anrennen,
V.,
unr. (teils mit Rückumlaut).
1.
›jn./etw. (z. B. ein Haus) anfallen, überfallen, jn. tätlich angreifen; jn./etw. militärisch (oft: zu Pferde) angreifen‹; offen zu 2.
Bedeutungsverwandte:
anfechten
 9,
angreifen
 10; 14,
bestreiten
 2; vgl.
anfallen
 8,
1
anreiten
 1,
1
anwerden
 1.
Gegensätze:
fliehen
.
Syntagmen:
den könig / feind / schifzeug, das haus, die leute a.
;
jn. mit dem pferd a.
Wortbildungen:
anrenner.

Belegblock:

Chron. Köln
1, 3464
(
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Men spricht ein dinck des sijt gewis: | „Wale an gerant halff ueichten is!“
Mayer, Folz. Meisterl.
6, 99
(
nobd.
,
v. 1496
):
so schnelliclich an gerant | Fachten fir mercklich sach mich an.
Chron. Augsb.
1, 90, 27
(
schwäb.
, zu
1388
):
do wurden die von Rottenburg uberain und prachen die huͦt und ranten die feind an mit ainem geschrai.
Ebd.
8, 86, 17
(
schwäb.
, zu
1561
):
da ist er von iren dreien, so zu roß auf ine gehalten und verbutzet gewesen, angerent, von seinem pferdt abgesetzt [...] worden.
Maaler
20r
(
Zürich
1561
):
Einen der Angerennt vnd von feynden geschediget ist. [...]. Der schiffzeüg ist Angerennt vnnd angefochten worden / vnnd vnderstandẽ zeschedigen vnnd zeuerwuͤsten.
Bischoff, Steir. Landr.
221
(
m/soobd.
, Hs. 
v. 1425
):
Rennent die strasrawber piderlewt an, wer die sind, vnd wellent in ir gut nemen.
Turmair
4, 358, 25
(
moobd.
,
1522
/
33
):
wir sein als schnel im anrennen als im fliehen.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
163, 18
(
mslow. inseldt.
,
1632
):
Jśt Andre auß einem Zorn [...] mit einem bloßen Seibel des Simons hauß angerennet, den Simon außgefordert.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
7377
;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
192, 4
; 9;
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
120, 12
;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
10, 347, 3
;
350, 16
;
Chron. Augsb.
8, 145, 18
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
104, 12
;
Maaler
24v
;
Dietz, Wb. Luther
1, 95
;
Schmid, R. Cysat
6, 6
;
Ders., Pilgerreisen
404
;
Schweiz. Id.
6, 965
.
2.
›jn. (mit Worten) anfahren, anherrschen; jn. verbal angreifen; jn. im Wettstreit angreifen; sich aggressiv (auch unter erotischem Aspekt) gegenüber jm. verhalten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
anfaren
 6,
anzannen
 2.

Belegblock:

Pyritz, Minneburg
1760
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Die frawen rant ich undervorcht | Do an mit lieben blicken.
Mayer, Folz. Meisterl.
2, 47
(
nobd.
,
v. 1496
):
Sol von mir werden dar ge spant | Gen ydem der mich ye an zant, | Seyt sie doch kunst im sack gnug hant, | Wie ich ein schlechter mini strant | Von yn wirt an ge rant.
Sachs
17, 315, 10
(
Nürnb.
1563
):
Die was fraw Sorg genennet. | Mit worten mich anrennet: | Wilt du heut nit auffwachen.
Bihlmeyer, Seuse
82, 30
(
alem.
,
14. Jh.
):
daz ich weder an lip noh an eren von nieman bin angerennet wider min alten gewonheit.
Lemmer, Brant. Narrensch.
104, 50
(
Basel
1494
):
Ich bin gar offt gerennet an | Wile ich diß schiff gezymberet han.
Qu. Schweiz. Gesch.
1, 36, 18
(
halem.
,
1470
):
habe er [...] den angerennt mit ruhen worten, als ob man der statt das ir hinwegk geben woͤlte.
V. Anshelm. Berner Chron.
5, 237, 7
(
halem.
,
n. 1529
):
dass in der wit beruͤempt viend aller Evangelischen, doctor Eck, uf das schmaͤchlichest mit einem lasterbuͤechle angerent.
Koller, Ref. Siegmunds
125, 11
(Hs. P:
Basel, um 1440; Var. G: 16. Jh.):
der ward ye dick angereichet
[Var.:
angerennt
]
von dem probst [...], das er wolte in iren orden gon.
Sachs
17, 232, 19
;
Bad. Wb.
1, 59
;
Schweiz. Id.
6, 965/6
.