1
angel (sehr vereinzelt vereinzelt
ange
); in der überwiegenden Mehrzahl der Belege der
,die
;-/-Ø
(+ Uml).1.
›Halte-, Ruhepunkt von etw.‹; hierzu speziell: ›bei einem im Griff feststehenden Messer Fortsetzung der Klinge ins Heft des Messers, Verankerung der Klinge im Heft‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. anhalt
Belegblock:
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
34, 45
(Hs. ˹omd.
, 1465
˺): twang, vor dem alle himelische ordenunge aus irem ewigen angel nimmer treten mügen.
Rot
339
(Augsb.
1571
): Polus, Ein angel des Himels / der spitz oder gipfel / ist ein Stern / der allweg an einer stat still steht / vñ sich nit wie ander Stern hin vnd wider bewegt/ Vnd sein solcher polus zwen.
Henisch
80
(Augsb.
1616
): Angel deß Him̃els / Polusstern.
Maaler
19v
(Zürich
1561
): Der Angel oder spitz deß himmels. Polus, Cardo mundi.
Schwäb. Wb.
1, 206
.2.
›Fußangel, Schlinge‹.Belegblock:
Sappler, H. Kaufringer
24, 74
(schwäb.
, Hs. 1472
): ob im strauchen würt der fuoss, | das er den angel dauhen muoss, | er stoßt in voll auf die nas.
3.
›Türangel‹; auch ›Scharnier‹; ›Lasche‹.Bedeutungsverwandte:
hake
Wortbildungen:
angelloch.
Belegblock:
Lexer, Tucher. Baumeisterb.
248, 21
(nürnb.
, 1464
/75
): dann soll der slosser dieselben sloß außsteuben [...] und desgleichen die hocken, engel und ör an den panden.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
10, 56, 6
(Straßb.
1466
): Ich sach den herrn stend ob dem altar. Vnd er sprach Schlag den angel: vnd die beystúdel werden bewegt.
Cirurgia H. Brunschwig
34ra, 34
(Straßb.
[1497
]): Sehent ir nit das der elenbogen an dem gebein gen sol wie ein huß thür in einem angel.
Koppitz, Trojanerkr.
19248
(halem.
, Hs. E. 14. Jh.
): Dar nach alle Troyschy tor, | Der angen offen stünden vor, | Wurden verspertt.
Kocher, Rechn. Schönenwerd
189, 73
(halem.
, 1375
): IIf umb die angen an dem kornhuse.
Voc. Teut.-Lat.
b iijr
(Nürnb.
1482
): Angel. ham’ od’ fischham̃e. od’ fußeysen od’ ringlein. od’ peyplech an harnasch.
˹Ral.: Henisch
80
(Augsb.
1616
): Wer sich zwischen thũr vnd angel steckt / der klemet sich. [...] Ein fauler wendet sich im bette / wie die thuͤr in der angel
˺.
Sachs
16, 402, 1
; Holtzmann, Gr. Wolfdietrich
103, 2
; 1080, 4
; Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
48, 12
; Mollay, H. Kottanerin
15, 9
; Voc. Teut.-Lat.
b iijr
; Voc. inc. teut. b
iv
; Dasypodius
289v
; Schweiz. Id.
1, 328
.4.
›Stachel von Insekten, insbesondere der Biene‹; allgemein: ›Stachel, Spitze überhaupt‹; oft ütr. Verwendung.Vorw. religiöse, didaktische, historisierende Texte.
Bedeutungsverwandte:
dorn
1
stachel
stechel
Syntagmen:
den a. erleiden / stecken lassen / auslassen
(›ausfahren‹), den a. in der wunde lassen, den a. aus dem leib ziehen
; a. stechen / reizen jn., wie der a. stechen
; jn. mit dem a. stechen
; böser / scharfer / verborgener a.
; a. am / im zagel
; a. des gewissens / hungers / todes, der armüte / bosheit
(mehrfach) / gierde / minne / sünde
(jeweils gen. def.), a. der biene / imme.
Belegblock:
Sachs
16, 458, 13
(Nürnb.
1563
): Wenn er erkennt sein grossen mangel, | Daß in auch stech seins gwissens angel.
Matthaei, Minner. I,
10, 596
(Hs. 15. Jh.
): des hat der mynnen angel | verschlickt meng küner tegen.
Vetter, Pred. Taulers
112, 10
(els.
, 14. Jh.
): ein boͤse verborgen angel ist in dem menschen, ein leit ougenschalk, das ist ein annemlicheit unde eine valsche nimlicheit.
Rieder, St. Georg. Pred.
325, 18
(Hs. ˹önalem.
, 1387
˺): dú dritte nature dez binlins ist daz ez stichet mit dem angen den mentschen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
2, 492, 17
(Straßb.
1466
; Var. Augsb.
1475
/80
): hetten schwentz geleyche der schorpien: vnd garteysen
[Z-Sa:
engel]
[...] warn in iren zegeln. Roloff, Brant. Tsp.
583
(Straßb.
1554
): In dir findt man groß leidt und mangell | Du bringst mit dir des todes angell.
Chron. Augsb.
9, 90, 36
(schwäb.
, 1544
/45
): nachdem der angel der boshait von dem wietrich Sextus zu sein [...] vollbracht was.
Koppitz, Trojanerkr.
13812
(halem.
, Hs. E. 14. Jh.
): Der armütte angel | Selten da gesechen ward.
Österley, Steinhöwels Äsop
55, 15
(Ulm
1474
/82
): Do sprach Esopus: Du bist ain vil ze böser angel und raiczest den herren ze ser uff den knecht.
Munz, Füetrer. Persibein
50, 7
(moobd.
, 1478
/84
): ditz stach sein hercz geleich dem scharffen anngel.
Turmair
4, 20, 5
(moobd.
, 1522
/33
): Angl, ängl: daran ein ding henkt, haft und ingêt, auch das wäx ist, nit guet an zu rüeren, sticht.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron.
24479
; Helm, H. v. Hesler. Apok.
5939
; Kurz, Waldis. Esopus
3, 69, 15
; Neumann, Rothe. Keuschh.
130, 32
; Sachs
16, 447, 3
; Asmussen, Buch d. 7 Grade
1998
; Kurrelmeyer, a. a. O.
2, 106, 10
(Var.); Koppitz, Trojanerkr.
10054
; Chron. Augsb.
3, 429, 10
; Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
282, 23
; 288, 30
; Niewöhner, Teichner
564, 2822
; Weber, Füetrer. Poyt.
222, 7
; Seemüller, Chron. 95 Herrsch.
194, 19
; Maaler
19v
; 83r
; 232r
; Hulsius 5v;
Henisch
79/80
; Schweiz. Id.
1, 328
.5.
›Angel, Gerät zum Fischen‹; allgemein: ›spitzes hakenförmiges Gerät zum Fangen von kleinen Tieren‹; auch ütr. verwendet.Bedeutungsverwandte:
fischhake
hake
2
ham
Syntagmen:
den a. ätzen / verdecken / (ins mer) werfen / schlingen; mit dem a. fischen
(mehrmals) / angeln, fische / hüner / tauben
(Ütr.: jn.
) mit dem a. fangen, querder an den a. stecken, am a. hangen; scharfer / krummer a.; a. des todes.
Phrasematisch: den a. bitter beissen
›auf Granit beißen, sich die Zähne ausbeißen‹, den a. schlicken
(dazu bdv.: in den strik fallen
) ›anbeißen, jm. auf den Leim gehen‹.Wortbildungen:
angelfischer.
Belegblock:
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl.
1, 502,
Anm. 2 (mosfrk.
, o. J.): weißet der scheffen, wie der fischer fischen sal, nemlich mit seinem eßsack, mit seinem stecheisen, mit seinem roitgaren, mit seinem anghen und mit seinem karp.
Froning, Alsf. Passionssp.
4486
(ohess.
, 1501ff.
): mer enwysßen nyt, wen hie (in) syn necze zyhet | adder wer synen angel sal slingen.
Luther, WA
32, 41, 18
(1530
): Er nam einen scharffen angel und hengte ein regenwurmlein dran und wuͤrff den angel yns meer.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
177, 13
(osächs.
, 1570
/7
): Was der fisch in einem jeden monat für querder annimpt und an die angeln zu stecken [...] seind.
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
85, 7
(nobd.
, 1344
): daß sie huͤner und tauben mit den angeln fiengen.
Bihlmeyer, Seuse
377, 4
(alem.
, 14. Jh.
): sú wenent, daz nieman wol sie, denne dem mit dem roten asse an dem krumben angel geluͦdert ist.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 664, 21
(schwäb.
, 1741
): mit was einer zu fischen sich erfrechet, es seye mit einem hamen, angel oder fischbären.
Fischer, Eunuchus d. Terenz
100, 9
(Ulm
1486
): du hast doch den angel geslickt darumb will Cherea sie schoͤn beweisen auß seiner urtail.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
219, 7
(moobd.
, 1473
/8
): Der hette ritter | vier tausent ausgesundert - | wer si bestuend, der pais den angel pitter.
Turmair
4, 725, 30
(moobd.
, 1522
/33
): Der angelt mit ainem gulden angel, der unbesunnen und liederlich sich in krieg begibt.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mat.
17, 26
; Feudel, Evangelistar
131, 20
; Gille u. a., M. Beheim
247, 20
; Bihlmeyer, a. a. O.
284, 9
; Kurrelmeyer, Dt. Bibel
7, 233, 11
; 8, 111, 5
; Fuchs, Murner. Geuchmat
1316
; Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst
1, 274, 6
; Müller, Welthandelsbr.
299, 32
; Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
310, 5
; Voc. Teut.-Lat.
b iijr
; Dasypodius
289v
; Maaler
19v
; Rot
315
; Mylius
D 7v
; Hulsius 5v;
Volkmar
268
; Henisch
79
; Dehnhardt, Metaphorik d. Mystiker.
1940, 64
.