angesiegen,
V.
1.
›jn. (Feinde)/etw. (z. B. ein Land, Tiere) besiegen, jn./etw. im individuellen Kampf, in militärischer oder (selten) rechtlicher Auseinandersetzung überwinden, schlagen‹; auch für die heilsgeschichtliche Auseinandersetzung zwischen Gott und Teufel gebraucht; offen zu 2; 3; 4.Bedeutungsverwandte:
obliegen
übermögen
überwinden
angewinnen
ansiegen
anstraussen
Syntagmen
mit Dat.: j. dem feind / könig
(jeweils mehrmals) /land
(zweimal) / bischof / gegenpart a., den juden / spartanern a., dem wolf / wurm a., den göttern a., dem argen a., satan jm. a., Jesus dem teufel a., kläger jm. a., wiesel dem unk a., jm. mit dem schwert a.
Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
5186
(nrddt.
, 14. Jh.
): Wen gesigestu dem argen ane, | [...] | Und geligestu dem vleische obe.
Gerhard, Hist. alde e
1450
(omd.
, um 1340
): Gedeon [...] en gesigte menlich an.
Altmann, Wind. Denkw.
117, 8
(wmd.
, um 1440
): wann die Venediger dez konigez vigent worent und vil boßheit stiftent [...], daz sie im angesigen möhtent.
Hübner, Buch Daniel
6940
(omd.
, Hs. 14.
/A. 15. Jh.
): Er [der kunic von westen] gesiget um und um | Dem kunge in norden an.
Sachs
16, 350, 15
(Nürnb.
1563
): Als sey er gar unüberwindlich | Und gar keins unglücks ist entpfindlich, | All seinen feinden ob ist liegen, | Ganz gelücklich ist angesiegen.
Ebd.
17, 508, 21
(1563
): Ich wil mich [...] | [...] zweyer wolff wehrn | Und den angesiegen mit ehrn.
Roder, Stadtr. Villingen
30, 12
(önalem.
, 1371
): gesiget im der claͤger an, so sol er den lib verlorn han.
Brandstetter, Wigoleis
207, 24
(Augsb.
1493
): mit der soellent jr dem wurme pheton angesigen.
Barack, Teufels Netz
13393
(Bodenseegeb.
, 1. H. 15. Jh.
): Ich trüw, der grœsser tail soll obligen | Und mit gewalt angesigen.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
2494
(halem.
, Hs. um 1435
): och Jhesus der guͦt | Mit sines crútzes werden stan | Dem tiefel hat gesiget an.
Roder, Hugs Vill. Chron.
155, 33
(önalem.
, 1526
): die puren zuͦ Salczbuͦrg sollten dem bischoff und dem Puntt angesigen.
Guth, Gr. Alex.
1367
(Hs. oobd.
, E. 14. Jh.
): Daz solt du gelauben mir | Daz ich kurczlich zu dir | Köm mit solher ritterschaft | Und mit also großer kraft | Der du an gesichen nicht | Maht.
Roth, E. v. Wildenberg
24, 8/9
(moobd.
, v. 1493
): wann das geschäch, das er den landen angesigt, so wolt er ein krist werden.
Hübner, a. a. O.
945
; Gille u. a., M. Beheim
82, 678
; Sachs
3, 462, 15
; 15, 361, 10
; 520, 24
; 16, 242, 3
; Chron. Strassb.
49, 23
; Kurrelmeyer, Dt. Bibel
5, 334, 19
; Chron. Augsb.
9, 61, 6
; Barack, a. a. O.
4150
; Sappler, H. Kaufringer
23, 62
; Strauch, Schürebrand
43, 2
; Lindqvist, K. v. Helmsd.
1571
; Päpke, Marienl. Wernher
7027
; Koppitz, Trojanerkr.
4324
; Dierauer, Chron. Zürich
31, 20
; Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
264, 16
; Langmantel, Schiltb. Reiseb.
28, 21
; Leidinger, A. v. Regensb.
641, 5
; Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
19, 5
; Kummer, Erlauer Sp.
5, 112
; 296
; McClean, Havich
4038
; Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
240, 7
; 367, 3
; Voc. Teut.-Lat.
b iijr
; Bad. Wb.
1, 51
; Schmidt, Hist. Wb. Elsaß
11
; Schwäb. Wb.
1, 209
; Wmu
1, 97
.2.
›jn. in einer wettbewerbsähnlichen Auseinandersetzung schlagen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. angewinnen
Belegblock:
Mayer, Folz. Meisterl.
93, 146
(nobd.
, v. 1496
): Der do gedenck | Er wol mir hie ob ligen, | Mit kunsten angesigen, | Der selb in schenck, | Tu mir den wein schon bringen.
3.
›jm. etw. durch eine erfolgreich verlaufene Auseinandersetzung abgewinnen, etw. von jm. erreichen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. abwinnen
angewinnen
Belegblock:
Pyritz, Minneburg
3564
(nobd.
, Hs. um 1400
): Din dıͤnen ir lycht angesigt, | Daz sie wirt hilffe gytig.
Primisser, Suchenwirt
14, 37
(oobd.
, 2. H. 14. Jh.
): Do man dem Hunt von Pern | Tzwir angesigt tzway vechten guͮt.
4.
›jn./etw. in innerem Kampf überwinden, e. S. Herr werden, sich gegen etw./jn. behaupten, jm./etw. (z. B. einer Versuchung) widerstehen‹.Bes. dicht in didaktischen Texten belegt.
Bedeutungsverwandte:
obliegen
wiederstehen
ansiegen
Syntagmen
im allg. mit Dat.: der schande / anfechtung / bekorung a., dem wiederteil a., den worten a., trunkenheit jm. a., etw. den tugenden a., teufel / böser geist / unstäte jm. a., weib dem manne a.
; die reichen
(Akk.!) a.
Belegblock:
Gille u. a., M. Beheim
74, 106
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): so die glaubhaftigen | Der anvechtung, die seu da hand, | durch gotes willen wider stand | und also angesigen.
Ebd.
186, 102
: der was doch ein volkomen man. | dem trunkenhait gesiget an, | das er lag und sich nicht versan.
Barack, Teufels Netz
1357
(Bodenseegeb.
, 1. H. 15. Jh.
): so leg ich allen minen flissen, | Wie ich die gaistlichen mug beschissen: | Wan mag ich den obligen, | So lat im der tüfel licht angesigen.
Koppitz, Trojanerkr.
3748
(halem.
, Hs. E. 14. Jh.
): Wer herren rättes in trüwen pfligtt, | Daz er schanden angesigtt.
Adrian, Saelden Hort
2840
(alem.
, Hss. E. 14.
/15. Jh.
): mit dem [guppel spil] der tiefel an gesigt | noch mannen und vrowen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
177, 18/19
(oobd.
, 1349
/50
): alsô gesigt der unêr vogel dem starken tier an. sam tuot ain unêr weip, diu gesigt oft ainem starken manne an.
Primisser, Suchenwirt
23, 95
(oobd.
, 2. H. 14. Jh.
): Daz manigem also luͤtzel vrumt, | Der im Unstæt læt angesigen.
Karnein, de amore dt.
185, 2
(moobd.
, v. 1440
): das ich mit allen meinen synnen kaum jren schönn vnd liepleichen worten mocht angesigen.
Drescher, Hartlieb. Caes.
252, 9
(moobd.
, 1456
/67
): er [ritter] het trost und hoffnung mit krafft des sacraments angesygen seinem widertail.
Vetter, Pred. Taulers
422, 3
; Strauch, Schürebrand
7, 10
Var.; Sappler, H. Kaufringer
19, 70
; Chron. Augsb.
3, 323, 8
; Banz, Christus u. d. minn. Seele
648
; 1285
; 1935
; Adrian, a. a. O.
3816
; Niewöhner, Teichner
201, 48
; Schwäb. Wb.
1, 209
.