anstreichen,
V., unr. abl.
1.
›etw. (meist Farbe oder Salbe) auf eine Unterlage auftragen, aufstreichen‹; vereinzelt mit Objektverschiebung: ›jn. bestreichen‹; mit letzterer Variante offen zu 2.Bedeutungsverwandte:
1
malen
anmalen
ansalben
Wortbildungen:
anstreichfarbe.
Belegblock:
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
1309
(mrhein.
, um 1335
): Die [salbe] wil ich dem vil guden man | bit minen henden strichen an.
Gille u. a., M. Beheim
168, 13
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): wie sy [weib] plasen in das puchslein | und die varb streichen ane.
Loose, Tuchers Haushaltb.
76, 9
(nürnb.
, 1509
): dem Schurstab maler davon anczustreichen mit pleibeis und vergülden.
Tittmann, Schausp. 16. Jh. II. Ayrer
214, 31
: Phillis komt mit dem waßer und labung, man streicht sie an.
Rohland, Schäden
8
(nalem.
/schwäb.
, 1400
/33
): das du im
[dem Siechen]
alle maͮl in dem tage die schiermung an sthrichest. Keil, Peter v. Ulm
75
; Fischer, Eunuchus d. Terenz
60
; Voc. Teut.-Lat.
b ijv
; Dietz, Wb. Luther
1, 104
; Schwäb. Wb.
1, 273
; Schweiz. Id.
11, 1998
.2.
›jn. (auch: sich)/etw. schminken‹; als Synekdoche: ›sich herausputzen, sich putzen‹.Wortbildungen:
anstreicherin
anstreichwerk
schminkwerk
Belegblock:
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
198, 16
(Frankf.
1535
): Sie machen lauter die augbrawen mit honig vermischet vnd angestrichen.
Fischer, Eunuchus d. Terenz
59, 23
(Ulm
1486
): man het sie lieber wann sie von aigner natur wol leibig und wol gefar weren und sie nit allso schmal auf züge. hungerig und mit farb angestrichen.
Maaler
161r
(Zürich
1561
): Gefaͤrbte weyber / Angestrichẽ / die ins büchßle geblaasen habend.
Niewöhner, Teichner
292, 4
(Hs. ˹moobd.
, 1360
/70
˺): da main ich an streicherinn | dw sich schoner machen wellen | denn si got selber chan gestellen.
Ebd.
294, 23
: waz diser poshait ist, | an streichen und chind vermachen, | daz geschiecht [...] | von dez alten weibs rat.
Wackernell, Adt. Passionssp. Pf. II,
1439
(tir.
, 1486
): In der jugent was ich ein faule dieren, | Ich pegund mich an streichen und schmieren.
Gille u. a., M. Beheim
168, 25
; Heidegger. Mythoscopia
7, 5
; Schweiz. Id.
11, 1498
.3.
an 1 und 2 anzuschließen einige Belege mit ütr. und ral. Verwendungen:Belegblock:
Chron. Magdeb.
2, 26, 11
(nrddt.
, 1565
/6
): darin [bücher] war fast das gantze Babstumb doch mit schener farben angestrichen
[›positiv dargestellt‹]
begriffen. Opel, Spittendorf
226, 30
(osächs.
, um 1480
): wie man dem dinge ein mendtlichen umbhienge oder eine farbe anstriche
[›einen anderen Anstrich gäbe‹]
mit andern worten. Meisen u. a., J. Eck
44, 1
(Ingolstadt
1526
): mit was luͤgenen er disen falschen grundt anstreicht
[›herausstreicht, betont, hervorkehrt‹].
Maaler
27v
(Zürich
1561
): Der red ein gstalt gaͤben oder ein farb Anstreychen. [...] Ein falsche farb Anstreichen / ein ding hüpscher machen dañ es aber ist.
Rwb
1, 744
(els.
, 1608
): jn. mit ruten a.
›jn. mit der Rute strafen‹ [dazu Wbg.:
anstreichung ›Prügelstrafe‹].
4.
›jm. etw. überziehen, anziehen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. anlegen
anstreifen
anziehen
Belegblock:
Rwb
1, 744
.5.
›jn. berühren, anwehen (von der Luft)‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. anblasen
Belegblock:
A. à S. Clara. Glori
38, 4
(Wien
1680
): Wie ein Rosen bald erbleichet / | Wanns ein rauher Lufft anstreichet / | Also unser Schoͤne weichet.
6.
›(Eid) staben‹.Belegblock:
Rwb
1, 744
.