truhe,
die
;
-en/-en, -nen
;
gelegentlich andere Hiatfüllungen belegt (
truche,
trucke,
2
truge,
trune
).
1.
›Truhe (allgemein für kastenförmige, mit einem Deckel verschließbare Möbelstücke unterschiedlicher Größe und Zweckbestimmung)‹; speziell: ›Kiste zum Verstauen von Hausrat, Geschirr‹; ›Vorratskiste‹; ›Bücherkiste‹; ›Kleiderkiste‹; ›Reise-, Transportkiste‹; selten: ›Kasten zur Aufbewahrung von Tierfutter‹; einzelne Belege offen zu 2.
Nicht im Alem. bezeugt.
Phraseme:
etw. in die lange truhe legen / spielen
›eine Angelegenheit so lange aufschieben, bis sie vergessen ist‹ (mehrfach).
Bedeutungsverwandte:
almei
,
kaste
 1,
kiste
 1,
lade
 1,
schrein
; vgl.
trog
 3.
Syntagmen:
die t. aufboren / aufbrechen / aufmachen / erschlagen / füllen / nemen / schaffen / zerhauen / zerschlagen / zimmern,
[wohin]
bringen / füren, machen lassen
;
die t
. (Subj.) [wo]
sein
,
weggehen
,
einen deckel haben
;
jn. in die t. einschliessen, etw
. (z. B.
mäuse
)
in der t. haben / suchen / tragen / ziehen, etw
. (z. B.
geld
)
in der t. vorhanden sein
;
die t. mit büchern, die t. zum futter
;
die alte / böse / eichene / eiserne / förene
›aus Föhrenholz‹
/ gute / hölzerne / lederne / lere / nusbaumene / verschlossene t
.;
das schlos an der t
.
Wortbildungen:
truhenschlos
,
truher
›Schreiner, Hersteller von Truhen‹ (a. 1476).

Belegblock:

Ermisch, UB Chemnitz
174, 35
(
osächs.
,
1470
):
Moget ir uns aber [...] mit rade unde hulffe an unser gnedigen hern nicht bistendig sein und di gebrechen yn di lenge trune legen.
Fastnachtsp.
382, 36
(
nobd.
,
n. 1494
):
O Fasnacht, [...] | Du machst heuser und herberg ploß, | Stuben, kamer, keler und kuchen | Der hantwerker, wo man wurt suchen, | In truhen, casten, schrein und keltern, | Was ie verwurfen unser eltern.
Rupprich, Dürer
1, 174, 1
(
nobd.
,
1521
):
mein truhen ist erst weggangen am samstag.
Loose, Tuchers Haushaltb.
104, 9
(
nürnb.
,
1513
):
kauft von Jorg Schmid schlosser [...] ein turschloß und ein truhenschloß.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
176, 5
(
Nürnb.
1548
):
lege es nit in die lange trugen / das du dich dahin gewehnest / das du from̄ vnnd Gotfoͤrchtig seyst.
Sachs
17, 495, 31
(
Nürnb.
1563
):
Dieweyl ihm
[dem Geizkragen]
ist der boden auß, | Auff daß er nur in seinem hauß | Füll keller, böden, truen und kasten.
Chron. Augsb.
2, 276, 21
(
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
darnach giengen sie in des von Argun haus und prachen alle schloß auf [...] an allen truchen.
Ebd.
5, 330, 21
(Hs.
E. 15. Jh.
/
A. 16. Jh.
):
also fielen sie dem thŭmdechant mit gewalt in sein hauß und zerheuen und zerschluͦgen im alle schloß und druhen.
Bastian u. a., Regensb. UB
484, 49
(
oobd.
,
1356
):
Darzu schuf der Noͤtzel [...] der stat ein truhen mit puchen, ist inne 98 puch chleiner und grozzer.
Nyberg, Birgittenkl.
1, 280, 20
(
oobd.
,
1558
):
Ich schwester Juliana Tucherin hab in meiner druchen: erstlich II grob vnd weiß röck [...].
Steinberger u. a., Urk. Hochst. Eichst.
401, 30
(
noobd.
,
1352
):
Ich schaff ir [meiner tochter] auch besunder mein bestiu truhen und mein besten armareien.
Turmair
4, 50, 32
(
moobd.
,
1522
/
33
):
Diser Noah [...] hebet an ain schif wie ein kasten oder truchen zu zimern.
Zingerle, Inventare
12a, 4
(
tir.
,
1485
):
Ain alte, pöse truͤhen zuͦm fuͦeter.
Ebd.
35b, 26
(
15. Jh.
):
in der stuben ain truhen, dar inn etlich zinnen, geslagen flaschen, kandlen [...].
Loose, a. a. O.
94, 2
;
96, 22
;
Chron. Nürnb.
3, 143, 10
;
Chron. Augsb.
3, 181, 16
;
252, 9
;
Baumann, Bauernkr. Oberschw.
73, 3
;
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 88, 4
;
Nyberg, a. a. O.
2, 226, 7
;
287, 43
;
Fischer, Eunuchus d. Terenz
103, 18
;
Mollay, H. Kottanerin
15, 12
;
Zingerle, a. a. O.
34b, 12
;
41b, 22
;
182b, 37
;
Dwb
11, 1, 2, 1332
;
Pfälz. Wb.
2, 568
;
Schweiz. Id.
14, 841
ff.
Vgl. ferner s. v.
2
aufboren
 1,
aufmachen
 1,
badpfeid
.
2.
›mit einem Schloss versehener Deckelkasten zur Aufbewahrung von Wertgegenständen‹ (allgemein); speziell: ›Truhe zur Aufbewahrung von Verwaltungsschrifttum und Siegeln‹; ›Schatztruhe, Geldkiste‹; ›Kasse zur Aufbewahrung und Verwaltung öffentlicher Gelder (z. B. aus Steuern, Ablass)‹; metonymisch: ›Finanzverwaltung‹; auch (partiell offen zu 3): ›Schrein zur Aufbewahrung kultischer Gegenstände (z. B. Reliquien, Altargerät)‹; häufig diminutiv: ›Schachtel, Kassette, Schatulle (z. B. für Schmuck, Dokumente, auch für Waffen und Munition)‹; ›Tabernakel‹; Spezialisierung zu 1.
Vorwiegend berichtende Texte, auch Inventare.
Phraseme:
etw. in die t. schreiben
›Finanzen verwalten, Buchhaltung betreiben‹.
Bedeutungsverwandte:
büchse
 1; 2,
kaste
 1,
kiste
 1,
schrein
,
stok
 13; vgl.
kasse
 1; 2,
lade
 4.
Syntagmen:
j. die t. finden / haben / herauftragen / leren / öfnen
;
die t
. (Subj.) [wo]
sein / stehen
,
zu etw. gemacht, mit dem schlos verwart sein
;
etw. aus der t. nemen, jm. die barschaft, das silbergeschir aus der t. stelen
,
der böse geist in die t. gebant sein
;
geld, x gulden in die t. legen, x gulden in dem trühlein finden
,
den hauptbrief, das geld in der t. (auf)behalten, geld in der t. klingen, verschrieben sein, briefe in der t. liegen / sein
;
die t. der zunft
;
die t. voller handgranaten / pechringe
;
die t. mit der heiligen krone, das trühlein mit vil heiligtums, zu oblaten
;
die beschlagene / gemalte / gemeine / gevierte / goldene / grosse / helfenbeinene / hohe / hübsche / kleine / silberne / goldene / zypressene t
.
Wortbildungen:
truhenfutter
›Schutzumschlag für eine Schatulle‹,
truhenknecht
›Untergebener des Truhenmeisters‹ (a. 1589),
truhenmeister
›Verwalter der öffentlichen Kasse‹ (a. 1608),
truhenpfennig
›Abgabe in die öffentliche Kasse‹ (a. 1542).

Belegblock:

Kollnig, Weist. Schriesh.
228, 34
(
rhfrk.
,
1618
):
Erstlich solle das gerichtssiegel, bücher [...] in der aufm rathaus zue Newenheim stehenden und dazue sonderbar gemachten truhen allerdings verbleiben.
Chron. Nürnb.
5, 554, 20
(
nobd.
,
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
man hat gelöst [...] auß den briefen bei 1700 gülden, Martini. item so ist gelegt in die truhen ob 4000 gulden.
Sachs
20, 502, 9
(
Nürnb.
1563
):
die juristen | Leren beutel, truhen und kisten.
Chron. Augsb.
1, 304, 6
(
schwäb.
,
E. 15. Jh.
):
ain silbrins buͤchßlins, darinn Christus pluͦt und ain trüchlin mit vil hailgtumbs.
Ebd.
2, 315, 24
(Hs.
16. Jh.
):
[er] stal im [priester], was er hett, auß sein truchen von barschaft und silbergeschier.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
333, 42
(
schwäb.
,
1603
):
Bey ieder gemeind sol ein gemeine trucken, darinnen die gemeindssachen aufbehalten werden, sein mit zweyen underschidlichen schlossen verwart.
Bastian u. a., Regensb. UB
141, 3
(
oobd.
,
1358
):
in dem LVIII. jar ward ze weinachten in di truhen geschriben, waz man der stat schuldig belaib.
Ders., Runtingerb.
2, 13, 7
(
oobd.
,
1389
):
in dem truhlein ist ain zetel und zwo chlain zetl, daran verchriben ist allez das gelt, daz [...].
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
512
(
oobd.
,
1607
/
11
):
1 schwartz höltzin trühelfutter, [...] darinn ein schön [...] trülin.
Mollay, H. Kottanerin
10, 37
(
moobd.
,
1439
/
40
):
vnd gıͤengen in das gwelb vnd truegen die truhen mit der Heiligen Kran her auf.
Turmair
5, 517, 2
(
moobd.
,
1522
/
33
):
Der
[Ablassprediger]
erlaubet auch künftige sünd und vergabs, schrier, alsobald der plaphart in der truhen kläng.
Rechn. Kronstadt
3, 252, 15
(
siebenb.
,
1559
):
Am Montag noch Margarethae haben Mein herrn aŭs der trŭnnen [...] genommen, wÿgen 6 Mark 3 pisetas.
Chron. Nürnb.
5, 724, 4
;
Chron. Augsb.
3, 266, 11
;
4, 97, 9
;
129, 18
;
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
483, 24
;
Bastian u. a., Regensb. UB
88, 26
;
Mollay, a. a. O.
13, 23
;
Winter, Nöst. Weist.
1, 906, 5
;
Turmair
4, 347, 9
;
Zingerle, Inventare
175a, 32
;
191a, 14
;
Dwb
11, 1, 2, 1332
;
Schweiz. Id.
14, 841
ff.;
Schwäb. Wb.
2, 410
f.
Vgl. ferner s. v.
auskommen
 3.
3.
›Sarg‹.
Obd. (vgl. dazu
Atlas d. dt. Volkskunde NF, Beih.
7
, Karte 2;
Cox, Die Bez. des Sarges [...].
1967, 95-100
).
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
arche
 8,
baum
 17,
kasse
 1,
sarg
 1,
totenbare
,
totenlade
,
trog
 5.

Belegblock:

Chron. Nürnb.
4, 193, 17
(
nobd.
,
15. Jh.
):
da ward die truch als vol
[vom Blut eines Heiligen]
, daz daz plut durch die truhen auß drang.
Bell, G. Hager
635, 8, 7
(
nobd.
,
1603
):
sie jn zu hant | jn ein druhn ge legt Haben. | Dar inn wur er | [...] | am dritten tag Be graben.
Chron. Augsb.
2, 69, 30
(
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
und waren wol 80 mentschen tot in allen pfarren, die stuenden all noch ob der erden in truchen.
Ebd.
3, 54,
Anm. 2 (
E. 15. Jh.
):
fünff truͦhen, da man die toten pfaffen einlegt.
Ebd.
302, 12
(Hs.
E. 15. Jh.
/
A. 16. Jh.
):
darin [in sant Afra kor] wurd gefunden der hailigen marterin sant Digna leichnam in ainer truͦchen.
Ebd.
18
:
das haupt was nit in der truͦchen bei dem leichnam.
Schweiz. Id.
14, 841
;
848
f.
Vgl. ferner s. v.
beinhaus
 1.
4.
›Lade, Kiste zum Transport von Waren‹; auch im Sinne einer zollpflichtigen Handelsgröße; häufig diminutiv: ›kleine Schachtel zur Aufbewahrung von Proviant, Süßigkeiten‹.
Bedeutungsverwandte:
kaste
 1,
lade
 1,
lagel
 1; vgl.
eimer
 1,
fas
,
karch
,
korb
 2,
mulde
 1,
schüssel
,
1
topf
 1,
trog
 4.
Syntagmen:
truhen anwerden / bringen
, [wo]
verhinderlich stellen
;
j. sand / steine bei der t. verkaufen
,
confect in die t. einmachen
,
essen, waren in der t. füren / tragen, der kaufmanschaz in der t. (eingemacht) sein
;
die t. mit zuckererbsen
,
x truhen vol kalk, vol spiegelscheiben
;
x truhen von etw
. (z. B.
von glas
);
die ganze t
.;
x denar an / pro x truhen
.
Wortbildungen:
truhenträger
›Hausierer‹ (a. 1627),
truhenweise
›kistenweise‹ (a. 1642).

Belegblock:

Helbig, Qu. Wirtsch.
2, 110, 21
(
md.
,
um 1530
):
Der Burger kan [...] beuttel, taschen, trun, kasten, vas vnd lagel anwerden vnd gute Müntze dauor bekomen.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
21, 220, 8
(
schles.
,
1657
):
bedürftig, zu liefern eine ganze Thrun durchsichtige Spiegelscheiben.
Geier, Stadtr. Überl.
579, 2
(
nalem.
,
1564
):
wölcher burger [...] seine karren oder truͦchen tags oder nachst an den gassen [...] verhinderlich stöllt [...], dero jeder ist [...] ain phund phening zuͦ straff verfallen.
Chron. Augsb.
2, 146, 13
(
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
und verkauften die leut stain und sand bei ainer truchen, daß niemant zu teur bedaucht.
Ebd.
4, 117, 7
(
v. 1536
):
die [Anna Lamenitlin] fuͦr nun zuͦ der hertzogin und macht ir vor [...] in ain trichlin kostlich confect ein.
Ebd.
5, 13, 11
(
1523
/
7
):
der airzeltlin und kiechlach halben, seien irer magd gewesen und habs im trühel mit ir gefiert.
Geier, a. a. O.
518, 11
;
Chron. Augsb.
1, 258, 3
;
Schweiz. Id.
8, 371
;
14, 593
;
841
;
843
;
845
;
Schwäb. Wb.
2, 410
 f.
5.
›Wasser-, Staubecken‹; auch: ›Bassin, Fischhälter‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
fischhalter
,
trog
 1.
Wortbildungen:
truhenschif
›Schiff mit einem Fischbassin‹ (a. 1458).

Belegblock:

Lexer, Tucher. Baumeisterb.
222, 7
(
nürnb.
,
1464
/
75
):
Es soll auch derselb geselle, dem ein paumeister den pach bevilcht, sehen zu den dreien gittern, die vor der truhen auf dem graben als der pach in die stat kumpt [...] sein.
Ebd.
229, 28
:
dardurch der pach über die truhen in (den) statgraben fellt.
Winter, Nöst. Weist.
1, 356, 5
(
moobd.
,
E. 15. Jh.
):
der her sol dem pfarer ein essen visch geben aüs der trühen.
Schweiz. Id.
8, 371
;
14, 846
.
6.
›kastenförmiges Behältnis (auf Rädern) zur Förderung von Erz‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
kaste
 11,
kübel
 2,
trog
 2.

Belegblock:

Schweiz. Id.
14, 846
;
Veith, Bwb.
503
;
Patocka, Salzwesen.
1987, 190
.
7.
›Kasten zum Transport von Personen; Sänfte‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
trog
 5.

Belegblock:

Schweiz. Id.
14, 842
;
846
.