antreffen,
V., unr. abl.
1.
›auf jn. stoßen, jn. antreffen, treffen‹; rechtssprachlich: ›jn. auf frischer Tat ertappen‹; ›etw. finden, antreffen‹.Späteres Frnhd.
Phraseme:
wol antreffen
›es gut treffen‹.Bedeutungsverwandte:
begegnen
betreten
ankommen
1
anreiten
Wortbildungen:
antreffung.
Belegblock:
Kurz, Waldis. Esopus
4, 9, 14
(Frankf.
1557
): Der Pfaff [...] | Wust, das er
[der Beichtende]
het ein grosse Herd, | Gedacht: „da kriegstu dreissig Schaffe!“ | Vnd meint, er het gar wol antroffen. Allg. Schau-Buͤhne
30b, 15
(Frankf.
1699
): Da er [...] die Spanischen Schiffe / wo er dieselbe angetroffen / weggenommen.
Luther. Hl. Schrifft
1. Kön. 11, 29
(Wittenb.
1545
): DAS JEROBEAM ausgieng von Jerusalem/ und es traff jn an der Prophet Ahia [...] auff dem wege.
Göz. Leichabd.
174, 3
(Jena
1664
): Herrligkeit / alle die Seeligkeit / die sie auf diesem dritten und lezzten Leebens⸗Berge angetroffen / [...] hat.
Hallmann, Marianne
4, 202
(Breslau
1670
): Seht / wie ein stoltzes Weib den Braut⸗Krantz kan entweihen / Wenn Gleichheit deß Geschlechts in dem so engen Reyen Nicht anzutreffen ist!
Wickram
4, 28, 7
(Straßb.
1556
): das sie auff einen freytag am morgen von land gefaren sind / fast guͦt wind und wetter antroffen.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew.
38, 20
(Straßb.
1650
): was sonst hin vnd wider durch die gantze Welt nur stucksweise ist anzutreffen.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron.
189, 7
(schwäb.
, 1558
): sind zwen bruder [...] im feld einander anthroffen [...], gleich mitt bixen auff einander geschosenn.
Schwartzenbach
C vjv
; Dietz, Wb. Luther
1, 105
; Rwb
1, 753
; Schweiz. Id.
14, 377
; 381
.2.
›jm. erblich zufallen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. anerben
Belegblock:
Rwb
1, 753
.3.
›jn. angehen, betreffen; etw. angehen, berühren, betreffen; sich auf etw. beziehen‹.Bedeutungsverwandte:
angehen
belangen
berüren
angebüren
anhaften
anhören
anlangen
anrüren
antasten
antreten
Syntagmen:
etw. jn.
(z. B. die person, das weib, den knecht / diener / bischof
) / etw.
(z. B. die keuschheit / sucht / minne / lere, das geld, den glauben / ban
) a.
Belegblock:
Wyss, Limb. Chron.
37, 12
(mfrk.
, 2. H. 14. Jh.
): [ein gut lit] triffet auch alle gude wibe an.
Schmidt, Frankf. Zunfturk.
2, 125, 26
(hess.
, 1579
): Der funffte titul. Die rechenmeister antreffendt.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
282, 13
(thür.
, 1474
): Heinrich Kretczschmar an eynem unde Heinrich von Swynicz des andern teyls antreffinde unde belangende.
Luther, WA
32, 123, 17
(1530
): mussen eines iglichen Christen gedancken [...] sein ynn allen sachen, sonderlich aber ynn denen die jhenes leben antreffen.
Palm, Veter Buoch
43, 27
(schles.
, Hs. E. 14.
/A. 15. Jh.
): Do gedachte serapion, das in die lere an trefe vnd warf vz sinem buzeme, das er hete verstoln.
Pyritz, Minneburg
3191
(nobd.
, Hs. um 1400
): So wil ich vor erkosen mich | Mit underbunden suberlich, | Die [capitel] da min leben treffen an.
Mayer, Folz. Meisterl.
68, 54
(nobd.
, um 1480
): Ein sach dunkt mich gar swere | Und driffet an | Geistlich persan.
Warnock, Pred. Paulis
23, 255
(önalem.
, 1490
/4
): offenbarungen [...] und erlúchtungen, die da der vernunft zuͦghörent und antreffent.
Kottinger, Ruffs Etter Heini
2578
(ohalem.
, 1538
): dann es thuott not, und trifft an d’hell.
Dreckmann, H. Mair. Troja
51, 22
(oschwäb.
, 1393
): daz die sach inneclich mich antreff, so trifft ez iuch all gemainlich an.
Meisen u. a., J. Eck
48, 17
(Ingolstadt
1526
): die sach trifft ain yeden in sonderheit an.
Fischer, Eunuchus d. Terenz
65, 26
(Ulm
1486
): Ist hoflich fur gegen der meinen. als ob es nun den knecht auch antreff. Es ist ain ander ding.
Turmair
4, 1060, 22
(moobd.
, 1522
/33
): beschlossen fünfundzwainzig stuck, traf am maisten die pfafhait an.
Thiele, Minner. II,
30, 303
; Rueff, Rhein. Ostersp.
1629
; Grosch u. a., a. a. O.
65, 19
; Pyritz, Minneburg
4259
; Mayer, a. a. O.
10, 10
; 26, 67
; Bell, G. Hager
117, 2, 12
; Bihlmeyer, Seuse
470, 11
; Fuchs, Murner. 4 Ketzer
432
; Chron. Augsb.
2, 341, 18
; 347, 23
; v. d. Broek, Spiegel d. Sünders
257, 15
; Merk, Stadtr. Neuenb.
66, 11
; 69, 19
; Spechtler, Mönch v. Salzb.
33, 55
; Rintelen, B. Walther
4, 9
; Winter, Nöst. Weist.
2, 634, 3
; Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
15, 29
; 509, 37
; Schöpper
104a
; Maaler
27v
; Dietz, Wb. Luther
1, 105
; Rwb
1, 753
; Schwäb. Wb.
1, 277
; Schweiz. Id.
14, 378/79
.4.
›mit etw. zu tun haben, mit etw. verbunden sein‹.Belegblock:
Sappler, H. Kaufringer
24, 31
(schwäb.
, Hs. 1472
): so sind sie uberladen ser | mit untreuw und falscher ler. | das trifft die weißhait nichts an.
Ebd.
29, 19
: mit hochfart und mit übermuot, | da ist die schön mit behuot; | die träffent sie baide an.
5.
›gereichen zu etw., ausschlagen zu etw.‹.Belegblock:
Lemmer, Brant. Narrensch.
65, 80
(Basel
1494
): Buren fragen noch solcher gschryfft | Dann es jn zuͦ gewynn antrifft.
6.
›einen bestimmten Wert haben, sich auf etw. belaufen‹.Belegblock:
Rwb
1, 753
; Vorarlb. Wb.
1, 116
; Schweiz. Id.
14, 377
.