anfaren,
V., unr. abl.
1.
›mit dem Wagen an etw. heranfahren‹; auch ütr.: ›übel ankommen‹.
Bedeutungsverwandte:
gestade
 1; 2,
urfar
.

Belegblock:

Haszler, Kiechels Reisen
41, 13
(
schwäb.
,
n. 1589
):
Wann wür nun dem acher botten gevolgt, [...] allein fort züehen, düe zeüt nicht vergebenlichen versemen, büs der gubernator kam, wehren wür eben recht angefahrenn.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
128, 11
(
mslow. inseldt.
, o. J.):
das an des Bartośch Bohuśch weingarten an Zufarn [...] Ein fraier Wagn Weg Ewiglich śoll gehalten werden.
Schwäb. Wb.
1, 198
.
2.
›mit dem Schiff an eine Anlegestelle heranfahren, anlegen, landen, festmachen‹; vereinzelt auch: ›mit dem Schiff wegfahren‹.
Gegensätze:
vgl.
abfaren
 2b.

Belegblock:

Rauwolf. Raiß
17, 15
([
Lauingen
]
1582
):
Alß wir nun auff 12 meiln zum Portu kom̃en waren (vermainend darein anzufahren) verendert sich bald das Wetter.
Rupprich, Dürer
1, 163, 35
(
nobd.
,
1520
):
zu Armuỹd, do ich anfuhr, do geschah mir ein grosser unrath. Do wir am lande stissen und unser saihl anwurffen.
Maaler
18v
(
Zürich
1561
):
Anfaren / vom land faren / daruon schiffen.
Turmair
4, 979, 4
(
moobd.
,
1522
/
33
):
Der schiket si mit herscraft herwider über an den Rein und solten im Niderland [...] anfaren.
Goedeke, Fischart
209, 731
;
Turmair
4, 1058, 26
;
Bad. Wb.
1, 48
;
Dietz, Wb. Luther
1, 76
.
3.
›(ein Gut) beziehen, (auf ein Gut) aufziehen‹.
Gegensätze:
abfaren
 1.

Belegblock:

Winter, Nöst. Weist.
1, 735, 11
(
moobd.
,
M. 15. Jh.
):
es sol auch ain ieder behauster hold, er kauf oder verkauf, der sol desselbigen guts ab- oder anfarn zu rechten tagen in drein vierzehen tagen.
4.
›sich zum Bergwerk, zur Grube begeben, einfahren‹; als Synekdoche: ›im Bergwerk arbeiten‹; auch allgemein: ›sich zum Arbeitsplatz, zum Ort einer Tätigkeit begeben‹.
Bedeutungsverwandte:
einfaren
 4.
Gegensätze:
vgl.
abfaren
 2a.
Syntagmen:
phraseol.
anfarende schicht
›Arbeitstag‹.

Belegblock:

Löscher, Erzgeb. Bergr.
67, 4
(
omd.
,
1544
/
5
):
Deß anfarens halben, wyͤe es vor alders den auch vor gut von berckleuthen und berckvorstendichen angesehen ist worden.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
20, 249, 21
(
schles.
,
1528
):
Es soll auch ein arbeiter den andern in den bergen oder schächten nicht ablösen oder anfahren, bis man mit der schichtglocke läutet, und welche arbeiter am montag anfahren, denen soll am sonnabend die ganze schicht bezahlt werden.
Ebd.
21, 29, 12
(
1533
):
so die gruben perge oder zechen in dreien anfarenden schichten nacheinander nicht pauhaftig gehalten.
Ebd.
20, 168, 31
;
249, 18
;
254, 22
;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
109
;
Veith, Bwb.
19
;
Bad. Wb.
1, 48
;
Vorarlb. Wb.
1, 83
.
5.
›jn. überkommen, jm. zustoßen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
anfallen
 2,
ankommen
 11.

Belegblock:

Vetter, Pred. Taulers
425, 15
(Anm.) (
els.
,
14. Jh.
):
dich ane varen kummer, ere, richtuom.
Dietz, Wb. Luther
1, 75/76
.
6.
›jn. verbal angreifen, anfahren‹; vereinzelt: ›jn. tätlich angreifen, anfallen‹.
Bedeutungsverwandte:
anfallen
 8,
anschnaufen
,
berespen
 2,
drohen
(V.) 1,
durchächten
(V.) 3; vgl.
anfechten
 9.
Syntagmen:
jn. mit schmähen / groben worten a., jn. übel / ungestüm / rauh / gewaltig a.
;
gräusliches a.
Wortbildungen:
anfarung.

Belegblock:

Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
8489
(
rib.
,
1444
):
so willen wir sunder sparen | Yn beide samen an varen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
5, 221, 19
(
Straßb.
1466
; Var.
Augsb.
1475
/
1518
):
die gruntuest des vmbringes seint eroffent. von der berespunge
[Z-Zck-Oa:
anfarung
]
des herrn vnd von der inetnung des geistes seiner tobheit.
Wickram
4, 14, 6
(
Straßb.
1556
):
so hett er auch sunder zweifel der red / so er mit seins nachbaurn sůn gehabt / lang in vergess gestelt / derhalben er von solchem greußlichen anfaren etwas schrecken empfieng.
Fischer, Eunuchus d. Terenz
45, 30
(
Ulm
1486
):
Sich wie er in strafft und fast anfert das er so arm ist.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
173, 18
(
oobd.
,
1349
/
50
):
wenne si [pfaffen] die vögel strâfent, die pei dem tag vliegent [...], sô varnt si die an mit den scharpfen krœueln irr grimmikait.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
87, 27
(
tir.
,
1464
):
da si nu die wort von im hörtten, da warden si in anfaren mit schmëhen vnd groben worten vnd triben in aus dem haus.
Meijboom, a. a. O.
4043
;
5143
;
9087
;
Luther, WA
32, 189, 28
;
Wolf, Norm im sp. Ma.
60, 73
;
Sachs
15, 75, 35
;
Kurrelmeyer, a. a. O.
1, 63, 22
(Var.);
7, 453, 11
(Var.);
Turmair
1, 481, 15
;
Schöpper
20b
;
Maaler
19v
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 144
.
7.
bedeutungsverwandt zu
austreiben
 8.