ankeren,
V.,
vereinzelt rückuml.; zu kehren
›wenden‹ (Dwb
).5, 408
1.
›etw. (vor allem: Fleiß) auf etw. verwenden, sich e. S. befleißigen, etw. (z. B. Mühe, Kosten) für etw. aufwenden, etw. aufbieten‹.Bedeutungsverwandte:
anlegen
anwenden
Syntagmen:
fleis
(sehr häufig) / arbeit / ernst / macht / müe / hilfe / kosten / stärke a.
, oft mit anschließendem Infinitivsatz (zu [...]
) oder Konjunktionalsatz (das [...] / damit [...] / ob [...]
).Belegblock:
Opel, Spittendorf
96, 7
(osächs.
, um 1480
): seyne gnade hette vil vleiszes der gebrechen halben angekart.
Kohler u. a., Bamb. Halsger.
276, 22
(Bamb.
1507
): das dieselben vnser Rete [...] mit jrer handlung vnd erkennen guten getrewen fleyss ankeren.
V. Anshelm. Berner Chron.
1, 2, 17
(halem.
, n. 1529
): der Kriechisch keiser Alexander [...] kart alle macht an, von redlichen taten ewigen ruͦm und nammen zuͦ erlangen.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
119, 34
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): mit hylff ains legaten von Rom kert er pesten vleys an, frid ze machen.
Turmair
5, 9, 13
(moobd.
, 1522
/33
): Do aber solchs Dieterich von Bern vernam, keret er grossen vleis an, lies im nichts so nöttig sein.
Opel, a. a. O.
87, 30
; Kohler u. a., a. a. O.
175, 50
; Kohler u. a., Peinl. GO Karls V.
150, 51
; Goldammer, Paracelsus
6, 112, 23
; V. Anshelm. Berner Chron.
4, 7, 20
; Kottinger, Ruffs Etter Heini
315
; Chron. Augsb.
3, 410, 19
; 438, 23
; 4, 234, 27
; 284, 2
; 362, 24
; 5, 352, 18
; 7, 84, 24
; 9, 234, 20
; Baumann, Bauernkr. Oberschw.
70,
Anm. 1; 193, 14
; Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
28, 29
; Reithmeier, B. v. Chiemsee
2, 7
; 64, 9
; Turmair
4, 471, 2
; Siegel u. a., Salzb. Taid.
79, 13
; Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
234, 32
; Schöpper
29a
; Maaler
22v
; 374v
; Dietz, Wb. Luther
1, 87
; Preuss. Wb. (Z)
1, 158
; Schwäb. Wb.
1, 225
; Rwb
1, 664
; Schweiz. Id.
3, 438
.2.
›sich mit einer Bitte an jn. wenden, jn. um etw. ersuchen‹.Halem./önalem.
Bedeutungsverwandte:
bitten
erfordern
angehen
ankommen
Syntagmen:
jn./etw.
(z. B. die obrigkeit / stat
) a. zu [...] / das [...]
; jn. bitlich / ernstlich / hoch (um etw.) a.
; dringliches a.
(subst.), mit js. a.
(subst.).Belegblock:
V. Anshelm. Berner Chron.
4, 166, 3
(halem.
, n. 1529
): uss trungenlichem ankêren der 8 Franzesischen orten fridsbreff zuͦschikt dem cardinal von Sitten.
Ebd.
5, 182, 19
: dass nuͤner orten boten die zwo staͤt fuͤrderlich ankêrten, inen die sach guͤtlich oder rechtlich ze vertragen ze vertruwen.
Tobler, Schilling. Bern. Chron.
2, 31, 26
(whalem.
, 1484
): Wir haben úwer lieb [...] hoch und treffenlich angekert, vermant, gebetten und ervordert, gerúst und gewarnet zuͦ sind.
Welti, Stadtr. Bern
589, 22
(halem.
, 1539
): sollent sy ander, ir statt hiezwischen ze uersehen, pittlich ankeren.
V. Anshelm. a. a. O.
1, 76, 18
; 4, 9, 2
; 177, 1
; Welti, a. a. O.
436, 8
; Müller, Alte Landsch. St. Gallen
163, 2
; Roder, Hugs Vill. Chron.
148, 22
; Maaler
22v
; Rwb
1, 664
; Schweiz. Id.
3, 438
.3.
›jn. anfallen, überfallen, angreifen (im militärischen wie im religiösen und sonstigen Sinne)‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. anfallen
anlangen
Belegblock:
Gille u. a., M. Beheim
73, 59
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): der engel pos und snot | chumpt offt czu einer friste | Van dem menschen, wann ere | czu einem andern teufel vert, | und hilfft im auch das er an kert | ein andern menschen mere.
Ebd.
151, 75
: er [tot] mit dem vieber den ankert | und den andern mit smerczen hert.
Chron. Strassb.
1, 75, 18
(els.
, 1362
): die ußern koment sturmende, gewefent und geritten, an die porten und kertent die an die do huͦtent.
Koppitz, Trojanerkr.
2339
(halem.
, Hs. E. 14. Jh.
): Daz wer ain gross unmässe | Welttind ir uff der strausse | Mich ankerren umb daz min.
Ebd.
2604
: ‚s wil ich in alleine | Ankeren‘, sprach der raine.
Jaksche, Gundacker
4189
(oobd.
, Hs. 1. H. 14. Jh.
): die marner do nicht liezen | si ancherten cehant.
Chron. Strassb.
1, 81, 15
; 2, 657, 32
.4.
›jn. greifen, fassen, js. habhaft werden‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. ankommen
Belegblock:
Leidinger, V. Arnpeck
531, 23
(moobd.
, v. 1495
): di heten gar gross schaden than mit dem prant, die man nie kund ankeren, wiewol in der herzog oft und dick nacheylet.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
182, 15
.5.
›etw. anstellen, ins Werk setzen, anfangen, durchführen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. anfahen
Belegblock:
Sachs
14, 174, 3
(Nürnb.
1551
): wie sol ich mein sach an-kern, | Das ich ein ander kalb gewinn?
Winter, Nöst. Weist.
4, 293, 39
(moobd.
, 15. Jh.
): so ich oder mein leut [...] sölhs auf meinen grunten oder gassen nicht ankeren möchten.
6.
›von jm. weichen, ausfahren‹.Bedeutungsverwandte:
ausfaren
Belegblock:
Sachs
14, 179, 17
(Nürnb.
1551
): Du [teuffl] wolst von diesem man ankern | In ein wildt rhörich in Behmrwalt.
7.
›jm. etw. schicken, zusenden‹.Belegblock:
Gierach, Märterb.
3138
(Hs. ˹moobd.
, A. 15. Jh.
˺): einen wint von taw chert er sy an, | das ïr da von nicht enwar.
8.
›(Vieh) zur Weide treiben‹.Oobd. Weistümer.
Bedeutungsverwandte:
treiben
Wortbildungen:
ankerung
Belegblock:
Siegel u. a., Salzb. Taid.
8, 20
Var. (smoobd.
, 17. Jh.
): würdet daß [...] unwaldmänische grassen und schnaiten, dan die übermässige ankerung des gaißvichs [...] abgestellet.
Ebd.
286, 26
(1494
): die außwendigen sautreiber [...] sullen anderthalben durch das land mit den swein und mit allem anderen vich nicht ankern noch etzen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
472, 18
(m/soobd.
, 1635
): das sie [...] allain ihre aigne roß neben dem rindvich ankeren [...] sollen.