turn
(meist),
vereinzelt (wohl unter Einfluss von lat. als Varianten im Vokalismus sind auch
turm,
der
,die
turris
[f.]); -(e)s/-e(r)
, auch -Ø
+ Uml.;tarn
und torn
bzw. tarm
und torm
belegt; über
– Allen Gebräuchen liegt die Bedeutung ›Turm‹ zugrunde; 1 umfasst Türme jeglicher Art, 1a–1d verschiedene Funktionen dieser Gebäude, auf denen die Übertragungen in 1e–1f beruhen; 2-4 umfassen weitere, im Belegmaterial hoch frequentierte Funktionen; in 5 ütr. Verwendungsweisen.afrz.
tornele
, mfrz.
tournelle
aus lat.
turris
›Turm‹
, dies wiederum aus griech.
týrsis
›Turm, Burg, Palast‹
(Pfeifer
).2000, 1476
1.
allgemein: ›Turm, hohes Gebäude auf relativ kleiner Grundfläche, das verschiedenen Funktionen dient‹; wird auch als Vergleich herangezogen, in diesen Fällen offen zu 5; speziell: ›Turm zu Babel‹.Zur Sache:
LThK
; 10, 412
Lex. d. Mal.
ff.8, 1111
Phraseme:
im turn / in den turn
ein Karten- oder Würfelspiel; der turn zu Babylon
.Bedeutungsverwandte:
haus
getürne
haupt
kratte
Gegensätze:
1
keller
Syntagmen:
einen t. aufbrechen / (er)bauen / gefällen / verfertigen / versetzen, in die höhe erweitern, etw
. (z. B. pulfer
) einen t. zerbrechen
; ein t
. (Subj.) ausbrennen
, [wo] stehen
; j. als ein t. sein, sam ein t. stehen, als ein t. erhaben sein, etw
. (z. B. eine nase
) wie ein t. gebaut sein
; dem t. nachteil / schaden bringen
; am t. arbeiten, j. an einem t. hängen, auf einen t. gehen / steigen, jn. auf einem t. gebären, in einen t. laufen, etw. über den t. herabwerfen, von einem t. fliegen, zu einem t. ziehen, etw
. (z. B. fanen
) zum t. ausstecken, jn. zu einem t. aushangen
; der t. auf dem berg, bei dem fischmarkt, in Alexandria, von stein, wieder got
; der babylonische / bernsteinerne / eiserne / gezinte / grosse / hohe / neue / rote / runde / starke t
.; die höhe des turns
; der knopf auf dem t., das gewelbe unter dem t
.Wortbildungen:
turnbauung
turnfenster
turngarten
turngenosse
turngestül
türnischgeld
pfenninggeld
turnknopf
turnschlüssel
turnseil
turnspitze
turnstat
turnsteiger
decker
turnstube
turnstutzer
a) ›Kirchturm‹; vereinzelt: ›Teil eines Tempels‹.
Bedeutungsverwandte:
kirche
glokhaus
Syntagmen:
einen t. beginnen, eine kirche einen t. haben
; der t. sankt x
; zu jm
. (z. B. zum volk
) ab einem t. herab reden, etw
. (z. B. eine spitze
) an einem t. abwinden, etw
. (z. B. glocken
) in einen t. hängen / ziehen, die messe in einem t. vortragen, ein tempel mit zwei türnen bedekt sein
.Wortbildungen:
turnbote
b) ›Rathausturm‹; auch metonymisch: ›Rathaus‹.
Bedeutungsverwandte:
rathaus
Syntagmen:
den t. auf das rathaus machen
; jn. turnen verweisen
; an den t. schreiben, zu einem t. laufen
.c) ›Speicher, Silo für Getreide, Schießpulver u. Ä.‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. speicher
Syntagmen:
etw
. (z. B. pulfer
) in einem t. sein, etw
. (z. B. blei
) von einem t. nemen
.d) ›Belagerungsturm‹, der zum Teil auf Tieren (z. B. auf Elefanten) befestigt ist.
Bedeutungsverwandte:
bastei
1
bergfried
Syntagmen:
elefanten den t. auf dem rücken tragen
; türne
(Subj.) zum sturm dienstlich sein
; aus dem t. kommen
; der t. auf rädern
; der angelegte / hölzerne t
.; ein elfentier mit türnen
.e) vereinzelt: Motiv für Wasserzeichen.
f) ein Folterinstrument in Form eines schweren Steins.
Belegblock:
Allgemein:
Ziesemer, Gr. Ämterb.
507, 25
(preuß.
, 1434
): 1 burnsteynbilde mit eyner bunsteyn tarme mit silber beleit
(hier als Attribut der Hl. Barbara).
Toeppen, Ständetage Preußen
2, 326, 31
(preuß.
, 1441
): von des thormes wegen bey dem vischmarkte, der uff irer [burgermeister, rath] freiheit stett.
Luther, WA
17, 2, 501, 32
(1527
): Wenn [...] kirchweyhung ist, [...] da steckt man kaine fannen zuͤm thurn auß.
Fischer, Brun v. Schoneb.
233
(md.
, Hs. um 1400
): ouch ist gestellet vrouwe dine nase, | [...] | also ein torm gebuwet ho | uf dem hoen berge Libano.
Aubin, Weist. Hülchrath
237, 7
(rib.
, o. J., Hs. 1714
): Sämbtlich scheffen des gerichts [...] erkennen [...] einen freien faahr- und zinstag [...], darauf dan ein jeder schuldiger zinsman [...] alle seine fällige zinsen in roggen, habern, wie auch türnisch- und pfenningsgelder [...] zu zahlen [...] schuldig sein.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl.
1, 954,
Anm. 8 (mosfrk.
, 1482
): Wir Johan etc. tun kunt [...], das wir unserm kelner [...] einen unsern wingarten [...] (des tirmgenoissen sint oben zu Gewer Bacherachs [...]) [...] gelaissen hain.
Struck, Klöster
669, 21
(mosfrk.
, 1589
): Er soll den Bau mit aller Zimmermannsarbeit an Turmholz (
thurngestuell) [...] anfangen (Regestbeleg).
Kurz, Waldis. Esopus
50, 207
(Frankf.
1557
): Ob sie mich [Esopus] hoch auff einem thorn | Oder tieff im Keller het geborn.
Röhrich u. a., Cod. Dipl. Warm.
4, 256, 17
(omd.
, 1427
): do lis sich derselbe N. Ylenberg in der nacht by eynem seile us dem tormfenster, und wart also verfluchtig.
Jahr, H. v. Mügeln
1595
(omd.
, Hs. 1463
): unwegelich recht sam ein turm | ich [die sterk] ste.
Strauch, Par. anime int.
110, 3
(thür.
, 14. Jh.
): solde ein mensche uf einen torin rêchin, so muste he also hoch irhabin sin alse der torn.
Thiele, Chron. Stolle
458, 26
(thür.
, 3. Dr. 15. Jh.
): in dem selben jare [...] wart uff gericht unnd ge satczt dy torm spitcze.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
36, 23
(osächs.
, 2. H. 14. Jh.
): der kunig [...] liz buwyn vor syme tode czu eyme gedechtnisse [...] czwene turme von steyne x schrete ho.
Schnelbögl, Salb. Karls IV.
131, 36
(nobd.
, 1366
/8
): Der sayler sol nemen past ab holz [...]. Davon sol er geben ein turnseyl dem amptman.
Chron. Nürnb.
5, 598, 15
(nobd.
, E. 15.
/A. 16. Jh.
): pfintztag vor Laurenti vieng man den Lindenast, turnsteiger oder deker.
Dienes, E. Gros. Witwenb.
99, 19
(nürnb.
, 1446
): so nam sie [Hastrubalis weib] zway iünge kynder [...] vnd flock mit yn von eym turn in die prynnede stat.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
201
(Nürnb.
1517
): alsdann [...] der teufel ein fürst diser werlt zu herschen angefangen het, und der sich auch unterstundt, ein turn wider got zu bauen.
Sachs
21, 77, 18
(Nürnb.
1559
): Auch nennt man ein spil: in den thurn, | Darob wir gar offt uneins wurn.
Thiele, Minner. II,
13, 215
(Hs. ˹nalem.
/sfrk.
, 1470
/90
˺): das pulver us salpeter | macht man mit listen also mangerley, | das es die thurn unnd die huser kann gefellen.
Müller, Nördl. Stadtr.
86, 21
(schwäb.
, 1370
/5
): Wer aber im tag zimlich kurtzweilen wölt in dem bret oder mit der karten, als bossen oder im thurn [...] soll in ains rats besonder straf steen.
Chron. Augsb.
6, 66, 8
(schwäb.
, zu 1535
): ist dem Michl Reusch der thurn, darin der statschmidt 54 jar gewest [...], aller von neuem gebaut und erweitert in die höch [...] worden.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat.
106, 18
(oobd.
, 1349
/50
): gemain läut [...] gelaubent auch wênik, wie ainr auzwendik der stat auf dem veld verr hin dan möht ains turns hœhen gemezzen in der stat mit ainem spiegel.
Chron. baier. Städte. Mühld.
401, 5
(moobd.
, 2. H. 14. Jh.
): Alle turnstet in der rinchkmaur sullent ledich sein der stat, swenn man da hin mauren will.
Siegel u. a., Salzb. Taid.
284, 35
(smoobd.
, 1494
): von des waldes wegen [...] hinab gegen dem Drätenpach, den sol ain turner innhalten von den planken und dem landgraben bei dem turen auf dem Jochperg.
Qu. Brassó
4, 235, 9
(siebenb.
, 1651
): ist gemeldter Turen im Purzengässer Thor verfertiget worden.
Joachim, Marienb. Tresslerb.
534, 17
; Toeppen, a. a. O.
3, 177, 24
; Luther, WA
36, 657, 27
; 47, 34, 4
; Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
65, 2
; v. Tscharner, a. a. O.
4, 17
; Thür. Chron.
6v, 7
; Hoffmeister, Kuffstein. Gef.
A vr, 20
; Fastnachtsp.
460, 20
; Sachs
20, 49, 8
; Bobertag, Eulensp.
56, 20
; Lemmer, Brant. Narrensch.
13, 74
; Morrall, Mandev. Reiseb.
26, 25
; Baumann, Bauernkr. Oberschw.
90, 4
; Uhlirz, Qu. Wien
2, 3, 4636, 15
; Zingerle, Inventare
147b, 37
; Voc. rerum
35r
; Dasypodius
309v
; Mylius
F 3r
; Dwb
11, 1, 2, 474
; Pfälz. Wb.
2, 679
; Schweiz. Id.
13, 1647
f.; Schwäb. Wb.
2, 506
; Rosenqvist, Frz. Einfluß.
1943, 603
; 606
ff.‒
Vgl. ferner s. v. anheben
3, 1
arche
12, 1
aufbrechen
3, ausbrinnen
1, aushangen
2, austun
3, babylonisch
1, bauen
7, palme
2.Zu a):
Luther, WA
8, 691, 21
(1522
): nach dem wir erlitten habenn szo viel [...] kloster boten, capellen boten, alter boten, glocken boten, turn boten.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
191, 259, 23
(thür.
, 1474
): als sy [gemeyne] da
[im Kirchturm]
ir begrepeniße habin, [...] so sollen sy auch hulffe thun [...] zcu deme thorme, da dy messen ynne vorbracht werden. Morrall, Mandev. Reiseb.
47, 6
(schwäb.
, E. 14. Jh.
): in ainem end der statt [Bethlehem] da ist gar ain schoͤn kirch gen orient veretz, und hatt schoͤn túrn wol erbuwen.
Chron. Augsb.
5, 35, 14
(schwäb.
, 1523
/7
): da ward die gros glogen [...] in thuren zogen und gehenckt.
Ebd.
7, 326, 15
(zu 1558
): so bitten [...] wir gantz underthenig, [...] daß er gemainer zech solche kirchen und turen [...] sambt den glogken widerumb zuͤstellen welle.
Haszler, Kiechels Reisen
316, 2
(schwäb.
, n. 1589
): Hüer ist zu wüssen, das gemelter tempel dös heiligen grabs von sanct Hölena [...] ist oben mütt zweyen dirmen bedöct.
Leidinger, V. Arnpeck
539, 28
(moobd.
, v. 1495
): zbüschen 10 und 11 der türnär zu Amberg redet herab ab sand Marteyns turen zu dem volk.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
128, 30
; Chron. Augsb.
4, 65, 23
; 420, 3
; Staub, Qu. Wien
3, 2, 2947, 13
; Pfälz. Wb.
6, 673
; Schweiz. Id.
7, 756
; 13, 1650
f.; Schwäb. Wb.
2, 501
.‒
Vgl. ferner s. v. abbehang
, abhang
3, abwinden
2, alsustanig
, beinbrech
3.Zu b):
Dat nuwe Boych
429, 38
(rib.
, 1396
): mallich van yn [partijen] [...] voigden dat also mit groisme hasse [...], dat yrre
[Ratsherren]
eyn den anderen zo leste dede tornen verwijsen [...] vnd vssme Rade setzen. Thiele, Chron. Stolle
229, 3
(thür.
, 3. Dr. 15. Jh.
): Do liff dy frowe [...] in dy stad unnde schrey [...], das dy burger [...] uff quomen und lieffen zu den torn zu.
Chron. Augsb.
5, 314, 1
(schwäb.
, Hs. E. 15. Jh.
/A. 16. Jh.
): in dem selben jar ward der turen auf das Ratthauß gemacht.
‒
Vgl. ferner s. v. algleich
1.Zu c):
Ziesemer, Gr. Ämterb.
18, 21
(preuß.
, 1422
): bley, das vom torme ist genommen.
Chron. Augsb.
5, 182, 9
(schwäb.
, 1523
/7
): da kamen sie [scharwachter] zuͦ ainem thuren, da was ob 350 c. pulfer in.
v. Bunge, Livl. UB
4, 374, 42
; Buch Weinsb.
2, 252, 2
; Schweiz. Id.
13, 1654
f.Zu d):
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
10, 189, 11
(Straßb.
1466
): wo das tier hin ging do hin gingen sy [mann]: [...] Besunder holtzen turner warren in gar veste das sy beschirmten.
Maaler
401v
(Zürich
1561
): Thürn (die) zū sturm dienstlich / als die mā vor zeyten auff rederen zog.
Ebd.
411v
: Turn auff rederen / so man hin vnnd wider fuͤrt die mauren zuͦ stürmen. [...]. Helphanten die hoͤltzin Türn auff jnen tragend.
Turmair
4, 405, 36
(moobd.
, 1522
/33
): [Ptolemæus] hat am parn an seim hof gehabt [...] viertausend helfentier mit türn und pasteien.
Ebd.
5, 110, 9
.‒
Vgl. ferner s. v. anleinen
1.Zu e):
Müller, Stadtr. Ravensb.
289, 36
(oschwäb.
, 1544
): man mache allenthalb bapir mit dem ochsenkopf bezaichnet, [...] derhalb si ir pitlich ansuͦchen, ain radt wölte inen ir zaichen, es weren ainer oder zwen thürn geben, das si darauf ziechen lassen.
Zu f):
Schwäb. Wb.
2, 502
(3. Dr. 15. Jh.
).2.
›Gefängnis, Kerker, Verlies‹; auch: ›Schuldturm‹; Spezialisierung zu 1.Phraseme:
etw. so gerne tun wie die bauern in den turn steigen
›etw. sehr ungern, gegen den eigenen Willen tun‹.Bedeutungsverwandte:
bloch
fängnis
gefängnis
keiche
kerker
schergenstube
stok
strafturn
zwinger
diebsturn
gefängnisturn
gewelbe
gewisheit
gilniz
haft
der / die
) 7, haftung
1
karzer
kaste
1
katze
loch
prisaun
profoshaus
Syntagmen
(in Auswahl): den t. aufschliessen
; der t. offenstehen
; auf einem t. liegen, jn. auf einen t. legen / schaffen / sperren / strafen, j. aus dem t. entrinnen, jn
. (z. B. den dieb
) aus dem t. holen / lassen, jm. etw
. (z. B. spiele
) bei dem t. verbieten, j. in (den) t. gehen / kommen / müssen, jn. in (den) t. antworten
›überstellen‹ / enthalten / füren / legen / setzen / werfen, j. in einem t. bestehen / bleiben / büssen / sterben, not leiden, jn. in einem t. behalten / haben / (ab)strafen, in die eisen schlagen, etw
. (z. B. eine keiche
) in einem t. stehen, jn. / etw
. (z. B. eine verbrechung
) mit dem t. strafen / züchtigen, jn. vom t. herab holen, jn. zu t. bringen / legen / weisen
; der t. des elends
; ein t. mit marter
; der tiefe / versperte t
.; etw. bei einlegen des turns gebieten
; der gefangene in dem t., der schlüssel zum t
.Wortbildungen:
turnbuch
turnhüter
kerkermeister
turnmeister
turnvater
turnsentlassung
Belegblock:
Toeppen, Ständetage Preußen
1, 682, 23
(preuß.
, 1435
): her Hans [...] spricht ouch, [...] daz euwir gnade den burgermeyster darumme in eyme torme strafete und bussete.
Luther, WA
15, 313, 9
(1524
): Schlechte diebe ligen ynn thormen und stocken, Aber offentliche diebe gehen ynn gold.
Buch Weinsb.
2, 144, 16
(rib.
, 1556
): ein erpar rait hat Reinhart Kriptz und mich stathelder der tornmeister gesatzt, haben auch die gefangen visitirt und etlichen loss geholfen.
Kollnig, Weist. Schriesh.
28, 44
(rhfrk.
, 1399
): stale einr [...] duche von der ramen [...], der wart geantwurt gein Schauwenburg in den torn.
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
50, 27
(nobd.
, 1336
): Der Spigelinne bruder ist deu stat verpoten [...], daz er begriffen wirt [...], so sol er [...] zwai jar in dem turn ligen ze pezzerunge.
Ebd.
56, 11
(1337
): Fritzzen [...] sint die leitheuser elliu verpoten und spile ain jar bei dem turn.
Baumann, Bauernkr. Rotenb.
121, 32
(nobd.
, wohl 1525
): sein wir beschwert, das man ain mitburger straft mit dem strafturn, [...] und nit mit dem versperten turn.
Bell, G. Hager
99, 1, 4
(nobd.
, 1594
): ir [sant Barbaras] vater spert sÿ auf ein duren gwis.
Sachs
16, 210, 9
(Nürnb.
1562
): Der vogt der ließ den vatter fahen, | Im thuren in die eysen schlahen.
Ebd.
22, 58, 16
(1524
): Da nimbt er [geytz] in [den armen], was sie haben, würfft sie in die thürn.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 307
(Hagenau
1534
): Er thut es gern / ja wie die bawren ynn thurn steigen.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen
162, 43
(halem.
, 1525
): etwen sind si arm, darumb si umb des besten willen mit dem thurn gestraft und züchtiget werden.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern
732, 29
(halem.
, 1634
/67
): Froͤmbde vagierende tirnen sollen [...] durch die ambtleuht deß lands verwisen und ihre namen allhar geschickt werden, dieselben ins thurnbuͦch eynzuschreiben.
Koller, Ref. Siegmunds
245, 8
(Hs. ˹Basel
, um 1440
˺): von keiserlicher ordenung wegen so sol alwegen im jubeljor alle gavangnisz, türnin, kercker offenston.
Maaler
411v
(Zürich
1561
): Turnhuͤter / Kerckermeister.
Chron. Augsb.
6, 50, 13
(schwäb.
, zu 1531
): also ist er [Rechlinger] von aim rath auf ain thurn geschafft worden.
Ebd.
9, 100,
Anm. 2 (1636
): Sollen die herrn burgermeister auch die gefengnussen als die Eisen mit Eisenvatter und die thurn mit thurnvättern dergestalt versehen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 601, 55
(schwäb.
, 1644
): Aydsform bey thurnsentlassung.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
26a
(mslow. inseldt.
, 1537
): Wer sach daß vnnter in [arbaÿtter] ainer saumig wer [...]: dann sol d(er) schaffer fur den Richter furen vnnd in den Thuern setzen vnnd sitzen lassen.
Toeppen, a. a. O.
2, 669, 26
; 3, 658, 20
; Luther, WA
15, 309, 23
; 47, 335, 27
; 53, 533, 13
; Chron. Köln
1, 309, 13
; Loesch, Kölner Zunfturk.
2, 58, 2
; 128, 16
; Chron. Mainz
1, 62, 28
; Brinkmann, Bad. Weist.
14, 34
; Adomatis u. a., J. Murer. Nab.
979
; Enders, Eberlin
3, 166, 27
; Schultheiss, a. a. O.
66, 4
; Mayer, Folz. Meisterl.
32, 97
; Loose, Tuchers Haushaltb.
175, 9
; Köbler, Ref. Nürnberg
79, 12
; Reichmann, Dietrich. Schrr.
201, 31
; Sachs
17, 100, 4
; 422, 4
; 20, 425, 8
; Lauchert, Merswin
14, 9
; Geier, Stadtr. Überl.
161, 7
; Müller, Lands. St. Gallen
21, 23
; 105, 9
; Baumann, Bauernkr. Oberschw.
143, 14
; Chron. Augsb.
7, 205, 5
; Gehring, a. a. O.
396, 40
; Müller, Stadtr. Ravensb.
186, 30
; Mell u. a., Steir. Taid.
2, 16
; Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
24, 43
; Turmair
4, 286, 32
; Skála, Egerer Urgichtenb.
90, 18
; Piirainen, Stadtr. Sillein
140b, 10
; Maaler
411v
; Pfälz. Wb.
6, 673
; Schweiz. Id.
13, 1652
ff.; Schwäb. Wb.
2, 502
.‒
Vgl. ferner s. v. amptknecht
1, antasten
10, auch
7, aufziehung
.3.
›Wehrturm, Wachturm‹; häufig als Teil einer Stadtmauer oder Befestigungsanlage, aber auch frei in einem Dorf oder einer Stadt stehend; ütr.: ›Figur im Schachspiel‹; offen zu 4.Bedeutungsverwandte:
1
bergfried
bastei
1
beschauer
landturn
Syntagmen:
den t. abschiessen / aufgeben / aufrichten / aufstossen / ausbrechen / bauen / bessern / besteigen / gewinnen / nemen / schiessen / wiederbringen / zerreissen / zerstossen, fest / stark machen, eine stat x türne haben, türne an die mauer setzen
; der t. ausbrennen, türne auf den brücken sein
; js. wappen an die türne malen, auf dem t. lugen / sein / wachen, jn. auf den t. lassen, jn
. (z. B. x man
) auf die türne befelen / bestellen / schicken / verordnen, der stat in türnen dienen, das wetter in den t. schlagen, ein torhaus mit einem t. beschauern, ein loch mit einem t. verwaren, eine stat mit türnen befesten / einfassen / umfüren / zurichten
; der t. in dem dorf
; der angelegte
›angezündete‹ / feste / geschlechte
›glatte‹ / innere / rote / scheiblichte / starke / steinerne / zerbrochene t
.; der wächter des turnes
; die mauer mit den türnen, der schlüssel zum t
.Wortbildungen:
˹turnherre
turnhüter
turnknappe
turnman
turnwächter
turnlon
turnordnung
Belegblock:
Hertel, UB Magdeb.
3, 380, 40
(nd.
/omd.
, 1487
): so aber die alde stad haben wolde, das das loch mit eyner maure adder thormen verwart werden.
Aubin, Weist. Köln/Brühl
82, 40
(rib.
, 1648
): Die von ihm erlassene
Turnordnung oder tagwacht des dorfs (Regestbeleg).
Chron. Nürnb.
5, 597, 20
(nobd.
, E. 15.
/ A. 16. Jh.
): het der ein seinn geseln vor ains nachtz herab gelassen am zug, den andern ließ der turnherr sein zeit herab.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
75, 30
(nobd.
, 1523
): so man einen bey nechtlicher weyl uff die zent fur das ober thor brengt, soll man dem thurnman zuschrey.
Leisi, Thurg. UB
6, 407, 19
(Nürnb.
1366
): daz die burger [...] den zolle [...] innemen und vezzen sullen [...] mit den nútzen, die von demselben zoll gevallent, túrne, ryngmauren und graben pezzern.
Merk, Stadtr. Neuenb.
85, 32
(nalem.
, 1496
): daz si [burgermaister, rat und gemain] von grund ain newe stat [...] pawen und dieselb mit mawren, turn, graben [...] einfassen, zurichten und befestnen sollen.
Roder, Stadtr. Villingen
150, 3
(önalem.
, 1573
): Welche zue wechter [...] angenommen werden, die sollen schwören ain aidt [...], so es an ainem ist, auf dem thurn zuo sein, zue wachen.
Chron. Augsb.
6, 31, 23
(schwäb.
, zu 1524
): also bestellt ain rath bis in 500 mann zuͦwachen, auch auf die thuren.
Ebd.
9, 353, 19
(1541
): [Drusus] hat die statt trefflich geziert | Mit gräben, thürn und mauren umbführt.
Turmair
4, 321, 33
(moobd.
, 1522
/33
): die Teutschen [...] entsezten [...] sich darab, pesorgten, es wär ein angelegter turn.
Rechn. Hermannst.
19, 12
(siebenb.
, 1468
): Georgio Thwrenhwͤtter dedit ratione sui salarii.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
73
(mslow. inseldt.
, 1537
): sollen sÿ auff die Ienigen so Ihr besoldung von d(er) stat haben als auff den Herrn hauptman, [...] Torwartl, Turmwechter [...] vnnd alle Statdiener vleÿsig aufsehen.
Qu. Brassó
4, 155, 32
(siebenb.
, 1570
): Auch gehet ein gross Feur auf in der Hermannstadt [...], welchs die Stadtmauren und Türn zerstiess.
Joachim, Marienb. Tresslerb.
499, 28
; Chron. Magdeb.
2, 166, 14
; Chron. Köln
1, 2269
; Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
168, 17
; Hertel, a. a. O.
536, 2
; 610, 35
; Thür. Chron.
4v, 28
; v. Tscharner, Md. Marco Polo
45, 19
; Hoffmann, Würzb. Polizeisätze
82, 31
; Bell, G. Hager
235, 2, 4
; Barack, Zim. Chron.
1, 8, 29
; Chron. Augsb.
2, 215, 4
; 7, 114, 10
; Grossmann, Unrest. Öst. Chron.
66, 10
; Roth, E. v. Wildenberg
83, 31
; Zingerle, Inventare
77a, 14
; Rechn. Kronstadt
3, 79, 6
; Piirainen, Stadtr. Sillein
109b, 22
; Qu. Brassó
5, 489, 4
; Pfälz. Wb.
6, 673
; Schweiz. Id.
13, 1648
ff.; Schwäb. Wb.
2, 501
f.; 506
; Rosenqvist, Frz. Einfluß.
1943, 608
f.‒
Vgl. ferner s. v. abblasen
1, abschiessen
4, agatstein
3, anblasen
4, ange
(Adv.) 2, 2
arche
, aufbauen
1, auffahen
5, aufgehen
8, ausbrechen
1, palast
2.4.
›Erker, turmartiger Teil einer Burg, eines Schlosses, Hauses‹; auch: ›Burg, Festung; Schloss, herrschaftliches Haus‹; in den Belegen ist z. T. nicht zwischen synonymer oder metonymischer Verwendung zu unterscheiden; oft nicht klar von 3 zu trennen; vereinzelt: ›Privatraum eines Fürsten in einer Burg‹.Bedeutungsverwandte:
burg
feste
kamer
palast
schlos
stat
die
) 3; vgl. ausschus
ausstos
Syntagmen:
den t. bauen / innehaben / sehen / verkaufen / versetzen, den t. auf starken grund setzen
; der t
. [wo] (z. B. in einem hof
) inneliegen
; jn. auf den t. füren, auf dem t. geheben, etw
. (z. B. raben
) auf den türnen sitzen, jn. von einem t. besingen, zu einem t. kommen
; der t. des hauses
; der t. auf dem haus / im palast
; der grosse / hohe / neue t
.; die stube im t., eine burg von x türnen
.Wortbildungen:
turnhof
Belegblock:
Chron. Köln
1, 814
(rib.
, Hs. 1. H. 15. Jh.
): ich saich alhie zo Duytze stain | van xv. turnen ein burch so starck.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
85, 7
(Frankf./M.
1568
): Auch Schloͤsser vnd Thuͤrnen [...] | Setz ich [Steynmetz] auff festen starcken grundt.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel
5, 412, 15
(Straßb.
1466
): phacee der sun romele sein hertzog der schwuͦr wider in [geroboam] vnd schluͦg in [...] in dem turn
[
PallastLuther
1545, 2. Kön. 15, 25: ]
dez kunigklichen haus. Ebd.
7, 77, 5
: sy [speher] flissen sich das er [holofernes] wúrd gewecket in turme
[
KamerLuther
1545, Jdt. 14, 8: ].
Leisi, Thurg. UB
8, 385, 9
(halem.
, 1398
): besunder wer die vesty, den thurn ze Gúttingen, jemer inne haͮt, umb die sibentzig phund Costentzer phenning [...] hab ze koffend gebin.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
573, 2131
; Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
6728
; Karnein, Salm. u. Morolf
781, 2
; v. Keller, Amadis
424, 32
; Pyritz, Minneburg
2750
; Kurrelmeyer, a. a. O.
6, 134, 17
Var.; Leisi, a. a. O.
6, 327, 25
; 8, 314, 15
; Rennefahrt, Stadtr. Bern
280, 13
; 383, 19
; Barack, Zim. Chron.
4, 169, 2
; Chron. Augsb.
2, 22, 16
; Thiel, Urk. Weltenb.
171, 35
; Staub, Qu. Wien
3, 2, 2870, 19
; Weber, Füetrer. Poyt.
35, 4
; Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
255, 9
; Schweiz. Id.
13, 16448
f.; Rosenqvist, Frz. Einfluß.
1943, 606
.‒
Vgl. ferner s. v. ampthof
, 1
an
3, palast
1.5.
verschiedene bildliche Verwendungen als Ütr. von 1 für unterschiedliche Bezugsgrößen (z. B. für ›Gott‹); zum Teil mit gen. explicativus auf die im Genitiv stehenden Größen übertragen, z. B.: ›Stärke‹; ›Freude‹; ›Sorge‹; in 1 Beleg: ›Zacken in der Krone‹.Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘, oft gebundener Form.
Syntagmen:
den t. aufrichten / bauen / fällen
; etw
. (z. B. brüste
) ein t. sein
; der t. des gesanges, der freude / sorge / stärke
; der t. wieder Jerusalem
; der starke t
.; die krone mit vielen türnen
.Belegblock:
Peil, Rollenhagen. Froschm.
114, 2216
(Magdeb.
1608
): auff dem Heupt ein gluͤend Kron / | Mit viel thuͤrnen erhoben schon.
Fischer, Brun v. Schoneb.
11726
(md.
, Hs. um 1400
): ich [brut] bin eine muer uzirkorn | und mine bruste sint ein torn.
Reissenberger, Väterb.
413, 48
(md.
, Hs. v. 1406
): der lebent purn, | Der awz der frewden turn | Flewzzet zu der rechten seiten!
Sachs
18, 203, 9
(Nürnb.
1565
): wir [...] | Sollen gott stets allein vertrawen, | Die thürne und stattmawren bawen, | Das ist die christenliche lehr.
Ebd.
245, 20
(1566
): Du
[Gott]
bist [...] | [...] vor den argen feinden mein | Ein starcker thurn und hoher trost, | Der du mich gnedig hast erlost. Kehrein, Kath. Gesangb.
3, 107, 4
(o. O. 1517
): Du schnoͤder Jud, [...] | [...] | Du magst nicht vellen disen turn
[gemeint ist Christus]
| Noch durch falschait, grißgram, noch mürn. Thiele, Minner. II,
32, 118
; Gille u. a., M. Beheim
23, 37
; zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
203
; Kehrein, a. a. O.
2, 395, 20
; Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
43, 16
.‒
Vgl. ferner s. v. 1
anger
1, bastei
.