anstellen,
V.,
md. und wobd. auch rückuml. – Eng zusammengehörig 5-10 sowie 11-14.1.
›etw. aufbauen, errichten‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. anrichten
Belegblock:
Löscher, Erzgeb. Bergr.
104, 36
(omd.
, 1548
): Da auch einer gebeude angestellt in einem felt, das er nicht in lehen hett.
Maaler
27r
(Zürich
1561
): Ein gerüst Anstellen oder zuͦhin thuͦn.
Löscher, a. a. O.
126, 34
; Vorarlb. Wb.
1, 113
.2.
›etw. (z. B. eine Leiter) an etw. (z. B. eine Mauer) anlehnen‹.Bedeutungsverwandte:
anleinen
anleitern
Belegblock:
Maaler
27r
(Zürich
1561
): Anstellen [...] Die leiteren an die mauren stellen.
Schweiz. Id.
11, 149
.3.
›jn. zur Dienstleistung aufstellen, antreten lassen; (Pferde zum Rennen) an den Start bringen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. anlassen
anlegen
ansetzen
Wortbildungen:
anstellung
Belegblock:
Chron. Augsb.
7, 362, 14
(schwäb.
, zu 1559
): seind 7 roß gesiglet und zuͤ rennen angestelt worden.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
449, 9
(m/soobd.
, 1644
): welcher si [nachbaurn] samentlichen an ainem gewissen orth [...] anstöllen werdet.
Rwb
1, 740
.4.
›(ein Kalb) zum Füttern in den Stall eines anderen bringen; (Tiere) halten‹.Syntagmen:
ein hun / schaf, eine geis a.
Belegblock:
Schwäb. Wb.
1, 267
; Schweiz. Id.
11, 150
.5.
›etw. ins Werk setzen, anstellen, unternehmen‹; offen zu 6.Bedeutungsverwandte:
vgl. anfahen
anheben
Belegblock:
Buch Weinsb.
1, 132, 13
(rib.
, 1564
): hat er groisse hitzde und dollerei, er kreisch und stalt wonder an.
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
3, 60, 28
(hess.
, 1548
): die predicanten zu Cassel und Marpurg, wie die es anstellen.
Opel, Spittendorf
495, 14
(osächs.
, um 1480
): das ihr furnemen nicht zu friede und einigkeit, sondern zu durste unsers blutes und uns zu vorweldigen angestalt waren.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew.
47, 18
(Straßb.
1650
): Wer wolte nicht meynen vnd sagen, daß alles dieses Prächtige wesen vmb hoher Ursachen wegen angestellet vnnd warhafftig wahr wäre.
Heidegger. Mythoscopia
79, 9
(Zürich
1698
): Es sage niemand verstandiger / daß das lesen der Poetẽ [...] und alter Fablen / allein um Lust und Vergnuͤgung willen angestellt werden muͤsse.
Schweiz. Id.
11, 154
.6.
›etw. veranstalten, unternehmen, durchführen‹; auch im negativen Sinne: ›(Übles) anrichten‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. anrichten
Syntagmen:
der abendtrunk / dienst / markt, die hochzeit / predigt / reise, das baden / gebet / gejägde / gespräch / gewüle / mal a.
Wortbildungen:
anstellung
Belegblock:
Weise. Jugend-Lust
113, 29
(Leipzig
1684
): beschloß Herr Poliarchus, die Reise dahin anzustellen.
Winter, Nöst. Weist.
2, 671, 5
(moobd.
, Hs. E. 17. Jh.
): dieselb sach mag woll von den leüten so ditzmall dabei sein angestelt werden.
Mell u. a., Steir. Taid.
91, 19
(m/soobd.
, 1672
): das jedwëderer [...] in das angestölte geiaid [...] ohne einziger widerrëd erscheinen solle.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
482, 9
(m/soobd.
, 16.
/17. Jh.
): an denen angestölten ordentlichen wochenmarkt.
Dietz, Wb. Luther
1, 103
; Schwäb. Wb.
1, 269
; Schweiz. Id.
11, 150
; Rwb
1, 740
.7.
›eine Klage anstrengen, erheben, einen Anspruch geltend machen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. ansprechen
Wortbildungen:
anstellung
Belegblock:
Löscher, Erzgeb. Bergr.
133, 24
(omd.
, 1548
): Wurde zu einer zeche eine klage angestellet.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
151, 15
(thür.
, 1474
): Hadt Herman Flade von seines eheweibes wegen vor gerichte zu Peßenigk uff die schulde unde angestalthen gerichtesclagen Hansen Brusweine bekandt.
Ebd.
293, 20
: Hans Winther clage unde furderunge anstellet zcu eyner wesin.
Ebd.
201, 31
; Rwb
1, 740
.8.
›etw. anberaumen, einberufen, auf einen bestimmten Termin festlegen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. ansetzen
Belegblock:
Memminger Chron. C
20, 4
(Ulm
1660
): war ein Tag / zu Muͤndelheim / wegen der Strassen⸗Raͤuber angestellet.
Winter, Nöst. Weist.
3, 745, 21
(moobd.
, 16. Jh.
): das der abkaufer mit dem verkaufer in der zeit seiner zallung der täg ander täg und zallung anstöllet.
Mell u. a., Steir. Taid.
70, 24
(m/soobd.
, Hs. 1. H. 17. Jh.
): sol er [richter] soliche [sachen] auf den montag anstöllen.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
36, 5
(mslow. inseldt.
, 1606
): iśt Martin Vogler Vnd durko Sikhora [...] gefengklich aingezogen vnd wider baide ein rechtstag angeśtellt.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
388, 8
; Rwb
1, 740
.9.
›etw. (einen Zustand) herbeiführen‹; frieden anstellen
›Frieden / Waffenstillstand schließen‹.Wortbildungen:
anstellung
Belegblock:
Rosenthal. Bedencken
19, 25
(Köln
1653
): was von diser Lehr / zur anstellung eines Christlichen Wandels / vnnd vbung guter Andacht die Heilige Kirch [...] empfangen hab.
Chron. Nürnb.
5, 726, 15
(nobd.
, 1490
): In diesen leuften beschahen auch etlich anstellung eines frids zwischen den keiserlichen und küniglichen römischen wirden und dem kunig zu Ungern.
Chron. Augsb.
3, 513, 9
(schwäb.
, 1490
/1500
): ward der frid angestelt und gieng drei tag ein nach sant Bartholomeus tag.
Ebd.
7, 304, 16
(zu 1552
): empörung und entlich verderben gemainer stat, unsers geliebten vaterlands, anzuͤstellen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
83, 39
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): Den lanndtlewten wurden ire gschloss wider und der frid wardt also angestellt.
Schweiz. Id.
11, 154/55
.10.
›etw. ordnen, einrichten, einführen, regeln‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. anordnen
Syntagmen:
die haushaltung / ordnung / post / regierung / satzung / schule, das weisen- / zuchthaus a.
Wortbildungen:
anstellung
Belegblock:
Ralegh. America
14, 18
(Frankf.
1599
): wie sie zur zeit [...] deß Kriegs jre Regierung anstelleten.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew.
37, 33
(Straßb.
1650
): wie du dein Leben anstellest.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
58, 13
(moobd.
, 1478
/81
): Als er alle ding wol angestellt het, [...] liess er sich zu priester weihen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
138, 25
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): das payd tayl zu dem haubtman von Cily schickten und, wie der dy sach anstellt, des wolten sy verfolgen.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 9, 3
; Chron. Augsb.
7, 315, 9
; Merk, Stadtr. Neuenb.
116, 2
; Schweiz. Id.
11, 153
; Rwb
1, 740
.11.
›etw. aufschieben, vertagen, anstehen lassen; etw. (ein Ereignis in einer Erzählung) zurückstellen‹.Bedeutungsverwandte:
aufschieben
verlängern
anstehen
Wortbildungen:
anstellung
Belegblock:
Opel, Spittendorf
164, 4
(osächs.
, um 1480
): Ich hub an vorbas zu bitten, das sie mirs gnediglich anstellen wolden.
Bächtold, N. Manuel
140, 165
(1526
): Do stallt sie’s an bis über ein jar, | So wett sie antwurt geben gar.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 293, 5
(halem.
, 1508
/16
): stalt man dieselben sach der meisteren halb an und verhort man die Eignossen.
Chron. Augsb.
5, 129, 15
(schwäb.
, 1523
/7
): haben die regenti baiden tailen antwort geben und stellen die sach an auff des kunigs zuͦkunft.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
116, 17
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): Hye wil ich wider anfahen von dem kryeg, den ich vor angestellt hann von der ytzgeschryben hystoryen.
Seuffert u. a., Steir. Landtagsakten
2, 152, 24
(m/soobd.
, 1475
): darauf sullen all wochenphenning
[d.h.: deren Bezahlung]
[...] von werchleuten angestellt und nit geraicht [...] werden. Mell u. a., Steir. Taid.
197, 17
(m/soobd.
, 1572
): welche einnembung des perkrechtsmost auch zu ainer ordenlich bestimbten zeit [...] beschehen und nit angestelt werden.
V. Anshelm. Berner Chron.
1, 253, 24
; Bächtold, a. a. O.
139, 128
; Müller, Alte Landsch. St. Gallen
56, 19
; 181, 20
; Grossmann, a. a. O.
195, 28
; Mell u. a., a. a. O.
199, 28
; Siegel u. a., Salzb. Taid.
230, 22
; Maaler
27r
; Ulner
411
; Brinckmeier
1, 112
; Schwäb. Wb.
1, 267
; Schweiz. Id.
11, 154
; Rwb
1, 740
; Dief./Wü.
73
; Haltaus
44
.12.
›etw. unterbrechen, vorläufig beilegen‹; speziell den krieg anstellen
›Waffenstillstand schließen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. absetzen
abstehen
Belegblock:
Roder, Hugs Vill. Chron.
193, 24
(önalem.
, 1530
): wuͦrden zuͦr selben zitt all kryeg in Spanigen, Rom und England und allthalb angestellt.
Ebd.
201, 24
(1531
): lies man sy zuͦ Waltzhuͦt weder huͦten noch wachen, bis das der krieg angestelt ward.
Roth, E. v. Wildenberg
139, 18
(moobd.
, v. 1493
): das kriegen und rawͦben wert etwo vil jar, und ward darnach ein teil gericht, ein teil angestellt durch keiser Sigmund.
Chron. Augsb.
3, 161, 17
; Leidinger, V. Arnpeck
600, 28
; Haltaus
44
.13.
›e. S. (die negativ beurteilt wird) Einhalt gebieten, etw. (positiv Beurteiltes) behindern‹.Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
13618
(nrddt.
, 14. Jh.
): [die pfaffen] groz unvuge stellen | Mit unzellicher mane | Des vordamnisses ane.
Goldammer, Paracelsus
6, 101, 21
(1530
): dein gesatz wird ie lenger ie mehr verhindert und angestelt.
14.
›etw. verbieten; etw. einstellen‹.Bedeutungsverwandte:
abschaffen
abbieten
ablegen
absagen
abschlagen
abstricken
abstücken
Belegblock:
V. Anshelm. Berner Chron.
4, 264, 23
(halem.
, n. 1529
): alle spaͤn und zwitracht kristenlicher herren und staͤnden bi ban und acht anstellen.
Chron. Augsb.
8, 347, 8
(schwäb.
, zu 1548
): das schweren oder aidt [abnemen] anzuestellen oder fürgehen zue lassen.
15.
›sich in einer bestimmten Weise verhalten, gebärden‹.Bedeutungsverwandte:
anlegen
gebärden
gebaren
Belegblock:
Buch Weinsb.
5, 27, 33
(rib.
, 1560
): hat [...] sich wonderlich wie ein unsinnige frau angestalt.
Schöpper
115a
(Dortm.
1550
): Gestus exhibere. sich gebaren anstellen anlegen geberden.
Schweiz. Id.
11, 150
.