absolvieren,
V.
1.
›jn. von etw. befreien, freisprechen, entbinden‹; offen zu 2.
Bedeutungsverwandte:
erledigen
 1; 2.
Gegensätze:
verdammen
.

Belegblock:

Bömer, Pilgerf. träum. Mönch
9591
(
rhfrk.
,
um 1405
):
wurden sij [viel der krepper] bekant, | Sij wuͤrden absolviert vom konnige zu hant.
Laufs, Reichskammergo.
195, 2
(
Mainz
1555
):
soll er alßdann und nit ehe von der acht absolvirt und erledigt [...] werden.
Ebd.
214, 23
:
soll unverzüglich der appellat auf sein bitt und anhalten von der außgangen ladung absolvirt werden.
Henisch
8
(
Augsb.
1616
):
Einen von dem aid absoluieren.
Glitsch u. a., Hofger. Rottw.
75, 23
(
schwäb.
,
um 1435
):
wer also uf ain aucht ze ban kompt, den sol der gaistlich richter uß dem ban nit lassen noch in absolviern.
Ulner
431
;
462
.
2.
›jn. von Sünden freisprechen, lossprechen, absolvieren‹; in dieser, weitaus am häufigsten belegten Bedeutung vereinzelt Schreibreflexe aus der Mundart:
atzelfieren
, dazu:
Eckel, Fremdw. Murners.
1978, 27
; Spezialisierung zu 1.
Bedeutungsverwandte:
ablösen
 5,
erlösen
 2,
erledigen
 2,
erlassen
 2,
entsündigen
,
ledig sprechen
(s. v.
ledig
 4),
lossprechen
; vgl.
abrichten
 7.
Syntagmen:
jn. a.; die sünde a.; jn. der schuld
(mehrfach)
a.; jn. von der sünde / pein a.; sich a. lassen.

Belegblock:

Matthaei, Minner. I,
2, 340
(Hs. ˹
nalem.
,
1459
˺):
der Pfenning an dem rechten | tůt bannen und echten, | bevesten und citieren, | mit falschen zungen absolvieren.
Vetter, Pred. Taulers
282, 8
(
els.
,
1359
):
vil menschen, die bichtent zwenzig oder drissig jar und engetaten nie rechte bichte noch si enwurden nie absolviert.
Spanier, Murner. Narrenb.
95, 194
(
Straßb.
1512
):
Herr, legt mir die finger vff den kopff | Vnd atzelfieren mich dar von
(wohl lautliche Anlehnung an
atzel
[s. d.] ›Elster‹ sowie
Dwa
15, K. 3).
Gille u. a., M. Beheim
444, 55
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wen man apselviren sol, | so er dem priester kumpt zu peicht, | der gwint van gelt ein strǎffe. | wer pfennig gibt, des buss würt leicht.
Sachs
17, 34, 19
(
Nürnb.
1553
):
Dich ich nicht absolvieren kon | Weyl du nicht lassen wilt darvon.
Mayer, Folz. Meisterl.
100, 205
(
nobd.
,
um 1480
):
brengt mir die absolucion und gnad, | aber welcher wurt mich absolviren?
Nyberg, Birgittenkl.
1, 300, 24
(
oobd.
,
1554
):
do war der wyrdig vater zu im gangen vnd begert zu peichten vnd solt in absßolviren.
Anderson u. a., Flugschrr.
26, 5, 25
;
Thiele, Minner. II,
10, 223
;
Vetter, a. a. O.
202, 34
;
Spanier, a. a. O.
96, 1
;
Koller, Ref. Siegmunds
101, 14
;
119, 8
;
Welti, Stadtr. Bern
537, 8
;
Fischer, Folz. Reimp.
39, 838
;
Chron. Nürnb.
4, 152, 16
;
Schöpper
65a
;
Henisch
8
;
Rußland, Fremdw. b. Sachs
1933, 25
;
Möller, Fremdwörter.
1915, 61
.
3.
›jn. traktieren‹; Ütr. von 2.

Belegblock:

Barack, Zim. Chron.
2, 587, 42
(
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
wie in der pfaff mit rueten hab abgebutzet und absolvirt.
4.
›etw. vollenden, abschließen, erledigen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
abfertigen
 3.

Belegblock:

Henisch
8
(
Augsb.
1616
):
Absoluieren / ein buch außmachen / finire, perficere librũ.
Schmid, R. Cysat
1
;
Wrede, Aköln. Sprachsch.
44a
;
Schulz/Basler
1, 3
.