art,
die
,
vereinzelt
der
;
-Ø/
auch
und
-en
;
eng zusammengehörig 1-4; 6; damit über die Assoziation ‘Land, Erde, verbindbar 5 und 7, letzteres aber auch mit 12 assoziierbar. 8-11 durch das Merkmal ‘Abstammung’ verbunden, 12 als Metonym an 11 anschließbar, 13 als Spezialisierung zu 12 auffaßbar, 14 eine literatursprachliche Sonderverwendung. Die Bedeutungsgruppe 8-14 kann insgesamt als im Metonymieverhältnis zu 1-4; 6 stehend gesehen werden.
Etymologisch ist nicht entscheidbar, ob
art
ein polysemes Wort ist oder ob Homonyme, nämlich
1
art
(vgl. mhd.
arn
›Ernte‹
) für 1-6,
2
art
für 8-14, anzusetzen sind. Für erstere Lösung: BMZ 1, 50; Lexer
1, 98
; Schweiz. Id.
1, 474
; de Vries, Nederlands Etymologisch Woordenboek 5; für letztere: Kluge, Etym. Wb.
32
; Öst. Wb.
1, 367
; unentschieden: Schwäb. Wb.
1, 330
; Weigand/Hirt
1, 88
; Duden
7, 34
; Lloyd/Springer
1, 347
-349; Pfeifer, Etym. Wb. d. Dt.
1989, 1, 78
.
Möglicherweise ist
art
5 ebenfalls ein eigenes Wort.
1.
›Pflügung, Tätigkeit des Pflügens‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
ackerung
 1.
Syntagmen:
die a. tun / bezalen
;
zu der a. dienen, zwischen den a. eggen, ein gut mit a. in besserung halten.

Belegblock:

Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 354, 1
(
schwäb.
,
1629
):
jeder bawr
[soll]
seine arten und anderes unfählbarlich verrichten, wann es gedachter haußknecht anstellet.
Schwäb. Wb.
1, 330
;
Brinckmeier
1, 155
.
2.
›Pflugland, landwirtschaftlich nutzbares Land‹ (im Unterschied zu 3 nicht abgegrenzt); Metonymie zu 1.
Bedeutungsverwandte:
feld
,
land
 4; vgl.
acker
 1,
ackerland
 1,
ackerfeld
 1,
artland
.

Belegblock:

Ermisch u. a., Haush. Vorw.
55, 37
(
osächs.
,
1570
/
7
):
von gutten feisten eckern, die in gutter art ligen.
3.
›abgegrenztes Stück Pflugland‹; spezialisiert: ›einer der drei Flurabschnitte bei der Dreifelderwirtschaft‹; oft Verwendung als Flurbezeichnung; Metonymie zu 1.
Rechts- und wirtschaftsgeschichtliche Texte.
Bedeutungsverwandte:
feld
,
grund
 6; vgl.
acker
 2,
ackerfeld
 2,
ackerstat
,
arfeld
,
artacker
.

Belegblock:

Eckhardt, Ohess. Klöster
2, 418, 17
(
hess.
,
1470
):
eyn wise uff dem Arte, genant dii Eychwise.
Ebd.
423, 12
(
hess.
,
1475
):
sint dii wisenzins abegerechint unde alle art bis das 1 roubenlant.
Mon. Boica, NF.
1, 546, 14
(
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
daz slosse hat ein gantzen pawͤ, und gehoͤrt in yde cellig oder art bey 20 morgen paufelds.
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
65, 21
(
smähr. inseldt.
,
1414
):
am art [...] ein grosse hoffstat.
Ebd.
44, 22
;
Eckhardt, a. a. O.
421, 29
;
Rwb
1, 833
/34.
4.
eine Münzart; Metonymie zu 3 über die Assoziation ‘Abgabe pro Grundstück’ oder Kurzform für
artpfenning
(?).

Belegblock:

Fuchs, Kart. Aggsbach
66, 16
(
moobd.
,
1385
):
do man von dem egen(anten) unserm weingarten alle jar dient den erbern geistleichen herren von Pawngartenperg anderhalben emmer und acht stauff weins ze perkrecht und [...] drey Wienner pfenning und drew art ze voytrecht ze drein etaiding im jar.
5.
infolge möglicher graphischer und semantischer Beeinflussung durch
ort
›Spitze‹ vereinzelt und mit diskutabler Interpretation auch: ›Endstück, Winkel, Ecke (von Grundstücken o. ä.)‹.

Belegblock:

Rueff, Rhein. Ostersp.
796
(
rhfrk.
,
M. 15. Jh.
):
Weistu nit, stoltzer knabe, | daz du sprech by dem grabe, | du wollest muder-stille swigen | und wollest by eyn art lygen?
[laut Glossar der Ausgabe:
art
= ‘Ecke des Grabsteins’].
Fuchs, Kart. Aggsbach
266, 8
(
moobd.
,
1420
):
man dıͤnt awch hinwider in den eegemelten weingarten von eynem art, das da stoͤzzt an des N. Webêr weingarten von Mawr, ainen Wienner helbling.
6.
›Landschaft, Gegend, Gebiet, Raum‹; in 1 Beleg (s. u.
Mone
): ›Erde‹; Metonymie zu 1; 2; 3.
Bedeutungsverwandte:
gegend
(
die
),
landschaft
 1,
provinz
; vgl.
2
abseite
 3,
1
aue
 4.
Syntagmen:
die a. aufgeben / zwingen
;
a.
(Subj.)
sein eine wildnis
;
in die a. kommen
;
in der a. sitzen / bleiben, aufrur in der a. erfaren
;
gute / fruchtbare / rauhe / wilde / unheimliche / lustige / wäldige / weite / hohe / fränkische / höfische / hohenlohische / koburgische / sächsische a.
;
regiment der a.
(gen. obj.);
in der a. zwischen
[zwei Städten]; phrasematisch:
von
[Ortsname]
ab der a. her
›in der Gegend von [Ortsname]‹.

Belegblock:

Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
840
(
mrhein.
,
um 1335
):
Duͦ bist von galiles art. | Ich sach dich, do er gevangen wart.
Wyss, Limb. Chron.
75, 5
(
mfrk.
,
2. H. 14. Jh.
):
in dem stifte zu Palborn unde in der selben art alumb.
Alberus AA iijv (
Frankf.
1540
):
auß der art.i.landtschafft.
Mone, Adt. Schausp. I,
968
(Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
Jhesus [...], | gedencke an dy hym̃elfart din, | dy du erlichen von deser art | voͤres kegen dinen vater wart.
Chron. Nürnb.
2, 80, 6
(
nobd.
,
1444
):
Erhart Röder ist ein eben gesel, [...] ist edel, hat einen vater in der höfischen art
[›aus Hof‹ oder: ›aus dem Gebiet der Stadt Hof‹].
Dierauer, Chron. Zürich
249, 1
(
halem.
,
15. Jh.
):
der was von Veltkilch ab der art her.
Unger, Richtes Stig
100, 6
(
schwäb.
,
15. Jh.
):
So vindet man: wenn sie den konig am erstenn erfarenn auff sessziger art.
Barack, Zim. Chron.
1, 9, 14
(
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
welche art und gegne derzeit noch ganz ain wildtnus [...] war.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
8, 2
(
moobd.
,
1478
/
81
):
Diser benannt fürst zwang umb sich ain weite art.
Chron. Nürnb.
2, 197, 11
;
Müller, Alte Landsch. St. Gallen
218, 35
;
Tobler, Schilling. Bern. Chron.
1, 31, 10
;
Barack, Zim. Chron.
1, 14, 35
;
41, 12
;
Spiller, a. a. O.
19, 6
;
51, 19
;
Turmair
4, 457, 5
;
5, 579, 29
;
Schwäb. Wb.
1, 330
;
Schweiz. Id.
1, 473
;
Schmeller/F.
1, 149
;
Öst. Wb.
1, 370
;
Rwb
1, 833
.
7.
›erzhaltiges Gestein‹.
Bedeutungsverwandte:
bergart
.

Belegblock:

Ermisch, Sächs. Bergr.
195, 27
(
osächs.
,
1509
):
Wu auch denselben probirern new ertz ader art tzu versuchen tzukompt.
Helbig, Qu. Wirtsch.
4, 142, 2
(
md.
,
1559
):
mit schoner bergkarth, weliche sich auch mit silber beweist.
Reichmann u. a., Frnhd. Leseb.
1988, 178, 5
(
Basel
1557
):
erklaͤren / wie man die bergkart solle zubereiten.
Wolf, Bergmannsspr.
1958, 54
.
8.
›Abstammung, Geburt von jm. (im genetischen Sinne); Herkunft, Abkunft von jm. (im ständischen Sinne, damit implizit oft ein sittlich-kultureller Aspekt verbunden)‹; tendenziell auch: ›Herkunft von jm. / etw. (im geographischen oder historischen Sinne)‹; in einigen Belegen emphatisch:
von a.
›von hoher Herkunft‹; metonymisch mit Tendenz zu ›Geschlecht, Stamm, Sippe, Familie, dem / der man zugehört; Stand‹, dann offen zu 9 und 11; insgesamt offen zu 12. – Phrasematisch:
aus der a. schlagen
›anders als die anderen Menschen gleicher Herkunft sein‹.
Bedeutungsverwandte:
geburt
 4,
geschlecht
(
das
) 8,
herkommen
(
das
) 2,
künne
; vgl.
1
adel
 2,
adelkeit
 1,
adelstand
,
stand
 6,
zucht
.
Syntagmen:
die a. sagen / sehen lassen / schwächen
;
js. a. nachschlagen
;
jm. etw. von a. angeboren sein, von a. ein könig sein
;
von (hoher / guter) a. (geboren)
›adliger Abstammung, hoher Geburt‹;
römische / windische / königliche / ritterliche / edle / gute / böse / wilde a.
;
leute von a.
;
a. von adel.

Belegblock:

Große, Schwabensp.
45a
, 34 (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
alse se [recht] van romescher art vnde van Karles rechte her komen sint.
Chron. Köln
1, 1289
(
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
van gueder art gesleichte | en sijt neit gerner dan dat reichte.
Chron. Köln
2, 111, 15
(
rib.
,
1. H. 15. Jh.
):
der wurden 2 zu dode geslagen, goder hande edel lude, und veingen wol 4 auch gude lude van arde.
Thür. Chron. 9v,
8
(
Mühlh.
1599
):
die Frommen / Warhafftigen / Weisen / Milden / welche jhre Tugendt Adelt [...] die moͤgen recht Edel heissen / vnnd nicht die Geburt oder Art / wo die Wercke nicht folgen.
Henschel u. a., Heidin
55
(
nobd.
,
um 1300
):
von küneclîcher art | nie schoener wîp geborn wart.
Gille u. a., M. Beheim
23, 14
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
er ist von chainer guten art geporen, | der gut gesankch so spotigcleichen smecht. | Er ist von edler art, der gut gsank geren hort.
Maaler
31r
(
Zürich
1561
):
Er schlacht seines vatters art nach das er weyß vnnd witzig ist.
Sappler, H. Kaufringer
4, 31
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
niemant in da recht erkant, | das er von art ain künig was.
Henisch
123
/24 (
Augsb.
1616
):
Auß der art schlagẽ / vbel gerahten / vom geschlecht schlagen / degenerare. [...]. Sein art lassen sehen. [...]. So ists besser ein art von adel / als ein harter adel. [...]. Ein gute art lest sich in der Jugent mercken. [...]. Boͤse art an Vatter vnd Mutter / kind vnd kegeln / nie gut ward. [...]. Von boͤser art soll man auch keine Jungen lassen bleibẽ.
Jaksche, Gundacker
61
(
oobd.
, Hs.
1. H. 14. Jh.
):
er antwurt von recht, want si [Eva] von art | ouz ir manne gemachet wart.
Primisser, Suchenwirt XVII,
81
(
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
chom margraf Woldmar | Ein mulnêr, nie von art geporn.
Munz, Füetrer. Persibein
394, 1
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Von willder artt geporen | so was dy vngethan.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
9, 19
(
moobd.
,
1478
/
81
):
Er het ain frawen aus seinem namen und art aus Armenia.
Ebd.
94, 17
:
ir welt mir ewr wesen, herkumen und art sagen.
Piirainen, Stadtr. Sillein
75a
, 11 (
sslow. inseldt.
,
1378
):
die beide chvmen sein von windischer art.
Altmann, Wind. Denkw.
218, 7
;
Chron. Köln
1, 1998
;
Froning, Alsf. Passionssp.
1811
;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
732
;
5685
;
Sappler, a. a. O.
14, 20
;
Munz, a. a. O.
79, 4
;
109, 4
;
410, 6
;
Spiller, a. a. O.
168, 11
;
170, 31
;
Maaler
30r
;
Rwb
1, 833
.
9.
›Geschlecht, Gattung, Art (in je spezifischer, naturgegebener oder religiös begründeter Qualität auf die Menschheit in ihrer Gesamtheit, auf ihre beiden geschlechtlichen Gruppen, auf Tierarten und -rassen, auf Pflanzenarten, auch auf Krankheitsarten bezogen)‹; offen zu 10.
Bedeutungsverwandte:
geschlecht
(
das
) 5; 12.
Syntagmen:
der a. sein, das [...]
;
menschliche a., tödliche / zweifelische a.
(›durch den Tod / den religiösen Zweifel bestimmtes Geschlecht‹);
a. des tieres, der raben, des baumes, der räude.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok.
2485
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
Vor unse totlichen art.
Ebd.
11423
:
Glicher wiz als her sich gab | An des vronen cruces stab | Vor alle menschliche art.
Ebd.
14800
:
wart daz buchlin uf gespart, | Daz unser zwivelischen art | Beslozzen wart an der gesicht.
Alberus Ff ijv (
Frankf.
1540
):
Cornus hat ein weiblich vnd maͤnlich art.
Luther. Hl. Schrifft. 1. Mos.
1, 11
(
Wittenb.
1545
):
Gott sprach / Es lasse die Erde auffgehen Gras vnd Kraut / das sich besame / vnd fruchtbare Bewme / da ein jglicher nach seiner art Frucht trage / vnd habe seinen eigen Samen bey jm selbs / auff Erden.
Ebd.
24
:
Gott sprach / Die Erde bringe erfür lebendige Thier / ein jglichs nach seiner art / Vieh / Gewürm vnd Thier auff Erden / ein jglichs nach seiner art.
Ebd. 3. Mos.
11, 14
/15:
den Geyer / den Weihe / vnd was seiner art ist. Vnd alle Raben mit jrer art.
Göz. Leichabd.
270, 15
(
Jena
1664
):
einen frischen / mit allerhand der schoͤnsten und selzamsten Arten angefuͤllten Blumen⸗Krug.
Henisch
123
/24 (
Augsb.
1616
):
Ein art der vnheilsamen rauden. [...]. Das maͤnliche oder weiblich / geschlecht oder art / sexus. [...]. Art lest von art nicht / vnkraut will vom Garten nicht / die Katz lest jhr mausen nicht. [...]. Ein jeglich ding folgt seiner art.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
125, 9
(
oobd.
,
1349
/
50
):
daz etleich hund der art sein, daz si die dieb smecken.
Ebd.
177, 12
:
ez ist ain art der raben [...], die streitent mit dem esel.
Gille u. a., M. Beheim
82, 325
;
Welti, Urk. Rheinfelden
487, 14
;
Pfeiffer, a. a. O.
212, 15
;
380, 31
;
Dasypodius
291r
;
Henisch
123
/24.
10.
›Nachkommenschaft‹.
Bedeutungsverwandte:
geschlecht
(
das
) 10,
gezüchte
 1; vgl.
abkunft
 2,
afterkunft
,
afterkünne
.

Belegblock:

Schöpper 3b (
Dortm.
1550
):
Genus Gezichte geschlecht art.
Lappenberg, Fleming. Ged.
318, 23
(
1638
):
Gott, der Liebstern eurer Brunst, | gieße Gunst | in das wolbeflammte Feuer, | und der Himmel, der euch paart, | geb’ auch Art | aus der schönen Glut noch heuer!
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
272, 4
(
oobd.
,
1349
/
50
):
daz ist ain slang, diu zeuht ir art von der slangen, diu aspis haizt.
11.
›Stand, soziale Stellung; Orden, denen Menschen von Geburt bzw. durch eine Entscheidung angehören‹; offen zu 12.
Bedeutungsverwandte:
weise
; vgl.
1
adel
 2,
adelstand
.

Belegblock:

Große, Schwabensp.
56a
, 8 (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
waz eyn ielich man von ritterlicher ard zuͦ rechte zuͦ morgengaue mach geben sime viue.
Ebd.
142a
, 31:
let eyn len vorste sinen denestman vri, der von ritheres art ist.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
193, 5
(
thür.
,
1474
):
wirdet yn danne vorgehalden, daz ir vater scheffers art sy unde daz ym vor virczig jaren daz hantwergk der sachen halbin gewegert sy.
Vetter, Pred. Taulers
193, 17
(
els.
, ˹Hs.
1359
˺):
es si nunnen oder múnche oder begine, von was art er si.
12.
›Eigenheit, Beschaffenheit, Wesen, Qualität, Art, Charakter, Natur, Naturanlage (von natürlichen, sozialen, religiösen Bezugsgegenständen gesagt)‹; vereinzelt: ›spezifische Verhaltensweise (von Menschen oder Tieren)‹; teilweise emphatisch für anerkannte Qualität, Eigenschaft verwendet; offen zu 13 und 14.
Phraseme:
von arten sein
›die Fassung verlieren, das gute Benehmen aufgeben‹.
Bedeutungsverwandte:
eigenschaft
 4,
geburt
 4,
gewonheit
 4,
natur
 7,
neigung
 1,
weise
; vgl.
adelkeit
 2,
1
acht
 7,
akzidenz
 3; zur Emphase: vgl.
1
adel
 4.
Gegensätze:
unart
.
Syntagmen:
die a. begehen / üben / zerbrechen / austreiben / haben, js. a. bedeuten, jm. a.
[emphatisch: ›hohe Fähigkeiten‹]
geben
;
einer a. werden, verschiedener a. sein
;
jm. in die a. schlagen
(›jm. zur Natur werden‹),
jm. an der a. gleichen, jm. nach seiner a. gegeben sein, bei der a. bleiben, etw. nach js. a. tun, von a. (her) etw.
(z. B.
scheuslich
)
sein
;
a. gottes, des fleisches / todes / menschen / tieres / lewen / feldes / landes / wassers / gewölks / steines / salzes / baumes / krautes / standes, der kraft / lüge / rede / sprache / schrift, der frauen
;
götliche / menschliche / poetische / deutsche / freie / hohe / natürliche / gute / edle / liebe / rechte / tugendsame / schnöde / arge a.
;
erlich / gut von a.
;
mensch von a.
[emphatisch],
cypresse von a.
;
a. im reden / schreiben.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok.
2883
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
Der sun, wen her den tot leit | In unser menschlicher art.
Ebd.
16552
:
daz grozte zeichen | [...] | Daz ein maget uns art zubrach | Und ungerurt kint gebar.
Stackmann u. a., Frauenlob V,
113, 3
(
md.
auf nd. Grundlage,
v. M. 14. Jh.
):
Ein maget heizet wol ein vrouwe rechter schult, | durch kiusche dult | swenn sie ir art
[hier wohl: ›natürlicher Trieb‹, vgl. BMZ 1, 50]
verdemphet, | daz ir blume an kemphet.
Quint, Eckharts Pred.
1, 95, 2
(
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
dâ stât der wille in sîner rehten vrîen art und ist vrî.
Ebd.
2, 495, 2
:
Wan, dô der mensche stuont in der êwigen art gotes, dô enlebete in im niht ein anderz.
Chron. Köln
1, 2027
(
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Wir wolden dat sy alle den loin intfeingen | die an einchen manne Judas art begeingen.
Wyss, Limb. Chron.
37, 23
(
mfrk.
,
2. H. 14. Jh.
):
Ach, reinez wip von guder art, | gedenke ane alle stedicheit, | daz man auch ni von dir gesait, | daz reinen wiben obel steit.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
324
(
pfälz.
,
1436
):
Die selb hietze von natürlicher art verbrënt vnd macht zu eschen den lip.
Ebd.
540
:
Das zehend capittel ermänt die sele nach der adenlichen art jrer dryer creffte.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl.
116, 14
(Hs.
M. 16. Jh.
):
ja ob ich schon nichts reden darf mit dir, | so bin ich doch khein stundt von arten.
Froning, Alsf. Passionssp.
4939
(
ohess.
,
1501 ff.
):
ich wel bliben by myner art, | als Abraham, Ysaac und Moises mich han gelart.
Schmitz, Schiltb.
61, 10
(
Frankf.
1597
):
Wir haben vns einer naͤrrischen weise angenommen / die wir doch von Natur her allzeit weise vnd verstaͤndige Leute gewesen: vnnd nun siehe / solche angenommene weise schlegt vns recht in die art / vnd treibt die erste art auß: also daß wie wir zuvor von art vnnd geburt her Weyse gewesen / also kompts darzu / daß wir von art vnd geburt her / Thorn vnd Narrn seyn.
Mone, Adt. Schausp. I,
98
(Hs. ˹
omd.
,
1391
˺):
der von dez heilgen geistes list | uff erden hy onphangen wart | zcu der menschlichen art.
Luther, WA
51, 645, 1
(
omd.
,
um 1535
):
Art gehet vber kün̂st.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
12, 32
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Es seind aber sechserlei art feldes.
Pyritz, Minneburg
2697
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Jecklich nach [...] | [...] siner art und sinem leben | Ist im die visament gegeben.
Ebd.
5426
:
daz sie [minne] machet swinen bar | Den menschen, daz man went, ez sy | Von art gar melicoly.
Gille u. a., M. Beheim
318, 14
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
der esel ser wart springen | und ubet leben
[›Löwen‹]
art.
Sudhoff, Paracelsus
2, 339, 5
(
1525
/
26
):
das pulver ist der stein art und das wasser der gewülk art.
Vetter, Pred. Taulers
412, 15
(
els.
,
14. Jh.
):
wurt geborn die wore minne in irme rehten arte und adel.
Päpke, Marienl. Wernher
1016
(
halem.
,
v. 1382
):
Du froͮwe zart | So hocher art, | Von der Got wart | Der selben art.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
2781
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Dar umb sÿ uss menschen art | In ain saltz sul verwandelt wart.
Wiessner, Wittenw. Ring.
2431
(
ohalem.
,
1400
/
8
):
Ist sei an den augen plind, | Daz weteut, sam ich es vind, | Daz oft ein schönes mensch von art | Minnet einen grausen part.
Maaler
31r
(
Zürich
1561
):
Von Art ein guͦt vaͤld.
Kottinger, Ruffs Etter Heini
656
(
ohalem.
,
1538
):
was unser art sig, thuon und lan | in unserm land.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
4314
(
schwäb.
,
1453
):
Got vatter sun, almechtig Crist, | Hailiger gaist in zwͦ natur, | Waͮr göttlich art, menschlich figur, | In dry person und doch ain gott!
Henisch
123
(
Augsb.
1616
):
Wenn ich stele / so will ich stelen / das es ein art hat. [...]. Leut gleicher art / eines gebacks.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
385, 24
(
oobd.
,
1349
/
50
):
daz kraut ist an der art kalt und fäuht.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
30, 4
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
den tot er stört mit seines todes art | und slows auf uns der helle port.
Leidinger, A. v. Regensb.
597, 29
(
oobd.
,
um 1430
):
Da nu Avares oder Huni dy junkchfrawen berürten, da wanten sy, es wär von art, das sy also stünkchen.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
551, 4
(
moobd.
,
1473
/
8
):
wird ich sagen von der lande art
[als gen. definitivus auch zu 6 stellbar].
Turmair
4, 5, 23
(
moobd.
,
1522
/
33
):
unser [...] schreiber [...] krümpen unser sprach in reden, in schreiben, vermengens [...], machens mit grossen umbschwaifen unverstendig ziehens gar von irer auf die lateinisch art mit schreiben.
Helm, a. a. O.
2982
;
3149
;
5013
;
21766
;
Quint, a. a. O.
2, 66, 4
;
420, 4
;
Fischer, Brun v. Schoneb.
2642
;
5489
;
Chron. Köln
1, 1789
;
Gropper. Gegenw. 4v,
24
;
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
321
;
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
9909
;
Schmitz, a. a. O.
146, 14
;
20
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 7
;
Karsten, Md. Paraphr. Hiob
1302
;
14148
;
Jahr, H. v. Mügeln
129
;
2561
;
Luther, WA
41, 6, 20
f. Anm. 3;
Pyritz, a. a. O.
5117
;
Rupprich, Dürer
3, 272, 10
;
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 143, 3
;
Sachs
5, 69, 19
;
Schade, Sat. u. Pasqu.
1, 107, 244
;
Sudhoff, a. a. O.
2, 467, 13
;
3, 58, 31
;
9, 134, 1
;
10, 551, 32
;
Päpke, Marienl. Wernher
11794
;
Koppitz, Trojanerkr.
1876
;
Wiessner, a. a. O.
1797
;
2795
;
4023
;
4924
;
Brandstetter, Wigoleis
195, 30
;
Pfeiffer, a. a. O.
54, 19
;
103, 8
;
127, 28
;
191, 33
;
365, 9
;
Spechtler, a. a. O.
1, 104
;
13, 22
;
36, 12
;
Klein, Oswald
10, 81
;
Höver, Bonaventura. Itin. II,
493
;
Fichtner, a. a. O.
104, 6
;
Weber, Füetrer. Poyt.
199, 5
;
Turmair
4, 1135, 6
;
Brack a VIIr;
Dasypodius
291r
;
291v
;
Schöpper 3b;
Maaler
30r
;
Schwartzenbach B iijv; C jr;
Rot
288
;
Hulsius A iijr/iijv;
Henisch
24
;
123
;
Lindmeyr, Wortsch. NT.
1899, 39
;
Byland, Wortsch. Zürcher AT.
1903, 29
;
Franke, Luthers Wortlehre.
1914, 3
;
Winkler, Flugschr.
1975, 88
;
Dietz, Wb. Luther
117
/18;
Schwäb. Wb.
1, 330
;
Schweiz. Id.
1, 473
.
13.
›Tracht, Verkleidung, Art der Kleidung‹; Spezialisierung zu 12.
Syntagmen:
arten machen
›Verkleidungsspiele vorführen‹;
in arten umgehen
;
a. der bekleidung
;
gewönliche a.

Belegblock:

Schweiz. Id.
1, 474
(semantische Parallele in frz.
costume
aus lat.
consuetudo
›Gewohnheit‹).
14.
mit genitivus definitivus oder mit Adjektivattribut für die Person oder Sache gebraucht, auf die mit dem Genitiv bzw. Attribut Bezug genommen wird, also z. B.
in herzen art
›im Herzen‹,
tugendhafte art
›Tugend‹; anzuschließen an 12.
Verstexte religiösen und didaktischen Inhalts vorw. des 14. und 15. Jhs.
Syntagmen:
angeborene / böse / bäurische / keusche / köstliche / leichtfertige / starke / tugendhafte / unhöfische / götliche a.
;
der naturen / sälden / des herzen, jamers / holzes a.
;
sein a.
›er‹;
eisenart sein
›aus Eisen sein‹ (im Beleg ütr.).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok.
4998
(
nrddt.
,
14. Jh.
):
Daz alle die menscheit | An daz libes buch geschriben wart, | Wen daz uns hat unhovisch art | Und eigen bosheit dar ab getriben.
Ebd.
15937
:
als der Gotes sun Crist | [...] | Von siner gotlichen art | In der megede gezilet wart.
Ebd.
21255
:
Die [...] | [...] unwerdic sines lones | Weren von angeborner art.
Lappenberg, Fleming. Ged.
25, 366
(
1632
):
Beherzet doch die Zeichen! | Doch ihr seid Eisenart, euch kan doch nichts erweichen.
Froning, Alsf. Passionssp.
4722
(
ohess.
,
1501ff.
):
Moises rudde zu einer slangen wart: | darnach gab sie sich yn eyns hulczes art, | darumb die rude gegrunet hat.
Kurz, Waldis. Esopus
2, 27, 92
(
Frankf.
1557
):
Der Ewlen rath verachtet wardt | Von solcher leichtfertigen art.
Jahr, H. v. Mügeln
2559
(
omd.
, Hs.
1463
):
es gibet der Naturen art, | was wunders ie gewirket wart.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 162, 8
(
Bautzen
1567
):
Da ward geleit, | Dein Leichnã in die erden, | Der gsalbet ward, | Koͤstlicher art.
v. Groote, Muskatblut
86, 33
(
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Mich wondert ser in hertzen art | daz truwe vnd warheit wirt gespart.
Koppitz, Trojanerkr.
21538
(
halem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
Nieman von dem andren ward | Beschwertt, daz waz der selden artt.
Päpke, Marienl. Wernher
447
(
halem.
,
v. 1382
):
Als ir [nature] wúrken mochte sin | Mit schoͤnhait an dem kindelin | Und mit tugendhafter art: | Des belaib an ir [Anna] nút gespart.
˹Sprichwörtl. bei Henisch
124
(
Augsb.
1616
):
Wo Baͤwrisch art zu Hoff regiert / Gut regiment selten gefunden wirt
˺.
Primisser, Suchenwirt
29, 48
(
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Mein art durichwurtzet als ein hasel | Speyr, Wurnitz, Wirtzpurch dy stet.
Ebd.
41, 342
:
E deiner chewschait anger | Geselbet hab di pluͧmen tzart, | Du raine hohgelobte art.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
19, 21
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
also enphieng in kewscher art | die edel jungkfrawe.
Ebd.
21, 15
:
Ein haws erschain irs leibes vein, | das solt ein tempel gotes sein, | das nie umbrürt chains mannes art.
Klein, Oswald
20, 24
(
oobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
dein leib pringt mich in jamers art.
Helm, a. a. O.
8609
;
21309
;
Ettmüller, Heinr. v. Meißen
26, 8
;
Karsten, Md. Paraphr. Hiob
5403
;
Jahr, a. a. O.
1314
;
Gille u. a., M. Beheim
53b
, 58;
Kehrein, a. a. O.
3, 152, 2
;
Päpke, a. a. O.
8059
;
Sappler, H. Kaufringer
29, 22
;
Klein, a. a. O.
25, 74
;
Öst. Wb.
1, 368
.