truhe,
die
;-en/-en, -nen
;truche,
trucke,
2
truge,
trune
).1.
›Truhe (allgemein für kastenförmige, mit einem Deckel verschließbare Möbelstücke unterschiedlicher Größe und Zweckbestimmung)‹; speziell: ›Kiste zum Verstauen von Hausrat, Geschirr‹; ›Vorratskiste‹; ›Bücherkiste‹; ›Kleiderkiste‹; ›Reise-, Transportkiste‹; selten: ›Kasten zur Aufbewahrung von Tierfutter‹; einzelne Belege offen zu 2.Nicht im Alem. bezeugt.
Phraseme:
etw. in die lange truhe legen / spielen
›eine Angelegenheit so lange aufschieben, bis sie vergessen ist‹ (mehrfach).Bedeutungsverwandte:
almei
kaste
kiste
lade
schrein
trog
Syntagmen:
die t. aufboren / aufbrechen / aufmachen / erschlagen / füllen / nemen / schaffen / zerhauen / zerschlagen / zimmern,
[wohin] bringen / füren, machen lassen
; die t
. (Subj.) [wo] sein
, weggehen
, einen deckel haben
; jn. in die t. einschliessen, etw
. (z. B. mäuse
) in der t. haben / suchen / tragen / ziehen, etw
. (z. B. geld
) in der t. vorhanden sein
; die t. mit büchern, die t. zum futter
; die alte / böse / eichene / eiserne / förene
›aus Föhrenholz‹ / gute / hölzerne / lederne / lere / nusbaumene / verschlossene t
.; das schlos an der t
.Wortbildungen:
truhenschlos
truher
Belegblock:
Ermisch, UB Chemnitz
174, 35
(osächs.
, 1470
): Moget ir uns aber [...] mit rade unde hulffe an unser gnedigen hern nicht bistendig sein und di gebrechen yn di lenge trune legen.
Fastnachtsp.
382, 36
(nobd.
, n. 1494
): O Fasnacht, [...] | Du machst heuser und herberg ploß, | Stuben, kamer, keler und kuchen | Der hantwerker, wo man wurt suchen, | In truhen, casten, schrein und keltern, | Was ie verwurfen unser eltern.
Rupprich, Dürer
1, 174, 1
(nobd.
, 1521
): mein truhen ist erst weggangen am samstag.
Loose, Tuchers Haushaltb.
104, 9
(nürnb.
, 1513
): kauft von Jorg Schmid schlosser [...] ein turschloß und ein truhenschloß.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
176, 5
(Nürnb.
1548
): lege es nit in die lange trugen / das du dich dahin gewehnest / das du from̄ vnnd Gotfoͤrchtig seyst.
Sachs
17, 495, 31
(Nürnb.
1563
): Dieweyl ihm
[dem Geizkragen]
ist der boden auß, | Auff daß er nur in seinem hauß | Füll keller, böden, truen und kasten. Chron. Augsb.
2, 276, 21
(schwäb.
, Hs. 16. Jh.
): darnach giengen sie in des von Argun haus und prachen alle schloß auf [...] an allen truchen.
Ebd.
5, 330, 21
(Hs. E. 15. Jh.
/A. 16. Jh.
): also fielen sie dem thŭmdechant mit gewalt in sein hauß und zerheuen und zerschluͦgen im alle schloß und druhen.
Bastian u. a., Regensb. UB
484, 49
(oobd.
, 1356
): Darzu schuf der Noͤtzel [...] der stat ein truhen mit puchen, ist inne 98 puch chleiner und grozzer.
Nyberg, Birgittenkl.
1, 280, 20
(oobd.
, 1558
): Ich schwester Juliana Tucherin hab in meiner druchen: erstlich II grob vnd weiß röck [...].
Steinberger u. a., Urk. Hochst. Eichst.
401, 30
(noobd.
, 1352
): Ich schaff ir [meiner tochter] auch besunder mein bestiu truhen und mein besten armareien.
Turmair
4, 50, 32
(moobd.
, 1522
/33
): Diser Noah [...] hebet an ain schif wie ein kasten oder truchen zu zimern.
Zingerle, Inventare
12a, 4
(tir.
, 1485
): Ain alte, pöse truͤhen zuͦm fuͦeter.
Ebd.
35b, 26
(15. Jh.
): in der stuben ain truhen, dar inn etlich zinnen, geslagen flaschen, kandlen [...].
Loose, a. a. O.
94, 2
; 96, 22
; Chron. Nürnb.
3, 143, 10
; Chron. Augsb.
3, 181, 16
; 252, 9
; Baumann, Bauernkr. Oberschw.
73, 3
; Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 88, 4
; Nyberg, a. a. O.
2, 226, 7
; 287, 43
; Fischer, Eunuchus d. Terenz
103, 18
; Mollay, H. Kottanerin
15, 12
; Zingerle, a. a. O.
34b, 12
; 41b, 22
; 182b, 37
; Dwb
11, 1, 2, 1332
; Pfälz. Wb.
2, 568
; Schweiz. Id.
14, 841
ff.‒
Vgl. ferner s. v. 2
aufboren
1, aufmachen
1, badpfeid
.2.
›mit einem Schloss versehener Deckelkasten zur Aufbewahrung von Wertgegenständen‹ (allgemein); speziell: ›Truhe zur Aufbewahrung von Verwaltungsschrifttum und Siegeln‹; ›Schatztruhe, Geldkiste‹; ›Kasse zur Aufbewahrung und Verwaltung öffentlicher Gelder (z. B. aus Steuern, Ablass)‹; metonymisch: ›Finanzverwaltung‹; auch (partiell offen zu 3): ›Schrein zur Aufbewahrung kultischer Gegenstände (z. B. Reliquien, Altargerät)‹; häufig diminutiv: ›Schachtel, Kassette, Schatulle (z. B. für Schmuck, Dokumente, auch für Waffen und Munition)‹; ›Tabernakel‹; Spezialisierung zu 1.Vorwiegend berichtende Texte, auch Inventare.
Phraseme:
etw. in die t. schreiben
›Finanzen verwalten, Buchhaltung betreiben‹.Bedeutungsverwandte:
büchse
kaste
kiste
schrein
stok
kasse
lade
Syntagmen:
j. die t. finden / haben / herauftragen / leren / öfnen
; die t
. (Subj.) [wo] sein / stehen
, zu etw. gemacht, mit dem schlos verwart sein
; etw. aus der t. nemen, jm. die barschaft, das silbergeschir aus der t. stelen
, der böse geist in die t. gebant sein
; geld, x gulden in die t. legen, x gulden in dem trühlein finden
, den hauptbrief, das geld in der t. (auf)behalten, geld in der t. klingen, verschrieben sein, briefe in der t. liegen / sein
; die t. der zunft
; die t. voller handgranaten / pechringe
; die t. mit der heiligen krone, das trühlein mit vil heiligtums, zu oblaten
; die beschlagene / gemalte / gemeine / gevierte / goldene / grosse / helfenbeinene / hohe / hübsche / kleine / silberne / goldene / zypressene t
.Wortbildungen:
truhenfutter
truhenknecht
truhenmeister
truhenpfennig
Belegblock:
Kollnig, Weist. Schriesh.
228, 34
(rhfrk.
, 1618
): Erstlich solle das gerichtssiegel, bücher [...] in der aufm rathaus zue Newenheim stehenden und dazue sonderbar gemachten truhen allerdings verbleiben.
Chron. Nürnb.
5, 554, 20
(nobd.
, E. 15.
/A. 16. Jh.
): man hat gelöst [...] auß den briefen bei 1700 gülden, Martini. item so ist gelegt in die truhen ob 4000 gulden.
Sachs
20, 502, 9
(Nürnb.
1563
): die juristen | Leren beutel, truhen und kisten.
Chron. Augsb.
1, 304, 6
(schwäb.
, E. 15. Jh.
): ain silbrins buͤchßlins, darinn Christus pluͦt und ain trüchlin mit vil hailgtumbs.
Ebd.
2, 315, 24
(Hs. 16. Jh.
): [er] stal im [priester], was er hett, auß sein truchen von barschaft und silbergeschier.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
333, 42
(schwäb.
, 1603
): Bey ieder gemeind sol ein gemeine trucken, darinnen die gemeindssachen aufbehalten werden, sein mit zweyen underschidlichen schlossen verwart.
Bastian u. a., Regensb. UB
141, 3
(oobd.
, 1358
): in dem LVIII. jar ward ze weinachten in di truhen geschriben, waz man der stat schuldig belaib.
Ders., Runtingerb.
2, 13, 7
(oobd.
, 1389
): in dem truhlein ist ain zetel und zwo chlain zetl, daran verchriben ist allez das gelt, daz [...].
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
512
(oobd.
, 1607
/11
): 1 schwartz höltzin trühelfutter, [...] darinn ein schön [...] trülin.
Mollay, H. Kottanerin
10, 37
(moobd.
, 1439
/40
): vnd gıͤengen in das gwelb vnd truegen die truhen mit der Heiligen Kran her auf.
Turmair
5, 517, 2
(moobd.
, 1522
/33
): Der
[Ablassprediger]
erlaubet auch künftige sünd und vergabs, schrier, alsobald der plaphart in der truhen kläng. Rechn. Kronstadt
3, 252, 15
(siebenb.
, 1559
): Am Montag noch Margarethae haben Mein herrn aŭs der trŭnnen [...] genommen, wÿgen 6 Mark 3 pisetas.
Chron. Nürnb.
5, 724, 4
; Chron. Augsb.
3, 266, 11
; 4, 97, 9
; 129, 18
; Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
483, 24
; Bastian u. a., Regensb. UB
88, 26
; Mollay, a. a. O.
13, 23
; Winter, Nöst. Weist.
1, 906, 5
; Turmair
4, 347, 9
; Zingerle, Inventare
175a, 32
; 191a, 14
; Dwb
11, 1, 2, 1332
; Schweiz. Id.
14, 841
ff.; Schwäb. Wb.
2, 410
f.‒
Vgl. ferner s. v. auskommen
3.3.
›Sarg‹.Obd. (vgl. dazu
Atlas d. dt. Volkskunde NF, Beih.
, Karte 2; 7
Cox, Die Bez. des Sarges [...].
).1967, 95-100
Bedeutungsverwandte:
vgl. 1
arche
baum
kasse
sarg
totenbare
totenlade
trog
Belegblock:
Chron. Nürnb.
4, 193, 17
(nobd.
, 15. Jh.
): da ward die truch als vol
[vom Blut eines Heiligen]
, daz daz plut durch die truhen auß drang. Bell, G. Hager
635, 8, 7
(nobd.
, 1603
): sie jn zu hant | jn ein druhn ge legt Haben. | Dar inn wur er | [...] | am dritten tag Be graben.
Chron. Augsb.
2, 69, 30
(schwäb.
, Hs. 16. Jh.
): und waren wol 80 mentschen tot in allen pfarren, die stuenden all noch ob der erden in truchen.
Ebd.
3, 54,
Anm. 2 (E. 15. Jh.
): fünff truͦhen, da man die toten pfaffen einlegt.
Ebd.
302, 12
(Hs. E. 15. Jh.
/A. 16. Jh.
): darin [in sant Afra kor] wurd gefunden der hailigen marterin sant Digna leichnam in ainer truͦchen.
Ebd.
18
: das haupt was nit in der truͦchen bei dem leichnam.
Schweiz. Id.
14, 841
; 848
f.‒
Vgl. ferner s. v. beinhaus
1.4.
›Lade, Kiste zum Transport von Waren‹; auch im Sinne einer zollpflichtigen Handelsgröße; häufig diminutiv: ›kleine Schachtel zur Aufbewahrung von Proviant, Süßigkeiten‹.Bedeutungsverwandte:
kaste
lade
lagel
eimer
fas
karch
korb
mulde
schüssel
1
topf
trog
Syntagmen:
truhen anwerden / bringen
, [wo] verhinderlich stellen
; j. sand / steine bei der t. verkaufen
, confect in die t. einmachen
, essen, waren in der t. füren / tragen, der kaufmanschaz in der t. (eingemacht) sein
; die t. mit zuckererbsen
, x truhen vol kalk, vol spiegelscheiben
; x truhen von etw
. (z. B. von glas
); die ganze t
.; x denar an / pro x truhen
.Wortbildungen:
truhenträger
truhenweise
Belegblock:
Helbig, Qu. Wirtsch.
2, 110, 21
(md.
, um 1530
): Der Burger kan [...] beuttel, taschen, trun, kasten, vas vnd lagel anwerden vnd gute Müntze dauor bekomen.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil.
21, 220, 8
(schles.
, 1657
): bedürftig, zu liefern eine ganze Thrun durchsichtige Spiegelscheiben.
Geier, Stadtr. Überl.
579, 2
(nalem.
, 1564
): wölcher burger [...] seine karren oder truͦchen tags oder nachst an den gassen [...] verhinderlich stöllt [...], dero jeder ist [...] ain phund phening zuͦ straff verfallen.
Chron. Augsb.
2, 146, 13
(schwäb.
, Hs. 16. Jh.
): und verkauften die leut stain und sand bei ainer truchen, daß niemant zu teur bedaucht.
Ebd.
4, 117, 7
(v. 1536
): die [Anna Lamenitlin] fuͦr nun zuͦ der hertzogin und macht ir vor [...] in ain trichlin kostlich confect ein.
Ebd.
5, 13, 11
(1523
/7
): der airzeltlin und kiechlach halben, seien irer magd gewesen und habs im trühel mit ir gefiert.
Geier, a. a. O.
518, 11
; Chron. Augsb.
1, 258, 3
; Schweiz. Id.
8, 371
; 14, 593
; 841
; 843
; 845
; Schwäb. Wb.
2, 410
f.5.
›Wasser-, Staubecken‹; auch: ›Bassin, Fischhälter‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. fischhalter
trog
Wortbildungen:
truhenschif
Belegblock:
Lexer, Tucher. Baumeisterb.
222, 7
(nürnb.
, 1464
/75
): Es soll auch derselb geselle, dem ein paumeister den pach bevilcht, sehen zu den dreien gittern, die vor der truhen auf dem graben als der pach in die stat kumpt [...] sein.
Ebd.
229, 28
: dardurch der pach über die truhen in (den) statgraben fellt.
Winter, Nöst. Weist.
1, 356, 5
(moobd.
, E. 15. Jh.
): der her sol dem pfarer ein essen visch geben aüs der trühen.
Schweiz. Id.
8, 371
; 14, 846
.6.
›kastenförmiges Behältnis (auf Rädern) zur Förderung von Erz‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. kaste
kübel
trog
Belegblock:
Schweiz. Id.
14, 846
; Veith, Bwb.
503
; Patocka, Salzwesen.
1987, 190
.7.
›Kasten zum Transport von Personen; Sänfte‹.Bedeutungsverwandte:
vgl. trog
Belegblock:
Schweiz. Id.
14, 842
; 846
.