2
abkeren,V.;
zu 1
keren
›wenden‹. Das Wort ist außer in der fachsprachlichen Verwendung 8 vor allem in den Bedeutungen 10; 11 belegt.1.
›von einer bestimmten Stelle zu einer anderen hingehen, sich wohin begeben‹; zu
1
ab
1, 1
keren
.Bedeutungsverwandte:
vgl. abgehen
Belegblock:
Koppitz, Trojanerkr.
2598
(halem.
, Hs. E. 14. Jh.
): Wir sölten keren gegen im abe.
2.
›die Arbeitsstelle verlassen, die Schicht beenden‹; fachsprachliche Spezialisierung zu 1.Belegblock:
Löscher, Erzgeb. Bergr.
72, 27
(omd.
, 1563
): Es sollen auch hinfurder die arbeiter [...] am freytag abendts abekehren.
3.
›sich hinab-, hinunterbegeben‹; zu
1
ab
2.Bedeutungsverwandte:
niedersteigen
abgehen
Belegblock:
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Luc.
19, 7
(osächs.
, 1343
): daz her [Jhêsus] zů einem menschin eime sundêre abe kêrit wêre.
4.
›sterben, scheiden, heimgehen‹; verhüllend zu 1 oder 3.Bedeutungsverwandte:
vgl. abgehen
Belegblock:
Mayer, Folz. Meisterl.
13, 148
(nobd.
, vor 1496
): O jungfraw, preyt den mantel dein | Über unß sunder, so wir hie ab keren!
5.
›etw. entfernen, wegwälzen‹; anzuschließen an 1. mit Akk. d. S.Bedeutungsverwandte:
vgl. abwälzen
Belegblock:
Kurz, Waldis. Esopus
4, 99, 36
(Frankf.
1557
): Wenn du vom Loch den Stein abkerst.
6.
›(Waren) abladen‹; anzuschließen an 3 in spezialisierter Verwendung.Bedeutungsverwandte:
vgl. 1
abladen
Belegblock:
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
29, 22
(osächs.
, 1570
/7
): Von jedem wagen abzukehren dem wirker 1 gr.
7.
›jm. etw. (z. B. Schaden) vergüten, ersetzen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. ablegen
Belegblock:
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
133, 14
(m/soobd.
, 16. Jh.
): ist [...] erkent, [...] dem andern sein schaden abzukeren.
8.
›(Wasser) ableiten‹; zu
1
keren
2.Vorw. rechts- und wirtschaftsgeschichtliche Texte.
Bedeutungsverwandte:
wenden
ableiten
Belegblock:
Schatz, Sprache Oswalds.
45, 48
(oobd.
, 1. H. 15. Jh.
): ker ab! so sprach die mülnerin, | heb auff! schrai die päurin.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid.
73, 5
(m/soobd.
, 1606
): das der bach nit [...] von der hoffwiesen abgekert werde.
Merk, Stadtr. Neuenb.
113, 21
; 139, 26
; Siegel u. a., Salzb. Taid.
24, 1
; Bad. Wb.
1, 10a
.9.
›etw. (z. B. Zaunlücken) schließen, dicht machen, beheben‹.Belegblock:
Siegel u. a., Salzb. Taid.
78, 30
(smoobd.
, 1654
/68
): so soll das esster hinten nach im zuefahlen, darnach in dreien tagen alle lucken abkert [...] werden.
10.
›jn. zum Abfall von jm. bewegen, abtrünnig machen, trennen‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. abdrängen
Belegblock:
v. Bunge, Livl. UB
4, 127, 31
(balt.
, 1396
): mit drauwe derselben herunge her hatte abgekart vil man des stichtes zu Rige von dem vorgenomten herren erzbischofe.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Luc.
23, 14
(osächs.
, 1343
): Ir habit mir geantwortet disen menschin alse einen abe kêrinden daz volk.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
76, 11
(schwäb.
, 14. Jh.
): wie er die menschen abekere von gote.
Lemmer, Brant. Narrensch.
1050
; Strauch, Par. anime int.
21, 11
.11.
›sich von jm./etw. abwenden, lossagen‹; vor allem in mystischer Verwendung, einerseits für die Abkehr von Gott, dann auch: ›abfallen‹, andererseits für die Lösung des Menschen aus allen seine Beziehung zu Gott störenden Bindungen, dann auch: ›sich von etw. lösen, auf etw. verzichten, etw. aufgeben‹; zu
1
keren
4.Wörterbücher des 16. Jhs.; religiöse, vorw. mystische Texte des 14. Jhs.
Bedeutungsverwandte:
abstehen
1
abweichen
abwenden
abziehen
abscheiden
abferren
abfremden
Syntagmen:
von got, von dem götlichen liecht, von der seligkeit / tugend / welt / bescheidenheit / gleichheit / kreatur, von dem fürnemen, von zeitlichen dingen a.
Belegblock:
Ziesemer, Proph. Cranc. Jer.
5, 6
(preuß.
, M. 14. Jh.
): ja sint gemerit ire bruche, ir abkeren ist gesterket.
Quint, Eckharts Pred.
1, 70, 3
(E. 13.
/A. 14. Jh.
): Kêrte sich got ab allen crêatûren einen ougenblik, sô würden sie ze nihte.
Ebd.
2, 146, 2
: Daz abekêren von der saelicheit und von der tugent, dâ von kumet alliu sünde.
Ebd.
2, 74, 2
: Sô sich der mensche abekêret von zîtlîchen dingen und sich kêret in sich selben, dâ verstât er ein himelischez lieht.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 390
(els.
, E. 14. Jh.
): sv́ hattent ein frilich abe keren von gotte, wider sin ere vnd wider sinen willen, vnd hattent ein zvͦ keren zvͦ den creaturen.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
211, 6
(schwäb.
, 14. Jh.
): daz da inhanget dem bösen unde abgekeret ist von dem gotlichen [lieht].
Illing, Albert. Sup. Miss.
375
(els.
, um 1380
): wie wir vns [...] gotte opfren súllent: mit herze vnd libe, also daz, wir vns abekerent von glicheit dirre welte.
Vetter, Pred. Taulers
92, 6
(els.
, 14. Jh.
): Das ist daz sich der mensche abekere und abescheide von allem dem das nút Got luter und blos enist.
Ziesemer, a. a. O. Jer.
8, 4
; Quint, a. a. O.
1, 334, 1
; Sievers, Oxf. Benedictinerr.
2, 4
; Vetter, a. a. O.
51, 21
; 191, 34
; 325, 27
; Morgan u. a., a. a. O.
201, 11
; Kehrein, Kath. Gesangb.
3, 214, 46
; Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
17, 43
; Schöpper
105b
; Maaler
3v
; Schwartzenbach
A iiijv
.12.
›etw. (z. B. den Zorn) von jm. abwenden, ablenken, abhalten; jn. von etw. (einer Handlung o. ä.) ab-, zurück-, fernhalten‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. abwenden
Belegblock:
Fischer, Eunuchus d. Terenz
181, 25
(Ulm
1486
): Subtillich thůt der knecht mit disen worten den zorn deß alten von im und von dem Cherea abkoͤrn.
Kehrein, Kath. Gesangb.
1, 34, 8
(Nürnb.
1631
): GOtt woͤll vns allzeit mehren, [...] | Vnd vns vom boͤsen abkehren.