1
adel,der
, vereinzelt das
;-s/-Ø
(für Bedeutung 1, zweite Nuance).– Zur Sache:
Haberkern/Wallach
; 1, 24
Lex. d. Mal.
; 1, 118-141
Rwb
; 1, 427-431
GG
; 1, 1-48
Brinckmeier
; 1, 28-30
Hrg
; 1, 41-51
P. U. Hohendahl / P. M. Lützeler, Legitimationskrisen des dt. Adels
.1200-1900, 1979
1.
›Gesamtheit der Personen adligen Standes, Adel als Personengruppe‹; vereinzelt auch ›Einzelperson adligen Standes‹; offen zu 2.Bedeutungsverwandte:
edelman
edeler
herre
Syntagmen:
den a. unterdrücken; a. sitzen im rat / geben nicht zol / leben mit schande; dem a. leib und gut retten; vom a. reden; kinder an den a. bestatten; a. one tugend; tugend / sitte des a.; einer / zwei
[usw.] vom a.
(mehrmals); junker / grosser vom a.; loblicher / grosser / hochgekrönter a.
Belegblock:
Löscher, Erzgeb. Bergr.
143, 20
(omd.
, 1616
): zu erkundigen beym grundtherrn, bevorauß beym adel, ob sie solches mit in ihren lehnbriefen haben.
Gille u. a., M. Beheim
238, 1
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Mit singen ich den adel straff. | her kaiser, chung, furst, herr und graff | freÿ, riter, knecht, wer sich zu hoff | peschreibet wapens gnosse.
Barack, Zim. Chron.
1, 6, 34
(schwäb.
, M. 16. Jh.
): sie [die raisigen Cimbrischen] haben ain treffenlichen adel under inen gehabt.
Ebd.
2, 300, 20
: do hat er [...] so ain guldene schnur umb den huet gehapt, wie ainest der adel zu haben pflegt.
Ebd.
2, 481, 33
: Also do man von des adels sitten und manieren anfieng zu reden.
Primisser, Suchenwirt
1, 35
(oobd.
, 2. H. 14. Jh.
): Sin, hertze, tzungen und munt | Mit gǔtem willen ist berait | Tzu wirchen reiches lobes chlait | Dem hochgechronten adel.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
220, 15
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): wie das Romisch Reich [...] helm schillt getragen sind wurden und durch welhen adl.
Volkmar
410
; Golius
108
; Toeppen, Ständetage Preußen
5, 707, 3
; Thiele, Luthers Sprichw.
394
; Gille u. a., a. a. O.
444, 116
; Thiele, Minner. II,
13, 256
; Koller, Ref. Siegmunds
157, 37
; 261, 22
; Barack, a. a. O.
1, 305, 31
; Schlosser, H. v. Sachsenh.
2891
; Schade, Sat. u. Pasqu.
2, 10, 13
; 53, 13
; 187, 412
; Zingerle, Inventare
70a, 41
; Dietz, Wb. Luther
1, 44
; Wrede, Aköln. Sprachsch.
69
.2.
›Adel‹ (im rechtlichen Sinne), sehr vereinzelt als Dienststand, in der Regel als Geburtsstand; dementsprechend auch: ›adlige Geburt, adlige Herkunft, Adelsgeschlecht‹.Bedeutungsverwandte:
herrenstand
Syntagmen:
a. haben / verkeren / unter sich haben / tragen von geburt; dem a. nachgebure sein, jn. dem a. zuordnen, etw. dem a. (ge) ziemen
(mehrmals); jn. mit dem a. begaben, sich zu dem a. legitimieren, einer vom a. sein; von des a. zweig geboren sein; corpus / ursprung / geburt / herkommen / ere / zeichen des a.; hoher
(mehrmals) / minner / merer / geflikter / frommer a.
Wortbildungen:
adelsbrauch
adelsgenosse
adelsgeschlecht
Belegblock:
Jahr, H. v. Mügeln
1742
(omd.
, Hs. 1463
): davon in künges adel bleip | sin sam und ewiklichen stat.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
6, 7
(Hs. ˹omd.
, 1465
˺): Wir wellen beweisen, das wir [...] rechte faren in der werlt: niemands adels schonen, großer kunst nicht achten, keinerlei schöne nicht ansehen.
Gille u. a., M. Beheim
169, 4
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Durch mein geticht wirt euch perurt | von der hachvart, dy man volfurt | mit dem ursprung und der gepürt | und her chomen des adels.
Thiele, Minner. II,
13, 324
(Hs. ˹nalem.
/sfrk.
, 1470
/90
˺): Undrw ist nachgebür | dem adel unnd denn stetten.
Päpke, Marienl. Wernher
776
(halem.
, v. 1382
): Die userwelte mœgte schar | [...] | wurkend edel werk da bi | Mit der nǎdel und inder ram, | Als wol ierm adel gezam.
Ebd.
1677
: Wie das ewangelium [...] | [...] sin adel tůt bekant | Liber generacionis genant, | Da man im adels ere | Gicht me denne ieman mere. | Also was er hoch geborn.
Maaler
11v
(Zürich
1561
): Neüwer oder neüwe aufgestandner Adel / die von jren elteren haͤr nit edel sind oder adels gnoß / sunder von Fürstẽ (von waͤgen jrer herrlichen vnd ritterlichen thaaten willen) mit dem Adel begaabet.
Primisser, Suchenwirt
29, 98
(oobd.
, 2. H. 14. Jh.
): Gesworen aid mach ich
[Pfenning]
wolvail, | Ich gib vil rœt mit valscher ler, | Daz adel ich vil dikch vercher | Mit wuecher, grozzer gaitichait, | Daz maniger ritters namen trait. Klein, Oswald
22, 153
(oobd.
, 1. H. 15. Jh.
): Doch hat der mensch ain adel | von got.
Koller, Reichsreg. Albr. II.
147, 14
(1438
/9
): fleusset aller adel, ambter und wierdikeit aygenleich usz volkomenheit und macht eyns iglichen Romischen keysers oder kunigs und des heiligen reichs.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron.
258, 21
(moobd.
, 1478
/81
): wie wol der merer Adl [...] vil unlust mit dem mynnern adl hetten.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
219, 34
(oobd.
, 3. Dr. 15. Jh.
): Wer aber loblichs lang herkomen gern [...] list, der ist gleich dem adll, wann er ist langs herkomens.
Rintelen, B. Walther
59, 6
(moobd.
, 1552
/58
): wie es mit Abfertigung der Witfrauen bey denen vom Herrenstandt und Adel [...] gehalten wirdt.
Lohmeyer, K. v. Nostitz
137, 1
; 214, 24
; Ettmüller, Heinr. v. Meißen
379, 3
; Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 199, 10
; 222, 7
; Neumann, Rothe. Keuschh.
1739
; Hübner, Buch Daniel
8319
; Mone, Adt. Schausp.
1, 2762
; Thiele, Minner. II,
13, 232
; Karnein, Salm. u. Morolf
5, 5
; Sachs
17, 276, 1
; Koller, Ref. Siegmunds
255, 39
; Morrall, Mandev. Reiseb.
156, 15
; Sappler, H. Kaufringer
14, 29
; Spiller, a. a. O.
243, 30
; Weber, Füetrer. Poyt.
23, 5
; Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
190, 7
; Rintelen, B. Walther
117, 24
; Rot
353
; Mylius
G 8r
; Henisch
20
; Dietz, Wb. Luther
1, 44
; Wrede, Aköln. Sprachsch.
69
; Rwb
1, 432-434
.3.
›edler Charakter, hohe, vornehme Gesinnung, Edelmut‹; offen zu 4.Bedeutungsverwandte:
ausbund
edle art
ere
tugend
zucht
Gegensätze:
unteurigkeit
Belegblock:
Quint, Eckharts Trakt.
111, 9
(E. 13.
/A. 14. Jh.
): Von adel des innern menschen, des geistes, und von untiuricheit des ûzern menschen, des vleisches.
Alberus
y jr
(Frankf.
1540
): Adel [...] der von eim geringen geschlecht durch sein eigen tugent ehr erlangt / vnnd edel wirt.
Gille u. a., M. Beheim
54, 43
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Fursten und hern | sich ser verkern | an irem adel.
Bihlmeyer, Seuse
26, 19
(alem.
, 14. Jh.
): růmde si [herzliebe] mit lobe an schoͤni, an adel, an tugenden, an zartheit, an friheit.
Koppitz, Trojanerkr.
12712
(halem.
, Hs. E. 14. Jh.
): Gegen in baiden er gie | Des in sin adel nit erlie | Mitt züchten.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
2, 3
(noobd.
, 1347
/50
): So ist doch adel mein verpfliht.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
238, 16
(oobd.
, 1349
/50
): Pei dem tier verstên ich all verkêrt ordenung, als wenn die tôren die weisen lêren wellent [...] und wâ daz adel unedelt.
Lemmer, Brant. Narrensch.
76, 56
(Beleg unter 4, 1. Satz); Sappler, H. Kaufringer
5, 52
; Koppitz, a. a. O.
10112
; Harsdoerffer. Trichter
3, 119
f.4.
›Erhabenheit (Gottes), Größe, Vollkommenheit, hohe Art, Makellosigkeit (von Menschen, Gesinnungen, Sachen, Zuständen usw.)‹; auch abgestuft: ›Vorzug, Qualität von jm./etw.‹; im Vergleich zu 3 nicht nur spezifisch in Bezug auf den Charakter von Menschen, sondern allg. jede Art der Herausgehobenheit, auch von Sachen.Häufig in didaktischen Texten belegt.
Bedeutungsverwandte:
volkommenheit
fürtreflichkeit
übertreffenlichkeit
wirdigkeit
Syntagmen:
den a. letzen / bekennen, a. auf die creatur legen; mit a. geziert sein; hoher / rechter / natürlicher
(je zweifach) / adellicher / schaulicher a.; a. der natur
(zweifach) / vernünftigkeit, des geistes / gottes / menschen / lustes / schmackes / fingers / lebens; vol des a.
Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
16080
(nrddt.
, 14. Jh.
): Da wider hat so vestes adel | Der himel, swer da sin werk geleget, | Der blibet immer unbeweget.
Quint, Eckharts Pred.
1, 348, 4
(E. 13.
/A. 14. Jh.
): mit den engeln, die in der helle vervallen sint und hânt doch behalten den adel ir natûre.
Jostes, Eckhart
29, 11
(14. Jh.
): Di meister sprechen von dem hohsten adel des geistes.
Ebd.
74, 14
: Nieman enmak gotes adel noch sein wirdikeit mit keinen dingen begreiffen.
Neumann, Rothe. Keuschh.
3822
(thür.
, 1. H. 15. Jh.
): O du zarte, gebenedigete kuscheid, | god had vil adils an dich geleit.
Bihlmeyer, Seuse
162, 27
(alem.
, 14. Jh.
): aller adel und volkomenheit ist ze nemene nút na verwandlung sin selbes geschafenheit.
Ebd.
327, 20
: wan sú entgrobent den menschen und zoͤgent im sinen adel und des goͤtlichen wesennes úbertreffenlicheit.
Vetter, Pred. Taulers
412, 15
(els.
, 14. Jh.
): hie wurt geborn die wore minne in irme rehten arte und adel.
Lemmer, Brant. Narrensch.
76, 56
(Basel
1494
): Vß tugent ist all adel gemacht | Wer noch gůt sytt / ere / tugent kan | Den haltt ich fuͤr eyn edel man / | Aber wer hett keyn tugent nitt | Keyn zůcht / scham / ere / noch gůte sytt | Den haltt ich alles adels laͤr | Ob joch eyn fürst syn vatter wer | Adel alleyn by tugent stat.
Sappler, H. Kaufringer
13, 178
(schwäb.
, Hs. 1464
): es muoß dannocht edler sein | das gepain, das darin ligt. | der adel das gold hinwigt.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
20, 26
(noobd.
, 1347
/50
): Wanne nu der mensch [...] get aber an sinen schepfer und bekent sein adel und seinen gotlichen gewalt.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
365, 9
(oobd.
, 1349
/50
): er [der edel halm] hât die art, daz er kreftigt von dem adel seins smackes.
Jostes, a. a. O.
53, 23
; Thiele, Minner. II,
12, 296
; Pyritz, Minneburg
3221
; Bihlmeyer, a. a. O.
156, 5
; 192, 5
; 408, 3
; Vetter, a. a. O.
106, 14
; 229, 27
; 320, 10
; 363, 20
; Päpke, Marienl. Wernher
5975
; Sudhoff, Paracelsus
2, 216, 16
; Sappler, a. a. O.
27, 97
; Pfeiffer, a. a. O.
21, 7
; 280, 24
; 377, 19
; Spechtler, Mönch v. Salzb.
1, 97
; Klein, Oswald
83, 13
; Rot
331
; Henisch
20
.5.
›Wohnung, Raum, Ort‹; an 2. anzuschließen.Belegblock:
Helm, H. v. Hesler. Apok.
1668
(nrddt.
, 14. Jh.
): Daz Got in siben luchteren | Johannen sich beschouwen hiez | [...] | Daz ist ein stark gedute. | [...] | Der luchter ist des liechtes stadel, | Alz ist daz liecht des libes adel.