn [...] den gehorsam aufgesagt / und ihm nicht huldigen wollen.
Turmair
4, 1108, 17
(
moobd.
,
1522
/
33
):
prach er ab das verschriben versprochen dienstgelt den Teutschen und Winden, sagt in die pündnus und frid auf.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
47, 41
(
smoobd.
,
17. Jh.
):
ist er aber ain freistifter, dem soll man aufsagen und abstiften und ainen andern auf das guet setzen.
Allg. Schau-Buͤhne
46, 1
;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
139, 6
;
Maaler
36r
;
Ulner
48
;
Dietz, Wb. Luther
142
;
Rwb
1, 931
;
Schwäb. Wb.
1, 411
;
Schweiz. Id.
7, 377
;
402
.
2.
›jm. etw. (ein Recht, eine aus einem Vertragsverhältnis folgende Leistung) kündigen‹; auch: ›jm. etw. (bisher Erlaubtes) untersagen, verbieten‹.
Gehäuft rechts- und wirtschaftsgeschichtliche Texte.
Bedeutungsverwandte:
aufheben
 28,
aufschreiben
; vgl.
abkünden
 1.
Syntagmen:
(jm.) den dienst / schirm / wechsel, das backen / malen / geld, die arbeit / freiheit / freiung / mutung / provision / steuer / pflicht a.
Wortbildungen:
aufsage
2.

Belegblock:

Schmidt, St. Kastorst.
2, 480, 17
(
mosfrk.
,
1465
):
ir hant uns [...] unser burgerschaft, schirme und fryheit, backen, malen etc. und alle gemeynschaft uffgesagt.
Schmidt, Frankf. Zunfturk.
1, 470, 25
(
hess.
,
1496
):
es sy dann, das er solichs in eynem offen gebot ufgesagt oder [...] ufgeschrieben hab.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
223, 26
(
thür.
,
1474
):
da habe Phillip gesaget, daz er Lucasß den wechßel uffgesaget habe.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
109, 25
(
omd.
,
1548
):
Wurde einer wassergelt aufsagen wollen laßen, das mogen die geschwornen [...] wol thuen.
Ebd.
125, 5
(
1548
):
Stollen sollen fur irem auflassen alle steuer aufsagen lassen.
Pfeiffer, Frk.-bay. Landfr.
257, 10
(
nobd.
,
1407
):
wenn daz ist, daz uns daz nit fuglich wer, so mugen wir yn daz aufsagen.
Mayer, Folz. Meisterl.
26, 17
(
nobd.
,
v. 1496
):
Merck: do Adam deß apfels fort, | Veracht das im waß auff gesagt, | Von stunden an er irt.
Rupprich, Dürer
1, 71, 4
(
nobd.
,
1509
):
das ihr mir die taffel habt wollen aufsagen.
Chron. Augsb.
6, 72, 17
(
schwäb.
, zu
1536
):
ist doctor Rechlinger die provision von aim rath abkundt und aufgesagt worden.
Rintelen, B. Walther
22, 21
(
moobd.
,
1552
/
8
):
er mag die selben [Bestandt und Leibgeding] den Innhabern aufsagen.
Winter, Nöst. Weist.
4, 201, 21
(
moobd.
,
um 1580
):
soll auch kein bestantman seinem pawherren [...] die weingartarbait [...] aufsagen.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
20, 241, 8
;
Pfeiffer, a. a. O.
325, 31
;
Turmair
4, 627, 13
;
Rwb
1, 931
;
Preuss. Wb. (Z) 1, 252;
Gudian, Ingelh. Recht.
1968, 115
-117.
3.
›etw. (vertraglich Abgesichertes) aufgeben; (ein Amt) niederlegen, abdanken; auf etw. verzichten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
ablassen
 3;
abkünden
 6,
abstehen
 4; 5,
abtreten
 3,
aufgeben
 3; 4.
Syntagmen:
die ansprache / bürgerschaft / meisterschaft / prälatur, das ampt / bistum / burgerrecht, den beruf a.

Belegblock:

Chron. Augsb.
2, 393, 15
(
schwäb.
,
1467
):
nauchdem si zu verschiner zeit ir burgerrecht aufgesagt haben.
Winter, Nöst. Weist.
1, 1042, 21
(
moobd.
,
M. 16. Jh.
):
Darauf sol der alt richter und die geschwornen ire ambter aufsagen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
283, 27
(
m/soobd.
,
16.
/
18. Jh.
):
so er raitung gethan hat, so sagt er sein richterambt auf.
Mollay, Ofner Stadtr.
64, 2
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
So nu der Richterr dy Ratheren vnd der Statschreiber haben aufgesagt, [...] So sullen zu sam treten dÿ gantz gmain [...] vnd süllen erwellen einen kündigen man.
Golius
128
;
Dietz, Wb. Luther
142
;
Rwb
1, 931
;
Preuss. Wb. (Z) 1, 252;
Schwäb. Wb.
1, 411
;
Schweiz. Id.
7, 403
.
4.
›etw. (auswendig Gelerntes) hersagen, aufsagen; etw. mitteilen; etw. förmlich aussagen‹.
Phraseme:
auf und nieder sagen
›schwätzen‹.
Bedeutungsverwandte:
rezitieren
.
Syntagmen:
die letze
(›Lektion‹)
/ not, die gebote, das vater unser, den glauben a.
;
zeugen
(Subj.)
a.
Wortbildungen:
aufsage
3.

Belegblock:

Tittmann, Schausp.
16
. Jh. Rebh., 32, 46 (
Zwickau
1536
):
wil ich eurn rat auch nicht ausschlagen | und euch mein not on scheu aufsagen.
Maaler
36r
(
Zürich
1561
):
Dem schuͦlmeister die letzgen Aufsagen.
Niewöhner, Teichner
120, 42
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
yeder man treib sein bejagen | und lazz auf und nider sagen.
Winter, Nöst. Weist.
2, 463, 12
(
moobd.
,
18. Jh.
):
solle der marktrichter der gemain acht tag vorhero aufsagen auf welhen tag solhe gehalten würd.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
87, 10
(
mslow. inseldt.
,
1615
):
wie die fürgeśtellten Zeügen aufgeśagt für vnß anmelden vnd aufśagen laśśen.
Voc. Teut.-Lat. oo iv;
Voc. inc. teut. b VIr;
Rot
345
;
Dietz, Wb. Luther
142
;
Rwb
1, 931
;
Schwäb. Wb.
6, 1545
.