absterben,
V., unr. abl.
1.
›sterben, versterben (vom Menschen)‹; auch: ›eingehen, langsam vergehen‹.
Bedeutungsverwandte:
abgehen
 12,
ableiben
 1,
abscheiden
 2; vgl.
abversterben
.
Syntagmen
zu tod a., abgestorbener bruder/ priester
; oft subst.:
absterben des hern/ keisers/ der eltern/ geschäftemacher/ bürger/ einwoner.

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. II,
438, 49
(
Köln
1610
):
Wer hie abstirbt ohn Rew vnd Bůß, | Dort ewig groß pein leiden můß.
Lohmeyer, K. v. Nostitz
190, 27
(
preuß.
,
1578
):
Man sagt, daß sieder absterben des gotseligen alten hern Borg etzliche guter [...] zu sich getzogen solle haben.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
126, 5, 14
(
schles.
,
1384
):
daz sal se habin czu erym leybe, vnde wenne se abestirbit.
Merk, Stadtr. Neuenb.
172, 18
(
nalem.
,
1478
):
das si dann desselben abgestorben priesters verlassen güt ufgeschriben [...] haben.
Koller, Ref. Siegmunds
147, 15
(Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
wen ein bischof abstirbet, so můs man alwegen einen krieck han.
Chron. Nürnb.
5, 799, 8
(
nobd.
,
1516
):
die sich an zweifel nach absterben der gescheftmacher teglich begeben hetten.
Turmair
1, 50, 13
;
4, 610, 24
;
727, 22
;
Mell u. a., Steir. Taid.
86, 33
;
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
456, 22
;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
64, 19
;
Serranus 4r;
Maaler 2v; 6v;
Winkler, Flugschrr.
1975, 82
.
2.
›aussterben (von Geschlechtern)‹.

Belegblock:

Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 17, 3
(
halem.
,
1508
/
16
):
die herzogen von Lenzburg, [...] gar abgestorben sind.
Turmair
1, 370, 13
(
Nürnb.
1541
):
Das geschlecht Tubals in Hispania, do es nun bis ins drit glid geregirt het, starb es gar abe.
Ebd.
105, 33
(o. O.
1519
):
Die grafen von Mospurg, wie die abgestorben und die grafschaft an die fürsten von Bairen kommen ist.
Ebd.
4, 235, 10
;
Schwäb. Wb.
1, 73
;
Preuss. Wb. (Z) 1, 67.
3.
›durch js. Tod frei werden, wieder verfügbar werden (z. B. von Wappen, Gütern)‹.

Belegblock:

Koller, Reichsreg. Albr. II.
100, 17
(
oobd.
,
1438
):
Als der vest Gabend von Emerkingen selig mit tod abgangen und gestorben ist, der keyn manlich erbin hinder im gelassen hat und seine schild und helme mit im abgestorben sind, der auch ettlich lehenschaft zu lehen gehebt hat.
Rwb
1, 293
.
4.
›e. S. entsagen, sie als nichtig betrachten‹; offen zu 5.

Belegblock:

Mayer, Folz. Meisterl.
57, 78
(
nobd.
,
um 1480
):
Die [cristen] sich der sunden wot | Enplosset haben gare | Und hie der wellt ab sterben | Und die allein Got leben.
Ruh, Bonaventura
347, 8
(
oschwäb.
,
2. H. 15. Jh.
):
zů zefiegen durch sin uerschmechung vnnd absterben, vnd das ist der herschenden engel.
5.
›etw. (z. B. Neigungen des Leibes, sich selber als leibliches Wesen) unterdrücken, abtöten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
abbrechen
 11.
Religiöse Texte.

Belegblock:

Strauch, Schürebrand
31, 24
App. (
alem.
,
1498
/
9
):
das söllen wir nit lichtēklich uns vertrösten, sunder warten der frucht mit verfolgung und durechtung und mit emsigen absterben der naturlichen naigklichait.
Kehrein, Kath. Gesangb. I,
151, 26
(
Nürnb.
1631
):
JEsum lieb haben ist sehr gut, | Wol dem der sonst nichts suchen thut, | Mir selber will ich sterben ab, | Daß ich in jhm zu leben hab.
Warnock, Pred. Paulis
6, 177
(
önalem.
,
1490
/
4
):
Die frowen henkent ir schürtz und die closterfrowen ire wil fer herab bis uff die nasen, daz man sol wenen, sú sigint der welt gantz tod und abgestorben.
Reitz. Historie Der Wiedergebohrnen I, Zuschrifft
2, 9
(
Offenbach
1698
):
wann auch nur ein [...] Mensch/ auff den Berg Zion steigen/ die Welt uͤberwinden/ sich selbst absterben/ und Christo JEsu nachfolgen will.
6.
›jn. töten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
abtun
 8.

Belegblock:

Mayer, Folz. Meisterl.
52, 336
(
nobd.
,
um 1480
):
Welch pein in
[Akk. Sing. von
er
]
numer mer ab stirbt.
Zur Auffassung der Stelle: Die Berliner Hs. (1517/18) hat statt
in
die Lesart
im.
Das würde eine Bedeutung ›aufhören, zu Ende gehen‹, anzuschließen an 1, voraussetzen.